RadTriage50

Begonnen von Henri, 18. Oktober 2022, 20:56

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Henri

Hallo!

Ich habe gerade ein interessantes "Strahlenmessgerät" entdeckt - eine gelbe Plastik-Kreditkarte, bei der sich ein Streifen verfärbt und mit Referenzfeldern verglichen werden kann, sobald er einer gewissen Strahlungsdosis ausgesetzt wurde.

Das Kärtchen heißt "RadTriage50" und ist vom US-amerikanischen Hersteller JPLABS:


http://www.jplabs.com/

Hier die Bedienungsanleitung:

https://www.gammadata.se/assets/Uploads/RADTriage50-User-Manual.pdf


Der Name des Kärtchens ist wohl auch Programm: das empfindlichste Vergleichsfeld zeigt 50 mSv an, dann geht es über 100, 250 und 500 mSv weiter hoch bis 1, 2 und letztendlich 4 Sv. Man kann anhand der Verfärbung nach erfolgter Exposition also sehen, bei wem sich eine aufwändige medizinische Behandlung noch lohnt, und wo man gleich auf die palliative Schiene schwenken kann.


Ich frage mich ja, in welchen Bereichen man so etwas anwendet? Denn die übliche Jahresdosis für beruflich strahlenexponierte Personen dürfte in fast allen Ländern darunter liegen (in den USA sind es wohl genau 50 mSv). Man kann das Kärtchen auf Amazon oder Ebay für knapp unter € 30,- erwerben, die Haltbarkeit beträgt aber nur 2 Jahre bei Raumtemperatur - fürs Militär zum Einlagern bietet es sich also nicht an, außer man legt die Karten in die Tiefkühltruhe, wo sie sich bis zu 10 Jahre frisch halten. In der Anleitung wird von explodierten Kernkraftwerken und "dirty bombs" als Anwendungsgebiet gesprochen.

Viele Grüße!

Henri



Tektronix556

Zitat von: Henri am 18. Oktober 2022, 20:56Hallo!

Ich habe gerade ein interessantes "Strahlenmessgerät" entdeckt - eine gelbe Plastik-Kreditkarte, bei der sich ein Streifen verfärbt und mit Referenzfeldern verglichen werden kann, sobald er einer gewissen Strahlungsdosis ausgesetzt wurde.

Das Kärtchen heißt "RadTriage50" und ist vom US-amerikanischen Hersteller JPLABS:


http://www.jplabs.com/

Hier die Bedienungsanleitung:

https://www.gammadata.se/assets/Uploads/RADTriage50-User-Manual.pdf


Der Name des Kärtchens ist wohl auch Programm: das empfindlichste Vergleichsfeld zeigt 50 mSv an, dann geht es über 100, 250 und 500 mSv weiter hoch bis 1, 2 und letztendlich 4 Sv. Man kann anhand der Verfärbung nach erfolgter Exposition also sehen, bei wem sich eine aufwändige medizinische Behandlung noch lohnt, und wo man gleich auf die palliative Schiene schwenken kann.


Ich frage mich ja, in welchen Bereichen man so etwas anwendet? Denn die übliche Jahresdosis für beruflich strahlenexponierte Personen dürfte in fast allen Ländern darunter liegen (in den USA sind es wohl genau 50 mSv). Man kann das Kärtchen auf Amazon oder Ebay für knapp unter € 30,- erwerben, die Haltbarkeit beträgt aber nur 2 Jahre bei Raumtemperatur - fürs Militär zum Einlagern bietet es sich also nicht an, außer man legt die Karten in die Tiefkühltruhe, wo sie sich bis zu 10 Jahre frisch halten. In der Anleitung wird von explodierten Kernkraftwerken und "dirty bombs" als Anwendungsgebiet gesprochen.

Viele Grüße!

