Radioaktives Wasser aus Fukushima soll ins Meer

Begonnen von DL3HRT, 13. April 2021, 06:49

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DL3HRT

siehe: https://www.n-tv.de/der_tag/Radioaktives-Wasser-aus-Fukushima-soll-ins-Meer-article22485852.html

Es handelt sich um 1,2 Millionen m3. Die Frage ist, wie hoch die Belastung des Wassers ist.

ThomasS

Hab's eben auch gelesen:
https://www.tagesschau.de/ausland/asien/japan-fukushima-wasser-101.html
1.2 Millionen Tonnen, das klingt erstmal viel. Entspricht aber eigentlich nur einem Würfel mit ca. 106m Kantenlänge.
Bei einer Tritium Halbwertszeit von 12,3 Jahren dürfte es bereits entsprechend weniger aktiv sein.
Und wenn man es über 30 Jahre ins Meer lässt, sollte es eigentlich keine Probleme geben. Aber teuer wird's sowieso, an der Havarie wird Japan bestimmt noch 30 Jahre zu knabbern haben.

Entsorgungsalternativen sehe ich jedenfalls nicht für das Tritium. Mit 10 Tankern nach Afrika schicken ? :-\

Einmal mehr sollte den Atomkraft Befürwortern klar sein dass es keinen Planet B gibt.
"Price is only an issue in the absence of value" - W. Buffett

Henri

Zitat von: ThomasS am 13. April 2021, 12:27
Entsorgungsalternativen sehe ich jedenfalls nicht für das Tritium. Mit 10 Tankern nach Afrika schicken ? :-\

Klar gibt es Alternativen. 10 Halbwertszeiten abklingen lassen, wie man das sonst auch so macht. Im Gegensatz zu den langlebigeren Nukliden ist der Zeitraum hier überschaubar. Aber man müsste (sehr viel) Geld in die Hand nehmen, um das zu machen. Also, die Japaner sind zu geizig und kippen es lieber ins Meer. Und verfolgen damit das selbe Prinzip wie vor 40-50 Jahren, wo man die Atommüllfässer einfach in die Nordsee gekippt hat - aus den Augen, aus dem Sinn...

Henri

Die Ableitung  belasteten Wassers soll Ende des Monats beginnen. Die IAEA hat einen ausführlichen Report dazu veröffentlicht:

https://www.iaea.org/topics/response/fukushima-daiichi-alps-treated-water-discharge-comprehensive-reports

Im Vorwege wird ein relativ hoher Anteile der Radionuklide in Filtern abgeschieden. Tritium wird nicht abgetrennt.

Die Tritium-Belastung des Wassers soll maximal 1500 Bq/l betragen (hinzu kommen die Aktivitäten der nicht vollständig abgetrennten anderen Nuklide). Die innerhalb eines Jahres freigesetzte Tritium-Aktivität soll maximal 22 TBq betragen.  Wenn mir nun beim Rechnen keine Nullen verrutsch sind, entspricht dies der Einleitung von ca. 15 Millionen Kubikmeter kontaminiertem Wasser pro Jahr, oder gut 40.000 m³ am Tag.

Die gesamte Einleitung soll über einen Zeitraum von 30 Jahren erfolgen.

NoLi

Zitat von: Henri am 07. August 2023, 11:29...
Im Vorwege wird ein relativ hoher Anteile der Radionuklide in Filtern abgeschieden. Tritium wird nicht abgetrennt.

Die Tritium-Belastung des Wassers soll maximal 1500 Bq/l betragen (hinzu kommen die Aktivitäten der nicht vollständig abgetrennten anderen Nuklide).
...
Das ist keine bemerkenswerte Tritiumkonzentration.
Zum Vergleich: Träger von SWATCH-Armbanduhren mit Kunststoffgehäusen und tritierten Leuchtmarkierungen wiesen in den 1990er/2000er Jahren im Urin eine Tritiumkonzentration von ca. 1.400 Bq/l auf.

