BOSEAN FS-600, Frage zu ...

Begonnen von Schmiedinger, 15. April 2022, 13:55

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NoLi

Zitat von: DG0MG am 27. Januar 2023, 11:48...
Das fand ich in Beitrag #18 auch schon, aber selbst professionelle DL-Messgeräte haben offenbar eine prozentuale Korrekturmöglichkeit.
Das ja. Eine Änderung des Kalibrierfaktors kann aber entweder nur im Herstellerwerk mit anschließender Neueichung/Neukalibrierung oder eventuell durch die Eichbehörde direkt (wenn Lesestation und Software vorhanden), jeweils mit anschließender Prozessorsicherung, durchgeführt werden. Der Anwender hat hierauf sinnvoller Weise keinen Zugriff.

Norbert

nukulus

Zitat von: Henri am 27. Januar 2023, 01:02
Zitat von: NoLi am 26. Januar 2023, 20:37Mir scheint, die Chinesen verbauen an Zählrohren, was ihnen gerade zwischen die Finger kommt. Und die Kalibrierung und damit Meßgenauigkeit??? :unknw:

Tja, den Verdacht habe ich auch. Oder man schmeißt die ersten Geräte billig und mit großem Zählrohr auf den Markt, und wenn sich rumgesprochen hat, dass es was taugt, verbaut man die billigeren kleinen und verdoppelt den Preis  8)


jup, wird so gemacht - da muss man immer höllisch aufpassen! auch bei netzteilen die man in grösseren mengen einkauft z.b.: die 1. serie ist top, die 2. serie hat günstigere bauteile, die 3. serie wird anderswo gefertigt die 4. serie hat dann noch billigere bauteile. wenn man sein produkt nicht genau spezifiziert passiert sowas gerne...

crix

so, jetzt habe ich mir das Bosean FS 600 auch besorgt, Alibaba :o). Ich wollte schon früher Meßmöglichkeiten für Beta und Gamma Strahlung, eventuell auch Alpha.

Grund ist generelles Interesse, bin Chemiker, und habe auch mal im Überwachungsbereich gearbeitet, aber auch die Aktivitäten von Putin und der 40te Jahrestag Tschernobyl haben mir vor Augen geführt, dass es eventuell von Vorteil sein kann, strahlende Nuklide detektieren zu können.

Das erste, was mir auffällt, ist, dass es kein ausführliches Manual beim Hersteller Bosean gibt, und das ist für ein Meßgerät mit komplexer Anwendung fast schon ein Ausschlußgrund. Immerhin existiert die Firma Bosean als Hersteller aber in echt, d.h. es ist nicht nur eine Handelsorganisation.

Preis war mit 60 Euro minimal, und das reicht erst mal zum Ausprobieren, und als Einstieg.

Die Grenzen des kleinen Geräts sind aber rauch bekannt, so habe ich gelesen, dass die Zeit für eine Messung zu lang ist, also Trägheit. Das würde dann vermutlich bedeuten, dass ein einmal gemessener Wert noch einige Sekunden lang angezeigt wird, obwohl der Strahlungslevel längst schon ein anderer ist. Sehr schlecht, wenn man auf exakte Messungen in Echtzeit angewiesen sein sollte.
 
Eher unklar bleibt auch, ob der USB Anschluß zum Laden von eingelegten Akkus verwendet werden kann, was hier erörtert worden ist.
Da liest man einmal "the external Type-C interface can be used for power supply". Auf dem gleichen Blatt steht aber "this device can be powered by Type-C interface, but it does not have the charging function".

Ich lese das so, dass der Strom von USB zum Betrieb genutzt werden kann, aber eingelegte Akkus nicht lädt, eventuell, weil der Betriebsstrom nicht oder nur mit minimaler Spannung bei den Akkus bzw. Batterien ankommt.

Ich werde das mal ausprobieren, ob Akkus geladen werden können, bzw., ob das Gerät mit Akkuspannung 1,2 V statt 1,4 bei Batterien überhaupt läuft.

Ansonsten werde ich mal alles genau durchprobieren, Meßgenauigkeit, Trägheit, etc. Für Versuchsmessungen fehlt allerdings bislang eine geeignete Strahlungsquelle.
 
Mal sehen, ob ich noch einen Uraltwecker bzw. Armbanduhr mit Leuchtziffern auftreiben kann, das müßte als Versuchsobjekt erst mal funktionieren. Oder 1 kg Kaliumchlorid, das wäre eine Messung an Streusalz :o).
Eine Swatch mit Leuchtziffern habe ich noch, muß ich erst mal schauen, ob die überhaupt durch Nuklidzerfall leuchtet.

