Radiumfarbe, Leuchtfarbe

Begonnen von DG0MG, 08. August 2019, 18:00

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NoLi

Zitat von: DG0MG am 30. März 2022, 12:56
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Was ist Tritium-33?
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Keine Ahnung, ein "Phantasieprodukt".

Zitat von: DG0MG am 30. März 2022, 12:56
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Wer ist "Schering"?
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:unknw: :unknw: :unknw:

Zitat von: DG0MG am 30. März 2022, 12:56
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" "Da ist radioaktives Material drin, bitte nicht dranfassen und den Finger in den Mund stecken", sagt Arnold und zeigt auf die 60 Zentimeter dicke Betonwand eines Schutzraums. Das Geheimnis der laut Gutachten von Schering kaum messbaren Radioaktivität ist schnell gelüftet: Um bei Bedarf das Licht zu löschen, sind die Bunkerwände mit "Leuchtfarbe" gestrichen worden - in den Farbschichten sitzen Millionen Pigmente aus radioaktivem Tritium 33."
...
Das mit der Radioaktivität der Leuchtfarbe in diesem Kontext ist Blödsinn, weil schon zu jener Zeit die PHOSPHORESZENZ, also das zeitlimitierte Nachleuchten nach Lichtanregung, bekannt war und u.a. auch für größere Flächen genutzt wurde.
Bis heute funktionieren z.B. nachleuchtende Notausgangsschilder nach diesem Prinzip (Schilder mit Beta-Lights, also GTLS, wie z.B. in der Militärtechnik und in Flugzeugen verwendet, sind in Deutschland dafür allgemein nicht zugelassen).

Norbert



Henri

Was mich ein wenig wundert: nachleuchtende Farben (mit kupferaktiviertem Zinksulfid) unterliegen einer gewissen Alterung. Ich habe mal in einem Betrieb gearbeitet, in dem Fluchtmarkierungen auf dem Boden mit einer solchen Farbe aufgebracht worden sind. Nach 20 Jahren "in Gebrauch" betrug die Nachleuchtdauer vielleicht noch eine Minute. Auch die kleinen "Sternchen" und "Monde" für Kinderzimmerdecken, die man aus diesem Material kaufen kann, verlieren ihre Wirkung nach ein paar Jahren. Die Farbe in dem Bunker ist allerdings deutlich älter und leuchtet immer noch? Oder wurde da mal nachgestrichen?

Viele Grüße!

Henri

DG0MG

Also der Aussage eines der dortigen Guides der "Berliner Unterwelten" nach (aber nicht der, der  kürzlich "radioaktiv" sagte) ist das noch der Originalanstrich. Wenn man das oben bereits verlinkte Bild anschaut, ist das auch glaubhaft.

Zitat von: Henri am 30. März 2022, 15:41
Was mich ein wenig wundert: nachleuchtende Farben (mit kupferaktiviertem Zinksulfid) unterliegen einer gewissen Alterung.

Das konnte ich noch nicht feststellen. In der DDR wurden in diversen militärischen Bunkern die Türrahmen mit Nachleuchtfarbe gestrichen. Die Bauzeit der Bunker lässt sich recht eng in die 60er Jahre legen und in vielen Bunkern des Typs LP-09 ist das auch jetzt noch der erste Originalanstrich - zu erkennen an dem seitlich der Leuchtfarbe vom Maler vorher gezogenen Bleistiftstrich, der die Breite der aufzutragenden Leuchtfarbe bestimmte. Das leuchtet auch heutzutage, wo in den verlassenen Bunkern ja kein Licht mehr brennt, nach kurzer "Aufladung" mit einer im Raum befindlichen Taschenlampe völlig problemlos so hell, dass die Türen im Dunklen auch mit unadaptierten Auge zu erkennen sind. Was erst 'adaptiertes Auge' an Empfindlichkeitsgewinn heisst, weiß jeder, der mal ein Spinthariskop probiert hat: Zu Anfang sieht man nix, aber nach einer Viertelstunde im Dunklen sieht man tatsächlich die Lichtblitze.

