Prüfstrahler IT-65

Begonnen von Raven, 04. Januar 2023, 22:47

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Raven

Hallo Moin,ich war gerade dabei ein kurzes Video zu meinem kürzlich erworbenen IT-65 machen, und habe seitlich in der Tasche einen eingeschraubten Einsatz gefunden, und den Mal aus jucks an die Mess Sonde Gehalten,welche auf 10 mR/h Ausschlug,mein FH40T ging mit der normalen Messröhre im Beta-Gamma Bereich aufs Maximum hoch (über 10000 Imp/min bzw über 25mr/h) in der Beta Messung bis 0,4 mr/h

Hab das Teil jetzt gut abgeschirmt gelagert, ist das noch "OK?"
MfG.Leon

Raven

Ich glaube ich hab mich dezent verrechnet vorher und war deswegen etwas verunsichert, wenn ich dem IT-65 rechtgeben mag und es 10mR/h sind,sollten das ja 0,1 mSv/h sein,demnach sollte ja alles noch im Rahmen sein,oder? Foto von der Messung und evtl. Dem Objekt kann ich morgen nochmal dazu Packen.

Henri

Zitat von: Raven am 04. Januar 2023, 22:47Hab das Teil jetzt gut abgeschirmt gelagert, ist das noch "OK?"
MfG.Leon


Mit ziemlicher Sicherheit nicht...  :-\ 

Laut

http://boginjr.com/electronics/old/it-65/

ist das eine Sr-90 Quelle.  Die Freigrenze liegt bei 10 kBq. Da bist Du vermutlich drüber, so wie sich das anhört...


Henri

Hier ist noch ein Video:


Für Betastrahlung hat das Zählrohr eine viel höhere Ansprechwahrscheinlichkeit als für Gamma. Das muss man berücksichtigen.

Allerdings scheint der Strahler zurückgesetzt in einer Kollimatorbohrung positioniert zu sein. Er sieht sehr klein aus, quasi eine "Punktquelle". Beim FH40T ist das Zählrohr ja ebenfalls recht weit im Gerät "versenkt", man kommt nur bis auf 1-2 cm an die Zählrohrwand ran.

Von der Geometrie her gelangt also nur ein sehr kleiner Prozentsatz der entstehenden Strahlung Richtung Zählrohr. Sagen wir mal 5%, und nehmen wir eine Ansprechwahrscheinlichkeit des ZR für Sr-90 von 60% an. Dass ein Teil der Betastrahlung in der Folienabdeckung über dem Zählrohr absorbiert wird, vernachlässigen wir mal.

10.000 cpm sind 167 cps. Das geteilt durch 60% sind 268 cps und das geteilt durch 5% sind 5567 cps. Dann hätte die Quelle nur 5567 Bq und läge somit unter der Freigrenze. Allerdings habe ich mir die Werte auch aus der Nase gezogen. Man müsste herausfinden, mit welcher Aktivität und wann er hergestellt wurde.

Hast Du ein Handbuch / Dokumentation dazubekommen?

Viele Grüße!

Henri

Raven

Da liegt alles bei, wonach soll ich genau schauen? Letzter Stempel ist von 2002 so viel weiß ich noch,ich schaue da morgen nochmal in aller Ruhe rein von wann das Gerät ist,die Probe hab ich erstmal in einer 5mm Blei Dose untergebracht und verpackt, ich hab noch mein Radian 104 zur Hand, könnte Mal versuchen mit dem nochmal was zu messen, Frage ist nur wie sinnvoll das wäre.

NoLi

Mit einer Aktivitätsabschätzung der Sr-90 Quelle, vor allem mit einer Beurteilung "kleiner oder größer Freigrenze" sollte man ganz vorsichtig sein, hier bewegt man sich wegen fehlender Informationen auf ganz dünnem Eis, was die Rechtslage angeht (siehe auch § 168 - Strahlenschutzverordnung (StrlSchV))!

Laut Video zeigt das Gerät auch keine Imp/min an, sondern ausschließlich Dosisleistung in mr/h...mit dem Sr-90 Strahler war hier eine Anzeige bis zu 20 mr/h erkennbar.

Norbert

Henri

Zitat von: NoLi am 05. Januar 2023, 10:21Mit einer Aktivitätsabschätzung der Sr-90 Quelle, vor allem mit einer Beurteilung "kleiner oder größer Freigrenze" sollte man ganz vorsichtig sein, hier bewegt man sich wegen fehlender Informationen auf ganz dünnem Eis, was die Rechtslage angeht (siehe auch § 168 - Strahlenschutzverordnung (StrlSchV))!


