Nur natürliche Nuklide durch Uranbergbau im Erzgebirge?

Begonnen von Jan, 02. November 2022, 08:25

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Jan

Hallo,

auf meine letzte Frage habe leider keine Antwort erhalten. Vielleicht war die auch blöd . . .??
 
Egal ich frage einfach noch mal: Wenn im Erzgebirge Uran abgebaut und aufbereitet wurde, entstanden da nur natürliche radioaktive Nuklide die in die Umwelt gelangten oder auch künstliche?

U235

Hi,

Abbau und Aufbereitung verändern die Nuklide nicht.
Man holt beim Abbau das Uranerz - natürliches Gemisch aus U238 und U235 inkl. der anderen Nuklide der natürlichen Zerfallsreihen - aus dem Berg/Boden.
Siehe https://de.wikipedia.org/wiki/Zerfallsreihe#Die_drei_nat%C3%BCrlichen_Zerfallsreihen

Aufbereitung ist an der Stelle die chemische Trennung des Urans (U235+U238) von den anderen Elementen.
Chemische Trennung ändert auch nichts daran, dass nur natürliche Nuklide vorhanden sind.

DG0MG

Zitat von: Jan am 02. November 2022, 08:25Wenn im Erzgebirge Uran abgebaut und aufbereitet wurde, entstanden da nur natürliche radioaktive Nuklide die in die Umwelt gelangten oder auch künstliche?

Im Erzgebirge wurde Uranerz abgebaut. Die "Aufbereitung", die in der DDR durchgeführt wurde (zuletzt hauptsächlich in Crossen und Seelingstädt sowie in Königstein/Gittersee) beschränkte sich darauf, das natürliche Uran, das ja nur zu einem geringen Prozentsatz im Erz vorhanden ist, zu konzentrieren. Vereinfacht gesagt: Man wollte das Uran nicht Güterzugweise in die Sowjetunion schaffen, sondern nur noch blechfassweise.
Das passiert mit physikalischen und chemischen Verfahren (Mahlen, Säure, Lauge, ausfällen), dabei bleibt aber das natürliche Gleichgewicht von U-235/U-238 erhalten. Es war also keine "Anreicherung", wie man das Trennen der Isotope nennt - Ziel ist dabei ja, die Konzentration von spaltfähigem U-235 zu erhöhen. Übrig bleibt "abgereichertes" Uran, also welches, das GERINGERE Mengen U-235 enthält, als es das natürliche Gleichgewicht vorgibt. Dieser Vorgang wurde nur in der UdSSR gemacht.
"Künstliche" Nuklide entstehen erst bei Kernspaltungsvorgängen oder Neutronenbeschuss. Also in Reaktoren oder bei Kernwaffenexplosionen.

Der Uranabbau im Erzgebirge hat also mit "künstlichen" Nukliden nichts zu tun, sie entstehen nicht beim Abbau und auch nicht bei der Aufbereitung.

Wenn ich aber - sagen wir: zwei, drei Güterwaggons Gestein auf ein 200-Liter-Fass Yellow-Cake konzentriere, bleiben trotzdem zwei, drei Güterwaggons Schlamm zurück, der weiterhin alles Ungewollte aus dem Erz enthält: Arsen, Schwermetalle, Uran-Reste, Radium. Nun aber nicht mehr in kompaktem Gestein gebunden, sondern beweglich und mit großer Oberfläche. Teilweise auch wasserlöslich. Durch das enthaltene Radium auch radioaktiv. Wenn es also auf diesen Schlamm regnet und das Wasser ungeklärt in einen Fluss laufen würde, würde sich darin die Konzentration dieser Stoffe unzulässig erhöhen. Würde man den Schlamm stattdessen nur trocknen lassen, böte er dem Wind Angriffsfläche und wird breitgetragen. Deswegen wird heutzutage (also in den letzten 30 Jahren und zukünftig) der Schlamm abgedeckt und das Oberflächenwasser einer Kläranlage zugeführt.
"Bling!": Irgendjemand Egales hat irgendetwas Egales getan! Schnell hingucken!

Jan

Super, vielen Dank für Eure tollen Antworten!  :)

Jetzt schließe ich aber gleich noch mal meine Frage an, dessen Beantwortung letztens etwas abgedriftet ist...

Sand- und Kiesgruben in der Nähe von solchen mit natürlichen Nukliden belasteten Flüssen, stellen keine Gefahr dar wenn daraus Baustoffe hergestellt werden?

wrdmstr inc.

aufbereiten-das Produkt ist Natururankonzentrat vs wiederaufbereiten- das Produkt ist künstlich

edit: kommt auf die Baustoffe an..im Strassenbau als Unterboden geeignet, im Hausbau eher nicht