Haldenlandschaft Mansfeld-Südharz

Begonnen von Lennart, 10. Juli 2023, 18:16

⏪ vorheriges - nächstes ⏩

Lennart

Schon vor längerer Zeit hatte @miles_teg an anderer Stelle einige Informationen über die Halden von Helbra präsentiert. Auch bei Bernd auf http://www.opengeiger.de/ gibt es einen lesenswerten Artikel aus dem Jahr 2015.

Ein weiterer interessanter Link wurde mal von @Henri gepostet: https://www.ruhrgebiet-industriekultur.de/mansfelder-land/

Mein Besuch ist auch schon eine Weile her, also wird es langsam Zeit hier mal ein Thema anzulegen.

Wie mir empfohlen wurde, habe ich die östliche Halde von Helbra besucht. Leider kann ich nicht wirklich zuordnen, zu welchem Schacht sie gehört. Wahrscheinlich stammt das Material aus den Ernst- bzw. Walter-Schneider-Schächten.

Ich meine auch gelesen zu haben, dass Material aus der Uranlagerstätte Zobes nach Mansfeld-Südharz verbracht wurde. Leider finde ich die Quelle nicht mehr, vielleicht weiß jemand hier mehr.

Sie dürfen in diesem Board keine Dateianhänge sehen.

Sie dürfen in diesem Board keine Dateianhänge sehen.

Sie dürfen in diesem Board keine Dateianhänge sehen.


Mitten in der Halde befindet sich eine Art ausgetrocknetes Absetzbecken. Der oberste Teil ist bereits begrünt und es wurde auch eine "Straße" angelegt. In der Ferne kann man weitere Halden des Mansfelder Reviers bestaunen. Einige ragen wie schwarze Pyramiden über dem flachen Land empor. Wie man sieht ist das Gelände eingezäunt, teilweise sogar doppelt. Vielleicht sollte man zumindest einen Teil der tausend Löcher mal stopfen, nur so eine Idee... Ich verbuche meine Fotos dort als "Drohnenaufnahmen" ;)


Sie dürfen in diesem Board keine Dateianhänge sehen.

Sie dürfen in diesem Board keine Dateianhänge sehen.

Sie dürfen in diesem Board keine Dateianhänge sehen.


Die ODL scheint hauptsächlich am östlichen Randbereich erhöht zu sein, auf der Halde selber findet man nur gelegentlich kleine Hotspots. Die Funde von @miles_teg konnte ich nicht reproduzieren. Hin und wieder scheinen Klumpen Einlagerungen von Uran aufzuweisen, jedoch taugen diese allenfalls als harmloser Teststrahler.

Besondere (U-)Mineralien konnte ich nirgends finden. Das muss bei einem derart großen Gebiet nichts heißen, jedoch war ich recht gründlich. Die Raysid-Karte habe ich auch ein wenig erweitert, komischerweise fehlen aber einige Punkte. Vielleicht hätte ich die "GPS-Sparfunktion" deaktivieren müssen.

https://raysid.com/map/#17-11.49966-51.54303-hybrid-raysid_doserate-0-sv-cps-global


Sie dürfen in diesem Board keine Dateianhänge sehen.

Sie dürfen in diesem Board keine Dateianhänge sehen.


Wenn ich mal wieder in der Gegend bin, werde ich auch andere Halden der Region unter die Lupe nehmen. Einige wenige sind frei zugänglich und es gibt auch eine große Anzahl von Klein- und Kleinsthalden.

DG0MG

Die Kupferschlackehalde die minimax.video hier zeigt, hast Du offenbar nur am Fuß passiert:

"Bling!": Irgendjemand Egales hat irgendetwas Egales getan! Schnell hingucken!

Lennart

Zitat von: DG0MG am 10. Juli 2023, 19:59Die Kupferschlackehalde die minimax.video hier zeigt, hast Du offenbar nur am Fuß passiert:

Nein, dort war ich (noch) nicht. Dieser Teil der Karte stammt von miles. Man sieht aber in dem Video den Gegenschuss zu meinem zweiten Bild "Blick in Richtung Südwesten" bei ca. 8-10 Sekunden.

Ich habe auch mit Absicht nicht "Helbra" als Überschrift gewählt, da man so noch weitere Orte in dem Gebiet hinzufügen kann. Dort liegen schließlich etliche Halden dicht beisammen.


miles_teg

Schöne Vorstellung!
Ich habe damals einige Brocken direkt am Saum gefunden. Aber vielleicht waren das einfach alle die erreichbar rumlagen. :-D
Der Brocken ist noch in meinem Besitz und ich habe damals beim Fund schon gedacht das er eigentlich vom Aussehen nicht zum anderen Gestein passte. Vielleicht kommt er also wirklich aus Zobes...