In einem Bunker hier in Sachsen lag jahrelang ein ausgeschütteter Originalsack "DDR-Nachleuchtpigment" herum. Wers nicht wusste, lief im Schein der eigenen Taschenlampe einfach vorbei. Er war für "Eingeweihte" oft Anlass für lustige Lichtspielereien. Das Pulver ist ja auch mindestens 40 Jahre alt. Das Foto ist freihand fotografiert und die Helligkeit war so groß, dass ich an meiner Armbanduhr mit LCD-Anzeige die Uhrzeit ablesen konnte.
"Bling!": Irgendjemand Egales hat irgendetwas Egales getan! Schnell hingucken!

Peter-1

Hallo,
zu eigentlichen Thema zurück. Habe ich eine Möglichkeit die Aktivität einer alten Armbanduhr mit Ra-Leuctizffern (das Spektrum zeigt es) zu messen / schätzen?
Da RadiaCode101 nicht Energiekompensiert ist und auch andere Geigerzählrohre höchstens auf Cs137 kalibriert sind, ist es ja nahezu unmöglich eine Aussage zu treffen. RadiaCode101 zeigt direkt am Uhrenglas 2,4µSv/h an.
Gruß  Peter

Henri

Zitat von: DG0MG am 30. März 2022, 15:51
Also der Aussage eines der dortigen Guides der "Berliner Unterwelten" nach (aber nicht der, der  kürzlich "radioaktiv" sagte) ist das noch der Originalanstrich. Wenn man das oben bereits verlinkte Bild anschaut, ist das auch glaubhaft.

Zitat von: Henri am 30. März 2022, 15:41
Was mich ein wenig wundert: nachleuchtende Farben (mit kupferaktiviertem Zinksulfid) unterliegen einer gewissen Alterung.

Das konnte ich noch nicht feststellen. In der DDR wurden in diversen militärischen Bunkern die Türrahmen mit Nachleuchtfarbe gestrichen. Die Bauzeit der Bunker lässt sich recht eng in die 60er Jahre legen und in vielen Bunkern des Typs LP-09 ist das auch jetzt noch der erste Originalanstrich - zu erkennen an dem seitlich der Leuchtfarbe vom Maler vorher gezogenen Bleistiftstrich, der die Breite der aufzutragenden Leuchtfarbe bestimmte. Das leuchtet auch heutzutage, wo in den verlassenen Bunkern ja kein Licht mehr brennt, nach kurzer "Aufladung" mit einer im Raum befindlichen Taschenlampe völlig problemlos so hell, dass die Türen im Dunklen auch mit unadaptierten Auge zu erkennen sind. Was erst 'adaptiertes Auge' an Empfindlichkeitsgewinn heisst, weiß jeder, der mal ein Spinthariskop probiert hat: Zu Anfang sieht man nix, aber nach einer Viertelstunde im Dunklen sieht man tatsächlich die Lichtblitze.

In einem Bunker hier in Sachsen lag jahrelang ein ausgeschütteter Originalsack "DDR-Nachleuchtpigment" herum. Wers nicht wusste, lief im Schein der eigenen Taschenlampe einfach vorbei. Er war für "Eingeweihte" oft Anlass für lustige Lichtspielereien. Das Pulver ist ja auch mindestens 40 Jahre alt. Das Foto ist freihand fotografiert und die Helligkeit war so groß, dass ich an meiner Armbanduhr mit LCD-Anzeige die Uhrzeit ablesen konnte.

Vielleicht liegt es ja an der Matrix, in die das Pigment eingebunden ist. Vielleicht führen verschiedene Binder auf die Dauer zu chemischen Veränderungen, andere nicht? Die Laufwegmarkierung war jedenfalls sehr abriebfest (klar), die Deko-Sternchen sind ja in einer Art Soft-Plastik eingebettet. Und wenn man das Pigment einfach mit Tapetenkleister anrührt wird wie mutmaßlich in den 60er Jahren, hält das dann unbegrenzt? Anders kann ich mir das sonst nicht erklären. Aber es scheint auch verschiedene Nachleucht-Pigmente zu geben, weil moderne Fluchtwegschilder noch mal deutlich länger und heller leuchten als welche, die vor etlichen Jahren produziert wurden.

Viele Grüße!