Radon im Keller aufzuspüren wäre auch ganz nützlich, aber als Eichmittel unbrauchbar, und hier in der Rheinebene vermutlich nicht vorhanden. Die harte Tour wäre dann Messung im Schwarzwald an Stellen mit Untergrundstrahlung. Oder Besuch Schaubergwerk Uranförderung, falls es so was noch geben sollte, hab da irgendwas mit Höchenschwandt im Gedächtnis.

Lennart

Hallo crix,

ich bin zwar mit dem von Dir erworbenen Gerät nicht vertraut, kann aber sagen dass das Messen von üblichen Radonkonzentrationen nicht durch einfaches "in die Luft halten" eines GM-Zählrohrs funktioniert. Radonkonzentrationen in der Raumluft erreichen ein schädliches Niveau lange bevor ein GM-Zählrohr dir ein erhöhtes Messergebnis ausspuckt.
Es ist über Umwege möglich, Radon mit einem entsprechenden Endfensterzählrohr nachzuweisen. Sowas kann man mit Aktivkohle realisieren und dann über längere Zeit Impulse zählen. Zielführend ist das aber nicht, denn Radon ist ein ständiger Bestandteil der Atemluft und somit ohnehin immer vorhanden.

Bei näherer Betrachtung scheint Dein Gerät dafür auch nicht geeignet, da das Zählrohr kein Fenster und damit auch keine Nachweismöglichkeit für Alphastrahler besitzt.
Auch Kalium 40 wird sich mit dem Gerät sicherlich nicht ordentlich nachweisen lassen.

Wenn Du Dein Gerät auf Funktion prüfen möchtest, solltest Du Dir eine brauchbare und legale Strahlenquelle anschaffen, die ohne stundenlange Messzeiten reichlich Impulse liefert.

Ein Besuch im Schwarzwald oder Erzgebirge auf hier im Forum bereits vorgestellten Halden würde ich mal als Vorschlag nennen. Dort kannst Du mit etwas Glück ein radioaktives Mineral als "Prüfstrahler" finden.
Darüber hinaus kann man auch thoriumhaltige Glühstrümpfe oder Schweißelektroden, sowie uranhaltige Glas- und Porzellanwaren kaufen.

Noch ein Hinweis zu den Uhren: Armbanduhren mit Radiumfarbe würden sich als Testobjekt anbieten, Uhren mit Tritium sind hingegen eher unbrauchbar für Deine Zwecke. Schweizer Uhren mit Tritium werden häufig mit "T Swiss Made T" gekennzeichnet und alte Radiumleuchtfarbe erkennt man an einer Patina in Karamellfarbe (die aber heutzutage auch bei modernen Uhren reproduziert wird).

crix

Hallo Lennart,
danke für die zahlreichen Infos, ist ja sehr interessant.
Dass Radon nur Alpha Strahler ist, war mir nicht mehr präsent :o(, aber ich werde im Zuge der Messerei alles wieder aufarbeiten. Es sollte ja auch nicht strahlende Radon Nuklide geben, bezüglich Hinweise Radon in Atemluft.

Alpha Strahlung mißt das Bosean FS 600 natürlich nicht, obwohl so was für den gedachten Einsatz (der hoffentlich nicht kommt) Nuklearunfall oder Putin, zur Feststellung der Intensität von Hotspots ziemlich nützlich wäre.

Alpha Strahler dürften auch im Hinblick auf Inkorporation viel bedeutsamer sein als Beta und Gamma. Also wenn man im Wald von Tschernobyl zu messen gedenkt, was ich allerdings nicht vorhabe :o), dann sollte man Alphas messen können.

Das Bosean FS 600 mißt übrigens zumindest die Ortsdosisleistung, also Höhenstrahlung, hoffe ich doch, sofort nach Einlegen der Akkus, und das in etwa richtig (0,15 Mikro Sievert / Stunde), macht ca. 3 Mikro Sievert pro 24 h, = ca. 1 Milli Sievert / pro Jahr, und das ist in etwa richtig.

Counter Piepsen sehr leise, macht aber nichts. 3 Akkus mit je 1,2 V im gerät funktionieren, mal sehen, wie lange die Ladung ausreicht. Per USB laden können wird man die wohl nicht, aber das wird noch ausprobiert.

