Umbau von Contamat FHT111 Zählrohr

Begonnen von Electrophobica, 08. Juni 2023, 00:42

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Electrophobica

Hallo zusammen,

hier mal mein kleiner Bericht, über den Umbau und Reparatur von meinem Methan-Zählrohr auf Butan.
Es sei hier schonmal gesagt, dass ich gut verstehen kann wenn mir die Bastelei an dem alten Gerät jemand übel nimmt. Ich habe mich aber nach langem Überlegen dazu entschieden, dass ich lieber ein funktionierendes Gerät habe als eins im Originalzustand.

Es dreht sich hier um den FHT111 ohne das M, dieser ist noch Analog.

Kritik, Ideen und Tipps gerne einfach mal raushauen, ich lerne gerne dazu.

Vorgeschichte:
Bei eBay-Kleinanzeigen wurde der alte Contamat FHT111 zum Ramschpreis angeboten weil Zustand unbekannt, Verkäufer gab an selbst keine Ahnung zu haben. Normalerweise bin ich bei solchen Sachen extrem misstrauisch aber der Preis war halt so gut, dass es mir die Zockerei wert war.

Vorheriger Zustand:
Gerät schaltet ein und Piepst kurz, danach geht der Zeiger so zu sagen ins Negative, unterhalb seiner Ruheposition. Das Zählrohr ist undicht und die Folie wurde offensichtlich mal etwas unprofessionell getauscht. Die für dieses Zählrohr zwingend benötigte "Aufladestation" fehlt komplett. Die Ventile sind stark verrostet und die Folie hat eine kleine Beschädigung.

für das Methanzählrohr gibt es eine Basisstation an der es Aufgeladen wird, laut der Bedienungsanleitung des FHT111M kann die Station an ein Methan-Versorgungsnetz angeschlossen werden. Bei bedarf kann der Geigerzähler aus der Station entnommen werden und hält den Druck für einige Stunden. Soweit die Theorie.

Der Umbau:
Da es von der Basisstaion keine Spur gab habe ich das innenleben der alten Ventile herausgeschraubt (Feder, Kugel und Dichtring). Die Teile sind alle stark verrostet und konnten garnicht mehr dicht halten.
Aus dem Internet habe ich mir ein Entlastungsventil bestellt aus dem Brauereibedarf, ein Ventil um Feuerzeuggas ins Feuerzeug zu füllen und eine neue Folie. Aus Ermangelung an besseren Alternativen habe ich mich bei der Folie für eine Sonnenfilterfolie der Marke Baader-Planetarium entschieden. Die Folie ist 0,01mm dick und beidseitig scheinbar recht dick mit einem Metall bedampft.
Nachdem ich die im Zählrohr verbliebenen Reste der Ventile nach Bedarf aufgebohrt habe, habe ich die neuen Ventile eingeklebt.
Das Einlassventil ist vom Hersteller bereits so angelegt, dass das einströmende Gas einmal durch die Seitenwand geleitet wird und auf der gegnüberliegenden "Stirnseite" ins Zählrohr einströmt. Dadurch ergibt sich natürlich eine viel schnellere und effizientere Spülung. Ich bin immer wieder beeindruckt wie viel Gehirnschmalz in die Entwicklung von solchen Geräten fließt bis in die letzten Details.
Zum schluss noch die Folie mit Epoxidharz wieder drauf gepappt, den Kleber bisschen anziehen lassen und dann die Metallteile nach einer Reinigung wieder drauf geschraubt.
Um die Folie an den Stellen der Schraublöcher nicht auf*reißen* zu müssen, habe ich an diesen Stellen mit einem 300°C heißen Lötkolben durchgeschmolzen um Rissbildung zu vermeiden. Interessanterweise nimmt die Metallschicht der Folie Lötzinn an.
Den überstehenden Teil der Folie habe ich dann mit dem Lötkolben "abgeschnitten", das ging erstaunlich sauber und schnell ohne Fransenbildung wie wenn man versucht so ein dünnes Gespenst mit der Schere zu schneiden.