Henri




Hallo Henri, mir war diese Karte auch schon vor einiger Zeit aufgefallen. Ich denke, gerade bei den eher neurotischen Amerikanern gibt es genug Laien bezüglich Radioaktivität, die sich so etwas für nukleare Notfälle welcher Art auch immer zulegen...
Schade, dass der Farbumschlag dieser Karten wohl nicht bei niedrigeren Dosen funktioniert - dann wäre die Karte für den Alltag zum ständig dabei zu haben doch mal ganz interessant...
VG
Joachim

NoLi

Zitat von: Henri am 18. Oktober 2022, 20:56...
Ich frage mich ja, in welchen Bereichen man so etwas anwendet? Denn die übliche Jahresdosis für beruflich strahlenexponierte Personen dürfte in fast allen Ländern darunter liegen (in den USA sind es wohl genau 50 mSv). Man kann das Kärtchen auf Amazon oder Ebay für knapp unter € 30,- erwerben, die Haltbarkeit beträgt aber nur 2 Jahre bei Raumtemperatur - fürs Militär zum Einlagern bietet es sich also nicht an, außer man legt die Karten in die Tiefkühltruhe, wo sie sich bis zu 10 Jahre frisch halten. In der Anleitung wird von explodierten Kernkraftwerken und "dirty bombs" als Anwendungsgebiet gesprochen.
...
Steht doch in der Beschreibung:  "RADTriage is highly reliable and the ONLY "seeing-is-believing" dosimeter that meets the requirements of an emergency dosimeter for citizens and first responders to minimize panic and worry and triage radiation exposure for medical treatment."

Also für Bürger (für die Triage, ob sich eine Rettung und Behandlung überhaupt noch lohnt) und (Erst)Hilfskräfte (ob sie weiterhin noch einsetzbar sind).

Zitat von: Tektronix556 am 18. Oktober 2022, 21:12...
Schade, dass der Farbumschlag dieser Karten wohl nicht bei niedrigeren Dosen funktioniert - dann wäre die Karte für den Alltag zum ständig dabei zu haben doch mal ganz interessant...
VG
Joachim
Ist halt ein reines Katastrophenschutz-Dosimeter ("Notfall-Dosimeter") zur "Beurteilung" von ausschliesslich medizinisch relevanten Strahlendosen.

In den 1950er Jahren gab es ähnliches (vom Funktionsprinzip) in der US-Army:
https://www.orau.org/health-physics-museum/collection/dosimeters/miscellaneous/color.html
https://www.orau.org/health-physics-museum/collection/radiac/miscellaneous/eir3-army-chemical-dosimeter.html
Und für die zivile Anwendung:
https://www.orau.org/health-physics-museum/collection/dosimeters/miscellaneous/technical-associates-model-g-color.html

Norbert

Henri

Schön und gut, aber die Karte hat halt noch den Nachteil, dass sie sich nicht nur bei Strahlung verfärbt, sondern auch bei erhöhter Temperatur. Das könnte dann vielleicht schon Panik auslösen  :o

Aber eigentlich ist das gar keine so dumme Sache. Man muss ein Dosimeter ja ständig mit sich tragen, wenn es Sinn machen soll. Wer macht das schon? Eine weitere Plastikkarte in der Geldbörse fällt im Gegensatz dazu gar nicht auf.
Eine Karte hat 2 Jahre "Lebensdauer". Wenn z.B. ein elektronisches Dosimeter 20 Jahre lang durchhält (optimistisch geschätzt) und 600,- kostet (optimistisch geschätzt), bekommt man dafür 20 Karten, also für 40 Jahre. Es kostet nur die Hälfte, und man muss nie an Akkutausch denken usw.

Auf der anderen Seite wird das Risiko durch Inkorporation gar nicht von der Karte erfasst. Und welches Katastrophenszenario kann man sich vorstellen, bei dem man Inkorporation vernachlässigen kann? Das wäre doch nur, wenn "mal wieder" eine sehr starke Quelle abhanden gekommen ist und jemand sie "zur Entsorgung" in den nächsten Busch geschmissen hat. Aber da möchte ich dann doch nicht erst im Nachhinein wissen, ob ich nun mein Testament schreiben soll oder nicht, sondern ich sollte gewarnt werden, wenn ich zufällig gerade auf der Wiese daneben ein Sonnenbad nehme  :beach:   :wacko:

Und dass jetzt niemand sagt, so eine Situation wäre extrem unwahrscheinlich. Schließlich gewinnen auch ständig Leute beim Lottospielen.