Lennart

Zitat von: miles_teg am 11. Juli 2023, 13:21Vielleicht kommt er also wirklich aus Zobes...

Das wollte ich damit nicht so pauschal aussagen. Der Fund kann auf jeden Fall aus dem Gebiet stammen, Funde von von Uraninit sind aus der Gegend um Helbra bekannt. Hier sieht man z.B. einige wenige Bilder: https://www.mineralienatlas.de/lexikon/index.php/LokationMineralData?param=2557,3983,1

opengeiger.de

Aus gegebenem Anlaß (https://www.geigerzaehlerforum.de/index.php?msg=24402) will ich hier noch zwei Dokumente im Anhang posten und möchte auch noch auf diesen Link verweisen:

http://www.vmbh-mansfelder-land.de/artikel/bergbau-huettenwesen/huettengrund-helfta-1999/artikel.html

Zwischen den zwei radiologisch interessanten Orten Helbra und Helfta liegt die Lutherstadt Eisleben!!! Ich bin mir sicher, wir werden die Ecke auch touristisch noch ganz attraktiv machen können!
 :good2:  ;D

Visitor

Hallo Community,

ich hatte die Gelegenheit ein paar der Halden zu besuchen.

Brosowskischacht Halde
Zutritt nicht ohne Eindringen auf Privatgrundstücke möglich. Radiologisch interessant sind die Schlackesteine rund um die Wege und Strassen.

Schieferhalde Thälmann-Schacht
Offen zugänglich, von der Ostseite direkte Anfahrtsmöglichkeit und begehbar. Radiologisch nicht interessant aber eine Vielzahl von verschiedenen Mineralien zu finden.

Halde "Fortschrittschacht"
Die Halde ist versteckt zugänglich. Vom Westen aus durch das Dorf zur ehemaligen Gaststätte. Von dort zu Fuß zwischen zwei Feldern entlang kann man ungesehen den Trampelpfaden auf die Halde folgen.
Auf der Halde ist generell leicht erhöhte Aktivität um die 0,15 µS/h. Es gibt sehr vielseitige farbenfrohe Gesteine. Jedoch aus radiologischer Sicht mäßig interessant.

Sie dürfen in diesem Board keine Dateianhänge sehen.

Sie dürfen in diesem Board keine Dateianhänge sehen.


Die umliegenden Ortschaften sind durch die verwendeten Schlackesteine interessanter. Der Ausflug ist über die Raysid Map veröffentlicht.


GQ600+, Obsidian, Raysid, RC103

Lennart

Bernard-Koenen-Schacht II

Radiologisch gesehen eher unauffällig, trotzdem werde ich die Halde hier mal vorstellen.

Die beiden markanten Spitzkegelhalden der Schächte "Bernard-Koenen" I und II liegen direkt an der Autobahn 38, bei Nienstedt und Niederröblingen im Landkreis Mansfeld Südharz. Schacht I wurde bereits ab 1952 geteuft, Schacht II erst 1956 als zusätzlicher Wetter- und Förderschacht.

Abgebaut wurde Kupferschiefer, der auch teilweise silberhaltig war. Der Abraum wurde 100 m hoch aufgeschüttet, bei einem Volumen von ca. 5 mio m^3 (Halde B.K. II).

Der Förderturm ist, soweit ich weiß, der letzte intakte seiner Art im Raum Mansfeld-Südharz und mit einer Höhe von 51 m (andere Quellen nennen 60 m) ein beeindruckender Anblick.

Wie am Anfang schon gesagt, radiologische Besonderheiten gab es nicht. Bei der Masse an Gestein würde es mich aber auch nicht verwundern, wenn jemand doch etwas findet. Ich würde trotzdem einen Besuch empfehlen, der Ausblick ist grandios.

Die Anfahrt ist denkbar einfach:

Die Autobahn 38 an der Abfahrt "Allstedt" verlassen und der L222 wenige Meter nach Norden folgen. Am ehemaligen Bergwerksgelände vorbeifahren und am Ortseingang von Nienstedt direkt rechts abbiegen, nach 900 m kann man das Auto bei einem Feldweg abstellen.

Die Halde kann diskret an der Ostflanke betreten werden, dort führt ein kleiner Pfad durch das Feld. Der Komplex auf der Westseite ist Privatgelände. Es gibt an und um die Halde herum keinen Zaun und auch keine Schilder, die ein Betreten verbieten.


Das ehemalige Bergwerksgelände, im Hintergrund Förderturm und Halde:

Sie dürfen in diesem Board keine Dateianhänge sehen.

