Gamma-Scout - alle Varianten (GammaScout)

Begonnen von DL3HRT, 22. Mai 2019, 17:55

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DL3HRT

ZitatKann man denn mit dem Gerät z.B. den reinen Beta-Anteil bestimmen, indem man mit "halb"offener Blende eine Zeit X misst, dann die Blende schließt (=Gamma) und die Software rückwärts zählt oder die beiden Ergebnisse voneinander subtrahiert werden?
Automatisch geht das leider nicht, nur mit Stift und Zettel.

ZitatKann man eine definierte, längere Messzeit festlegen (z.B. 1000 Sekunden) und die Anzahl der Impulse in dieser Zeit zählen?
Wenn ja, bleibt die Anzeige am Messzeitende dann "stehen" oder beginnt selbsttätig ein neuer Messzyklus?
Ja, man kann mit dem Gamma-Scout Impulse zählen und ja, man kann auch eine Zeit vorgeben. Für jede Impulszählung muss man die gesamte Prozedur wiederholen. Beschreibung im Handbuch auf Seite 9. Die Anzeige bleibt nach Ablauf der eingestellten Zeit stehen, bis man eine Taste betätigt.

Wenn man das 2-3 Mal gemacht hat, vergeht einem die Lust. Ein großes Manko: Die Tasten haben keine Wiederholfunktion. Wenn ich also 30 Sekunden lang messen möchte, wie oft muss ich wohl die Up-Taste drücken?





DG0MG

Zitat von: DL3HRT am 27. Mai 2019, 20:04
Ein großes Manko: Die Tasten haben keine Wiederholfunktion. Wenn ich also 30 Sekunden lang messen möchte, wie oft muss ich wohl die Up-Taste drücken?

Das sind so die Kleinigkeiten, die so deutlich in keiner Bedienungsanleitung stehen und die einen wahnsinnig machen, wenn man die Funktion benutzt.

Wenigstens hat sich der Konstrukteur aber in dieser Richtung Gedanken gemacht:

Zitat• Wenn Sie die Messzeit in Sekunden eingeben möchten, drücken Sie die Taste einmal.
• Soll die Messzeit in Minuten zählen, drücken Sie die Taste zweimal.
• Soll die Messzeit in Stunden zählen, drücken Sie die Taste dreimal.

Eine Sache, die mir immer in Videos auffällt ist der Piepser. Offenbar war er in der Ursprungsversion gar nicht vorgesehen. Sicher aus Stromspargründen, aber die akustische Darstellung (Geigerzähler-Ticks) halte ich für eine ganz wichtige Funktion, insbesondere für die angesprochene Zielgruppe des weniger geschulten Bedieners. Auch hier wieder schafft das Marketing gegenüber dem Grundmodell einen "Mehrwert" mit dem Piepser(!), den sich der Hersteller gut bezahlen lässt. Das heißt dann "Version ALERT", hochprofessionell wird ein roter Streifen aus dem Beschriftungsgerät auf das Gehäuse geklebt.

Um den Ticker Ein- oder auszuschalten sind umständliche 3 Klicks nötig:

Zitat
Doppelklick auf die Taste <+/-> zeigt im Fenster das Wort ,,on" (d.h. es kann jetzt angeschaltet
werden). Wenn jetzt die Taste <ENTER> gedrückt wird, ist der Ticker eingeschaltet und im Display
erscheint ein Lautsprecher-Symbol. Wenn der Ticker schon eingeschaltet war, wäre im Fenster
das Wort ,,off" erschienen und mit der Taste <ENTER> würde der Ticker abgeschaltet, das Lautsprecher-
Symbol im Display würde verschwinden.


"Bling!": Irgendjemand Egales hat irgendetwas Egales getan! Schnell hingucken!

DL3HRT

ZitatEine Sache, die mir immer in Videos auffällt ist der Piepser. Offenbar war er in der Ursprungsversion gar nicht vorgesehen. Sicher aus Stromspargründen, aber die akustische Darstellung (Geigerzähler-Ticks) halte ich für eine ganz wichtige Funktion, insbesondere für die angesprochene Zielgruppe des weniger geschulten Bedieners. Auch hier wieder schafft das Marketing gegenüber dem Grundmodell einen "Mehrwert" mit dem Piepser(!), den sich der Hersteller gut bezahlen lässt. Das heißt dann "Version ALERT", hochprofessionell wird ein roter Streifen aus dem Beschriftungsgerät auf das Gehäuse geklebt.
Der Mehrwert der Version Alert besteht vor allem in der Alarmierung bei Überschreitung voreinstellbarer Schwellen, sowohl für Dosis als auch für Dosisleistung. Ich hatte übrigens mal einen Gamma-Scout in der Standardvariante in der Hand, also ohne zusätzlichen Aufkleber. Interessanterweise konnte man bei dem auch den Piepser aktivieren. Vermutlich ist der mittlerweile in allen Geräten eingebaut.


