Vor einiger Zeit erhielt ich von DG0MG eine E-Mail mit einem Foto der Dosisleistungsanzeige seines FH40F2 und der Bemerkung, dass wir dort unbedingt einmal hinmüssen um genauere Untersuchungen anzustellen. Das Foto entstand auf dem ehemaligen Wismutgelände in der Nähe von Schacht 277 (50°29'54.7"N 12°14'35.4"E).
Bernd Laquai hat bereits 2017 über dieses Gebiet berichtet:
Messungen der Umweltradioaktivität im ehemaligen Uranbergbau-Revier
Zobes-Mechelgrün-Bergen
Die Abteufung des Schachtes 277 begann am 1. September 1949. Es wurde eine Teufe von 367 m erreicht. Laut "Chronik der Wismut" wurde im Schacht 277 insgesamt 5031t Uran abgebaut. Abzüglich der Verluste bei der Erzaufbereitung etc. betrug die gesamte Uranausbeute 4673t. Das Maximum wurde 1959 mit einer Jahresausbeute von 644t erreicht. Im Jahre 1953 arbeiteten 5000 Beschäftigte am Schacht 277. Der Schacht wurde nach Löschung aller Uranvorräte 1963/64 aufgegeben und geflutet. Die Schachtabdeckung wurde im Jahre 2010 erneuert (siehe Foto). In der Nähe des Schachtes befindet sich das Maschinenhaus, neben dem sich eine kleine Halde befindet. Messungen auf dieser Halde ergaben unauffällige Messwerte.
Ab 1965 siedelte sich der "VEB Hartsteinwerke Vogtland" auf dem Gelände an. Dieser Betrieb verarbeitete das Haldenmaterial der Spitzkegelhalden des Schachtes 277 zu Schotter, Split und Sand. Die Endprodukte wurden an die Bauindustrie verkauft, wobei der Einsatz für den Wohnungsbau verboten war! Der "VEB Hartsteinwerke Vogtland" nutzte das Maschinenhaus sowie einige Nebengebäude des Schachtes 277 weiter. Der Betrieb wurde 1991 liquidiert.
Obwohl der Wetterdienst für gestern Regen angesagt hatte, starteten wir bei schönstem Frühlingswetter zu dritt eine Exkursion ins Vogtland zu Schacht 277. Mit dabei waren DG0MG und DG0JN. Auf dem Gelände befinden sich eine Reihe von verlassenen und mehr oder weniger verfallenen Gebäuden. Für uns interessant war ein Flachbau in unmittelbarer Nähe des Maschinenhauses. An der Westwand des Gebäudes konnten wir unmittelbar neben der Außenwand zwei Hotspots ausfindig machen (siehe Fotos). Die gemessene Dosisleistung am Hotspot #2 lag am Boden mit mehr als 80µSv/h über allem, was wir bisher gefunden hatten.
Neben der Hauswand lagen einige verfaulte Bretter auf denen früher anscheinend etwas gelagert wurde. Wir haben unter den Brettern nach der Quelle der hohen Aktivität gesucht, konnten diese aber nicht ausmachen. Es handelt sich offensichtlich nicht um eine Punktquelle sondern das strahlende Material ist diffus verteilt. Auch das Erdreich aus den oberen Schichten zeigt eine beträchtliche Aktivität. Wir vermuten, dass das Fundament des Gebäudes die Ursache für die Strahlung ist, konnten das aber nicht eindeutig verifizieren. Eine Messung innerhalb des Gebäudes auf der Innenseite der betreffenden Wand ergab eine Dosisleistung von immer noch 7µSv/h. Am Fundamentfuß konnten wir vier Stücke mit sekundären Uranmineralien finden. Drei dieser Stücke zeigen eine ausgeprägte Fluoreszenz im UV-Licht (siehe Fotos). Außerdem fanden wir ein kleines Stück Reicherz mit hohem Pechblendeanteil, welches die gemessene Aktivität allerdings nicht erklären kann.
Wir gingen dann noch in Richtung Forellenbach und Absetzsbecken, ohne jedoch weitere Hotspots zu entdecken. Die Dosisleistung liegt auf dem gesamten Gelände zumeist im Bereich von 0.3µSv/h - 0.4µSv/h.
Es war ein interessanter Ausflug bei dem wir wieder einiges lernen konnten.