radioaktive Röhren

Begonnen von DL3HRT, 24. Juni 2019, 17:08

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Peter-1

Noch ein Beispiel.
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Gruß  Peter

NoLi

Da Thorium in der Röhrenkathode deutlich die Elektronenaustrittsenergie senkt, wird in vielen Röhrentypen mehr oder weniger von diesem Element zu finden sein. Allerdings dürfte die Aktivität, bis auf Ausnahmen in Spezialröhren, so gering sein, dass mit "normalem Geigerzähler" kaum was davon an den Aussenseiten zu messen sein wird.

Übrigens: thoriumhaltige Wolfram-Glühfäden waren auch in fast allen früheren Glühbirnen zu finden.

Norbert

DL3HRT

Zitat von: NoLi am 12. Dezember 2023, 20:25Da Thorium in der Röhrenkathode deutlich die Elektronenaustrittsenergie senkt, wird in vielen Röhrentypen mehr oder weniger von diesem Element zu finden sein.
Das ist nicht so. Die Periode der Röhrentypen mit thorierten Heizfäden/Kathoden war relativ kurz. Schon in den 1930er und 1940er Jahren wurden sie von den Oxidkathoden (meist Bariumoxid) verdrängt, da bei diesen eine noch niedrigere Temperatur und damit Heizleistung benötigt wurde.

Allerdings wurden die Röhrentypen mit Thorium noch eine ganze Weile produziert und in speziellen Fällen (meist Leistungsröhren) wurde Thorium weiterhin eingesetzt.

Für die untersuchte Röhre vom Typ AL4 wird nirgends im Netz auf Thorium verwiesen. Das Design stammt aus den 1930er Jahren. Eventuell wurde die Röhre in verschiedenen Varianten produziert. Hier sind das Foto der Röhre und das Spektrum nach sehr langer Messzeit.

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DL8BCN

In Senderöhren der 1kW Klasse, z.B. Eimac 3-500Z, 4-400, 4-500 und ähnlichen Glasröhren, die in Amateurfunk Endstufen zu finden sind, war soweit ich weiß eine thorierte Wolframkathode verbaut.
Auf einigen meiner Senderöhren ist ein entsprechender Hinweis zu finden.
Ich konnte allerdings außen an keiner Röhre etwas messen.
Auf einer steht allerdings auch: "Radiation when energized". Ich denke das ist ein Hinweis auf Röntgenstrahlung.


DL3HRT

Jetzt muss ich auch einmal die Schwarmintelligenz bemühen :).

Ich untersuche gerade zwei Röhren vom Typ Z860X. Sie wurden 1968 vom Werk für Fernsehelektronik (WF) in der DDR hergestellt. Die Z860X ist ein Kaltkathoden-Thyratron. Laut Datenblatt wird sie mit radioaktivem Material vorionisiert (siehe PDF).

Momentan läuft eine Messung im Gammaspektrometer. Zuerst habe ich die Energiekalibrierung möglichst exakt durchgeführt:
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Unmittelbar danach kamen beide Röhren in die Bleiburg. Nach einigen Minuten ergab sich folgendes Ergebnis:
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Es gibt einen Peak bei ca. 66 keV und einen zweiten Peak bei ca. 220 keV. Weitere Peaks sind angedeutet, aber noch nicht klar genug sichtbar. Die aktuelle Zählrate liegt bei 30 cps, also gut doppelt so hoch wie der Hintergrund (14 cps).

Mit dem Geigerzähler außen am Röhrenkolben ist eine leichte Erhöhung der Zählrate messbar. Es handelt sich offensichtlich um einen Betastrahler.

Hat jemand von euch eine Idee, welches Material genutzt wurde? Die vergleichbaren Cerberus-Röhren haben entweder Ra-226 oder H-3 verwendet, in anderen Thryatrons gerne auch Kr-85. Bei der Z860X ist es nicht davon. Aktuell stehe ich auf dem Schlauch.

DG0MG

Wenn ich in dieser Liste: http://www.gammaexplorer.com/wp-content/uploads/2014/03/gammaenergies.pdf
nachschaue, dann sagt die: bei 222.1 keV: Ta-182, also Tantal. Weiter oben, bei 67,8 keV auch Ta-182.

Kann das stimmen? Die IAEA-App nennt für Ta-182 nur 114 Tage HWZ, das passt dann eher nicht?
"Bling!": Irgendjemand Egales hat irgendetwas Egales getan! Schnell hingucken!

DL3HRT

Genau, ich habe vergessen darauf hinzuweisen. Die Röhren sind 65 Jahre alt. Wir suchen also ein Nuklid, welches eine Halbwertszeit nicht wesentlich unter 10 Jahren hat.

DL3HRT

Es gab anscheinend ein Problem mit der Elektronik, denn die Peaks hatten sich verbreitert/verschoben. Ich habe daher die Messung wiederholt.