Norbert

miles_teg

Zitat von: Henri am 13. April 2021, 14:11
Zitat von: ThomasS am 13. April 2021, 12:27Entsorgungsalternativen sehe ich jedenfalls nicht für das Tritium. Mit 10 Tankern nach Afrika schicken ? :-\

Klar gibt es Alternativen. 10 Halbwertszeiten abklingen lassen, wie man das sonst auch so macht. Im Gegensatz zu den langlebigeren Nukliden ist der Zeitraum hier überschaubar. Aber man müsste (sehr viel) Geld in die Hand nehmen, um das zu machen. Also, die Japaner sind zu geizig und kippen es lieber ins Meer. Und verfolgen damit das selbe Prinzip wie vor 40-50 Jahren, wo man die Atommüllfässer einfach in die Nordsee gekippt hat - aus den Augen, aus dem Sinn...
Wenn ich mich richtig erinnere, so fallen in Fukushima täglich 150 m3 kontaminiertes Wasser an. Über die verschiedenen Ionenaustauscher und andere Systeme wird alles außer dem Tritium entfernt. Schon jetzt besteht ein Großteil des Geländes aus Tank- und Speichersystemen. Kann man auf vielen Bildern sehen:
https://www.gettyimages.de/fotos/fukushima-i-nuclear-power-plant
Insofern halte ich die Idee des "einfach Abklingen lassen" nicht für wirklich praktikabel. Ohne Zweifel wäre es die beste Lösung, aber halt nicht unbedingt umsetzbar.


Flipflop

Zitat von: NoLi am 07. August 2023, 12:27Das ist keine bemerkenswerte Tritiumkonzentration.
Zum Vergleich: Träger von SWATCH-Armbanduhren mit Kunststoffgehäusen und tritierten Leuchtmarkierungen wiesen in den 1990er/2000er Jahren im Urin eine Tritiumkonzentration von ca. 1.400 Bq/l auf.

Norbert

Hallo Norbert, das einzige was ich zu H3 gefunden habe ist diese Uhr. Sonnst nichts.

http://uhrerbe.com/unt/26034-swatch_automatik_unikat_tritium_und_uv___aktiv_automatic_einzigste_h3_der_welt.html

NoLi

Es erfolgten zur damaligen Zeit einige Artikel in (Strahlenschutz)Fachzeitschriften im Zusamenhang zwischen SWATCH und Tritiuminkorporationen.

Früher gab es von Swatch einige Modelle mit Tritiumleuchtfarbe. Leider kann ich kein spezielles Modell nennen, die wechselten auch recht schnell. Ich hatte selbst eine wasserdichte SWATCH und habe an ihr die Tritiumfreisetzung bestimmt. Die Uhr mehrere Stunden in ein wassergefüllters Becherglas gegeben und anschliessend die Wasseraktivität mit einem Flüssigszintillationsmessplatz von Hewlett Packard bestimmt. Die Freisetzungsrate betrug 600 Bq/Stunde.

Hier gibt es kurze Hinweise darauf:
https://www.bfs.de/DE/themen/ion/anwendung-alltag/uhren/uhren_node.html
https://www.r-l-x.de/forum/showthread.php/70445-Tritium-strahlt-durch-Plastik-!!!!

Norbert


Flipflop

Danke, für die Informationen. Da macht es schon Sinn das Tritium in Glasrörchen einzuschliessen. 
Um was genau für Modelle es sich handelt ist mir unklar, und wie verbreitet Tritium eingesetzt wurde.

Gemäss Suva: Erst seit 2009 werden in der Schweiz keine Tritium-Leuchtfarben mehr verwendet.



Henri

Zitat von: NoLi am 07. August 2023, 12:27Das ist keine bemerkenswerte Tritiumkonzentration.

Ja, das stimmt. Die Tritiumkonzentration in den Tanks ist noch um einiges höher und wird auf die 1,5 kBq/l verdünnt vor dem Einleiten.