Kurze Akkulaufzeiten d.h. zu hoher Stromverbrauch wäre nicht gut, Zielvorgaben sind für mich Krisenfälle, und da sollte man nicht mit leeren Akkus und gelöschter akkumulierter Dosisleistung rum stehen. Aber das ist alles nur sehr vorsichtige Prophylaxe, ich rechne nicht mit dem Weltuntergang :o), die Prophylaxe sollte aber doch schon sein.

Dass Leuchtziffern der Uhren heute allenfalls mit Tritium funktionieren, das habe ich auch schon eruiert. Aber der Hinweis auf Abraumhalden im Schwarzwald war schon mal hilfreich. Uranglas oder Ähnliches werde ich mir sicher nicht in die Wohnung stellen, so weit geht die Neugier dann doch nicht.
Höchstens könnte ein Freund von mir, der Röntgenarzt ist, das Bosean mal probeweise mit in die Praxis nehmen, der ist nämlich auch so ein neugieriger Experimentator wie ich.  Allerdings werden die da selber Meß Equipment haben jeder Art (oder nicht ?)

Wenn Du im Harz wohnst, weißt Du vermutlich mit Radon bestens Bescheid. Da war ja in der Vergangenheit öfter was von Radonquellen im Keller zu hören, und den vermutlichen Folgen.

Aber ich bleib mal dran, sehr vorsichtig, und akribisch, wie ich auch die Zeit im Überwachungsbereich kerntechnische Anlage hier geplant hatte.

Henri

Zitat von: crix am 16. Mai 2023, 12:18Dass Radon nur Alpha Strahler ist, war mir nicht mehr präsent :o(

Na ja, was das Rn-222 für sich betrifft, stimmt das schon, aber man hat ja eine ganze Zerfallsreihe, die noch im Anschluss kommt.

Schaut hierfür gern mal https://www.fs-ev.org/fileadmin/user_upload/90_Archiv/FS-Pub-Archiv-final/FS-94-75-AKURA.pdf auf S. 14 an. Das Dokument ist schon etwas vergilbt, aber die Darstellung finde ich recht gelungen  :good3:

Ansonsten gibt es natürlich noch was auf Wikipedia: https://de.wikipedia.org/wiki/Radon-Zerfallsprodukte



Viel Spaß beim Wiedereinarbeiten in die Materie und mit dem Bosean! Als eine Art "Crash-Kurs" kann ich diese beiden Publikationen noch wärmstens empfehlen:

https://www.geigerzaehlerforum.de/index.php?msg=18161

https://www.geigerzaehlerforum.de/index.php?msg=18168

Viele Grüße!

Henri

Lennart

Zitat von: crix am 16. Mai 2023, 12:18Dass Radon nur Alpha Strahler ist, war mir nicht mehr präsent :o(, aber ich werde im Zuge der Messerei alles wieder aufarbeiten. Es sollte ja auch nicht strahlende Radon Nuklide geben, bezüglich Hinweise Radon in Atemluft.

Alle Isotope von Radon sind instabil und radioaktiv. Eine Rolle im Alltag spielen aber nur Rn-222 aus der Uran-Radium-Reihe und seltener Rn-220 aus der Thorium-Reihe.

Auf der Nuklidkarte hat man eine gute Übersicht: https://de.wikipedia.org/wiki/Nuklidkarte#:~:text=Eine%20Nuklidkarte%20(auch%20Isotopenkarte%2C%20Isotopentafel,der%20Elemente%20f%C3%BCr%20die%20Chemie.

Zitat von: crix am 16. Mai 2023, 12:18Alpha Strahlung mißt das Bosean FS 600 natürlich nicht, obwohl so was für den gedachten Einsatz (der hoffentlich nicht kommt) Nuklearunfall oder Putin, zur Feststellung der Intensität von Hotspots ziemlich nützlich wäre.

Alpha Strahler dürften auch im Hinblick auf Inkorporation viel bedeutsamer sein als Beta und Gamma. Also wenn man im Wald von Tschernobyl zu messen gedenkt, was ich allerdings nicht vorhabe :o), dann sollte man Alphas messen können.