Unpraktisch ist, dass sich der Piepser automatisch nach 10 Minuten deaktiviert. Danach muss man die drei Tastendrücke erneut wiederholen. Ursache ist der deutlich höhere Stromverbrauch. Ich zitiere aus dem PDF des aktuellen Handbuchs (Stand: November 2018):
Zitat
Nach Einschalten des Tickers gibt der GAMMASCOUT ® für jeden Impuls einen Ton ab. Aus den einzelnen Tönen wird also bei steigender Strahlung eine Kaskade, bis zum Dauerton. Der Ton verbraucht 500 mal so viel Strom wie das Gerät im normalen Messbetrieb bei Umweltbedingungen. Deshalb schalten wir diesen Zustand nach zehn Minuten ab. Bei Akku-Geräten und beim Betrieb am PC wird der Ticker nicht automatisch abgeschaltet. Wenn der Benutzer diese Option einmal pro Tag benutzt, bleibt die Haltbarkeitszusage der Batterie erhalten. Wenn er diese Option häufiger benutzt, kann die Batterie nur kürzer halten. Dann ist der Batterieaustausch nur gegen Kostenersatz möglich. Die Anzahl und Dauer der Tickerbenutzung werden intern protokolliert.

Der Hersteller geht offensichtlich von vornherein davon aus, dass es Beschwerden seitens der Kunden über eine verkürzte Batterielaufzeit geben wird. Daher betreibt er eine "Beweissicherung" in Form des Protokollierens der Piepsernutzen um später dem Kunden sinngemäß schreiben zu können: "Es ist Ihre eigene Schuld, wenn Sie diese an sich sehr sinnvolle Funktion benutzen...".

Marcel hat in einem früheren Post geschrieben:
Zitat...wird das Gerät höherer Dosisleistung ausgesetzt bricht die Kapazität der Batterie unerwartet zusammen wenn sie bereits etwas älter ist. Tausch ist auf die schnelle nicht möglich.
Da stimme ich ihm uneingeschränkt zu. Wenn wirklich einmal ein Störfall eintritt kann es passieren, dass die Batterie genau dann ihre Arbeit verweigert. Bei der noch recht frischen Batterie in meinem Gerät kann ich beobachten, dass bei hoher Zählrate der Displaykontrast bereits etwas absinkt. Ist der Piepser zugeschaltet, wird der dieser Effekt deutlicher sichtbar. Viele Gamma-Scouts wurden 2011 - 2013 nach Fukushima gekauft. Von denen laufen viele sicher noch mit der Originalbatterie, sofern sie die meiste Zeit im Schrank lagen. Bei einem Störfall sind alle diese Geräte vermutlich nicht mehr arbeitsfähig.



DG0JN

Ich habe so ein Gerät noch nicht selbst gesehen. Wird der Zustand der Batterie eigentlich auf dem Display so angezeigt, daß man daraus zuverlässig Schlüsse auf ein nahendes Betriebsende ziehen kann oder kommt das dann "plötzlich und unerwartet"?

DL3HRT

Es gibt eine Taste zur Anzeige der Batteriespannung mit 2 Nachkommastellen. Wie bei Lithium üblich ist die Spannung lange Zeit recht stabil um dann ziemlich abrupt abzufallen. Wenn das Gerät immer nur bei normaler Umgebungsstrahlung betrieben wird soll die Batterie mehrere Jahre halten.

DG0MG

Hier sieht man den Effekt der schwächelnden Batterie bei eingeschaltenem Piepser in einem Video des users Brainiac75,
bezeichnenderweise mit einem Brocken Pechblende aus Hartenstein:

(ab 6:10 min)



Gelegentlich sieht man ein Batteriesymbol im Display.

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DG0JN

Ok, alles klar. Bei 9:28 dachte ich dann, er will mit der Brechstange das Gehäuse knacken :D

DL3HRT

Zitat von: DG0JN am 28. Mai 2019, 22:33
Ok, alles klar. Bei 9:28 dachte ich dann, er will mit der Brechstange das Gehäuse knacken :D
Hatte ich schon erwähnt, dass sich die Abdeckung der USB-Buchse nur schwer entfernen lässt?  ;) Ohne Werkzeug hat man nahezu keine Chance und bricht sich höchstens die Fingernägel ab. An dieser Stelle wirkt das Gehäuse "billig". Da ich einige Messreihen mit Datenaufzeichnung durchführen wollte, habe ich die Abdeckung erst gar nicht wieder angebracht.

