Hoffman Countmaster Model 216-1 - ca. 1955

Begonnen von DL3HRT, 16. September 2022, 07:54

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DL3HRT

Der dekadische Glimmlampen-Zähler, Scaler genannt, war ein Novum für tragbare Geigerzähler. Der schaltungstechnische Aufwand war beträchtlich. Insgesamt kamen 44 Glimmlampen vom Typ NE96, 44 Dioden vom Typ 1T1 und eine entsprechende Anzahl von Widerständen und Kondensatoren zum Einsatz.

Die Suche nach dem Datenblatt der Dioden gestaltete sich schwierig. In einem anderen Patent wurde von einer "Selendiode 1T1" von der Firma International Rectifier gesprochen. Eine Suche nach "international rectifier 1955" brachte folgenden Link: https://worldradiohistory.com/BOOKSHELF-ARH/Servicing/International-Rectifier-Corporation-Engineering-Handbook.pdf

Dort findet man die 1T1-Diode auf S. 34 in Tabelle 1. Die Dioden sind tatsächlich nur für einen Durchlassstrom von 250 µA spezifiziert. Die 1T1 hat auch eine gängige Diodenbezeichnung bekommen: 1N1625A. Aus heutiger Sicht sind das ziemlich exotische Bauteile, da 1955 auseichend Ge-Dioden zur Verfügung standen. Vielleicht waren die Selendioden einfach billiger, was bei 44 Stück pro Gerät durchaus wichtig ist. Ich hoffe, dass so ein Teil nicht irgendwann kaputt geht. Aber möglicherweise kann man es durch eine Ge-Diode ersetzen.

Die Funktionsweise des Zählers ist im Servicehandbuch ab Seite 4 beschrieben. Er geht auf ein Patent zurück, welches 1950 eingereicht und 1953 verliehen wurde (Patentschrift). Für die Funktionsweise war es wichtig, dass die Glimmlampen innerhalb einer Dekade eine möglichst identischen Zündspannung hatten. Sie wurde daher im Werk selektiert - ein Riesenwaufwand...  :-\

Beim Betrieb des Scalers war die korrekte Einstellung des B-Set Potentiometers wichtig. Damit wurde die Versorgungsspannung des Scalers auf knapp unterhalb der Zündspannung der Glimmlampen eingestellt. Stellt man die Spannung zu hoch ein, so beginnt der Zähler von ganz alleine zu zählen und stellt man die Spannung zu niedrig ein, so arbeitet der Zähler nicht. In diesem Zusammenhang findet man eine interessante Bemerkung findet im Handbuch auf Seite 3.

"The neon bulbs of the Scaler require ultra-violet light such as sunshine to light properly. When using your Hoffman Countmaster in a mine tunnel, or darkened room, illuminate the face of the instrument with a flashlight or an ultra-violet lamp."

Ich habe es getestet und es ist tatsächlich so. Legt man das Gerät in einen Schrank und schließt die Tür, so werden keine Impulse mehr gezählt. Ursache ist das Verhalten der Glimmlampen, deren Zündspannung sich bei Dunkelheit vergrößert. Da man die Versorgungsspannung des Scalers über das B-SET Potentiometer auf knapp unterhalb der Zündpspannung einstellt, reicht diese bei Dunkelheit nicht mehr aus.

Die gewählte Schaltung erlaubt nur eine begrenzte Zählrate. Im Handbuch steht, dass maximal 12000 Impulse pro Minute gezählt werden können, was 200 Impulse pro Sekunde entspricht. Zudem müssen die Impulse eine gewisse Mindestbreite haben. Das wird über die Auswerteröhre V2 realisiert, deren beide Triodensysteme als triggerbares Monoflop arbeiten.

Fazit:
Der Scaler zeigt das damals technisch Machbare für tragbare Geräte. Es gab natürlich schon entsprechende Anzeigeröhren (z.B. Dekatrons, oder Ziffernanzeigeröhren), aber die hatten eine höhere Leistungsaufnahme bzw. erforderten eine komplizierte Beschaltung und waren zudem sehr teuer.


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Curium

Das ist (noch) meiner!!!!!Hab noch viele andere historische Geräte, die ich demnächst einstellen werde!