Alphastrahlung nachzuweisen ist lange nicht so nützlich, wie man vielleicht denkt. Die Reichweite liegt häufig im Bereich von wenigen cm und selbst wenn man ein geeignetes Gerät für den Nachweis besitzt, macht einem die Selbstabsorption wahrscheinlich einen Strich durch die Rechnung. Man könnte z.B. Polonium im Tee nicht ohne eine Trocknung und Probenaufbereitung nachweisen, somit hätte ein Geigerzähler Alexander Litwinenko auch nicht gerettet.

Auf Seite 84 steht z.B. etwas zu diesem Thema. Es geht dort zwar um Betastrahlung, der Effekt ist bei Alphastrahlung aber noch deutlich ausgeprägter.
https://www.wolkersdorfer.info/publication/pdf/stmugv_app000009.pdf

Bei Unfällen würde ich der Gamma-Ortsdosisleistung eine größere Bedeutung zuschreiben, denn davor schützt auch die beste ABC-Maske nicht. Beta- und Gammastrahler wie Cs-137, Sr-90 oder I-131 sind auch in der Umwelt relativ mobil. Deswegen sind gängige Messgeräte häufig auf Cs-137 kalibriert.



crix

Lennart :
bei Detektion Alpha Strahler denke ich in erster Linie an die Möglichkeit der Inkorporation, also on der Praxis wohl am häufigsten durch Einatmen. Und die kurze Reichweiter der Alpha Strahlen, verbunden mit kurzen Distanzen zum Gewebe in der Lunge, die dürfte dann auch durch die große Masse der Alphateilchen zu ernsthaften Folgen führen.

Der Strahlenschutz in der Einrichtung, wo ich mal "gschafft" habe, legte immer am meisten Wert auf die unbedingte Vermeidung von Inkorporationen. Direkte Strahlung kam da auch nicht nennenswert vor, also da, wo ich mich aufgehalten hatte. Direkte Strahlung läßt sich vermeiden, Entfernung und Abschirmung, Inkorporationen sind viel schwieriger zu handhaben.

Gegeben hat es direkte Strahlung da aber schon, ich wurde da zu Anfang in die Halle mit dem Abkling- bzw. Lagerbecken geführt. Die blaue Tscherenkov Strahlung der Brennelemente war schon beeindruckend, und so ganz wohl fühlt man sich da auch nicht. Obwohl man weiß, dass das Wasser des Beckens alles absorbiert, was noch raus kommt.

Übrigens war der Strahlenschutz da sehr rigoros. Da saßen ein paar sehr ruhige selbstsichere Männlein an einer Stelle, die alles im Blick hatte, und beobachteten aus dem Augenwinkel die Ein- und Ausgänge, also die Meßschleusen.
Das hatte aber den Vorteil, das man nicht auf unbestimmte Zeit in diesen geschlossene Dingern gefangen war, falls die automatischen Türen nicht mehr aufgingen. Und falls man nicht raus kam wegen Kontamination hatte man auch immer gleich Ansprechpartner. Das kam vor.
Manche kamen auch nicht rein zur Zeit von Tschernobyl, wie mir erzählt worden ist. Draußen war es dreckiger wie innen.

Peter :
die Urangläser sind schon gut (eigene Aufnahme?), aber ich habe die Tendenz, alles, was mit Nukliden und Strahlung zu tun hat, zu minimieren. Wenn geht, auf Null.

Peter-1

Mit meinen Gästen war Spass.  ;D
Einige davon würden 1 Meter Abstand halten oder auch nie mehr das Haus betreten.
Wenn man im Beruf mit Rö-Anlagen täglichen Umgang hatte und an Versuchsanlagen von 30 - 140 kV Messungen machte, sieht man manche Dinge aus einer anderen Perspektive. Nachdenklich wird man aber, wenn Profs in einer Uni-Klinik die Dosimeter im Schreibtisch lassen, weil sie sonst keine weiteren Herzkatheter schieben dürften.
Das sind die $ Zeichen in den Augen ....... Geld , Geld , Geld
Ich habe immer schön brav mein Filmdosimeter getragen  :) 
Gruß  Peter

NoLi

Zitat von: crix am 16. Mai 2023, 16:43...
Peter :
die Urangläser sind schon gut (eigene Aufnahme?), aber ich habe die Tendenz, alles, was mit Nukliden und Strahlung zu tun hat, zu minimieren. Wenn geht, auf Null.