Henri

NoLi

Zitat von: Peter-1 am 30. März 2022, 15:57
Hallo,
zu eigentlichen Thema zurück. Habe ich eine Möglichkeit die Aktivität einer alten Armbanduhr mit Ra-Leuctizffern (das Spektrum zeigt es) zu messen / schätzen?
Da RadiaCode101 nicht Energiekompensiert ist und auch andere Geigerzählrohre höchstens auf Cs137 kalibriert sind, ist es ja nahezu unmöglich eine Aussage zu treffen. RadiaCode101 zeigt direkt am Uhrenglas 2,4µSv/h an.
Ja! :yahoo:
Faustformel für Armbanduhren: im Glaskontakt 1 µSv/h (reine Gammastrahlung!!) entspricht etwa 2.000 Bq Ra-226 .

Ob der RadiaCode101 eventuell auch auf energiereiche Betastrahlung anspricht, kannst Du mit einem uranglasierten orangenen Scherben (ein bis wenige cm²) testen: mit diesem darf das Gerät keine Erhöhung anzeigen!
Die Uran-Tochter Pa-234 hat eine beta-max. Energie von 2,3 MeV.

Norbert

DG0MG

Zitat von: Henri am 30. März 2022, 18:38
Vielleicht liegt es ja an der Matrix, in die das Pigment eingebunden ist.
Aber es scheint auch verschiedene Nachleucht-Pigmente zu geben, weil moderne Fluchtwegschilder noch mal deutlich länger und heller

Das kann natürlich sein, dass der Binder auch eine Rolle spielt. Ich hatte mal neuzeitliches "Nachleuchtpulver" bei ebay gekauft, das leuchtete nicht heller, als das alte aus dem Bunker. Einzig ließ es sich besser verarbeiten, weil viel feiner. Das DDR-Zeug war wie feiner Sand, das neuzeitliche eher wie Mehl oder Gips.

Der Zusatz von Cobalt zum kupferdotierten Zinksulfid verlängert die Leuchtdauer bei weniger großer Anfangshelligkeit. Kann aber sein, in den modernen Fluchwegschildern wird nicht oder nicht nur Zinksulfid sondern z.B auch Strontiumaluminat verwendet. Das führt dann zu bläulicherer Farbe und bis zu 10x längerer Leuchtdauer, aber auch einem mehrfachen Preis.
"Bling!": Irgendjemand Egales hat irgendetwas Egales getan! Schnell hingucken!

DL3HRT

Ich war ja am letzten Wochenende auf der HAM-Radio Messe in Friedrichshafen. Auf dem Flohmarkt hatte ich immer den RadiaCode-101 dabei. Messinstrumente mit Radiumleuchtfarbe lagen reichlich auf den Tischen herum. Die Aktivität hielt sich meist in Grenzen.

Spitzenreiter war ein Instrument aus einem russischen Flugzeug. Der RC-101 zeigte in der Spitze 60 µSv/h an. Selbst in 1m Abstand war eine leichte Erhöhung der Zählrate zu sehen.

Storm

Hi,

Zitat von: DG0MG am 08. August 2019, 18:00Da diesen Thread irgendwann sicher auch besorgte Mütter finden werden..
..

Dazu gehöre ich dann wohl :D

Und jetzt kommt auch gleich meine Frage zu diesem Thema:
 
Ich besitze eine ältere Uhr von meinem Opa, ich weiß nicht genau aus welcher Zeit sie stammt und finde auch nichts darüber.
Wahrscheinlich 80er oder 90er.
Die Uhr hat Leuchtziffern und Zeiger. Ich denke nicht, dass es sich um Radiumleuchtfarbe handelt, dafür ist die Uhr zu neu..Aber evtl. Tritium. Da man Tritium aber, soweit ich weiß nicht einfach so messen kann würde ich gerne wissen, ob sich das auf andere Weise herausfinden lässt.
Ich hab das mal getestet, die Uhr leuchtet eigentlich erst so richtig im Dunkeln, wenn ich sie davor in eine Lichtquelle gehalten habe und las Leuchten lässt dann auch schnell wieder nach.
Würde Tritium nicht dauerhaft leuchten ? Spricht das dann nicht eher für eine "nicht-radioaktive Nachleuchtfarbe"?
Allerdings meine ich auch mal irgendwo gelesen zu haben, dass eine tritiumhaltige Farbe mit den Jahren ihre Leuchtkraft verliert und das Leuchten dann auch nicht lange anhält.
Oder würde die dann einfach überhaupt nicht mehr leuchten?

