Radon-Detektor: AIRTHINGS 'Corentium home'

Begonnen von DG0MG, 03. Oktober 2019, 13:30

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DG0MG

Ein Radon-Detektor der norwegischen Firma "AIRTHINGS" mit dem Namen 'Corentium home', der frühere Name des Gerätes war 'Canary'.



Wenn man in dieser Richtung ein wenig rumsucht, so gibt es nicht viele Geräte, die man überhaupt erstmal als "Einstieg" betrachten könnte, um nicht gleich mittlere dreistellige oder gar vierstellige Preise bezahlen zu müssen. Seit Anfang 2019 gilt für die Radonbelastung in Wohngebäuden ein Grenzwert von 300 Bq/m3 Luft. Nun will man ja mal - wenigstens ungefähr - wissen, wo man denn selbst so liegt.

Der 'Corentium home' ist ein etwa handtellergroßes Gerät mit LCD-Display, betrieben durch 3 AAA-Batterien. Die Messzeit bis zum ersten Messwert beträgt mindestens 24 Stunden. Es ist deshalb NICHT geeignet, bei einer eventuell festgestellten Radon-Belastung die Eintrittsstelle zu lokalisieren (z.B. im Keller). Es speichert keine Daten, sondern mittelt den Messwert nur über 1 und 7 Tage. Deshalb ist es m.E. auch nur bedingt das richtige Gerät, wenn Dritte irgendwo messen wollen (z.B. der Vermieter oder eine Verwaltung in ihren Einrichtungen). Belastungssenkende Maßnahmen (Lüfter einschalten, Fenster öffnen) kann man nicht an einer anschaulichen Kurve sichtbar machen.

Hier gibts die Bedienungsanleitung:

Nach dem Einsetzen der Batterien (die bis zu 2 Jahre halten sollen) beginnt das Gerät nach einem ca. 30sekündigem Selbsttest mit der Messung. Dabei werden anfangs nur 4 waagerechte Balken angezeigt, die weniger werden (3-2-1) bis der erste Zahlenwert angezeigt wird. BEi mir war das am nächsten Tag, also rund 24 Stunden später, aber die Zeit wird von der Radonkonzentration abhängig sein - je höher, desto kürzer.

Ich habe den 'Corentium home' an mehreren Messstellen jeweils 1 Woche liegengelassen. Dabei ist zu bedenken, dass im Winter weniger gelüftet wird und die Werte deshalb höher sein werden. Ein solches Gerät "mal kurz ausleihen" muss man sich also aus dem Kopf schlagen. Letztendlich haben mich die Messungen in meinem eigenen Umfeld aber erstmal beruhigt.

Messergebnisse Spätsommer:
Wohnbereich 2. OG (altes Haus, Lehmdecken, tlw. Lehmwände)     : ca. 60 Bq/m3
            1. OG unbewohnt                                    : ca. 60 Bq/m3
            Keller                                             : --- s.u.
Arbeitsstelle (altes Haus, Bruchsteinwände, EG, keine Fenster) : 160 Bq/m3

Aus meinem Keller habe ich keinen Messwert, da die Anzeige nach dem Legen in ein Kellerregal mehrere Tage bei "0" stehenblieb. Ich hab das Gerät dann geresetet und dann gings überhaupt nicht mehr. Es hat nur noch "ERR"" und verschiedene Zahlen angezeigt. Für diesen Fall steht in der FAQ bei Airthings, man solle das Gerät mindestens 24 Stunden in einem trockenen Raum legen und dann neue Batterien einsetzen. Das hat aber nichts geändert. Ich war dann drauf und drann es zum Hersteller zu schicken, es lag aber noch zwei Wochen herum. Dann hab ich nochmals probiert und siehe da - es ging wieder. Man sollte also die Angabe in den technischen Daten "Luftfeuchte <85% rel." ziemlich ernst nehmen.

In den Spezifikationen steht zum Messverfahren: "passive Diffusionskammer" und "Nachweisverfahren: Alpha Spektrometrie", was auch immer das genau bedeutet. Auf den Fotos sieht man eine Art Hochspannungserzeugung, die Messkammer ist aus metallisierter Plaste und das hineingehende Käbelchen scheint ein Koax zu sein.

Grundsätzliches Problem:
Ich muss der Anzeige des Messwertes glauben. Ich hab ja auch kein Zweitgerät zum Vergleichen. Was mir deshalb ein wenig fehlt, ist ein standardisiertes, wiederholbares Verfahren, um die Anzeige wenigstens ungefähr überprüfen zu können. Also etwas wie: 10 Gramm irgendwas-Dünger zusammen mit dem Messgerät in ein großes verschlossenes Einweckglas muss nach einer Woche xxx Bq/m3 anzeigen.
Ideen?
"Bling!": Irgendjemand Egales hat irgendetwas Egales getan! Schnell hingucken!

DG0MG

Zur Messung:

Zitat von: DG0MG am 03. Oktober 2019, 13:30
In den Spezifikationen steht zum Messverfahren: "passive Diffusionskammer" und "Nachweisverfahren: Alpha Spektrometrie", was auch immer das genau bedeutet. Auf den Fotos sieht man eine Art Hochspannungserzeugung, die Messkammer ist aus metallisierter Plaste und das hineingehende Käbelchen scheint ein Koax zu sein.