Halde in Blickrichtung nach Südwesten vom "Parkplatz" aus:

Sie dürfen in diesem Board keine Dateianhänge sehen.

Der Förderturm, am Horizont dahinter der östliche Ausläufer des Harzes:

Sie dürfen in diesem Board keine Dateianhänge sehen.

Blick vom winzigen Haldenplateau auf die A38 in Richtung Osten:

Sie dürfen in diesem Board keine Dateianhänge sehen.

Blick vom Plateau in Richtung Westen, links die Halde vom Bernard-Koenen-Schacht I:

Sie dürfen in diesem Board keine Dateianhänge sehen.

Kupferschiefer mit Verwitterungsprodukten:

Sie dürfen in diesem Board keine Dateianhänge sehen.

Die Parkmöglichkeit von oben:

Sie dürfen in diesem Board keine Dateianhänge sehen.

Leider ein "trauriger" Anblick, radiologisch gibt es nichts zu sehen:

Sie dürfen in diesem Board keine Dateianhänge sehen.


Weiterführende Informationen:

http://www.kupferspuren.eu/index.php?option=com_k2&view=item&id=54:079-schacht-nienstedt-spaeter-bernard-koenen-schacht-2&showall=1

https://www.lmbv.de/kontrollbefahrung-am-foerdergeruest-der-ehem-schachtanlage-b-koenen-ii-nienstedt/


Wer nicht geländegängig ist, kann sich hier den Ausblick von oben anschauen:



Radiohörer

#8
Spitzkegelhalde Hohe Linde 400m NN
opentopomap.org/#marker=15/51.49440/11.28613
mit guter Aussicht, bei entsprechendem Wetter, über Sangerhausen und den SO Harz.
Radiometrisch, wie andere in dieser Gegend, uninteressant...

Lennart

Danke für Deine Mithilfe @Radiohörer

Ich werden den Thomas Mün(t)zer Schacht trotzdem noch mal vorstellen, hab jetzt schon alles vorbereitet  :)

Zitat von: Radiohörer am 04. Juni 2025, 09:27Radiometrisch, wie andere in dieser Gegend, uninteressant...

Das sehe ich nicht ganz so...

Lennart

Thomas-Mün(t)zer-Schacht

Die Reste des Schachtes "Thomas Münzer" befinden sich in Sangerhausen, direkt am Bahnhof. Das Abteufen startete bereits 1944, noch unter dem Namen "Schacht Sangerhausen". Das Abraummaterial wurde ab 1955 über eine ~ 900 m lange Seilbahn zur "Hohen Linde" transportiert und dort als gewaltige Spitzkegelhalde aufgeschüttet. Mit einer Höhe über dem Meeresspiegel von ~ 400 m, stellt die Halde die höchste Erhebung der Gegend dar, die außerhalb des Harzes liegt. Die Höhe der Halde selbst beträgt ~ 145 m. Je nach Quelle liegen dort bis zu 20 Mio. Tonnen an Gestein.

Blick auf die "Hohe Linde" von Lengefeld aus (der unterste Teil ist "abgeschnitten"):

Sie dürfen in diesem Board keine Dateianhänge sehen.

Obwohl die Halde direkt bei Sangerhausen liegt, gibt es keinen bequemen Weg mit dem Auto, um dort direkt vorzufahren. Der von mir genommene Feldweg von Lengefeld aus, befindet sich in einem grauenhaften Zustand, führt aber an der Halde vorbei bis nach Sangerhausen. Eine Befahrung mit einem regulären PKW ist... sagen wir mal grenzwertig  :)

Der Weg ist aber zumindest radiologisch recht interessant. Überall liegen Steine herum, die eindeutig dem Abraum der Halde entsprungen sind. Auf dem Weg ist die Zählrate grundsätzlich leicht erhöht. In der nähe der Stadt sind einige Bereiche mit Kupferschlackensteinen gepflastert. Dort ist die Zählrate dann deutlich erhöht.

Mehrere dieser Steine liegen auch am Wegesrand und im Gebüsch. Diese Steine waren teilweise farblich markiert und weisen im direkten Kontakt auch eine signifikant erhöhte Zählrate auf.

Sie dürfen in diesem Board keine Dateianhänge sehen.    Sie dürfen in diesem Board keine Dateianhänge sehen.    Sie dürfen in diesem Board keine Dateianhänge sehen.

Nach späterer Recherche stellte sich heraus, dass die Halde wegen Absturzgefahr nicht betreten werden darf. Es gibt jedoch 1-2 Veranstaltungen im Jahr, wo ein Besteigen erlaubt ist. Bei meinem Weg auf das Gelände habe ich keinen Zaun überwunden, zumindest der nördliche und östliche Bereich sind nicht eingezäunt. Dort waren auch keine Schilder vorhanden. So ernst scheint man es mit dem Betretungsverbot wohl nicht zu nehmen...

