MDR Exakt: Radon - Die unsichtbare Gefahr aus der Tiefe

Begonnen von DG0MG, 27. Februar 2019, 21:52

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DG0MG

Soeben im MDR gelaufen:



ZitatRadon – die unsichtbare Gefahr aus der Tiefe
Ein Film von Monique Beier

Nicht nur von Atomkraftwerken geht eine schädliche Radioaktivität aus, sie tritt auch auf natürlichem Weg aus dem Boden - in Form von Radongas. Wir können es nicht sehen, riechen oder spüren, aber es ist ständig um uns. Das natürlich vorkommende Edelgas ist radioaktiv und in hoher Dosierung krebserregend.

Wir können es nicht sehen, riechen oder spüren, aber es ist ständig um uns: Radon. Das natürlich vorkommende Edelgas ist radioaktiv. Und es kann gefährlich sein. Nach dem Rauchen gilt es als Hauptursache für Lungenkrebs. Etwa 2.000 Menschen sterben jährlich in Deutschland an den Folgen der Radonbelastung.

Das Bundesamt für Strahlenschutz geht davon aus, dass jedes zehnte Haus in Deutschland erhöhte Radonwerte aufweist. "Radon ist einer der wichtigsten Innenraumschadstoffe neben Asbest, Schimmelpilzen und Feinstaub", sagt Dr. Michaela Kreuzer vom Bundesamt für Strahlenschutz. Doch während Deutschland über Dieselemissionen diskutiert und jeder weiß, dass Schimmel gefährlich ist, findet das Thema Radon kaum Beachtung.

Ein neues Strahlenschutzgesetz soll das ändern. Es sieht die Einhaltung eines Referenzwertes von 300 Bq/m³ in Wohn- und Arbeitsräumen vor. Sowohl Arbeitgeber als auch Vermieter sind angehalten, für ein gesundes Umfeld ihrer Arbeitnehmer und Mieter zu sorgen. Doch in der Praxis funktioniert das kaum. Denn es gibt nur wenige Anlaufstellen für betroffene Mieter. Nur zwei Bundesländer haben überhaupt Kontaktstellen für Radonbelastungen. Radon-Sanierungsfachmann Dirk Jung stellt immer wieder fest, dass es an Aufklärung mangelt: "Die Bevölkerung ist nicht sensibilisiert und hat absolut keine Ahnung von Radon und welche Gefahren davon ausgehen."

"Exakt - Die Story" über eine unterschätzte Bedrohung: Radon - die unsichtbare Gefahr aus der Tiefe.

Durchaus richtig, dass das Problem überhaupt nicht im Bewusstsein der Bevölkerung vorkommt. Ich weiss auch nicht, welche Radonaktivität in meinem Haus/Keller herrscht. Ein Grund dafür ist sicher die geringe Verfügbarkeit von geeigneten Messgeräten. Die preiswerteste Möglichkeit in relativ kurzer Zeit zu einem Ergebnis zu kommen, liegt immerhin im Bereich von ~200 EUR. Ein einzelnes Langzeitdosimeter kostet inklusive Auswertung wohl um die 50 EUR. Damit kann man dann aber nicht nach der Quelle (z.B. im Keller) suchen.

Man muss wohl doch mal das Theremino-Radon-Ionisationskammer-Projekt angehen.

Leicht amüsiert stelle ich fest, dass in der Doku auch wieder der Herr  "Gerd Meyer von der Stabstelle Wismutangelegenheiten" der Stadt Zwickau vorkommt, den wir erst dieser Tage beim WISMUT-Schotter hatten. Aber es ist ja schön, wenn sich einer vom Amt mal engagiert und nicht nur im Bereich 'Kosten sparen' und 'ja nicht an die Öffentlichkeit gehen' in Erscheinung tritt.

Gezeigt wurden verschieden Messgeräte, u.a. der "Radon-Scout Home" der immerhin sächsischen Firma "SARAD". Leider mit ~350 EUR auch kein Schnäppchen.