In verschiedenen Artikelbeschreibungen auf Verkaufsplattformen (z.B. amazon) ist folgender Satz zu finden:

"The detection of radon of the Corentium is based on the principle that radon gas diffuses into a detection chamber. When the radon atoms decay they emit energetic alpha particles. The alpha particles are detected by a silicon photo diode. Every alpha particle generates a small signal current when it hits the photo diode. By the use of a low-power amplifier stage the signal current is converted into a larger voltage signal. The maximum amplitude of the voltage signal is detected and sampled by an analog to digital converter (ADC). The amplitude is proportional to the energy of the alpha particle that hit the photo diode. The brain of the monitor is a micro-controller that registers the time and energy of every detected particle."

Das würde bedeuten, in der silberglänzenden zylindrischen Dose, die ich nicht weiter geöffnet habe, befindet sich eine PIN-Diode o.ä., die das beim Zerfall eines Radonatoms entstehende Alpha-Teilchen detektiert.

Zur Anzeige:
Das Messgerät zeigt drei verschiedene Messwerte an:


  • Langzeitdurchschnitt über die gesamte Messung (oben, große Ziffern)
  • Kurzzeitdurchschnitt 1 Tag (unten, kleinere Ziffern)
  • Kurzzeitdurchschnitt 7 Tage (unten, kleinere Ziffern)

Dabei werden 2.) und 3.) abwechselnd angezeigt, sobald die Messung länger als 7 Tage läuft.
Das ist etwas unintuitiv, denn wenn ich einen Messwert xx habe und dann an den Umgebungsbedingungen was ändere, um zu schauen, obs besser oder schlechter wird, dann ändert sich erstmal NICHT die große Anzeige 1.), sondern zuallererst die kleinere Anzeige 2.), also der 24-Stundendurchschnitt. Das muss man wissen, sonst zieht man falsche Schlüsse.

zur Anzeige-Einheit:
Es gibt auch eine US-Version des Gerätes, die zeigt in pCi/l (picoCurie pro Liter) an, bei vermeintlich günstigen Angeboten also darauf achten!

Das ist zwar nicht sonderlich schlimm, man muss eben umrechnen:

1 pCi/l = 37 Bq/m3
"Bling!": Irgendjemand Egales hat irgendetwas Egales getan! Schnell hingucken!

strahlenwuzi123

Habe den auch! Bei mir in meinem Haus (Baujahr 1946) steht im Keller ein Hauswasserwerk mit offener Regentonne als "Ansaugbecken" für die Hauswasserpumpe. Die Regentonne ist mit einer dünnen Acrylglasscheibe nicht luftdicht abgedeckt und wird von der eigenen Quelle über ein Schwimmerventil befüllt. Wenn an einem Tag viel Wasser verbraucht wird, misst mein  AIRTHINGS 'Corentium home' neben der Regentonne am Fußboden wo sich das aus dem Wasser ausgasende Radon sammelt bis zu 2000Bq/m**3

Die Gegend im Voralpenland (Mergel-Flysch-Zone) gilt als nicht besonders Radonbelastet.

Probleme mit für das Gerät zu hoher Luftfeuchtigkeit hatte ich in meinem Keller nicht, sie bleibt mit 70% bis 80% knapp unter der erlaubten Spezifikation.

Zum Glück ist die Radonbelastung der Räume darüber nicht höher als durchschnittlich 90Bq/m**3 in Tischhöhe gemessen (Langzeitmessung über 3 Wochen)

DG0MG

Mein Corentium hunzt herum.  :(
Er zeigte längere Zeit nur noch "ERR" und eine 3- oder 4stellige Zahl an. Laut FAQ soll man das Gerät eine Weile in einem trockenen Raum lagern und neue Batterien einsetzen.
Das hab ich gemacht (mehrere Wochen), hat aber nichts geändert. Auch längeres Stehenlassen ohne Batterien oder Drücken des RESET-Tasters änderte nichts. Der Kalibrierungsvorgang zu Beginn (im Display steht CAL), läuft endlos lang und irgendwann wird er mit ERR abgebrochen. Das war nun Gelegenheit, das Gerät mal weiter auseinanderzunehmen.

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Erster Test: Wenn man die Messzelle abzieht (die ist mit so einem kleinen Koaxkabel angesteckt), wird der Selbsttest oder was auch immer das ist) bestanden und es wird mit den 4 Strichen auf eingehende Impulse gewartet. Das ist normales Verhalten.

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Also muss man mal in die Messkammer schauen. Die beiden beschichteten Plastikhälften sind nicht verklebt, man kann sie auseinanderziehen:

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Drin ist eine Platine mit einem großen Chip in der Mitte. An den Anschlüssen kann man eine Diode mit ~0,4 V Flussspannung messen, aber sonst nichts Auffälliges zu sehen und keine Ursache für die Fehlfunktion auszumachen. Die Rückseite der Trägerplatine ist leer.

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Wie ich die ganze Geräteplatine (also die mit dem Display) zum Fotografieren so herumdrehe, löst sich einer der beiden Drähte vom Batteriehalter an der Platine. Man sieht das auf den Fotos oben, da ist so ein kleiner Schneidklemmverbinder aufgelötet, in den der rote und der schwarze Draht eingetackert sind. Ich hab die beiden Drähte dann richtig angelötet und erstmal alles wieder zusammengebaut. Und was soll ich sagen: Es ging wieder! Unbefriedigend ist nur, dass ich nicht genau weiß, an welcher Stelle nun das Problem war: An der Messzelle? An den DC-Kontakten? Am Batteriefach? Ganz was anderes?
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