GEIGARD Geiger Counter

Begonnen von DG0MG, 16. Januar 2023, 22:24

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DG0MG

Ein etwas "weirdes" oder "stranges" Gerät - diese englischen Worte passen irgendwie besser, als jedes andere deutsche.

Der GEIGARD Geiger Counter.

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Der Hersteller heißt wohl "ISL Industex S.L.", man findet erloschene Markeneinträge in der Schweiz und GB.

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Rein optisch macht es keinen schlechten Eindruck. Für ein unprofessionelles "Gelegenheitsmessgerät" hat es einen Formfaktor, der mir sehr zusagt. Schön flaches Gehäuse, mit LCD-Anzeige und in die Frontplatte integrierten 3 Bedientastern.

Stromversorgung durch eine 9V-Blockbatterie, das Batteriefach muss man aufschrauben.


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Mit dem linken der 3 Taster kann man die Anzeige zwischen mrem/h und µSv/h umschalten, das soll die "S/R"-Beschriftung im Display verdeutlichen:

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Die "Weirdness" beginnt jetzt damit, dass der Gerätename nochmals als Text im grafischen Display angezeigt wird, obwohl er schon auf dem Gehäuse aufgedruckt ist.
Aber richtig verrückt wirds innen:

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Die Platine sieht nicht schlecht aus, aber wie dieser Trafo da so hineingewünscht ist und mit welch dicken Drähten er mit der Platine verbunden ist ..  :o

Der Prozessor ist ein PIC 18F23K20 aus 2011:

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Und das Zählrohr? Sieht eigentlich aus, wie ein Endfenster-Zählrohr. Aber das Gehäuse hat ja gar kein Loch, wozu sollte man das machen? Aber DOCH, es IST ein Endfenster-ZR, ein LND 712 wie im GammaScout!

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Mit der mittleren der 3 Tasten auf dem Bedienfeld kann man die Alarmschwelle zwischen "kein", 1, 5 und 10 µSv/h (bzw. 0.1, 0.5 und 1 mRem/h) umschalten.

Ein Ticker für die Zählrohrimpulse ist nicht vorhanden.

Nach dem Einschalten steht in der Anzeige "0,00 µSv/h" - bis sich die Anzeige das erste mal ändert, dauert es 43 Sekunden, einen Indikator für den Ablauf dieser Messzeit gibts nicht. Man weiß also erstmal nicht, ob das Gerät kaputt ist. Diese dreiviertel Minute Ungewissheit bleibt auch bei höherer Dosisleistung bestehen. In der Bedienungsanleitung steht: "20-30 sec. Response time", das ist nach dem Einschalten definitiv länger.

Testen wir mal den Alarm bei einer mäßigen Dosisleistung. Nach ein paar Minuten zeigt das Gerät mit einem Quantum Pendant an der Stirnseite ~2,3 µSv/h.

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Ich nehme das also wieder weg, warte einige Minuten, bis die Anzeige wieder auf 0,22 µSv/h abgesunken ist und schalte den Alarm mit der niedrigsten Grenze von 1 µSv/h ein. Dann lege ich den Quantum Pendant wieder an das Gerät an und starte die Stoppuhr. Nach etwa 30 Sekunden ändert sich die ANzeige auf 0,48 µSv/h, nach etwa 1:15 min zeigt die Anzeige 0,97 µSv/h. Nach 1:48 min geht endlich der Alarm los, allerdings ist da noch lange nicht die End-Dosisleistung in der Anzeige erreicht.
Umgekehrt genauso: Vom Wegnehmen des Prüfstrahlers bis zum Verstummen des Alarms vergingen 2:03 min.

Offenbar ist die Anzeige ein gleitender Mittelwert zwischen den 43-sekündlichen Einzelmessungen ohne Reset bei starken Änderungen. Auf jeden Fall total unpraktikabel.

