Radiumfarbe, Leuchtfarbe

Begonnen von DG0MG, 08. August 2019, 18:00

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NoLi

Zitat von: Henri am 28. November 2020, 19:22
Auch nachleuchtende Leuchtfarben ohne Anregung durch radioaktive Substanzen altern übrigens. Es gibt ja z.B. Fluchtwegschilder, die 10-15 Minuten nachleuchten, wenn sie neu sind. Bei mir auf der Arbeit wurden mal welche ausgetauscht, die es nach 30 Jahren nur noch auf 1-2 Minuten gebracht haben - reichlich knapp, um im Dunkeln noch den Ausgang zu finden...

Das liegt daran, dass manche Nachleuchtfarbenkompositionen hygroskopische Eigenschaften aufweisen, bei denen sich durch Einwirkung von z.B. Luftfeuchtigkeit die Leuchteigenschaften langsam drastisch verschlechtern (wenn z.B. die durchsichtige Lackschutzschicht/Lackmatrix  wegen Temperaturschwankungen allmählich rissig wird).

Gruß
Norbert

Zugpferd

Zitat von: Zugpferd am 16. September 2020, 19:40
Uff, von den gebrauchten mit trefoil scheint nichts mehr da zu sein, brandnew hat kein trefoil...

Aber das HDS hätte sowohl mit der Energie als auch mit dem automatischem Detektieren sicherlich Probleme, denn promethtium wäre nicht in der Datenbank, Bremsstrahlung ja nicht kategorierbar.

Hätte mor gerne einen solchen Kompass gekauft, aber wenn von heut Mittag bis jetzt keiner mehr da ist... puh

Endlich ist ein Exemplar bei mir angekommen... Brexit sei Dank wohl mehr als ein Monat später...
und ja, mein mm3 misst etwas... also andere Geräte raus...

DG0MG

In der Schweiz muss man für den Besitz von Radiumfarb-haltigen Uhren und Instrumenten eine Genehmigung ("Umgangsbewilligung") haben:


   "Radiumhaltige Uhren und Uhrenbestandteile gelten
   als radiologische Altlasten (Art. 149 StSV) [1] und benötigen
   heute eine Umgangsbewilligung, wenn die
   enthaltene Aktivität die Bewilligungsgrenze von 2 kBq
   übersteigt (Anhang 3 StSV) [1], was in der Regel schon
   ab wenigen Stücken der Fall ist. Als Umgang gilt das
   Sammeln, Lagern, Ausstellen, die Verwendung, das
   Reparieren und die Weitergabe von radiumhaltigem
   Material. Für den Besitz einzelner Uhren wird keine
   Bewilligung eingefordert, sind jedoch mehrere Uhren,
   Wecker und weitere radiumhaltigen Bestandteile vorhanden,
   muss dafür eine Bewilligung beantragt werden.
"

2 kBq Ra-226 sind nicht viel: 2 kBq in 1 cm Entfernung produzieren 4,5 µSv/h.
"Bling!": Irgendjemand Egales hat irgendetwas Egales getan! Schnell hingucken!

lucidlynx

Als Teenager wollte ich Vaseline-Glasmurmeln mit Uranpigmenten. Meine Mutter hatte Angst vor der Aussicht und verbot mir, sie zu haben. (natürlich hatte mein Vater Mitleid mit mir und kaufte sie mir ohne ihr Wissen)

Sie war jedoch sehr gegen Plastik und bevorzugte mechanische Vintage-Metallgegenstände. So war mein Kinderwecker der, den sie in den 70er Jahren benutzte. Auf der Zifferblattoberfläche werden >15 uSv/h angezeigt.

Ich sollte mir wahrscheinlich Sorgen machen, dass ich 8 Jahre damit verbracht habe, weniger als einen Meter von meinem Kopf entfernt damit zu schlafen, naja, ich nehme an, eine kleine Hormesis hat noch niemandem geschadet...

Ich habe das Uhrwerk vor kurzem zerlegt, um es zu reparieren, glücklicherweise habe ich Handschuhe und eine Atemschutzmaske getragen.