Hat jemand so ein Ding und kann mal berichten oder gar ein Review machen?
"Bling!": Irgendjemand Egales hat irgendetwas Egales getan! Schnell hingucken!

GeräteGuru

Die "Radon Scouts Home" sind echt Scheiße: Abscheideverfahren ohne Hochspannung - sehr unempfindlich. Dann sind die Dinger aufgrund des elektrostatischen Detektors auch noch stark durch elektomagnetische Wellen und Felder (z. B. Monitore, Handy's etc.) sehr empfindlich. Wir haben z.B. in unmittelbarer Nähe zu TFT-Monitoren Rn-Werte von ca. 5000 Bq/m³ "gemessen" - völliger Blödsinn!!...
Die neueren Geräte "Radon Scout Pro" hingegen haben als Detektor eine (leider kleine) LUCAS-Zelle und sind schon wesentlich besser für die AP-Messungen (Nachweis Unterschreitung Grenzwert 300 Bq/m³) geeignet.
Im Vergleich mit einem DKD-kalibrierten Rn-Monitor "AlphaGUARD" (Fa. Bertin, ehemals Genitron und dann Saphymo)) ist die Statistik der 60 min Messwerte zwar sehr hoch, aber prinzipiell liegen die Messwerte doch sehr nah beieinander. Auch bei Rn-Konzentrationsänderungen (Vergleichsmessung im Kalibriercontainer oder Tag/Nacht-Rn-Konzentrationsschwankungen an verschiedenen Messpunkten) "folgen" die Scouts dem AlphaGUARD zufriedenstellend.
Fazit: Die Radon Scouts Pro sind für Rn-Konzentrationsmessungen ab ca. 80 Bq /m³ (bei einem Messtakt von >= 60 min) geeignet und kann man sie mit den Home-Geräte NICHT vergleichen! Kosten: 1200€ pro Gerät. Zum Vergleich: ein AlphaGUARD 2000 PRO kostet ca. 11000€! 

ThomasS

"Price is only an issue in the absence of value" - W. Buffett

NoLi

Zitat von: ThomasS am 20. Februar 2021, 18:25
Ein Tagesschau Artikel von heute zum Thema Radon:
https://www.tagesschau.de/wirtschaft/technologie/radon-vorsorgegebiete-gefaehrdung-arbeitsplatz-101.html

Ha ha ha!!!

Schon der Titel ist irreführend:

"Radon im Boden Nur in kleinen Dosen heilsam

Stand: 20.02.2021 13:01 Uhr"

Warum? Ein Radon-Heilstollen wird nur als Heilstollen anerkannt, wenn die Radon-Konzentration mindestens 100.000 Bq/m³ beträgt. Schliesslich soll ja eine mess- und merkbare Reizung u.a. der Körperabwehrzellen erfolgen...und dazu benötigt man auch eine entsprechende Dosis.
Zum Vergleich: in der Strahlenschutzverordnung wird vom Richtwert 300 Bq/m³ geredet.

Die "Wettin"-Trinkquelle (!) im Radon-Bad Brambach hat eine Rn-Aktivität von ~ 23.000 Bq/l; die "Untere Grenzquelle"-Badequelle 1.620 Bq/l.
https://www.saechsische-staatsbaeder.de/bad-brambach/natuerliche-heilmittel-radon.html

Gruß
Norbert

DG0MG

Wieder Radon im MDR:

ECHT: "Radon - Die unsichtbare Gefahr"

nächsten Mittwoch, 28.04.2021
21.15 Uhr ∙ MDR Fernsehen

Man kann es weder sehen, riechen noch schmecken. Viele Menschen haben noch nie von ihm gehört: Radon. Das Naturgas entsteht beim natürlichen Zerfall von Uran. Auch Jahrzehnte nach dem Ende des DDR-Uranabbaus ist es in den Mittelgebirgsregionen Thüringens und Sachsens ein großes Problem das im Untergrund schlummert. Denn das Gas sammelt sich in Kellern und Erdgeschossräumen an und wird so für die Menschen zur echten Gefahr. Fünf Prozent aller tödlich verlaufenden Lungenkrebsfälle in Deutschland gehen auf das Konto von Radongas. Der Gesetzgeber hat reagiert: Seit Ende 2020 müssen alle Bundesländer sogenannte Radon-Vorsorgegebiete ausweisen. Dort muss gemessen und saniert werden, falls der zulässige Referenzwert überschritten wird. So sind in Thüringen 19 Gemeinden betroffen, in Sachsen sind es sogar 107.

ECHT-Moderator Sven Voss trifft eine Familie aus Freital. Experten haben in ihrem Haus eine Radon-Sauganlage installiert. Damit soll versucht werden, die extrem hohen Radonwerte zu senken.
Privathäuser sind das eine, aber auch zahlreiche Schulen in Freital und Zwickau sind betroffen. Seit sechs Jahren läuft in Sachsen das Programm ,,Radon in Schulen". Die Landesregierung lässt regelmäßig die Werte messen und versucht Schulen zu sanieren, so gut es geht. ECHT zeigt am Beispiel des Clara-Wieck-Gymnasiums in Zwickau, wie schwierig sich der Kampf gegen das hartnäckige Gas gestaltet.

ECHT hakt nach: Wie lösen die betroffenen Regionen das Problem mit dem unsichtbaren Gas? Wie gehen Gemeinden aus den ehemaligen Bergbaugebieten im Erzgebirge mit der Radonbelastung um? Und was ist mit der anderen Seite: Dem medizinischen Heilaspekt von Radon in der Schmerztherapie?

Bad Schlema im Erzgebirge, der Ort wurde in den 1920er und 30er Jahren zum vielleicht größten Heilzentrum für Radonkuren. Mit Beginn der Uranerzförderung für das sowjetische Atomwaffenprogramm ab 1946 wurde aus dem Segen ein Fluch – tausende Bergarbeiter starben an den Folgen radioaktiver Belastung mit Radon. Erst mit dem Ende des Uranabbaus wurde dieses Kapitel geschlossen. Wie geht man in Bad Schlema heute mit dem Thema um, wie gefährdet sind die Bewohner durch das weiter vorhandene Gas im Untergrund? Was unternimmt die Bergsicherung Sachsen, um den Ort und seine Bewohner zu schützen? Und wie hat sich die wiederentdeckte Radontherapie ab den 1990igern weiterentwickelt? Gibt es Chancen, von Krankheiten wie Morbus Bechterew geheilt zu werden?

Der Beitrag ist schon jetzt in den Mediatheken abrufbar:
https://www.mdr.de/tv/programm/sendung924740.html
https://www.ardmediathek.de/video/echt/radon-die-unsichtbare-gefahr/mdr-fernsehen/Y3JpZDovL21kci5kZS9iZWl0cmFnL2Ntcy80NTc4MjYzMy01OTUxLTQyMWYtYWVjMS01NTY4MGMxMDAzM2M/

Interessant: im Büro der Bergsicherung Schneeberg, die auf einem alten Haldengelände steht, steht ein Radon Eye.
Und die Bergleute unter Tage haben am Arbeitsort ein Gerät, dass ich noch nie gesehen habe: Ein "Alpha-Zähler AZ-2" des Geschäftsbereiches Umweltengineering der DFA Chemnitz. Ich nehme an, das war die Nachfolgetruppe des Wissenschaftlich-technischen Zentrums der SDAG WISMUT. Das Gerät ist immer noch das Standard-Alu-Druckguss-Gehäuse, das auch schon für den zivilen  VA-J-100, den RR66 und den UNIRAD verwendet wurde.
"Bling!": Irgendjemand Egales hat irgendetwas Egales getan! Schnell hingucken!