Hotspots im Ronneburger Forst

Begonnen von DL3HRT, 11. Mai 2019, 19:43

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DL3HRT

Am 11.5. waren wir zu zweit im Ronneburger Forst unterwegs. Ziel waren zwei Hotspots, die bereits vorher aufgefunden wurden. Screenshots mit dem eingeblendeten Track sind an diesen Bericht angehängt.

Parkkoordinaten: 50°50'13.9"N 12°11'12.9"E

Hotspot #1:
Der Hotspot befindet sich am Rande des Waldes am Fuße einer alten Eiche. Gemessen am Durchmesser des Stamms dürfte diese ca. 150 Jahre alt sein. Die Frage ist, wieso sich dort ein Hotspot befindet? Die Antwort gibt eine Luftbildaufnahme von 1988, die auf dem Thüringer Geoportal zur Verfügung steht. Auf der Aufnahme kann man sehen, dass der Fuß der südlichen Spitzkegelhalde bis zu dieser Baumgruppe reichte. Bei der späteren Sanierung wollte man anscheinend die Bäume nicht schädigen und hat die Erde nicht komplett abgetragen.

Ein interessantes Detail ist ein aus einem alten Baum heraushängender Schlauch :) . Wazu mag der wohl gedient haben?

Hotspot #2:
Dieser Hotspot befindet sich inmitten eines Birkenwäldchens. Die Birken sind noch nicht sehr alt. Auffällig in diesem Waldstück ist eine sehr wellige Bodenstruktur. Außerdem findet man Reste von Stromkabeln, die aus der Erde ragen, Erdungsstangen und andere Relikte, die auf eine vormals industrielle Nutzung des Areals hindeuten. Eine Luftbildaufnahme von 1997 zeigt, dass sich dort vor 22 Jahren noch die Überbleibsel einer Verladestation mit Gleisanschluss befand. Damit erklärt sich auch die erhöhte Aktivität in diesem Bereich. Offensichtlich war die Sanierung nicht ganz so effektiv, wie geplant.

Die angehängten Bilder geben einen Eindruck des Gebietes. Es lohnt sich sicherlich, dort noch weitere Untersuchungen anzustellen. Falls also jemand dort unterwegs sein sollte, bin ich auf weitere Berichte gespannt.




DL3HRT

Hier die KMZ-Datei für Google Earth.

DL3HRT

Eine Recherche in der "Chronik der Wismut" (Ausgabe 2010) brachte interessante Ergebnisse. Dort ist auf Seite 2964 beispielhaft die Sanierung der Betriebsanlagen der Doppelschachtanlage 374/374b bildlich dokumentiert. Als ob man gewusst hätte, dass wir genau auf diesem Gelände ein paar Jahre später zwei Hotspots finden  ;) .

Ich habe die Position der Hotspots in die beiden dort angebildeten Fotos eingetragen. Das 1. Foto zeigt das Gelände im Jahre 1991 und das 2. Foto das gleiche Gelände nach abgeschlossener Sanierung im Jahre 2010. Die Ursache für Hotspot #1 ist damit leicht auszumachen. Der Fuß der Halde erstreckte sich bis zu der Baumgruppe, wie schon aus den Luftbildaufnahmen vermutet. Die Ursache für Hotspot #2 geht aus den Fotos nicht hervor. 1991 existierte das Birkenwäldchen bereits. Ebenso ist es schon auf älteren Aufnahmen von 1983 zu sehen. Vielleicht wurde dort schon in den 1970er Jahren ein Bereich "saniert".

In dem im ersten Posting gezeigte Overlay mit der Luftbildaufnahme von 1997 war die Positionierung der Luftbildaufnahme nicht ganz korrekt. Ich hänge eine korrigierte Version an.




DL5ARG

Hallo Karsten,

vielen Dank für den interessanten Bericht. Nur wenige hundert Meter entfernt, in dem großen H-Formigen Gebäude auf dem Bild von 1991, hab ich mal gearbeitet.
Am Fuß der ehemaligen Halde sind tatsächlich noch Bäume aus Altbestand vorhanden. Am westlichen Punkt Deiner Spur war früher ein Bahndamm, südlich davon war bereits zu DDR Zeiten aufgeschüttestes (Halden-)Gelände, mit Birken bewachsen. Da wurde auch schon mal "Material aus der Fabrik", aus dem wie man sagte "das Uran ausgewaschen" war, verkippt. Radium und Anderes, was nicht gebraucht wurde, war natürlich noch drin.
In Google Earth, kann man die alte Ansicht aus dem Jahr 2005 einschalten, da sieht man gut, wie weit beim Abtragen der Halden abgebaggert wurde.

Gruß Gert.

DG0MG

Ich hab dazu auch mal noch ein historisches Foto.

Bei  50.838821°  12.180143° - jetzt mitten im Solarfeld - stand mal ein Wasserturm. Wenn man in GoogleEarth die Ansicht auf 2005 zurückdreht, sieht man ihn noch. Auf den bin ich im November 2005 hinaufgeklettert. Ich hab nicht viele Fotos gemacht, u.a. aber eins zum Reuster Turm hinüber. Am rechten Bildrand müsste die besagte Waldkante zu sehen sein.