Die Uhr lag jahrelang in einer Schublade meiner Kommode.
Muss ich damit rechnen, dass etwas von dem Tritium auch hindurchdiffundiert, ( wie bei Radium das Radon ) und die umgebung kontaminiert?

Danke und einen schönen Abend :-*
Wissen ist der beste Weg seine Ängste zu bekämpfen

wrdmstr inc.

mach doch fotos von den weckern,evtl lässt sich was rausfinden, 80er und jünger sollten keine mehr verwendet haben.da tritium gasförmig ist würde man es an kleinen aufgeklebten glaszylindern erkennen, diffusion praktisch ausgeschlossen und leuchtet nicht nach

btw hier noch ein video zum thema:

https://www.youtube.com/watch?v=52OcQ9qhgFk

NoLi

Tritiumhaltige Leuchtfarben wurde von Anfang der 1960er Jahre bis Ende der 1990er Jahre meistens auf Zifferblätter und Zeiger aufgemalt. Glasröhrchen ("Beta-Lights") kamen erst später zum Einsatz.

Norbert

NuclearPhoenix

Zitat von: NoLi am 27. Juni 2022, 23:11Tritiumhaltige Leuchtfarben wurde von Anfang der 1960er Jahre bis Ende der 1990er Jahre meistens auf Zifferblätter und Zeiger aufgemalt. Glasröhrchen ("Beta-Lights") kamen erst später zum Einsatz.

Kann das denn noch Tritium sein? Das hat ja inzwischen schon gute 2 oder 3 Halbwertszeiten hinter sich, ob der "Rest" dann wohl noch deutlich leuchtet?

NoLi

Zitat von: NuclearPhoenix am 27. Juni 2022, 23:40Kann das denn noch Tritium sein? Das hat ja inzwischen schon gute 2 oder 3 Halbwertszeiten hinter sich, ob der "Rest" dann wohl noch deutlich leuchtet?

Die Tritium-Aktivität jeder Uhr lag zwischen 300 MBq und 1.000 MBq.
Somit wären heute physkalisch nach 2 Halbwertszeiten noch 25%, nach 3 HWZ noch 12,5% der urprünglichen Tritium-Aktivität vorhanden.
Allerdings geht mit der Zeit ein Teil des Tritium durch Isotopenaustausch mit Protium verloren, aber ein nicht unerheblicher Teil bleibt in der Farbe erhalten.

Norbert


Storm

Aber Tritium würde nicht nachleuchten und dann nachlassen, wenn man es ins Licht hält sondern von alleine gleichbleibend leuchten ?

Wenn es aufgemalt wurde und sich nicht in einem Glaszylinder befindet, ist es dann trotzdem eher harmlos und kontaminiert nicht meine Kommode ? :-\  :-*
Wissen ist der beste Weg seine Ängste zu bekämpfen

NoLi

Zitat von: Storm am 28. Juni 2022, 11:52Aber Tritium würde nicht nachleuchten und dann nachlassen, wenn man es ins Licht hält sondern von alleine gleichbleibend leuchten ?
Tritiumhaltige Leuchtfarbe leuchtet immer nach Lichtaufladung sehr stark, die Helligkeit nimmt dann aber bis zu einem "Grunddauerleuchten" (Anregung durch das Tritium) ab. Dieses Dauerleuchten ist nur gut erkennbar, wenn sich das Auge an Dunkelheit adaptiert hat!

Zitat von: Storm am 28. Juni 2022, 11:52Wenn es aufgemalt wurde und sich nicht in einem Glaszylinder befindet, ist es dann trotzdem eher harmlos und kontaminiert nicht meine Kommode ? :-\  :-*
Ein Teil des Tritium diffundiert entweder direkt und/oder durch Isotopenaustausch aus dem Gehäuse (falls Plexiglas und/oder Plastikgehäuse) und verflüchtigt sich als Wasserstoffisotop in der Luft. Das dabei merklich Kommode und Inhalte kontaminiert werden, ist höchst unwahrscheinlich (dazu müsste die Kommode schon luftdicht sein... ;D ).

Norbert