Letzteres wirst Du wohl kaum schaffen, da ist Mutter Natur schon dagegen. :girl_devil:

Übrigens: wo bleibt denn die Gleichberechtigung, wo ist Vater Natur???  >:D

Norbert

Lennart

Zitat von: crix am 16. Mai 2023, 16:43bei Detektion Alpha Strahler denke ich in erster Linie an die Möglichkeit der Inkorporation, also on der Praxis wohl am häufigsten durch Einatmen. Und die kurze Reichweiter der Alpha Strahlen, verbunden mit kurzen Distanzen zum Gewebe in der Lunge, die dürfte dann auch durch die große Masse der Alphateilchen zu ernsthaften Folgen führen.

Der Strahlenschutz in der Einrichtung, wo ich mal "gschafft" habe, legte immer am meisten Wert auf die unbedingte Vermeidung von Inkorporationen. Direkte Strahlung kam da auch nicht nennenswert vor, also da, wo ich mich aufgehalten hatte. Direkte Strahlung läßt sich vermeiden, Entfernung und Abschirmung, Inkorporationen sind viel schwieriger zu handhaben.

Es stimmt was Du sagst, Inkorporation wie auch Inhalation von Alphastrahlern ist besonders gefährlich. Meiner Meinung nach ist aber der Schutz davor leichter zu realisieren, als dies bei Gammastrahlung der Fall ist. Eine Vollmaske mit Kombinationsfilter schützt schon ausgezeichnet und mit einem atemluftunabhängigen System wird die Sache perfektioniert.

Ab Seite 5 sieht man diesbezügliche Empfehlungen der Strahlenschutzkommission:
https://www.ssk.de/SharedDocs/Beratungsergebnisse_PDF/2019/2019-06-27FFPMasken.pdf?__blob=publicationFile

Zitat von: crix am 16. Mai 2023, 16:43Direkte Strahlung läßt sich vermeiden, Entfernung und Abschirmung

Das ist zwar richtig, aber im Katastrophenfall ist es nicht immer möglich, ausreichenden Abstand zu halten. Wenn wir hier schon von Putin und Atomkrieg reden, wird die Sache wohl auch nicht einfacher  ;)

Mit der Abschirmung ist es auch nicht so einfach. Bleiwesten schwächen Röntgenstrahlung relativ effektiv ab, gegen höherenergetische Gammastrahlung benötigt man aber massive Bleiklötze.
In der Tabelle unten (https://de.wikipedia.org/wiki/Halbwertsschicht) kann man ablesen, welche Schichtdicke von Blei nötig ist, um eine spezifische Gammaenergie um die Hälfte abzuschwächen. Der übliche Verdächtige Cs-137 hat eine Energie von 0,66 MeV und laut der Tabelle wären über 5 mm Blei nötig, um eine Reduktion auf die Hälfte zu erreichen.
Ich habe relativ viel mit Dachdeckerblei (Walzblei) rumgebastelt. Schon bei 1,25 mm Materialstärke möchte ich kein derartiges Kostüm am Körper tragen müssen  :D 

Zitat von: NoLi am 16. Mai 2023, 23:44Übrigens: wo bleibt denn die Gleichberechtigung, wo ist Vater Natur???  >:D

Warum so engstirnig? Die Väter*innen wolltest Du wohl unter den Tisch fallen lassen?  :)




NoLi

Zitat von: Lennart am 17. Mai 2023, 01:18...
Warum so engstirnig? Die Väter*innen wolltest Du wohl unter den Tisch fallen lassen?  :)

Ups, oh, jaaa... :rofl:

Norbert

crix

Lennart,
also ohne jetzt den Teufel zu beschwören, und das Schlimmste zu antizipieren, geht meine Blickrichtung bei Nuklid / Strahlungsdetektion auf Szenarien, die für "gewöhnliche " Menschen bei Atomunfällen in Betracht kommen könnten.

Die möglichen Bilder sah man ja in Fukushima und Tschernobyl, bei letzterem direkte Auswirkungen auf Kraftwerkspersonal und "Liquidierer", da ging es immer um direkte Strahlung. Das ist nicht sinnvoll, so etwas als Risiko Szenario für normale Menschen, also Privatleute, anzunehmen. Also die Bleiwesten beziehe ich nicht in die Überlegungen mit ein.

Bei den Zivilisten, also den Einwohnern von Tschernobyl und Umgebung waren nur die indirekten Folgen von Belang, denke ich. Das ist wohl Fallout über die Luft, was anderes gab es nicht als Bedrohung.
Die war aber schon heftig, bei den TV Dokus zum 40 Jahrestag Tschernobyl sah ich vieles, was mir bisher nicht bekannt war.
Wenn die Einwohner von Tschernobyl Meßgeräte gehabt hätten, dann wären die nicht 1 Woche lang in einer "strahlenden Landschaft" rum gelaufen, hätten Hotspots detektieren können, und sich davon fern halten können.
Was das für einen zusätzlichen Aufruhr bedeutet hätte, wagt man sich kaum vorzustellen.