Ja, das stimmt. Hatte auch überlegt, ob ich das überhaupt schreiben soll.

Letztendlich läuft es auf eines hinaus (sinngemäß): wenn einem bewußt wird, dass man in den Besitz einer Strahlenquelle gelangt ist, die die Freigrenze überschreiten könnte, ist man verpflichtet, dies umgehend den Aufsichtsbehörden anzuzeigen.

Das wäre in diesem Fall so, wenn sich aus den Dokumenten oder Kennzeichnungen nicht die Aktivität des Strahlers erschließt.


Der genaue Verordnungstext, wie von Norbert erwähnt, lohnt sich mal zu lesen:

https://www.gesetze-im-internet.de/strlschv_2018/__168.html


Viele Grüße!

Henri

NoLi

Zitat von: Raven am 04. Januar 2023, 22:47Hallo Moin,ich war gerade dabei ein kurzes Video zu meinem kürzlich erworbenen IT-65 machen, und habe seitlich in der Tasche einen eingeschraubten Einsatz gefunden, und den Mal aus jucks an die Mess Sonde Gehalten,welche auf 10 mR/h Ausschlug,mein FH40T ging mit der normalen Messröhre im Beta-Gamma Bereich aufs Maximum hoch (über 10000 Imp/min bzw über 25mr/h) in der Beta Messung bis 0,4 mr/h

Hab das Teil jetzt gut abgeschirmt gelagert, ist das noch "OK?"
MfG.Leon
"Beta Messung bis 0,4 mr/h"????  :unknw: Sollte das nicht vielleicht Gamma Messung heißen?

Das FH40T mit seinem eingebauten Zählrohr hat einen (getesteten) Wirkungsgrad für Sr/Y-90 Beta-Strahlung von ca. 1% !! Wenn Du also sogar über dem Maximalanzeigebereich von 10.000 imp/min gemessen hast... :o

Norbert

Raven

Hab Mal ein Screenshot aus dem Video gemacht

Henri

Zitat von: NoLi am 05. Januar 2023, 11:28Das FH40T mit seinem eingebauten Zählrohr hat einen (getesteten) Wirkungsgrad für Sr/Y-90 Beta-Strahlung von ca. 1% !!

Mehr nicht?? Das ist aber wenig. Oha...  :o

Henri

Zitat von: Raven am 05. Januar 2023, 11:57Hab Mal ein Screenshot aus dem Video gemacht

Zieh Dir lieber Handschuhe an, wenn Du so was machst...

Tja, deutlich mehr als 12.500 cpm bei einigen cm Abstand des Strahlers vom teilweise noch verdeckten Zählrohr.

Ehrlich gesagt bin ich etwas erstaunt, dass dann beim FH40T schon Schluss ist? Mein alter Graetz X50 kann 12.000 cps (also 720.000 cpm)...

In dem Video, das ich verlinkt hatte, wurde ein ca. 60% (?) verdecktes Endfensterzählrohr verwendet, das sah dort deutlich unspektakulärer aus.
Könnte auch sein, dass bei diesen Geräten Prüfstrahler mit ganz unterschiedliche Aktivitäten im Umlauf sind. Die Halbwertszeit beträgt ja auch nur 29 Jahre. Bei einem 60 Jahre alten Gerät wäre 3/4 der Aktivität bereits "verschwunden".

Zitatdie Probe hab ich erstmal in einer 5mm Blei Dose untergebracht

Übrigens, Betastrahlung schirmt man am besten mit leichten Materialien ab, z.B. 1 cm dicken Kunststoff. Erst danach kommt dann das Blei. So entsteht im Kunststoff möglichst niedrigenergetische Bremsstrahlung, die dann leicht von dünneren Bleilagen absorbiert werden kann. Die Betateilchen werden im Kunststoff vollständig absorbiert.

Nimmst Du nur Blei, werden die Betateilchen sehr abrupt abgebremst, die Bremsstrahlung wird sehr energiereich und man braucht deutlich dickere Bleischichten, um sie zurückzuhalten.