DG0MG

Eine historische, militärische Anwendung, die bisher noch nicht breiter bekannt zu sein scheint, ist diese:

Radium Disk Marker

Diese mit Radiumfarbe versehenen Leuchtscheiben-Anstecker wurden während des Zweiten Weltkriegs an amerikanische Fallschirmjäger und Infanterie ausgegeben, um nachts befreundete Truppen zu identifizieren. In der Regel an der Rückseite des M1-Helms am Helmnetz befestigt, an das Gurtband gebunden/geclipst oder hinten an der Innenseite des M42 Jumpjack-Kragens genäht/geklipst, konnte damit der Träger seinen Kragen hochziehen, um die Leuchtscheibe freizugeben.

Radium Disk Marker (R.L.I.)
1942 Radium Industries Limited (Canada)
Patent# 2336969






In den Kommentaren der Videos wird der Autor gefragt, wo er diese Leuchtscheiben her hat und antwortet, dass er sie bei ebay gekauft habe.

Allein die Geräusche, die seine beiden Geigerzähler produzieren, würden mich davon abhalten, so ein Ding mit bloßen Händen zu berühren.
"Bling!": Irgendjemand Egales hat irgendetwas Egales getan! Schnell hingucken!

NoLi

Zitat von: DG0MG am 08. Januar 2022, 16:14
In den Kommentaren der Videos wird der Autor gefragt, wo er diese Leuchtscheiben her hat und antwortet, dass er sie bei ebay gekauft habe.

Allein die Geräusche, die seine beiden Geigerzähler produzieren, würden mich davon abhalten, so ein Ding mit bloßen Händen zu berühren.
Ähnliche Plaketten, allerdings mit einen Gewindepin auf der Rückseite, waren in den 1950er Jahre an amerikanischen Militär-Fahrzeugen als Tarnlichter angeschraubt (im Heckbereich, je einer seitlich rechts und links, und zwei direkt an der Rückseite). Bei Manövern sind ab und zu ein paar davon durch Vibrationen abgefallen und konnten nach Rückzug in die Kasernen auf Wiesen und Waldstücken aufgefunden werden. Anfang der 1960er Jahre wurden diese Tarnlichter auf Anweisung der US-Army-Führung von den Fahrzeugen entfernt und durch gelbe Reflektoren bzw Farbpunkte ersetzt. Ende der 1970er Jahre fand man auf einem bayerischen Schrottplatz ca. 2000 Stück davon, zum Teil verteilt im Erdreich, nachdem ein Schüler solch eine Plakette gefunden und in den Unterricht mitgebracht hatte (der Physiklehrer war "not amused"). Die Plaketten waren auf der Rückseite mit "Poison inside" geprägt.
Ich hatte selber vor langer Zeit Gelegenheit, ein paar Plaketten ausmessen zu dürfen. Diese wurden von einer Feuerwehr und von einer vor rund 30 Jahren aufgelösten BVS (Bundesverband für den Selbstschutz) Dienststelle bis Anfang der 1990er Jahre für Strahlenschutzschulungen benutzt und anschliessend neben weiteren nicht mehr benötigten Strahlern sachgerecht über die Landesammelstelle für radioaktive Abfälle entsorgt.

Radium-226 haltiges Leuchtfarbenpulver, gekapselt in einer plexiglasähnlichen Umhüllung und in einer Metallhalterung fixiert.
Die Gamma-Dosisleistungen lagen direkt an der Oberseite zwischen ca. 150 µSv/h und 250 µSv/h.
Die Ra-226 Aktivität (via Gamma-Spek.) an den gemessenen Plaketten lag bei maximal 233,1 kBq (6,3 µCi) pro Stück.

Norbert

DG0MG

Zitat von: NoLi am 08. Januar 2022, 17:10
Ähnliche Plaketten, allerdings mit einen Gewindepin auf der Rückseite, waren in den 1950er Jahre an amerikanischen Militär-Fahrzeugen als Tarnlichter angeschraubt

Offenbar im Koreakrieg verwendet - so eine hat er auch:

"Bling!": Irgendjemand Egales hat irgendetwas Egales getan! Schnell hingucken!