Für das Verdünnen braucht man enorme Wassermengen. Mich hat einfach die Menge an Wasser beeindruckt, die die nächsten 30 Jahre umgewälzt bzw. gepumpt werden wird, um die Vorgabe mit den 1,5 kBq einzuhalten.


Laut Report fallen in Fukushima pro Tag aufgrund verbesserter Technik mittlerweile "nur noch" 90 m³ kontaminierte Kühlwässer an. Der Report schreibt, dass die Filteranlagen 62 verschiedene Radionuklide zurückhalten können, aber nicht, wie hoch die Gesamtzahl der verschiedenen Nuklide ist und welcher Anteil an der Gesamtaktivität somit abgeschieden werden kann.
Außerdem wird dort geschrieben, dass nicht 100% dieser 62 Nuklide zurückgehalten werden können, sondern ein gewisser Prozentsatz die Filter durchdringt.

Auf der anderen Seite sind die Berechnungen der Inkorporationsdosen interessant, und der Vergleich mit den natürlich entstehenden Aktivitätsmengen von Iodisotopen und C-14.

Der Report ist allerdings sehr umfangreich, ich habe bisher nur kurz die interessantesten Stellen überflogen und sicherlich das eine oder andere übersehen. Auf jeden Fall bietet er (Kritik ist sicherlich erlaubt) eine faktenbasierte Entscheidungsgrundlage. 

NoLi

Viel Aufregung rund um Japan:


South Korea's fisheries market begin testing fish for radiation after Japan's Fukushima move
vor 4 Wochen





South Koreans panic-buy salt before Japan releases treated Fukushima nuclear water into sea
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South Korean seafood market testing for radiation amid concern about Fukushima water release
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Radioactivity level of rockfish near Fukushima plant tested 180 times higher than the standard
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Fukushima Fallout? Radioactive Material Found in Fish | Vantage with Palki Sharma
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Fukushima water discharge row: Hong Kong to ban sea food imports from Japan | WION
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Norbert

etalon

Zitat von: Henri am 13. April 2021, 14:11
Zitat von: ThomasS am 13. April 2021, 12:27Entsorgungsalternativen sehe ich jedenfalls nicht für das Tritium. Mit 10 Tankern nach Afrika schicken ? :-\

Klar gibt es Alternativen. 10 Halbwertszeiten abklingen lassen, wie man das sonst auch so macht. Im Gegensatz zu den langlebigeren Nukliden ist der Zeitraum hier überschaubar. Aber man müsste (sehr viel) Geld in die Hand nehmen, um das zu machen. Also, die Japaner sind zu geizig und kippen es lieber ins Meer. Und verfolgen damit das selbe Prinzip wie vor 40-50 Jahren, wo man die Atommüllfässer einfach in die Nordsee gekippt hat - aus den Augen, aus dem Sinn...

Und dann? Dann ist die Aktivität um den Faktor 1000 geringer, dafür hat man aber die ca. 10-fache Menge an einzuleitendem Wasser, mal abgesehen davon, dass das logistisch gar nicht möglich wäre...

Gegenvorschlag: Einfach in das Meer einleiten und dafür die Fische 10 HWZ nicht fangen. Dann ist genauso viel Aktivität zerfallen, aber die Fischbestände in den Meeren haben sich endlich wieder erholt... Zwei Probleme auf einmal gelöst...  :yahoo:  :D

NoLi

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Norbert


Henri

Die IAEA hat ein Video hierzu auf ihren Kanal gestellt:


Schade finde ich allerdings, dass in diesem, im Gegensatz zu ihrer Studie, nicht inhaltlich argumentiert wird. Statt dessen wird auf die Expertise der IAEA hingewiesen und gebeten, ihrer Einschätzung zu vertrauen. Aber wer skeptisch, besorgt oder kritisch über die geplanten Einleitungen denkt, wird damit natürlich Probleme haben.