Das Manual gibt immerhin eine Übersicht über verschiedene Strahlungslevel bis zu 650 Sv/h an:  :unknw:

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"Bling!": Irgendjemand Egales hat irgendetwas Egales getan! Schnell hingucken!

miles_teg

Danke für die Vorstellung. Ich stimme Dir zu, merkwürdig, in der Tat. Wie Du schon schriebst, der Formfaktor ist wirklich nett, die Verarbeitung scheint recht gut zu sein. Ich sehe z.B. ein Metallgewinde für die Schraube des Batteriedeckels. Aber die Funktionalität lässt aus Enthusiastensicht zu wünschen übrig. Ich weiß jetzt nicht wie die LND712 frisch aus der Herstellung aussehen, aber vielleicht hat jemand eine gewisse Zahl "old new stock" an Zählrohren gehabt und gedacht er kann mit einem kompletten Gerät mehr Geld verdienen?

Lennart

Tolles Teil, quasi ein Gamma-Scout ohne Alert mit der Blende dauerhaft auf β+ɣ  :D

Trotz all der Späße sehe ich aber einen klaren Vorteil: Das Gerät sieht nicht billig aus. Warum?
Weil es nicht gelb ist. Das habe ich beim größten Experten für Strahlung in ganz Europa gelernt.
https://www.strahlenmesstechnik.ch/gamma-scout-enttarnt/

Störend finde ich nur das fehlende Trademark Logo hinter dem "Geigard" Schriftzug auf dem Display  :))

Auch interessant ist der Sprung von 190 mSv/h zu 270 Sv/h in der Beispielliste. Von den 650 Sv/h wollen wir an dieser Stelle gar nicht sprechen. Da hat man wohl ohne unser Wissen eine Neutronenbombe in Fukushima gezündet. Man hätte am Ende der Liste noch ein YouTube-Video verlinken müssen "DIE TÖDLICHSTEN ORTE DER ERDE - DER ELEFANTENFUSS - EXTREM KRASS"

DG0MG

Ich kann mal noch nachtragen, dass eine Positionierung des Quantum Pendantes an der rechten oberen Gehäuseseite (also dort, wo innen das ZR-Fenster ist) keine höhere Dosisleistungsanzeige bringt, es pegelt sich bei etwa 1 µSv/h ein. Die evtl. ein paar mehr Beta-Partikel durch die Schlitze auf dem kleinen ZR-Fenster wägen nicht die ausschliesslich Gamma-Quanten über die gesamte ZR-Länge auf.
"Bling!": Irgendjemand Egales hat irgendetwas Egales getan! Schnell hingucken!

DG0MG

Hier gibts ein Video von dem Gerät, in dem man die wahnsinnig träge Reaktion sieht:

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NoLi

Zitat von: DG0MG am 16. Januar 2023, 22:24...
Und das Zählrohr? Sieht eigentlich aus, wie ein Endfenster-Zählrohr. Aber das Gehäuse hat ja gar kein Loch, wozu sollte man das machen? Aber DOCH, es IST ein Endfenster-ZR, ein LND 712 wie im GammaScout!
...
Es muß nicht immer Loch sein, das Gehäuse hat doch Schlitze an der Seite.
Ansonsten: :-\

Norbert

DG0MG

Zitat von: NoLi am 21. Februar 2024, 18:47Es muß nicht immer Loch sein, das Gehäuse hat doch Schlitze an der Seite.

Ja, zwischen den Schlitzen und dem Zählrohr liegt aber erstens ein recht großer Abstand (Alpha!) und zum zweiten ein Teil der Platine mit Schraube und der Plastikpfosten für die Gehäuseschraube.

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Das deckt einen recht großen Prozentsatz des eh schon kleinen Endfensters ab.
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NoLi

Das Gerät ist ein typisches "After-Fukushima" Produkt (ab Dez. 2011) für Jedermann und ich denke, den Machern ging es in erster Linie um Profit. Auf der anderen Seite ist das Gerät "nur" für die Dosisleistungsmessung designed, da würde Betastrahlung den Messwert arg verfälschen...aber dann hätte ich auch keine Schlitze im Gehäuse konstruiert!
Das LND-712 stellt eine Art Universalzählrohr dar, ist sehr zuverlässig, ist gut lieferbar und auf Grund weiter Verbreitung und hoher Produktionszahlen relativ preisgünstig. Man MUSS es ja nicht unbedingt auch für Alpha- und Betastrahlung nutzen.

:unknw:  :(  :-\

Norbert

Radium

Das schreit ja nach einer Neuprogrammierung ;D Das hat Potential :D
Geigerzähler: DP-66, FH 40 TV, IT-65, Szintillationszähler: RAM-63