Hier noch einmal die neue Energiekalibrierung. Die passte noch so gut, dass ich nichts verändern musste:
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Komisch nur, dass die Messung bei der Röhren die Peaks an anderer Stelle ergab:
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Der untere Peak ist jetzt eindeutig die Röntgenfluoreszenz des Bleis aus der Bleiburg. Bleibt also der Peak bei 240 keV. Zu anderen möglichen Peaks werde ich etwas schreiben, wenn die Messung eine Weile gelaufen ist.

Prospektor

Scheint ein Th-232 Strahler zu sein  :)
Mindestens sieht das stark nach Pb-212 bei 238,6 keV aus. Und auch Ac-228 und Tl-208 sind angedeutet, wenn auch schwächer als erwartet.

DL3HRT

Es scheint in der Tat Thorium zu sein, wobei ich überrascht bin, wie schwach die anderen Peaks herauskommen.

Ich kannte Thorium in Röhren bisher nur von thorierten Kathoden oder den Rd2md-Magnetrons, bei denen die Anodenbleche aus Thoriummetall sind. Ein aufgemalter farbiger Ring zur Vorionisation des Füllgases ist neu für mich.

DL3HRT

Ich schreibe aktuell an einem Artikel über radioaktive Röhren. Bisher kenne ich folgende Nuklide, die in Röhren verwendet wurden:
- H-3
- Co-60
- Ni-63 *
- Kr-85 *
- Cs-137 *
- Pm-147
- Ra-226 *
- Th-232 *
- U-238 *

Von den Listeneinträgen mit einem * habe selbst ein Exemplar bzw. konnte ein Exemplar aus einer anderen Sammlung messen. Von den anderen Nukliden kenne ich Röhrentypen oder entsprechende Datenblätter.

Auf orau.org werden folgende zusätzliche Nuklide angegeben:
- C-14
- Pb-210

siehe: https://www.orau.org/health-physics-museum/collection/consumer/miscellaneous/electron-tubes.html

Kennt jemand von euch Röhren, die C-14 oder Pb-210 enthalten? Das ist mir bisher auch in keinem Datenblatt vorgekommen.

Kennt jemand Nuklide, die ich noch nicht genannt habe, die in Röhren verwendet wurden?



Spalter

Laut Paul Frame und William Kolb, Living With Radiation, 2007 gibt es außer den genannten noch folgende Radionuklide in Rören:
12AT7 Phillips High-mu Dial Triode mit 0.1 µCi Re-187
6376,A Fission Counter mit 95 µCi U-235
6941,A Neutron Counter mit 23 µCi U-235

DL3HRT

Danke! Die Datenblätter der beiden Zählrohre habe ich gefunden. In der Tat hoch angereichertes U-235!

Die 12AT7 wurde von verschiedenen Hersteller über viele Jahre gebaut. Da konnte ich bisher keine Verweise auf Rhenium finden. Oftmals wurde das in den Datenblätter auch nicht angegeben.

Ich sehe schon, die Liste der Radionuklide in Röhren wird immer länger  ;)

Oliver-G

Guten Abend.

Mein Name ist Oliver und ich wohne in Heinsberg.
Auf dieses Forum bin ich über mein Hobby aufmerksam geworden.

Ich höre gerne mit Röhrenverstärkern Musik.
In einem meiner Verstärker steckt eine 0A2 Glimmstabilisator Röhre.
Da diese Röhre nicht mehr häufig angeboten wird, habe ich mir ein paar Exemplare als Vorrat zugelegt.
Mit Verwunderung musste ich feststellen, dass auf einer 0A2 in roten Buchstaben aufgedruckt steht, dass diese Röhre radioaktiv sei.

Leider konnte ich auf Anhieb keine Bilder hochladen. Es handelt sich um eine CV 1832 (0A2) von Sylvania,  made in USA, mit Bundeswehr Logo, von 1974.

Möglich, dass in dieser Röhre Radium steckt.
Wie geht man mit derartigen Röhren um?
Sollte man Bedenken wegen der Strahlung haben ?


Beste Grüße, Oliver

NoLi

Hallo Oliver und willkommen!

Zitat von: Oliver-G am 13. März 2024, 21:29...
Möglich, dass in dieser Röhre Radium steckt. ...
...
Ja. Die Menge des eingesetzten Radiums variiert aber, je nach Hersteller, sehr stark. In der "Nachradiumaera" wurde auch Tritium verwendet.

Zitat von: Oliver-G am 13. März 2024, 21:29...
Wie geht man mit derartigen Röhren um?
...
Sehr vorsichtig, damit sie nicht zerbrechen :) . Lagerung nicht in unmittelbarer Nähe eines Aufenthaltsbereiches (z.B. Schublade am Sitzplatz); ein Meter Mindestabstand ist schon ausreichend. Zur Entsorgung am besten sich an das zuständige Bürgermeisteramt, Polizei oder Feuerwehr wenden, hier wird  weitergeholfen.

Zitat von: Oliver-G am 13. März 2024, 21:29...
Sollte man Bedenken wegen der Strahlung haben ?
...
Nein. Die Manipulationszeit mit solchen Röhren sollte sich wahrscheinlich auf wenige Minuten bis Stunden im Jahr bewegen, hierbei sind keinerlei Dosisgrenzwertüberschreitungen zu befürchten oder zu erwarten.

Norbert