NoLi

Zitat von: DG0MG am 08. Januar 2022, 17:39
Offenbar im Koreakrieg verwendet - so eine hat er auch:
Nicht nur in Korea verwendet, sondern auch für US-Mil-Fahrzeuge weltweit eingeführt.
Ja, genau solche Dinger waren es; allerdings mit etwas anderer Schriftprägung (es gab in den USA wohl mehrere Hersteller).

Ein Niederländer hatte vor gut 15 - 20 Jahren in der EBucht sechs Plaketten (in original Stofftasche und Blechkistchen) ersteigert und bekam die Nachricht, diese seien beim Zoll in Amsterdam abholbereit. Vor Ort wies man ihn auf die Radioaktivität der Plaketten hin und händigte sie ihm ohne weitere Formalitäten aus...

Norbert


Hannes

Hallo,
ich war letzten Sonntag auf einem Flohmarkt und hatte ziemlich Glück. Neben zwei Schalen und einer Vase mit Uranglasur und
drei Weckern mit Radiumleuchtfarbe, habe ich auch einen günstigen Wecker mit Promethiumleuchtfarbe gefunden. Da er wahrscheinlich aus den 60ern oder 70ern stammt und die Halbwertszeit von Pm-147 bei nur etwa 2,6 Jahren liegt, ist mehr oder weniger nichts mehr zu messen. Da nur mein GQ GMC-300e Plus eine "Timed-Count" Funktion hat, könnte ich nur ihn für Langzeitmessungen nutzen. Ich habe 10 Minuten mit dem Wecker und 10 Minuten ohne gemessen. Ohne Wecker hatte ich 170 Impulse und mit Wecker 176 Impulse. Das lag wahrscheinlich einfach nur am Hintergrund. Weil fast gar kein Promethium mehr da ist, muss ich da definitiv länger messen. Außerdem wird selbst bei neuer Promethiumfarbe schon viel vom Glas abgeschirmt, weil Pm-147 ein Beta-Strahler ist. Der GQ GMC-300e Plus ist aber auch auf Grund des dicken Gehäuses auch nicht sehr empfindlich gegenüber Betastrahlung. Trotzdem werde ich demnächst nochmal länger messen.
LG
Hannes

Henri

Hallo Hannes,

dann bist Du ja jetzt ziemlich umfangreich ausgestattet  ;D

Woher weißt Du denn, dass es Promethiumfarbe ist? Steht das drauf? Hast Du die Uhr zum Messen geöffnet?


Ein schöner Artikel zu alternativen Leuchtfarben findet sich übrigens hier:

https://www.info-uhren.de/radioisotopentechnik-tritium-statt-radium


Viele Grüße!

Henri

NoLi

Zitat von: Henri am 23. März 2022, 22:03
...
Woher weißt Du denn, dass es Promethiumfarbe ist? Steht das drauf? Hast Du die Uhr zum Messen geöffnet?
...

Hallo Henri.

Schau mal auf das erste Bild des Weckers von Hannes; dort steht unter der Ziffer 6 "Made in Germany Pm". Und dieses "Pm" steht für Promethium.

Norbert

NoLi

Zitat von: Hannes am 23. März 2022, 21:21
Hallo,
ich war letzten Sonntag auf einem Flohmarkt und hatte ziemlich Glück. Neben zwei Schalen und einer Vase mit Uranglasur und
drei Weckern mit Radiumleuchtfarbe, habe ich auch einen günstigen Wecker mit Promethiumleuchtfarbe gefunden. Da er wahrscheinlich aus den 60ern oder 70ern stammt und die Halbwertszeit von Pm-147 bei nur etwa 2,6 Jahren liegt, ist mehr oder weniger nichts mehr zu messen. Da nur mein GQ GMC-300e Plus eine "Timed-Count" Funktion hat, könnte ich nur ihn für Langzeitmessungen nutzen. Ich habe 10 Minuten mit dem Wecker und 10 Minuten ohne gemessen. Ohne Wecker hatte ich 170 Impulse und mit Wecker 176 Impulse. Das lag wahrscheinlich einfach nur am Hintergrund. Weil fast gar kein Promethium mehr da ist, muss ich da definitiv länger messen. Außerdem wird selbst bei neuer Promethiumfarbe schon viel vom Glas abgeschirmt, weil Pm-147 ein Beta-Strahler ist. Der GQ GMC-300e Plus ist aber auch auf Grund des dicken Gehäuses auch nicht sehr empfindlich gegenüber Betastrahlung. Trotzdem werde ich demnächst nochmal länger messen.
LG
Hannes

