Interaktive Karten für kontaminierte Pilze und Wildschweine

Begonnen von Henri, 16. September 2022, 21:49

⏪ vorheriges - nächstes ⏩

Henri

Hallo!

Das Umweltinstitut in München bietet Privatleuten die kostenlose gammaspekrometrische Untersuchung von Pilzen oder Wildschwein-Fleisch an. Die Messwerte werden auf einer Karte veröffentlicht, so dass man einen Überblick über besonders stark kontaminierte Gebiete bekommt.

Für Pilze:

http://www.umweltinstitut.org/themen/radioaktivitaet/messungen/pilze-und-waldprodukte.html

Für Wildschweine:

http://www.umweltinstitut.org/themen/radioaktivitaet/messungen/wildschweine.html


Ein Klick auf die farbigen Punkte öffnet ein Fensterchen mit dem exakten Ort und Messwert.

Was mich auf der Pilzkarte doch etwas in Erstaunen versetzt: auch in der Nähe von Hannover, sowie südlich bei Hamburg, wurden Pilze mit erhöhten Werten gefunden: in 2020 im Büsenbachtal 128 Bq/kg in Birkenröhrlingen, und in Ecklingen bei Hannover in 2021 die berüchtigten Maronenröhrlinge mit immerhin knapp 96 Bq/kg.

Viele Grüße!

Henri


DG0MG

"Das Umweltinstitut" ist der "Umweltinstitut eingetragener Verein".  ;)

Das sind die, die 1,4 µSv/h als normalen Wert für DL bewerten: https://www.geigerzaehlerforum.de/index.php/topic,338.0.html
"Bling!": Irgendjemand Egales hat irgendetwas Egales getan! Schnell hingucken!

Henri

Zitat von: DG0MG am 16. September 2022, 22:08Das sind die, die 1,4 µSv/h als normalen Wert für DL bewerten: https://www.geigerzaehlerforum.de/index.php/topic,338.0.html

Ah. OK. Ja, es ist etwas schade, dass sie auf der Seite nicht auf die Messmethodik, Laborausstattung etc. eingehen. Vielleicht haben sie auch nur einen Berthold LB-200. Aber ganz aus der Nase ziehen werden sie sich die Werte ja nicht? 

Das Grundgerät, mit der sie auf dem Balkon messen  ;D  , scheint das Basisgerät vom Berthold LB-201 (Nachfolger LB-200) zu sein.

DG0MG

Zitat von: Henri am 16. September 2022, 22:34es ist etwas schade, dass sie auf der Seite nicht auf die Messmethodik, Laborausstattung etc. eingehen.

Also zumindest bei der Wildschwein-Karte steht: "Diese Daten hat uns ein engagierter Bürger und ehemaliger Strahlenschutzbeauftragter für Radioaktivität aus Murnau zur Verfügung gestellt."

Das bedeutet: Gar keine eigene Laborausstattung und nur die LB200 bei den Wildprüfstellen, die aber mit dem "Institut" nichts zu tun haben.

Für die Pilze steht da: "Diese Untersuchungen kosten viel Geld, mit Ihrer Spende ermöglichen Sie, dass wir solche Aktionen durchführen können!" Da könnte man vermuten, dass die Proben an ein Umweltlabor weitergegeben werden, die das dann im Auftrag ausmessen. Da sollte dann schon ein HPGe-Detektor im Spiel sein.
"Bling!": Irgendjemand Egales hat irgendetwas Egales getan! Schnell hingucken!

NSX

Zitat von: Henri am 16. September 2022, 21:49Was mich auf der Pilzkarte doch etwas in Erstaunen versetzt: auch in der Nähe von Hannover, sowie südlich bei Hamburg, wurden Pilze mit erhöhten Werten gefunden: in 2020 im Büsenbachtal 128 Bq/kg in Birkenröhrlingen, und in Ecklingen bei Hannover in 2021 die berüchtigten Maronenröhrlinge mit immerhin knapp 96 Bq/kg.

