Strahlenschutz App's

Begonnen von opengeiger.de, 25. März 2023, 13:12

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Die letzten zwei Tage auf der Tagung zum Strahlenschutz wurde ich in der Kaffepause und am Mittagstisch immer wieder gefragt: Und, hast Du sie auch schon ausprobiert? Gemeint war "Curious Marie".

Neben KI wie ChatGPT, wo nicht ganz klar war, ob die Angst vor dem Kompetenzverlust oder die Begeisterung über die schnellere, sicherere Befundung und die Ersparnis von Zeit größer war, beherrschte eine interessante App die Rubrik "Neues". Man könnte fast sagen sie ging unter den Teilnehmern fast viral: "Curious Marie". Diese App stammt von der Gesellschaft für Anlagen und Reaktorsicherheit (GRS). Ja, es ändert sich doch Einiges mit der Digitalisierung, auch bei so heiklen Fragen wie der Radioaktivität. Der interessierte Nutzer kann nämlich mit dieser App jetzt selbst super einfach feststellen lassen, wieviel er so im Jahr abbekommt. Im Fokus dieser App ist allerdings eher die interessierte aber vielleicht aus der Urhebersicht falsch verängstigste Bevölkerung, und weniger die Profis. Aber die Profi's hatten gestern so richtig ihren Spaß damit. Bis jetzt gibt es in der App vier große Themenbereiche, in denen der Nutzer seine Millisieverts im Jahr aufsammeln kann. Die Fluggesellschaften und die Tabakindustrie kommen dabei relativ glimpflich weg, aber so richtig hart trifft es die Mediziner. Aber auch die Immobilienhändler in Dresden werden sich nicht allzusehr über die App freuen, denn nach der App sollte man seinen Wohnort doch besser in Hannover suchen als in Dresden. Die App ist also quasi so ein auf die ionisierende Strahlung im Alltag erweiterter digitaler Röntgenpass. Jetzt muss man nur hoffen, dass die digitalbegeisterte Bevölkerung, die Jahres-Dosis-Prognose der "lustigen App" auch wirklich richtig rum versteht, nicht dass die Leute sich nun voller Eifer durchröntgen lassen, im Urlaub nach Japan fliegen und eine Zigarette nach der andern qualmen nur um ne tolle Dosis auf Facebook posten zu können.  :))

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DL8BCN

Hallo, ich verstehe nicht, wie genau das funktionieren soll.
Ist denn schon der 1. April😂
Also die App gibt eine Prognose für dich aus, anhand deines Berufes ,deines Wohnortes und der Lebensgewohnheiten.Zum Beispiel wie oft du in Urlaub fliegst, wie viel du rauchst und wie lange du dich im Keller aufhältst?
Also ein reines Schätzeisen?
Oder ist das Spaß?


PS:  Bernd, willkommen zurück hier nach langer Zeit🙌

NuclearPhoenix

Frage mich für welches exotische Gerät die App entwickelt wurde. Die App ist laut Google Play mit keinem einzigen meiner Geräte kompatibel...

Sonst hätte ich mir den Spaß auch mal angesehen :)

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Zitat von: DL8BCN am 25. März 2023, 13:33Hallo, ich verstehe nicht, wie genau das funktionieren soll.
Ist denn schon der 1. April😂
Also die App gibt eine Prognose für dich aus, anhand deines Berufes ,deines Wohnortes und der Lebensgewohnheiten.Zum Beispiel wie oft du in Urlaub fliegst, wie viel du rauchst und wie lange du dich im Keller aufhältst?
Also ein reines Schätzeisen?
Oder ist das Spaß?


PS:  Bernd, willkommen zurück hier nach langer Zeit🙌

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Naja, ich denk mal schon, dass die GRS es relativ ernst meint mit der App. So ne Entwicklung ist ja nicht so ganz billig und wenn man die SW mal unabhängig vom Inhalt, den sie rüberbringen soll, her anschaut, ist sie jetzt auch nicht einfach mal so "runtergehackt". Ich denke für's Fliegen ist ein Modell dahinter, das möglicherweise nicht nur die Flugzeit sondern auch in etwa die Flugroute berücksichtigt, aber man müsste das mal genauer austesten. In der Medizin werden Mittelwerte für die Art der Bildgebungsgeräte eingesetzt und grob der Organbereich, der abgebildet wird. Es sind aber nur die wichtigsten Anlagen zur Diagnose und keine für die Therapie drin, also wenn jetzt jemand wissen will, was er von einer "Cyberknife"-Behandlung abbekommt, der wird enttäuscht. Bei den Zigaretten am Tag wird jetzt auch nicht zwischen Gauloises Brunes und Davidoff Gold Slim unterschieden. Auch hinter den Wohnorten liegt wohl nur ein einfaches Modell der terrestrischen und möglicherweise auch der kosmischen Strahlung. Jedenfalls kommt tendenziell das raus, was man so grob erwarten würde. Aber auch das müsste man viellecht noch mal genauer austesten. Spezielle Berufe sind nicht drin, aber wer strahlenschutzrechtlich überwacht wird, der braucht so eine App vermutlich nicht unbedingt. Ein reines Schätzeisen ist es jedoch nicht. Nem Vielflieger könnte es vielleicht helfen und auch jemand, der von einem Radiologen zum andern geschickt wird. Mehrheitlich würd ich aber mal sagen, es soll vermutlich eher der Meinungsbildung dienen und dabei ist eben auch der Urheber zu beachten. 