Nachbesserungen:
Leider hat mir das Gerät nicht den Gefallen getan am nächsten Tag (der Kleber musste ja noch aushärten) einfach zu funktionieren. Bei nährer Betrachtung fiel mir auf, dass einer der Gummistopfen einen Aufkleber daneben hatte auf dem "ABCD" stand. Unter dem Stopfen kam ein Jumper zum vorschein auf der "C" Stellung. Das Zählrohr funktioniert nur in den Stellungen "A" oder "B", wobei ich mir einbilde, dass es bei der "A" Stellung etwas empfindlicher ist.

Erebnis:
Das Gerät funktioniert wieder weitestgehend und ist empfindlicher als mein Szintillationsdetektor "Type 540" (der dominiert ja hier im Forum die Englischen Detektoren).
Man muss trotz des Entlastungsventils aufpassen dass nicht zu viel Druck im Rohr landet, der Hersteller gibt zwar an, dass es von 0 bis 2Bar einstelbbar ist, jedoch ist die niedrigst mögliche Stufe immernoch zu hoch.
Alphastrahlung wird kaum bis garnicht erkannt, eventuell liegt es an der Folie?

Auf jeden Fall ist das Gerät für meine Verhältnisse wahnsinnig empfindlich. Auf der pingeligsten Stufe geht der Alarm schn los bei der üblichen westdeutschen Keramik auf ca. 35cm Distanz, die Erkennung anhand des Knackens noch früher. Da kann weder der Type540 noch der Minicont mithalten, geschweige denn der GMC300E+.

Von daher bin ich mit meinem Werk zufrieden bis auf die Sache mit der Alphastrahlung.

Henri

Sehr schöne Reparatur, Danke fürs Teilen und die Fotos - und herzlichen Glückwunsch zu Deinem neuen Detektor!  :good2:

Vielleicht solltest Du vor den Gaseinfüllstutzen noch einen Filter setzen. Hier im Forum haben einige Leute berichtet, dass normales Feuerzeuggas einen gewissen Ölanteil hat. Dieser legt sich dann auf das Zählrohrinnenleben und verhindert nach einiger Zeit die ordnungsgemäße Funktion. Eine Reinigung ist dann nicht mehr möglich, und das wäre extrem schade.

Viele Grüße!

Henri

DG0MG

Zitat von: Electrophobica am 08. Juni 2023, 00:42habe ich mich bei der Folie für eine Sonnenfilterfolie der Marke Baader-Planetarium entschieden. Die Folie ist 0,01mm dick und beidseitig scheinbar recht dick mit einem Metall bedampft.

Kannst Du das Flächengewicht und (d)eine Bezugsquelle angeben?
Die gibts offenbar in A4-Bögen, das ist mir völlig neu. Wie kamst Du auf diese Idee?
"Bling!": Irgendjemand Egales hat irgendetwas Egales getan! Schnell hingucken!

Electrophobica

@Henri
Danke für den Hinweis mit dem öl. Da ich aus Angst was kaputt zu machen das alles nicht nochmal öffnen möchte, werde ich mir so eine Dose kaufen mit dem hochreinen Gas und vorher auf na Glasscheibe mal schauen ob es Rückstände gibt.

@DG0MG
Eigentlich hatte ich mir schon so eine mylarfolie gekauft um Partyballons selbst herzustellen, in dem Wissen dass diese immernoch viel zu dick ist aber in Ermangelung besserer alternativen.
Die Erleuchtung kam als ich bei meinem Ehrenamt zum Arbeitseinsatz war und jemand anderes mich darum gebeten hat für die sonnenfilterfolie einen Halter 3D zu drucken. Als er mir die Folie gezeigt wusste ich sofort dass das die besseren Lösung ist.

Die Folie ist die "Baader AstroSolar safety film OD 0.5" und kann direkt bei Baader-Planetarium im Onlineshop gekauft werden in verschiedenen Größen.

Ein Flächengewicht kann ich leider nicht nennen. Der Hersteller gibt keins an und ich habe keine Waage die es schafft das zu wiegen.

