Herstellung von Lu-177 im Forschungsreaktor München FRM-II

Begonnen von NoLi, 23. September 2022, 21:35

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NoLi

In letzter Zeit wird verstärkt Lutetium-177 für die Therapie von metastierenden Tumoren der Bauchspeicheldrüse und der Prostata eingesetzt. Mit Lu-177 kontaminierte Reststoffe tauchen somit auch öfter in öffentlichen Restmüllbeseitigungsanlagen auf (sofern eine radiologische Eingangsmesseinrichtung vorhanden ist).
Hier mal die Herstellung eines Lu-177 Medikamentes:

Lutetium - So entsteht ein hoch wirksames Medikament für Krebspatienten


Infos zu Lu-177:

https://www.internetchemie.info/isotop.php?Kern=Lu-177

"...Lutetium-177 ist ein künstliches Isotop mit der Massenzahl 177. Seine radioaktiven Eigenschaften - die gleichzeitige Emission von abbildbaren Gamma-Photonen [208 keV (11%) und 113 keV (6,4%)] zusammen mit der partikulären beta-Emission [β- (max) = 497 keV] - machen dieses Nuklid es zu einem theranostisch besonders geeigneteten Radioisotop für die medizinische Radionuklidtherapie und -diagnostik...."

Norbert

Kermit

Lu-177 wird schon eine ganze Weile in der Nuklearmedizin eingesetzt. Das Nuklid hat das Y-90 weitgehend ersetzt, weil die Nierendosis (unerwünschte Begleiterscheinung) hier niedriger als beim Y-90 ist.
Leider ist auch die Tumordosis niedriger.
Es werden Aktivitäten zwischen 3 GBq bis ca 7,4 GBq beim Patienten durch Infusion gegeben. Der Aufenthalt auf der Nuklearmedizinischen Therapiestation liegt zwischen 2-5 Tagen, je nach Verfassung des Patienten.

Die Crux ist, das es wenige Hersteller für das Lu-177 gibt und das das Nuklid trägerfrei sein sollte. Das heißt, kein Lu-176 und Lu-177m im Präparat ist, weil die Halbwertszeit des Lu-177m bei rund 160 Tagen liegt. Damit kann es ein Entsorgungsproblem der Reststoffe geben, je nach Bundesland und Behörde kann das unterschiedlich gehändelt werden.

Günstig ist der Umstand, das das Lu-177 auf Grund der möglichen Bindung an verschiedene Pharmaka ein breites Therapiespektrum hat und systemisch gegeben wird. Somit kann man therapeutisch Tumore erreichen, für die eine Op nicht mehr oder nicht möglich ist und auch die klassische Strahlentherapie keine Behandlungsoption ist.

Ausser der Verbesserung der Lebensqualität (Schmerzreduktion) erwartet die Medizin eine Verhinderung des Tumorwachstums, im günstigsten Fall das Absterben des Tumors sowie eine Verlänegrung der Lebenszeit zwischen 3 und 6 Jahren.

Grüße Kermit

NuclearPhoenix

Zitat von: Kermit am 26. September 2022, 21:53Die Crux ist, das es wenige Hersteller für das Lu-177 gibt und das das Nuklid trägerfrei sein sollte. Das heißt, kein Lu-176 und Lu-177m im Präparat ist, weil die Halbwertszeit des Lu-177m bei rund 160 Tagen liegt. Damit kann es ein Entsorgungsproblem der Reststoffe geben, je nach Bundesland und Behörde kann das unterschiedlich gehändelt werden.
Sehr interessant! Passend dazu auch hier die Spektren einmal vom unreinen und einmal vom gereinigtem Lu-177. Da sieht man schon einen ganz deutlichen Unterschied!
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Kermit

Zitat von: NoLi am 23. September 2022, 21:35medizinische Radionuklidtherapie und -diagnostik...

Hierzu nur eine kurze Anmerkung:

Lu-177 wird in der Nuklearmedizin als Therapienuklid eingesetzt.

Für die alleinige Diagnostik gibt es bessere Nuklide, da der Betaanteil des Lu-177 die Bildgebung eher negativ beeinflusst und eine unerwüschte Strahlenexposition des Patienten darstellt.

Allerdings nutzt man für die Therapiekontrolle die Gammakomponenten des Lu-177 um die Verteilung im gewünschten Tumorvolumen und den Therapieerfolgt zu überprüfen.

Für die Dosimetrie nach der Therapie und zur Vorbereitung möglicher weiterer Therapien ist die diagnostische Qualität aber ausreichend, hier benötigt man nicht unbedingt andere Nuklide, was ein entscheidender Vorteil von Lu-177.