Sanierung Collmberghalde bei Freital

Begonnen von Jule, 14. März 2022, 00:54

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Jule

Hallo,

am Wochenende war ich auf der Collmberghalde im südlichen Dresden mit einem anderen Sammler nach Urankohle und Sekundärmineralbildungen suchen.
Bis 2022 soll der künstlich aufgeschüttete Berg oberhalb der Weißeritz renaturiert werden und der Boden so verdichtet werden, dass kein Radon mehr ausweicht. Dafür kommt eine Walze zum Einsatz. Auch soll die Böschung gesichert und abgeflacht werden. Die Fläche, auf der nun die Bäume gefällt wurden, dient als Versuchsgebiet. Hier wollen die Planer testen, ob das Sanierungsverfahren funktioniert. Mitte des Jahres sollen die Arbeiten beginnen. Auch an dieser Stelle soll die Böschung später wesentlich flacher sein.
Nach der Sanierung soll die Halde zu einem Grünareal werden, in dem Anwohner spazieren und die Natur genießen können. Ab dann hat mein Geiger-Zähler wohl Rente. 2015 hat das Oberbergamt schon nach unbekannten Unterhöhlungen und Schächten sondiert und die Schächte mit Beton verwahrt. Wegen der austretenden Belastung und dem ungesicherten Gelände hat die Stadt für die Sanierung der Halde Fördermittel bekommen. 7 Millionen Euro kostet die Sanierung.


Durch die Wismut erfolgten im Revier Heidenschanze ab 1947 Erkundungsarbeiten und später von 1949 bis 1953 Uranbergbau. Zwischen 1965 und 1974, lagerte die Stadtreinigung hier kommunalen Müll, Asche aus Kraftwerken und Bauschutt ab.

Finden kann man an einer Stelle oberhalb des Gipfels noch eine Menge an radioaktiver Kohle. Die meisten Stücken betragen zwischen 15 und 52 cpm. Höher ging es fast nicht.
Bergrunter habe ich dann doch noch ein sehr gutes Belegstück für meine Sammlung gefunden, das über 100 cpm tickt. Dort scheint der Hotspot gewesen zu sein, als eine Anwohnerin, die mit ihrem Hund spazieren ging, sagte, dass kürzlich welche vom Strahlenschutz oder Bergamt mit Schutzanzügen dort am Fuße hantiert hätten. Ob der Notwendigkeit der Schutzanzüge durch eine hohe Strahlungsgefahr zweifel ich dennoch an. Das richtig heiße Zeug wird die Wismut nicht liegen gelassen haben.


Gefunden haben wir außerdem schöne Schwefelsekundärbildungen in den Steinkohle Zwischenräumen, vergesellschaftet mit kleinen klaren Gipsen. Auf zwei Belegen sind sogar freistehende Gipskristalle.

Es hat richtig Spaß gemacht und ist mal was anderes mit Hämmern und Geiger-Zähler ausgestattet, nach dem radioaktivsten Belegstück zu suchen.

Gruß
Jule

wrdmstr inc.

na das sieht doch nach einem gelungenen nachmittag aus :yes: ,der gelbe schwefel auf schwarz gibt bestimmt einen schönen kontrast ab

DG0MG

Minimax.video hat Bewegtbilder von dort:



Die Wismut GmbH fasst die gestellten Sanierungsaufgaben hier zusammen:

https://www.wismut.de/de/altstandorte_projekte.php?id=769&year=2009
"Bling!": Irgendjemand Egales hat irgendetwas Egales getan! Schnell hingucken!

NoLi

Zitat von: DG0MG am 14. März 2022, 09:54
...
Die Wismut GmbH fasst die gestellten Sanierungsaufgaben hier zusammen:

https://www.wismut.de/de/altstandorte_projekte.php?id=769&year=2009

Zitat  "Bergmännische Erkundungs- und Abbauarbeiten durch die SAG/SDAG Wismut fanden im Grubenrevier Heidenschanze im Zeitraum 1947 bis 1955 statt. Abbauarbeiten erfolgten im 1., 3. und 5. Kohlenflöz, wobei insgesamt ca. 60 Tm³ uranvererzte Steinkohle abgebaut wurde. Die Collmberghalde ist unter der GRS-Nr. 41 im Bergbaualtlastenkataster erfasst."
Wo kam denn diese Steinkohle hin und wo wurde sie verfeuert? Wäre mal interessant, im Abwindaufschlagspunkt Kontaminationsmessungen durchzuführen.