So ein Strahler kann auch mal undicht werden, je nach Verarbeitungsqualität und äußeren Umständen. Das Strontium, einmal im Körper, verlässt diesen praktisch nicht mehr, wird in die Knochen eingebaut und befindet sich dann dicht am sehr strahlenempfindliche Knochenmark. Man kann nicht mal von außen nachweisen, ob und wie viel Sr-90 ein Mensch aufgenommen hat, weil von der Strahlung nichts nach außen dringt. Also Vorsicht: Handschuhe benutzen, Hände waschen, von Lebensmitteln fernhalten, mit Wischproben auf lose Kontamination testen, die üblichen Laborregeln also...


Tja, was jetzt zu tun wäre, steht ja weiter oben. Falls Du noch zögerst: das Problem der Entsorgung wird sich erst in 290 Jahren von selbst gelöst haben...  ;)

Viele Grüße!

Henri

Raven

Der IT-65 zeigte mir mit offener Blende maximal 10-12mr/h an, also deutlich weniger als in dem Video zu dem IT-65 zu sehen war.

Und ja, normalerweise trage ich beim messen Handschuhe, das mit dem prüfstrahler kam nur wirklich unerwartet.

In dem FH40T ist die "kleine" 1r/h Röhre drin

Henri

Zitat von: Raven am 05. Januar 2023, 12:11Der IT-65 zeigte mir mit offener Blende maximal 10-12mr/h an, also deutlich weniger als in dem Video zu dem IT-65 zu sehen war.

Und ja, normalerweise trage ich beim messen Handschuhe, das mit dem prüfstrahler kam nur wirklich unerwartet.

In dem FH40T ist die "kleine" 1r/h Röhre drin

Ich kenne Dein Gerät nicht (könntest Du eigentlich mal ausführlich vorstellen, wenn Du Lust hast... bislang findet man im Netz ja nicht viel dazu), aber das ist doch zum Messen von Gammastrahlen und zum Nachweis von Betastrahlung konzipiert, oder? Das bedeutet, wenn es "10 mR/h" anzeigt, kannst Du daraus keine großen Schlüsse ziehen. Nur, dass es etwa halb so viele Betateilchen registriert wie bei einer Anzeige von "20 mR/h". Du kannst nicht davon ausgehen, dass die Beta-Dosisleistung auch nur grob im Bereich von "10 mR/h" liegt.

NoLi

Zitat von: Henri am 05. Januar 2023, 13:11...
Ich kenne Dein Gerät nicht (könntest Du eigentlich mal ausführlich vorstellen, wenn Du Lust hast... bislang findet man im Netz ja nicht viel dazu), aber das ist doch zum Messen von Gammastrahlen und zum Nachweis von Betastrahlung konzipiert, oder? Das bedeutet, wenn es "10 mR/h" anzeigt, kannst Du daraus keine großen Schlüsse ziehen. Nur, dass es etwa halb so viele Betateilchen registriert wie bei einer Anzeige von "20 mR/h". Du kannst nicht davon ausgehen, dass die Beta-Dosisleistung auch nur grob im Bereich von "10 mR/h" liegt.
Genau, nur ein qualitativer Betanachweis.
Der angezeigte Dosisleistungswert stimmt nur für reine Gammastrahlung. Die tatsächliche Betadosisleistung ist bedeutend höher (ganz grob kann man den Faktor 50 bis 100 ansetzen)!

Es gibt eine Faustformel für kleinflächige (1 cm²) Beta-Quellen:  Aktivität (Bq) x 1,5 = Haut-Dosisleistung (µSv/h).

Bei größerflächigen Beta-Quellen (oder Kontaminationen):    Aktivität (Bq/cm²)  x 1,5 = Haut-Dosisleistung (µSv/h).


Norbert

NoLi

Zitat von: Raven am 05. Januar 2023, 01:20Da liegt alles bei, wonach soll ich genau schauen? Letzter Stempel ist von 2002 so viel weiß ich noch,ich schaue da morgen nochmal in aller Ruhe rein von wann das Gerät ist,die Probe hab ich erstmal in einer 5mm Blei Dose untergebracht und verpackt, ich hab noch mein Radian 104 zur Hand, könnte Mal versuchen mit dem nochmal was zu messen, Frage ist nur wie sinnvoll das wäre.
Schau mal, ob du eine Angabe über Sr-90 mit Aktivitätsangabe (wahrscheinlich in µCi) findest. Kann sein, dass es auch auf kyrillisch steht.

Norbert