Grundsätzlich möchte ich aber sagen, dass der Aufstieg abseits der ehemaligen Seilbahn mörderisch ist. Das ist wirklich nicht ungefährlich!

Blick von unten auf den Steilhang. Die Höhe kann man hier nicht abschätzen, zum "Gipfel" hin flacht der Hang ab:

Sie dürfen in diesem Board keine Dateianhänge sehen.

Um den Hang herum findet man einige interessante Steinchen. Im Mineralienatlas ist z.B. Uranopilit gelistet, also ein "vollwertiges" Sekundärmineral des Urans. So einen Fund konnte ich leider nicht reproduzieren. Nicht gelistet ist z.B. Baryt, was ich andererseits gefunden habe. So ganz kann man sich auf die Informationen also nicht verlassen. Abgesehen von dem Baryt findet man hauptsächlich Gips und Kupferschiefer, mit den entsprechenden Verwitterungsprodukten. Im Gegensatz zum Bernard-Koenen-Schacht II, liegt der Kupferschiefer hier in größeren Mengen herum. Auch sind die einzelnen Stücke im Durchschnitt größer. Mit dem Raysid steigt die Zählrate im direkten Kontakt zum Kupferschiefer hörbar an. Entweder ist der Urangehalt hier erhöht, oder es liegt einfach an der höheren Aktivität durch die Größe der Stücke.

Einige Ausreißer nach oben gab es aber auch. Dieses Bruchstück war z.B. schon merklich radioaktiv / dazu noch ein Bild vom Baryt:

Sie dürfen in diesem Board keine Dateianhänge sehen.    Sie dürfen in diesem Board keine Dateianhänge sehen.

Oben auf der Halde ist die Zählrate vergleichsweise gering, dort liegt auch kaum Kupferschiefer. Der Ausblick ist fantastisch, neben Sangerhausen und dem Harzrand sieht man auch die Halden der Bernard-Koenen-Schächte I und II, die sich südöstlich in 9-10 km Entfernung befinden (rote Kreise auf dem Bild). Blickrichtung nach Sangerhausen:

Sie dürfen in diesem Board keine Dateianhänge sehen.

Vor dem Bahnhof befindet sich der ehemalige Schacht, inklusive der dazugehörigen Gebäude. Diese werden nachgenutzt, den Förderturm hat man jedoch in den späten 90er Jahren abgerissen.

Sie dürfen in diesem Board keine Dateianhänge sehen.

Hier noch die Map. Durch die stark gemittelten Werte, fallen die erhöhten Zählraten nicht sonderlich auf. Die Schlackensteine sind teilweise als gelbe Punkte zu erkennen.

Sie dürfen in diesem Board keine Dateianhänge sehen.

Hier noch einige weiterführende Informationen:

Mineralienatlas

Mansfelder Kupferspuren

Karstwanderweg

Mindat

Haldenbesteigung


Radiohörer

@ Lennart: hab damit kein Problem: hauptsache solche Punkte sind dokumentiert und jeder kann Nutzen daraus ziehen :)
Würde heute noch ein Foto aus dem Museum nachreichen.
Warst Du mal in den Schlotten? Da hätte ich auch ein paar Infos und Bilder.
Meld Dich mal wg. event. Absprache...

Lennart

Zitat von: Radiohörer am 04. Juni 2025, 17:11Würde heute noch ein Foto aus dem Museum nachreichen.

Ja unbedingt!

Zitat von: Radiohörer am 04. Juni 2025, 17:11Warst Du mal in den Schlotten? Da hätte ich auch ein paar Infos und Bilder.

Bisher nicht, hab dazu aber schon im Web was gesehen.



Lennart

Hier noch ein Kurzvideo von der Besteigung der "Hohen Linde" des Thomas-Münzer-Schachtes:



Radiohörer

...wer eine Waathose sein eigen nennt oder sich eine ausleiht, dem sein die allerdings lange und erlebnisreiche Tour zu einer der angefahrenen Schlotten zu empfehlen.
Für die Spiegelreflex empfehle ich eine 5l Schraubtonne, keinen Rollbeutel!!!

Infos hier: roehrigschacht.de/de/infos-service/oeffnungs-und-fuehrungszeiten
und Anmeldung: roehrigschacht.de/de/highlights/70-die-marienglasschlotte
Ein paar Eindrücke der Bootstour: youtube.com/watch?v=rS6ej7Wdq0c
Mehr Geologie, Karst und Wasserhaltung: youtube.com/watch?v=FwUomix27tI