Henri

Zitat von: Electrophobica am 11. Juni 2023, 13:37@Henri
Danke für den Hinweis mit dem öl. Da ich aus Angst was kaputt zu machen das alles nicht nochmal öffnen möchte, werde ich mir so eine Dose kaufen mit dem hochreinen Gas und vorher auf na Glasscheibe mal schauen ob es Rückstände gibt.

@Norbert hat hier mal was zu geschrieben:

https://www.geigerzaehlerforum.de/index.php?msg=16253

Zitat von: NoLi am 23. Dezember 2022, 19:08(...)
Geeignete Gaspatronen für Proportionaldetektoren sind so gut wie nicht mehr zu bekommen (überholte Technik) und wenn dann schweineteuer (vor 6 Jahren kostete eine 250 ml-Dose bei der Fa. Berthold 25 Euro netto).
(...)
Hier  https://www.ratec.de/komponenten-zubehoer/  werden noch von dieser Fachfirma geeignete Gasdosen für Propan/Butan-Detektoren angeboten.

Radiator

Zitat von: Henri am 08. Juni 2023, 01:19Vielleicht solltest Du vor den Gaseinfüllstutzen noch einen Filter setzen. Hier im Forum haben einige Leute berichtet, dass normales Feuerzeuggas einen gewissen Ölanteil hat. Dieser legt sich dann auf das Zählrohrinnenleben und verhindert nach einiger Zeit die ordnungsgemäße Funktion.

Ich habe einen Herfurth 1359, ein tragbares Gerät aus ca. den 70ern, mit riesigen abnehmbaren Flächensonden zum Spülen, Größe etwa A4. Im Gerät ist Platz für die Gasdose. Die die drin war ist original Herfurt "hochreines Gasgemisch" oder so, und wahrscheinlich zuletzt Ende der 80er im Nachgang von Tschernobyl gewechselt worden. Mit Papier beklebte Dosen mit vierstelligen Postleitzahlen gibt es jedenfalls schon lange nicht mehr. :) Das Gerät stammt aus einem Behördenbestand, man hat sich also ziemlich sicher an alle Herstellervorschriften gehalten und keine Kosten und Mühen gescheut.

Und trotzdem ist in den durchsichtigen Gasschläuchen (dürfte PVC sein) ein ziemlich dichter weißer Belag. Eindeutig vom Gas herrührend, denn im nicht durchflossenen Bereich der Stutzen ist der Schlauch klar.

Das ist jetzt zwar kein Öl (wenn da welches dabei war, dürfte es im Lauf der Jahrzehnte verdampft sein), aber ganz so "hochrein" ist das Gas vom Hersteller auch nicht.


Ich nehme an, Sonden vom Contamat 111G mit Zeiger passen nicht an den 111M mit LCD-Anzeige? Ich habe nämlich ersteren mit einer defekten Butansonde und zweiteren ganz ohne Sonde (wobei ich auch noch einige lose Sonden habe, von denen ich nicht weiß zu welchen Geräten die passen.)

Der mit LCD wäre natürlich moderner, aber ohne Sonde hilft es auch nicht. Die defekte Sonde hat augenscheinlich lediglich zwei kleine Löcher. Mit etwas Glück lassen die sich mit Flicken aus Rettungsdecke stopfen, ohne die Folie ausbauen zu müssen. Den Umbauschilderungen oben entnehme ich, daß 2K-Epoxy geeignet ist?

Wie die Klebestellen und Ventile sonst nach 50 Jahren aussehen ist natürlich fraglich. Vielleicht bräuchte ich dann auch so ein Brauereiventil. :)

NoLi

Zitat von: Radiator am 13. März 2024, 19:56...
Ich nehme an, Sonden vom Contamat 111G mit Zeiger passen nicht an den 111M mit LCD-Anzeige?
...
Genau. Die Sonden des FHT111M besitzen an ihrer Rückseite ein "Kennungsfeld", mit dessen Hilfe das Grundgerät den eingesetzten Detektortyp erkennt und die passende HV setzt.

Norbert