Das potentielle Problem mit der Batterie zeigt das verlinkte Video sehr gut. Bei normaler Anwendung wird das kaum auftreten aber die Leute kaufen die Geräte ja auch, um für den nächsten GAU gewappnet zu sein.

Da nützt auch die Version mit dem aufladbaren Akku nicht viel. Ich will mich schließlich nicht immer um das Gerät kümmern müssen. Andere Geräte mit Lithium-Akku liegen irgendwo in der Schublade. Wenn man sie nach vielen Monaten einschaltet, dann funktionieren sie in der Regel problemlos und der Akku hat auch noch genügend Kapazität. Bei Geräten ohne Ausschalter kann das anders sein.

Um es noch einmal in aller Deutlichkeit zu sagen: Die Batterie ist für mich eher ein untergeordnetes Problem. Da wiegen die vielen anderen kleineren und größeren Sachen viel schwerer.

DG0MG

@DL3HRT Du hast den GS doch noch?

Mache mal bitte noch eine Messung mit dem "Quantum Scalar Energy"-Anhänger in den 3 "Schalter"-Stellungen (Alpha, Beta, Gamma), den GS direkt aufgesetzt. Bitte Impulszahlen pro Zeiteinheit (1 min oder 5 min oder sowas).

Das könnte in der Zukunft zum Vergleich von Zählrohren noch hilfreich sein und ist besser, als der Radiumfarbpunkt, da bei uns allen gleichermaßen verfügbar.
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DG0MG

"Bling!": Irgendjemand Egales hat irgendetwas Egales getan! Schnell hingucken!

DG0MG

Auf der Produktseite des koreanischen QSAFE QSF104B http://www.qsafe.co.kr/shop/shopdetail.html?branduid=1027837
ist ein Größen- und Gewichtsvergleich für verschiedene Geigerzähler und Strahlungsmessgeräte angegeben.

Dort schneidet der GS mit 408g furchtbar schlecht ab.

Jetzt wollte ich beim lesen schon empört sagen: Was wiegt denn an dem bissl Plastikgehäuse sooo viel? Und habe zum Vergleich sofort mein wertiges und robustes Gigaset-Schnurlostelefon hier auf dem Tisch auf die Briefwaage gelegt: 135g

Reichelt sagt für den GammaScout: "Gewicht 156g".
Weiter unten klärt sich dann auch, wo die 400g herkommen: "Verpackungsgewicht 0.418 kg".
Da ist Karton, Handbuch und Kabel mitgerechnet!

Das ist natürlich nicht die feine Art, die der Koreaner da an den Tag legt.
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DL3HRT

Auch der Preis ist mit > 800 USD sehr hoch angesetzt. Der Vergleich ist nicht gerade fair.

pangeiger

Also ich habe die Vorgängerversion (nur Gamma), die wiegt etwas über 130 gr und ist recht gut verarbeitet - und kleiner als eine Zigarettenschachtel. Sie kostet 380 $ inkl. Versand; der Gammascout kostet ab 458 $. Für 100 $ weniger bekommt man ein handlicheres, besser konzipiertes und empfindlicheres Gerät. Es gibt allerdings keine Alphadetektion, wobei ich glaube, dass die beim GS aufgrund der kleinen Öffnung nicht viel hermacht.

DG0MG

Ich war dieser Tage bei "CONRAD-Elektronik" in Leipzig, die haben an ihrer Präsentationstafel von Messgeräten für Spannung, Strom, Temperatur, Helligkeit, pH-Wert, Holzfeuchte usw. auch einen GammScout hängen.

Leider funktionierte der nicht mehr, probieren konnte man also nicht. Die Mitte des Displays zeigte ein undefinierbares Symbol und keinerlei Reaktionen auf einen Tastendruck. Wahrscheinlich hängt der also schon mehr als 10 Jahre dort und die Batterie hat aufgegeben?

Bemerkenswert fand ich, dass mir der GS trotz aller bisher gesehenen Fotos und Videos in natura etwas kleiner und niedlicher vorkam, als ich mir das Gehäuse so vorgestellt hatte. Mal in die Hand nehmen ist also immer wichtig.

"Bling!": Irgendjemand Egales hat irgendetwas Egales getan! Schnell hingucken!

DG0MG

Da hatte ich doch weiter oben schon ein Video verlinkt, in dem der user Brainiac75 die Symptome der schwächelnden Batterie vorführt. Soeben (vor einer Stunde) bringt er nun ein Video, wie er die Batterie wechselt:



Interessant, die Aussage, dass die mittlere der 9 Tasten auf älteren Geräten (seins ist wohl 9 Jahre alt) mit "Bq" beschriftet ist, auf neueren dagegen mit "cps" - wie auf DL3HRTs Fotos am Threadanfang zu sehen.
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