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Zitat von: NuclearPhoenix am 25. März 2023, 14:14Frage mich für welches exotische Gerät die App entwickelt wurde. Die App ist laut Google Play mit keinem einzigen meiner Geräte kompatibel...

Sonst hätte ich mir den Spaß auch mal angesehen :)

Also ich hab die App mal auf einem älteren Samsung Galaxy S7 mit Android 8 aus dem Google Play Store installiert, das hat problemlos funktioniert.

NuclearPhoenix

Zitat von: opengeiger.de am 25. März 2023, 15:09
Zitat von: NuclearPhoenix am 25. März 2023, 14:14Frage mich für welches exotische Gerät die App entwickelt wurde. Die App ist laut Google Play mit keinem einzigen meiner Geräte kompatibel...

Sonst hätte ich mir den Spaß auch mal angesehen :)

Also ich hab die App mal auf einem älteren Samsung Galaxy S7 mit Android 8 aus dem Google Play Store installiert, das hat problemlos funktioniert.
Hm, interessant. Dann ist es vielleicht auch einfach ein Geoblock?

opengeiger.de

Ah ja, ich seh grad, Du hast Deinen Wohnsitz nicht in Deutschland  :( . Es könnte möglich sein, dass die was eingebaut haben, dass die App nicht ausserhalb Deutschlands läuft, aber es wundert mich schon, wenn es so wäre. Das terrestrische Strahlungsmodell ist sicher nicht weltweit gültig, es basiert bestimmt nur auf deutschen Werten. Aber dann hätte ich eben erwartet, dass man z.B. Wien gar nicht erst als Wohnort angeben kann. Vielleicht testet es ja mal noch jemand anderes, der nicht in Deutschland wohnt, ob es wirklich daran liegt.

DL8BCN

Hallo, eine App macht für mich nur dann Sinn, wenn sie mit einer Hardware verknüpft wird, die der User am Körper trägt.
Dann können strahlungstechnische Aspekte rückgekoppelt werden.
Eine "freilaufende" Software kann doch keine Rückschlüsse auf meine tatsächliche Strahlungsexposition haben.
Oder habe ich da grundsätzlich etwas falsch verstanden?

Henri

Zitat von: DL8BCN am 25. März 2023, 22:32Eine "freilaufende" Software kann doch keine Rückschlüsse auf meine tatsächliche Strahlungsexposition haben.
Oder habe ich da grundsätzlich etwas falsch verstanden?

Na ja, bei Flugpersonal wird das pragmatischerweise genau so gehandhabt. Es gibt Computerprogramme, die anhand der Route,  Flughöhe etc. die Ortsdosisleistung schätzen.

Ich finde die Idee der App nicht schlecht. Selbst wenn Du ein Dosimeter ständig mit Dir am Gürtel trägst - macht der Doc ein Röntgenbild, wirst Du es ja kaum ins Bild halten. Es ist ein bißchen so wie bei den Diät-Apps, da bestimmt man ja auch nicht exakt den Fettgehalt seiner Pommes vor dem Verzehr, sondern wählt "300g Pommes frittiert" aus dem Menü aus. Man bekommt dadurch ein Gefühl für die Sache, wo man viel Dosis abbekommt, wo eher weniger, wie die Verhältnisse sind...

Allerdings sehe ich bei solcher "Selbstüberwachung" auch eine Gefahr, dass man nämlich zu viel Augenmerk auf eine Sache lenkt, die das eigentlich nicht verdient. Ich sehe schon die Diskussion mit dem Arzt, der einen röntgen möchte, und der Patient verweigert das, weil 2 mSv in der App ziemlich unvorteilhaft aussehen... Ohne medizinisches Fachwissen kann man die Risiken nicht gegeneinander abwägen. Und nach der Aufnahme bleibt beim App-Besitzer dann das ungute Gefühl, gerade in einem Sekunden-Blitz eine halbe Jahresdosis abbekommen zu haben. Der Stress, den das erzeugt, ist sicher noch mal genau so ungesund wie die Strahlung und schwächt den Körper bei der Reparatur der gerade entstandenen Strahlenschäden  ;)

Übrigens, schön, dass Du wieder zurück bist, Bernd!  :good3:

Viele Grüße!

Henri

nukulus

Zitat von: opengeiger.de am 25. März 2023, 20:33Ah ja, ich seh grad, Du hast Deinen Wohnsitz nicht in Deutschland  :( . Es könnte möglich sein, dass die was eingebaut haben, dass die App nicht ausserhalb Deutschlands läuft, aber es wundert mich schon, wenn es so wäre. Das terrestrische Strahlungsmodell ist sicher nicht weltweit gültig, es basiert bestimmt nur auf deutschen Werten. Aber dann hätte ich eben erwartet, dass man z.B. Wien gar nicht erst als Wohnort angeben kann. Vielleicht testet es ja mal noch jemand anderes, der nicht in Deutschland wohnt, ob es wirklich daran liegt.

ja, ich finde sie nicht mal im shop.... schweiz...