"Bling!": Irgendjemand Egales hat irgendetwas Egales getan! Schnell hingucken!

DL3HRT

Die Richtung passt. Die Eiche mit dem Hochsitz befindet sich rechts, knapp außerhalb des Hochsitzes. So wie es aussieht, war die Halde sowwiet abgetragen, dass als nächstes die Abdeckung aufgebracht werden konnte?

DL3HRT

Unser Nachbar arbeitete seit 1976 im Bergbaubetrieb Reust untertage im Schacht 374/374bis beim Sprengtrupp. Er ist sich ziemlich sicher, dass das Birkenwäldchen 1976 bereits vorhanden war.

miles_teg

Vor ein paar Wochen bin ich dort auch kurz unterwegs gewesen, allerdings ohne das ich dieses Beitrag hier gelesen habe.
Daher kann ich die beiden hotspots auch bestätigen :-D.
Allerdings bin ich dann wohl, rein zufällig auf das eigentliche WISMUT-Gelände geraten, welches aber, wie zu erwarten, recht unauffällig ist. Am zweiten hotspot kann man mit Graben sicher etwas finden. An einem Sonntag Abend, bei Regen und um die 2°C stand mir aber nicht der Sinn danach. :-D

DG0MG

Bist Du auf dem nördlichen Teil deines Weges an der Wasserbehandlungsanlage im WISMUT-Gelände aufgefallen? Ist da nicht auch ein Pförtnerhäusel?

Ich bin schon auf der Straße, die das gezeigte Gelände diagonal durchschneidet, vom Wachdienst höflich gebeten worden, doch das Betriebsgelände wieder zu verlassen.

Zitat von: miles_teg am 29. Dezember 2021, 22:26
Am zweiten hotspot kann man mit Graben sicher etwas finden.

Man darf das nicht überschätzen. Das in Ronneburg geförderte Erz war anders, als vielleicht in Hartenstein. Als die Reuster Halden noch standen, war ich ich da auch schon suchen, aber das war nicht ergiebig. Die Aktivität war in großen Mengen bröseligen Schiefers dumpf verteilt, irgendeinen kompakten kleinen "Hot particle" konnte man nicht finden. Das wird bei dem Rückstand an dem Hotspot auch so sein: Eine Baggerschaufel strahlender Dreck.
"Bling!": Irgendjemand Egales hat irgendetwas Egales getan! Schnell hingucken!

miles_teg

Zitat von: DG0MG am 30. Dezember 2021, 19:40
Bist Du auf dem nördlichen Teil deines Weges an der Wasserbehandlungsanlage im WISMUT-Gelände aufgefallen? Ist da nicht auch ein Pförtnerhäusel?

Ich bin schon auf der Straße, die das gezeigte Gelände diagonal durchschneidet, vom Wachdienst höflich gebeten worden, doch das Betriebsgelände wieder zu verlassen.
Das war schon irgendwie lustig. Es war ein Sonntag und ich bin gegen 16.00 Uhr im Forst losgelaufen. Am zweiten hotspot war es schon dunkel. Ich bin also mit Stirnlampe nach Karte gelaufen, da ich noch zur Schmirchauer Höhe wollte. Mir war nicht bewusst das ich mich damit scheinbar schon auf Betriebsgelände befand. Ich habe auch keinen Zaun oder Schilder gesehen (siehe track). Für den Rückweg habe ich dann den kürzesten Weg zu Auto gewählt und da wurde mir schnell klar das ich wohl Ärger bekommen könnte. Zum Glück waren alle Tore offen und erst 20 m vor dem Ausgang sprach mich jemand aus dem Auto an. War aber kein Problem, mein ernstgemeinte Entschuldigung wurde akzeptiert und 10 min später war ich am Auto.

Zitat von: DG0MG am 30. Dezember 2021, 19:40
Man darf das nicht überschätzen. Das in Ronneburg geförderte Erz war anders, als vielleicht in Hartenstein. Als die Reuster Halden noch standen, war ich ich da auch schon suchen, aber das war nicht ergiebig. Die Aktivität war in großen Mengen bröseligen Schiefers dumpf verteilt, irgendeinen kompakten kleinen "Hot particle" konnte man nicht finden. Das wird bei dem Rückstand an dem Hotspot auch so sein: Eine Baggerschaufel strahlender Dreck.
Kann gut sein. Allerdings hatte ich beim zweiten hotspot schon deutlich höhere Werte, die vorallem deutlich begrenzt sehr schnell anstiegen und wieder abfielen. Das sprach für mich schon dafür, das da ein Brocken liegen könnte.
Aber Du kannst natürlich recht haben. Ich habe das gestern auch in Helbra gesehen, dort gibt es generell erhöhte Werte in der Schlacke (oder im Kupferschiefer auf der angrenzenden Halde), aber wenig echte Brocken. Obwohl ich auch dort zwei nette Brocken gefunden habe, allerdings kein Kupferschiefer sondern vermutlich Pechblende.