Das erstaunt mich jetzt nicht. Im Sommer 1986 war es im europäischen Ausland allgemeines Wissen, dass es nicht nur in Tschrnobyl zu einem Zwischenfall gekommen ist, sondern auch bei Hamburg.

Es gab auch mal eine Doku über das Leukämie-Cluster dort, radioaktive Funde in den Gärten und wie man versucht alles unter dem Teppich zu kehren.

Henri

Zitat von: NSX am 23. August 2023, 07:04Das erstaunt mich jetzt nicht. Im Sommer 1986 war es im europäischen Ausland allgemeines Wissen, dass es nicht nur in Tschrnobyl zu einem Zwischenfall gekommen ist, sondern auch bei Hamburg.

Es gab auch mal eine Doku über das Leukämie-Cluster dort, radioaktive Funde in den Gärten und wie man versucht alles unter dem Teppich zu kehren.

Du meinst das hier, nicht?

https://www.geigerzaehlerforum.de/index.php/topic,1339.0.html

Dabei ging es aber um die Freisetzung von Plutonium, nicht um Cs-137. Und was die Kontamination mit Cs-137 vom Tschernobyl-Unfall betrifft, sind die Karten eindeutig. Da ist in Niedersachsen kaum was runtergekommen.

NSX

Zitat von: Henri am 23. August 2023, 12:16Du meinst das hier, nicht?

https://www.geigerzaehlerforum.de/index.php/topic,1339.0.html

Dabei ging es aber um die Freisetzung von Plutonium, nicht um Cs-137. Und was die Kontamination mit Cs-137 vom Tschernobyl-Unfall betrifft, sind die Karten eindeutig. Da ist in Niedersachsen kaum was runtergekommen.

Bin mir nicht sicher. Was ich sagen will ist, dass sich viele Ereignisse stets einer diskreten Unschärfe hüllen. Voarausgesetzt diese sehen überhaupt das Tageslicht.

Für das Jahr 1986 finde ich zwei Vorfälle:

A.
Zitat4. Mai 1986    THTR-300, Schmehausen, Hamm   

Im THTR-300 traten, unmittelbar nach dem Durchzug der radioaktiven Wolke aus Tschernobyl, radioaktive Aerosole aus. Die Untersuchungen zur Aerosolemission begannen erst mit erheblicher Verzögerung.
(https://de.wikipedia.org/wiki/Liste_meldepflichtiger_Ereignisse_in_deutschen_kerntechnischen_Anlagen)

B.
ZitatAm 12. September 1986 soll über den Atomanlagen in Geesthacht an der Elbe bei einem Unfall eine radioaktive Wolke aufgestiegen sein. Die Freisetzung radioaktiver Substanzen lasse sich anhand von Bodenproben nachweisen.
(https://www.nd-aktuell.de/artikel/88219.gab-es-einen-atomunfall-in-geesthacht.html)

Gerade bei kleineren, lokalen Ereignissen scheint es schwierig irgendwas dingfest zu machen. Erfahrungsgemäß wird vielleicht etwas auf dem Gelände gemessen und am Zaun schießt das dann in irgendwie Richtung Weltraum.  :yahoo:

Bin zwar selber aus Süddeutschland und habe mit dem Norden nichts zu tun aber die einzigen Leute die ich mit einer in der Jugend entfernten Schilddrüse kennengelernt habe, kamen aus Krümmels Nachbarschaft.  Kennt man sonst eigentlich nur aus Dokus über Weißrussland etc.

NoLi

Man sollte manche Quellen von Informationen auch mal kritisch hinterfragen!

Norbert

Henri

Zitat von: NSX am 23. August 2023, 19:32Bin zwar selber aus Süddeutschland und habe mit dem Norden nichts zu tun aber die einzigen Leute die ich mit einer in der Jugend entfernten Schilddrüse kennengelernt habe, kamen aus Krümmels Nachbarschaft.  Kennt man sonst eigentlich nur aus Dokus über Weißrussland etc.

