Spektrum des RC 102 verstehen zu lesen

Begonnen von hg1978, 25. Juni 2023, 13:51

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hg1978

Hi, kann mir jemand einen Tipp geben wie ich das Spektrum des RC 102 besser lesen / verstehen kann? Ich habe in meiner Hintergrundmessung wilde Dinge drin wie I-131 mit 80 kev (das ist der höchste Peak) und Lu-176 mit 88 kev. Nach rechts weggehend werden die kev stärker.



Raddet

Ich sehe nichts, was Sie beschreiben.
Und wie lange wurde das Spektrum erfasst?

hg1978

Hi, das Spektrum war ca 25 min offen auf einem Tisch.

Raddet

Zitat von: hg1978 am 25. Juni 2023, 13:59Hi, das Spektrum war ca 25 min offen auf einem Tisch.

Das ist extrem klein. Damit das Hintergrundspektrum einigermaßen ausreichend ist, muss es fünf Tage lang gesammelt werden.

Raddet

Diese Zeilen, die man zu sehen glaubt – nach 25 Minuten ist es nur ein Spiel mit statistischer Streuung. In Wirklichkeit existieren sie nicht.

Henri

Du solltest "nichts für bare Münze nehmen" - ganz wichtig!

Die Energiekalibrierung wird vielleicht nicht 100% stimmen, und die Peaks sind bei dem Gerät eh schon breit.

Also Beispielspektren benutzen für das, was Du suchst. Hast Du mehrere Gammalinie (Uran- oder Thorium-Zerfallsreihe), sollten diese auch alle zu sehen sein, selbst wenn sie verschoben sind. Dann gibt es immer den 1460 keV-Peak vom K-40. Da kann man sich dran orientieren.

Und Du brauchst idealerweise für "Zweifelsfälle" ein Sortiment an schwach aktiven "Kalibrierstrahlern" (getrocknete Pilze, usw.), mit denen Du die Peaklage überprüfen kannst.

Oft hilft es aber schon weiter, mit gesundem Menschenverstand ranzugehen - kann es Lutetium sein, wenn das doch gar nicht vorhanden ist? Kann es I-131 sein, oder ist es wahrscheinlicher, dass der Peak aus der Zerfallsreihe eines natürlich vorkommenden Elements stammt?

Wir sind von "Consumer-Elektronik" gewohnt, diese für uns denken zu lassen. Die Interpretation von Gammaspektren erfordert aber Wissen und Erfahrung, die einem so ein Gerät nicht abnehmen kann. Auch die Nukliderkennungen professioneller Geräte zeigen gelegentlich jede Menge Unfug an.

Also solltest Du einfach viel messen, überlegen und vergleichen. Das hier https://gammaray.inl.gov/Shared%20Documents/naicat.pdf kann Dir dabei helfen.

Viele Grüße!

Henri


PS: und diese ganzen Filter- und Glättungsregler abschalten, die stehen ja bei Dir beide ganz rechts! Das sorgt bei kurzen Messzeiten (wie Raddet ja geschrieben hat) dafür, dass man Dinge sieht, die gar nicht existieren.

Hintergrundspektren solltest Du mindestens über 2-3 Tage aufnehmen, wenn Du die analysieren möchtest, eine Woche oder zwei kann bei dem kleinen Kristall auch nicht schaden.

hg1978

Klasse, ich habe es befürchtet, das die Antwort- wie immer fachlich top - aber auch zeigt, das das Feld hochkomplex ist.

Ich schau mir das pdf mal an. Danke!