Hallo Hannes.
Pm-147 wurde in Deutschland bis in die 1990er Jahre verbreitet für Leuchtfarben in Weckern verwendet.
Der GQ GMC-300 E Plus verwendet das chinesische Glaszählrohr M4011. Dessen Glaswandstärke ist so dick (~ 500 mg/cm²), Du würdest selbst direkt an offener, neu markierter Pm-147-Leuchtfarbe damit nichts nachweisen können.

Norbert

Hannes

Zitat von: NoLi am 23. März 2022, 23:16
Zitat von: Henri am 23. März 2022, 22:03
...
Woher weißt Du denn, dass es Promethiumfarbe ist? Steht das drauf? Hast Du die Uhr zum Messen geöffnet?
...

Hallo Henri.

Schau mal auf das erste Bild des Weckers von Hannes; dort steht unter der Ziffer 6 "Made in Germany Pm". Und dieses "Pm" steht für Promethium.

Norbert

Ja daran habe ich es erkannt. Auf Tritium Uhren steht häufig ein T. Das gab es auch bei Radium Uhren, aber das ist eher selten. Mir fällt die Abkürzung gerade nicht ein. Ra war es glaube ich nicht.

Hannes

Zitat von: NoLi am 23. März 2022, 23:26
Zitat von: Hannes am 23. März 2022, 21:21
Hallo,
ich war letzten Sonntag auf einem Flohmarkt und hatte ziemlich Glück. Neben zwei Schalen und einer Vase mit Uranglasur und
drei Weckern mit Radiumleuchtfarbe, habe ich auch einen günstigen Wecker mit Promethiumleuchtfarbe gefunden. Da er wahrscheinlich aus den 60ern oder 70ern stammt und die Halbwertszeit von Pm-147 bei nur etwa 2,6 Jahren liegt, ist mehr oder weniger nichts mehr zu messen. Da nur mein GQ GMC-300e Plus eine "Timed-Count" Funktion hat, könnte ich nur ihn für Langzeitmessungen nutzen. Ich habe 10 Minuten mit dem Wecker und 10 Minuten ohne gemessen. Ohne Wecker hatte ich 170 Impulse und mit Wecker 176 Impulse. Das lag wahrscheinlich einfach nur am Hintergrund. Weil fast gar kein Promethium mehr da ist, muss ich da definitiv länger messen. Außerdem wird selbst bei neuer Promethiumfarbe schon viel vom Glas abgeschirmt, weil Pm-147 ein Beta-Strahler ist. Der GQ GMC-300e Plus ist aber auch auf Grund des dicken Gehäuses auch nicht sehr empfindlich gegenüber Betastrahlung. Trotzdem werde ich demnächst nochmal länger messen.
LG
Hannes

Hallo Hannes.
Pm-147 wurde in Deutschland bis in die 1990er Jahre verbreitet für Leuchtfarben in Weckern verwendet.
Der GQ GMC-300 E Plus verwendet das chinesische Glaszählrohr M4011. Dessen Glaswandstärke ist so dick (~ 500 mg/cm²), Du würdest selbst direkt an offener, neu markierter Pm-147-Leuchtfarbe damit nichts nachweisen können.

Norbert

Die Wände sind dicker als ich gedacht hatte. Ich habe sonst noch einen Mini Monitor 900 mit einem LND 7231, aber mit dem kann man keine Langzeitmessungen machen. Irgendwann habe ich bestimmt einen empfindlicheres Messgerät mit dem man auch längere Messungen machen kann.