Jetzt gerät hier aber doch einiges durcheinander.

Dieser Thread ist über mit Cs-137 kontaminierte Pilze und Wildschweine.

Beim mutmaßlichen Unfall in Geesthacht geht es um eine Freisetzung von Plutonium.

Und Schilddrüsenprobleme bekommt man durch radioaktive Iod-Isotope.

Völlig unterschiedliche Nuklide, Ausbreitungsbedingungen, Halbwertszeiten und biologische Wirkungen.


Eine Kontamination der Böden beim Tschernobyl-Unfall hat ja hauptsächlich durch Regen-Auswaschung stattgefunden. Dazu kann es natürlich auch lokal sehr begrenzt gekommen sein. Um die Kontaminationskarten zu erstellen, wird man nicht jeden km² eine Probe genommen haben. Also gibt es vielleicht doch noch "Überraschungen", das ist richtig.

--------------------------------------------------------------------------------------------------------

Auf der Karte habe ich gerade in 2019 mit 379 Bq/kg gemessene Maronenröhrlinge in Willighausen gefunden. Das ist in etwa auf halber Strecke zwischen Hannover und Hamburg. In der unten auf der Seite abrufbaren Excel-Tabelle wird für diese Probenmessung eine Nachweisgrenze von 3,6 Bq/kg genannt. Interessanterweise wird dort das Messergebnis mit 12 Nachkommastellen angegeben.  :-\  Und man findet keine Angaben zu verwendetem Messgerät, Probeneinwaage, Messunsicherheiten usw.

Interessant an dieser Tabelle sind auch die Probenbeschreibungen: hier wird "getrocknet", "halbtrocken", "frisch", "Kappen", "Huthaut getrocknet", "Stiele" anscheinend wild durcheinandergewürfelt.

Da werden z.B. Stiele von Maronenröhrlingen gemessen, obwohl das Cs im Farbstoff der Kappen sitzt. Und selbst wenn man zur Effizienzsteigerung die Probe vor dem Messen trocknet, muss man das Ergebnis dennoch auf das Frischgewicht umrechnen, damit man mit dem offiziellen Grenzwert 600 Bq/kg überhaupt eine Orientierung hat.

Wenn man sich die Messungen der letzten Jahre anschaut, fällt aber auf, dass die als rote Punkte markierten Messungen zum großen Teil von getrockneten Pilzen stammen. Es scheint nicht ganz auszuschließen, dass hier die Umrechnung auf das Frischgewicht vergessen wurde...  8)



NoLi

Zitat von: Henri am 23. August 2023, 23:20...
Auf der Karte habe ich gerade in 2019 mit 379 Bq/kg gemessene Maronenröhrlinge in Willighausen gefunden. Das ist in etwa auf halber Strecke zwischen Hannover und Hamburg. In der unten auf der Seite abrufbaren Excel-Tabelle wird für diese Probenmessung eine Nachweisgrenze von 3,6 Bq/kg genannt. Interessanterweise wird dort das Messergebnis mit 12 Nachkommastellen angegeben.  :-\  Und man findet keine Angaben zu verwendetem Messgerät, Probeneinwaage, Messunsicherheiten usw.
...
:dash2:
Hier zeigt sich (wiederum) die "Qualität" der messenden Stelle bzw. "Instituts". Im Bq-Bereich eine oder gar mehrere Nachkomma-Stellen anzugeben ist bei den vorhandenen Unsicherheiten vollkommen schwachsinnig! Einzig im kBq- oder MBq-Bereich macht sowas Sinn.
Und der Rest der Protokollangaben spricht teilweise für sich... :umnik2:  :wacko2:

Nur modernes Equipment zu haben ist eben nicht alles... :to_take_umbrage:

Norbert

DG0MG

"Bling!": Irgendjemand Egales hat irgendetwas Egales getan! Schnell hingucken!