Graetz Raytronik Typ X 1000 W

Begonnen von pangeiger, 01. Juli 2019, 17:34

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pangeiger

Hi,

dieses Instrument ist mir kürzlich auch zugelaufen. Mittlerweile ist es mein längster / größter Geigerzähler also schon ein Unikum. (Es wird in digitaler Variante nach wie vor von Graetz produziert).

Einsatzzweck: Messen von kontaminierten weitgehend unzulänglichen Stellen. Zu diesem Zweck kann via Teleskop das Zählrohr 4m ausgefahren werden. Es kann natürlich auch fürs Mineraliensammeln und -detektieren etc. genutzt werden.

Witzigerweise ist der Meßbereich recht groß und reicht (umgerechnet) von 0,05 µS/h bis zu 10 S/h. Das Gerät ist/war wasserdicht/-geschützt und wird mit zwei 1,5 V Monozellen betrieben. Auf dem Messkopf sitzt eine Gummikappe mit eingearbeitetem Aluschild. Gemessen werden können Strahlungen im Gamma- und Betabereich; eine Impulszählung ist nicht möglich.

Das Gerät ist auf jeden Fall sehr aufwändig gearbeitet und eine relative Seltenheit.

Grüße
Peter

p.s. Was mir am besten gefällt: das Ticken / Piepsen (abschaltbar) ist unüberhörbar, um nicht zu sagen brutal laut: so muss ein Geigerzähler tönen.

DG0MG

Schick! Was ist denn da für ein Zählrohr drin? Ein Endfenster?

Zitat von: pangeiger am 01. Juli 2019, 17:34Einsatzzweck: Messen von kontaminierten weitgehend unzulänglichen Stellen.

Steht das so irgendwo?
Ich hätte ja gedacht, man zieht die Sonde aus Strahlenschutzgründen aus, um an ein potentielles, unbekanntes Objekt nicht so nah ran zu müssen?
"Bling!": Irgendjemand Egales hat irgendetwas Egales getan! Schnell hingucken!

pangeiger

Ja, sieht nach Endfester aus (zu sehen, nachdem man den Gummistopfen abgenommen hat).

Von der Feuerwehr wurde es wohl gerne genommen. Angenommen ein Labor brennt. Vier Meter von den Flammen kann man leichter die Radioaktivität checken als mit einem Gamma-Scout 50cm entfernt.

Ist auf jeden Fall ein skurriles Teil, auch vom Messbereich her. Ich meine 10 S/h wollte ich auch nicht aus kurzer Distanz abbekommen.


emanator

Ja das X1000W ist ein sehr aufwendiges Gerät, das eigentlich so nur für die Feuerwehr konzipiert war.
War in den 1970er bis Anfang der 1990er aktuell... dann gab es digitale Kombilösungen.

Es war das Gegenstück von GRAETZ zum "Teletector" von automess. Das Graetz war eigentlich das bessre Gerät.

Der hohe Messbereich von 10 Sv/h war ein Zulassungsvorraussetzung für die Feuewehr (die hatte eine genaue Zulassungsrichtlinie für Geräte).
Die Zulassungswerte wurde in den 1960er Jahrer ersonnen. Damals war noch Atom-Euphorie (Visionen von Reaktoren in Autos und so) und Kriegsangst gleichzeitig.
Da war man wohl der Meinung 10 Sv/h wären denkbar und notwendig.

Erst Anfang der 90 Jahre wurde die Zulassungsrichtlinie auf max. Messbereich 10mSv/h geändert (man hatte bei Tschernobyl gelernt, das man kleine und nicht hohe Dosisleistungen messen muss...). Heute gibt es kein besonderen Zulassungen für die FW mehr (EU-Recht).

Es sind im übrigen 2 Zählrohre verbaut !!! Beide sitzen am Ende des Teleskops hintereinander.
Vorne ein Niederdosis-Endfenster Zählrohr. Mit Gummikappe (die hat eine Metalleinlage), energiekompensiert und der Messwert absolut i.O (damals sogar eichfähig !)
Dahinter das Hochdosiszählrohr.

Die grösste Empfindlichkeit (Haupteinstrahlrichtung lt. Bedienungsanleitung !) ergibt sich also wenn man das Zählrohrkopf NEBEN das Messobjekt hält ! Beachten viele nicht.

Die abnehmbare Kappe diente nur dem Beta-Nachweis. Kappe Ab und höhere Anzeige = Beta-Anteil vorhanden. Einen richtigen "Messwert" hat man aber nicht.

Falls jemand Prospekt oder Bedienungsanleitung (stehen meine ich auch die ZR-Typen drin). Kann ich gerne mailen.

Der Nachfolger ist übrigens heute das GRAETZ X5plus + Teleskopsonde DE... im Prinzip das Gleiche in digital und modular zum Zusammenbau

DG0MG

Zitat von: emanator am 18. Oktober 2019, 13:25
Der hohe Messbereich von 10 Sv/h war ein Zulassungsvorraussetzung für die Feuewehr (die hatte eine genaue Zulassungsrichtlinie für Geräte).
Die Zulassungswerte wurde in den 1960er Jahrer ersonnen. Damals war noch Atom-Euphorie (Visionen von Reaktoren in Autos und so) und Kriegsangst gleichzeitig.
Da war man wohl der Meinung 10 Sv/h wären denkbar und notwendig.

Erst Anfang der 90 Jahre wurde die Zulassungsrichtlinie auf max. Messbereich 10mSv/h geändert (man hatte bei Tschernobyl gelernt, das man kleine und nicht hohe Dosisleistungen messen muss...).

Aha, das ist eine interessante Ausführung, die erklärt, warum so viele - quasi unbrauchbare - X50 ZS unterwegs sind. Da war wohl der Beamtenstaat etwas träge, denn das hätte schon viele Jahre eher heruntergesetzt werden müssen. Oder zumindest ZUSÄTZLICH genügend Niedrigdosissonden vorhanden sein müssen.
"Bling!": Irgendjemand Egales hat irgendetwas Egales getan! Schnell hingucken!

marco

Ha!
das erinnert mich grad an meine zeit bei der stützpunktfeuerwehr, hab damit "verlorene quellen" (N-aktivierte schrauben) suchen müssen.
ist ganz gut ausbalanciertes gerät, kann man grosse flächen absuchen; wie mit einer sense über dem boden langsam  hin und herschwingen
Vertrauen ist gut, selber messen ist auch gut

pangeiger

Vor allem anderen mag ich den Ticker: da überhört man nichts. Ich kenne kein Gerät, das in dieser Hinsicht besser abschnitte.