Gefährlichkeit ionisierende Strahlung in Abhängigkeit zum Energielevel

Begonnen von DL8BCN, 19. Mai 2023, 09:48

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DL8BCN

Hallo, ich habe mal eine generelle Frage zur Gefährlichkeit radioaktiver Strahlung bei niedrigen Energien vs. hohe Energiebereiche.
Ich weiß, daß man natürlich viele Faktoren bedenken muss.
Äußere, oder innere Einwirkung, Strahlungsart (α,β,γ), Abstand usw.
Mich interessiert nur generell, ob folgende Aussage richtig ist:
Ein Strahler mit z.B. 20 keV ist ungefährlicher, als ein Strahler mit 3000 keV. Natürlich müssen beide die gleiche
Dosisleistung erzeugen in definiertem Abstand.
Also ist die höherenergetische Strahlung zum Beispiel durchdringender, als die niederenergetische, oder kann man das gar nicht beantworten?

Kermit

Zitat von: DL8BCN am 19. Mai 2023, 09:48generelle Frage zur Gefährlichkeit radioaktiver Strahlung

Die "Gefährlichkeit" würde ich in Richtung biologische Strahlenwirkung verorten und da spielen zahlreiche Faktoren eine Rolle, die Energie oder Energiedosis allein ist kein eindeutiges Maß zur Vorhersage biologischer Effekte.

Grob gesagt spielen folgende Faktoren eine Rolle:

- Energiedosis D
- Strahlenart (Alpha, Beta, Gamma, Neutronen, Schwere Ionen)
- zeitlicher Dosisverlauf
- räumlicher Dosisverlauf
- Gewebeart
- Milieufaktoren (sprich der allgemeine Zustand)
- Reparaturkapazität des Individuums (Vorerkrankung, Begleiterkrankung etc.)

( die Liste ist keinesfalls vollständig  ;) )

Andererseits benutzt man aber im praktischen Umgang mit ionisierender Strahlung (äußere Strahlenexposition) bei Gamma- und Röntgenstrahlung die "Faustformel" : eine niedrigere Energie der Strahlung ist kritischer zu sehen.
Der Grund ist die Durchdringung (LET) und der Begriff der locker ionisierende Strahlung bei Gamma- und Röntgenstrahlung.

Zitat von: DL8BCN am 19. Mai 2023, 09:48Ein Strahler mit z.B. 20 keV ist ungefährlicher, als ein Strahler mit 3000 keV.

Das würde also genau umgekehrt zu sehen sein. ;)


Peter-1

In der Röntgentechnik sind wieder andere Faktoren zu beachten. Geringe keV Werte erzeugen kein Bild und die Strahlung schädigt die Haut. Es muß also eine Spannung angelegt werden, welche den Körper durchdringt und eine Bilderzeugung zuläßt. Weiter ist der Kontrast Knochen , Jod usw zu berücksichtigen. Je höher die Spannung um so flauer wird das Bild. Wenn aber eine richtig gewichtige Person auf dem Tisch liegt, so muß dann leider die Hochspannung auch aufdrehen.
Den unteren keV Bereich möchte man immer gering halten um die sog. Hautdosis klein zu halten. Daher die Vorfilter im Strahler und oft noch Zusatzfilter aus Kupfer.
Gruß  Peter

DL8BCN

Danke für die Antworten, das ist spannend und wie fast immer komplizierter als gedacht🙈