Viele Grüße!

Henri


Raddet

Zitat von: NoLi am 18. Oktober 2022, 21:47In den 1950er Jahren gab es ähnliches (vom Funktionsprinzip) in der US-Army:

So war es auch in der UdSSR. Und selbst jetzt, so scheint es, gibt es sie. Sie wird den Beschäftigten aller Kernkraftwerke und sonstigen kerntechnischen Anlagen zu Beginn einer Arbeitsschicht ausgestellt und am Ende einer Arbeitsschicht zurückgenommen.

Entwickelt, um im Falle eines Unfalls oder einer Notsituation schnell zu beurteilen, ob Personal noch am Leben oder bereits tot ist ...

DL8BCN

Hallo, erinnert mich an wenig an die Kassetten mit Röntgenfilm, die die Mitarbeiter der radiologischen Stationen im Krankenhaus tragen.
Der Film wird wohl am Jahresende entwickelt und nachgesehen, wie weit die Schwärzung ist.
Würde mich interessieren, wie empfindlich das ist.
Das dürfte auf Röntgen und Gammastrahlung ansprechen.

NoLi

Zitat von: DL8BCN am 19. Oktober 2022, 11:51Hallo, erinnert mich an wenig an die Kassetten mit Röntgenfilm, die die Mitarbeiter der radiologischen Stationen im Krankenhaus tragen.
Der Film wird wohl am Jahresende entwickelt und nachgesehen, wie weit die Schwärzung ist.
Würde mich interessieren, wie empfindlich das ist.
Das dürfte auf Röntgen und Gammastrahlung ansprechen.
Die OSL-Beryllium-Dosimeter und Gleitschatten-Filmdosimeter werden monatlich gewechselt und ausgewertet.

Die Photonendosis-Nachweisgrenze des OSL (Optisch Stimulierte Luminszenz) beträgt 0,01 mSv.
Die Photonendosis-Nachweisgrenze des Gleitschatten beträgt 0,1 mSv.

Das Gleitschatten-Filmdosimeters wird in nicht allzu ferner Zeit vom Markt genommen.

Norbert

NoLi

Zitat von: Henri am 18. Oktober 2022, 23:32...
Auf der anderen Seite wird das Risiko durch Inkorporation gar nicht von der Karte erfasst. Und weDas wäre doch nur, wenn "mal wieder" eine sehr starke Quelle abhanden gekommen ist und jemand sie "zur Entsorgung" in den nächsten Busch geschmissen hat. Aber da möchte ich dann doch nicht erst im Nachhinein wissen, ob ilches Katastrophenszenario kann man sich vorstellen, bei dem man Inkorporation vernachlässigen kann? Das wäre doch nur, wenn "mal wieder" eine sehr starke Quelle abhanden gekommen ist und jemand sie "zur Entsorgung" in den nächsten Busch geschmissen hat. Aber da möchte ich dann doch nicht erst im Nachhinein wissen, ob ich nun mein Testament schreiben soll oder nicht, sondern ich sollte gewarnt werden, wenn ich zufällig gerade auf der Wiese daneben ein Sonnenbad nehme  :beach:   :wacko:

Und dass jetzt niemand sagt, so eine Situation wäre extrem unwahrscheinlich. Schließlich gewinnen auch ständig Leute beim Lottospielen.

Viele Grüße!

Henri


Bei einer großflächigen Kontamination wie in z.B. in Fukushima beträgt nach Deposition der freigesetzten Radionuklide die Inkorporationsdosis durch Resuspension beim Aufenthalt im Freien zusätzlich max. 10% der äußeren Strahlenexpositionsdosis, ist also weitestgehend zu vernachlässigen.

Norbert