Also an solche Dinge denke ich, wenn ich mich "prepperhaft" verhalte. Da spielt der Gedanke an direkte Strahlung eigentlich keine Rolle.

Ein Putinsches Szenario würde wohl sehr ähnliche Folgen haben, die direkte Strahlung spielt da auch kaum eine Rolle, weil die kriegste nicht mehr mit.

Aber all das sind sehr weitreichende und wenig wahrscheinliche Dinge. Kein Grund aber, sich nicht mal am Rande damit zu beschäftigen, und so bestimmte Pflöcke schon einzuschlagen.

Einer davon ist die Möglichkeit zur Strahlungsmessung. Am besten gut, richtig, und einfach in der Handhabung.

Henri

Zitat von: crix am 18. Mai 2023, 19:27da ging es immer um direkte Strahlung.

Was verstehst Du denn unter "direkter" bzw. "indirekter" Strahlung??  :unknw:

Lennart

Zitat von: crix am 18. Mai 2023, 19:27Bei den Zivilisten, also den Einwohnern von Tschernobyl und Umgebung waren nur die indirekten Folgen von Belang, denke ich. Das ist wohl Fallout über die Luft, was anderes gab es nicht als Bedrohung.
Die war aber schon heftig, bei den TV Dokus zum 40 Jahrestag Tschernobyl sah ich vieles, was mir bisher nicht bekannt war.

Ich denke Du unterschätzt den Einfluss von Gammastrahlung auf die Zivilbevölkerung im Fall von Tschernobyl.
In diesem Video werden 26 Jahre nach dem Unglück im Randbereich vom "Roten Wald" Werte von >850 µSv/h gemessen:
https://www.youtube.com/watch?v=iQrLpqgxSBw

In Deutschland gelten 1000 µSv pro Jahr als signifikante zusätzliche Dosis, siehe:
https://www.bfs.de/DE/themen/ion/strahlenschutz/grenzwerte/grenzwerte.html

Hier hat das Bundesministerium für Inneres aus Österreich Informationen für den Zivilschutz bereitgestellt:
https://www.bmi.gv.at/204/Download/files/007_Strahlenschutzratgeber.pdf
Auf Seite 22 wird unser Thema behandelt.

Zitat von: crix am 18. Mai 2023, 19:27Ein Putinsches Szenario würde wohl sehr ähnliche Folgen haben, die direkte Strahlung spielt da auch kaum eine Rolle, weil die kriegste nicht mehr mit.

Wenn Du nicht in einer Großstadt oder deren Nähe wohnst und sich kein Militärstützpunkt in Deinem Umfeld befindet, stehen die Chancen nicht schlecht, einen nuklearen Schlagabtausch zunächst zu überleben.

Ob das etwas positives ist, muss jeder für sich entscheiden.

Im anschließenden Fallout befinden sich hauptsächlich Beta- und Gammastrahler. Alphastrahler sind zumeist schwere Kerne, die in der Umwelt nicht besonders mobil sind.
Die Intensität der Beta- und Gammastrahlung durch kurzlebige Spaltprodukte im Fallout von Kernwaffen ist absolut eklatant. Deshalb werden Schutzräume (fast) immer unterirdisch gebaut und der Bevölkerung wird ein längerer Aufenthalt in Kellerräumen empfohlen.

Hier mal ein Beispiel:
https://nuclearsecrecy.com/nukemap/?&kt=300&lat=55.751667&lng=37.617778&hob_opt=2&hob_psi=5&hob_ft=1640&fallout=1&ff=50&fallout_angle=223&psi=20,5,1&zm=4.00175464588481

Bei einer 500 m hohen Airburst-Detonation eines amerikanischen W87 Sprengkopf (300 Kilotonnen TNT-Äquivalent) über Moskau, hätte man (bei den hier dargestellten Windverhältnissen) mit einer Dosisleistung von 100 mSv/h (!) im ca. 60 km entfernten Krasnoarmeisk zu rechnen. Das entspricht 100.000 µSv/h.

So etwas sollte man nicht auf die leichte Schulter nehmen...