Norbert

Jule

Zitat von: NoLi am 14. März 2022, 11:33Wäre mal interessant, im Abwindaufschlagspunkt Kontaminationsmessungen durchzuführen.

Norbert
Videos habe ich auch gemacht. Weiß nur nicht, wo ich das verlinken könnte. Ich konnte so 9 bis 13 cpm im aufrechten Gang an einigen Stellen auf den Wegen messen.

Ein Anwohner sagte mir, dass die Kohle zuerst in die Aufbereitungsanlage Gittersse kam, bis sie später nach Ronneburg geschafft wurde, weil sich das Vorken in der Heidenschanze nicht mehr lohnte. Der Pietzschstolln unterhalb des Collmberg soll der erste gewesen sein, wo die Russen überhaupt Uranverzungen in der Kohle entdeckt hatten.

Jule

ZitatDie Stadt Dresden hat besonderes Interesse an einer Gesamtsanierung der Mischaltlast Collmberghalde, damit ein gefahrloser zeitweiliger Aufenthalt von Personen aus der allgemeinen Bevölkerung auf der Collmberghalde stattfinden kann
Es hat die gesamten Jahre keiner ein Aufsehen um den Hügel gemacht und die Leute sind dort trotzdem spazieren gegangen. Das mit dem Erdrutsch an den Hängen und dem Bauschutt kann ich nachvollziehen. Aber kein gefahrloser zeitweiliger Aufenthalt wegen 1 µS/h bzw. 8mSv/a?

Jule

Zitat von: NoLi am 14. März 2022, 11:33Wo kam denn diese Steinkohle hin und wo wurde sie verfeuert? Wäre mal interessant, im Abwindaufschlagspunkt Kontaminationsmessungen durchzuführen.

Norbert
Die Steinkohle wurde nicht verfeuert, da sie wegen dem hohen Pyrit und Schwefelanteil minderwertig ist. Sie wurde aber wegen dem Urangehalt für das sowjetische Atomprogramm abgebaut.

DG0MG

Die Sanierung der Collmberghalde beginnt am 1. Dezember:

https://www.dnn.de/lokales/dresden/dresden-sanierung-der-collmberghalde-beginnt-CAPOOZD4TJCMLGFEVCRLCEMHFI.html

"Dresden. Ab Freitag, 1. Dezember, beginnt die Landeshauptstadt Dresden gemeinsam mit der Wismut GmbH die Sanierung der letzten Deponie mit radioaktivem Material, der Collmberghalde im Stadtteil Coschütz. Der erste Bauabschnitt umfasst die Nordseite. Während der Arbeiten dort läuft parallel die Planung und Ausschreibung der Bauleistungen für die Südseite der Halde. Die Genehmigungen dafür liegen bereits vor. "

https://www.tag24.de/dresden/lokales/was-wird-aus-giftdeponie-wie-dresden-sein-strahlendes-erbe-loswerden-will-3024200

"Auch im Dresdner Süden ließ die damalige Sowjetunion über die Wismut uranvererzte Steinkohle fürs atomare Wettrüsten abbauen. Das strahlende Erbe lagert bis heute zusammen mit Unmengen Müll auf der Collmberghalde in Coschütz. Jetzt soll die Giftdeponie zum Naherholungsgebiet saniert werden.
Die Collmberghalde in Coschütz ist Dresdens letzte strahlende Deponie: Die Altlasten am Fuß der Halde sollen nun abgetragen werden.
Die öffentlich nicht zugängliche Collmberghalde (knapp 24 Fußballfelder groß) nahe der Weißeritz ist Dresdens letzte Deponie mit radioaktivem Material.
Nachdem hier schon im späten 18. Jahrhundert Steinkohle gefördert worden war, baute die Wismut von 1947 bis 1954 uranhaltige Kohle ab.
Die strahlenden Bergbau-Altlasten (nicht aufbereitungsfähiges Erz) wurden ab den 60er-Jahren mit kommunalem Siedlungsmüll und später mit Braunkohleasche aus dem Kraftwerk Nossener Brücke überschüttet.
"
"Bling!": Irgendjemand Egales hat irgendetwas Egales getan! Schnell hingucken!