Strahlenschutzseminar besuchen

Begonnen von DL8BCN, Gestern um 13:45

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DL8BCN

Hallo, ich habe gesehen, das einige Uni`s z.b in Kiel Strahlenschutzseminare anbieten.
Diese sind untergliedert je nach Anforderung z.B. für medizinisches Personal, oder technische Bereiche.
Ich würde gerne so etwas besuchen, suche allerdings etwas generelleres, sozusagen einen Grundlehrgang.
Ich hoffe mich damit weiterqualifizieren zu können, um vielleicht später einen Nebenjob im Strahlenschutz zu bekommen.
Hat jemand mit so etwas Erfahrung?
Ich habe z.B. gesehen, das es in Kiel einen Lehrgang für BOS Personal gibt, der schon in die Richtung geht, was ich mir vorgestellt habe. 

Kermit

Zitat von: DL8BCN am Gestern um 13:45Ich hoffe mich damit weiterqualifizieren zu können, um vielleicht später einen Nebenjob im Strahlenschutz zu bekommen.

Das ist erstmal ein sehr guter Ansatz, weil die Fachkräfte im Strahlenschutz zum Beispiel in der Medizin sehr gesucht sind ;)

Wie Du schon geschrieben hast, teilen sich die Kurse ganz grob in Medizin und Technik. Als "Nebenschauplatz" wäre da noch der Radon Schutz zu nennen, diese Kurse, beispielsweise für die "Radonfachperson" sind aber noch mal eine ganz andere Kategorie.

Im Medizinischen Bereich ist es zwingend erforderlich, wenn man dann dort arbeiten möchte, gewisse medizinische Grundkenntnisse vorzuweisen (zum Bsp. Anatomie etc. oder Medizinische Physik (MPE)). Je nach dem wo man in der Medizin seine Fachkenntnis nutzen möchte. Ausserdem bauen die verschiedenen Kurse aufeinander auf -> Kenntniskurse -> Grundkurse -> Spezialkurse -> offenen radioaktive Stoffe /Nuklearmedizin -> Strahlentherapie
Zur vollständigen Fachkunde gehört dann auch noch der Nachweis von praktischen Kenntnissen (Klinikerfahrung)

Näheres findest Du in der Richtlinie für Strahlenschutz in der Medizin, die aber leider noch nicht an das neue Strahlenschutzgesetz von 2018 angepasst wurde und zur Zeit überarbeitet wird - aber bisher noch Gültigkeit hat  ;)

https://www.verwaltungsvorschriften-im-internet.de/bsvwvbund_17102011_RSII4114321.htm

Die Kursinhalte werden aktuell aber auch überarbeitet, was mit einem erheblichen Mehraufwand an notwendigen Kursstunden einhergeht.

Das Thema ist leider nicht in zwei Sätzen abgearbeitet, weil es darauf ankommt, wo man arbeiten möchte und was man arbeiten möchte. Weiterhin haben die einzelnen Behörden im jeweiligen Bundesland u.U. noch mal ganz andere Ansichten, welche Kurse und welche Voraussetzung man benötig.

Als einfaches Beispiel:

Für einen Gefahrgutbeauftragten gehört die Stoffklasse 7 (Radioaktive Stoffe) mit zur Ausbildung dazu. Dazu muss er keinen extra Kurs im Strahlenschutzrecht machen.
Wenn das Unternehmen aber eine eigene Transportgenehmigung haben möchte, welche die Stoffklasse 7 umfasst, muss ein SSB (Strahlenschutzbeauftragter) dafür bestellt werden. Dieser SSB muss dann einen entsprechenden Kurs Technik im Strahlenschutz machen und alle 5 Jahre aktualisieren. Im Idealfall ist der SSB dann der Gefahrgutbeauftragte selbst und das geht sogar als Nebenjob  ;)

Falls Du schon konkretere Ideen hast, in welchem Bereich Du tätig werden möchtest, lässt sich sicher einfacher darüber reden  ;)

Grüße Kermit



NoLi

Zitat von: DL8BCN am Gestern um 13:45...
Ich würde gerne so etwas besuchen, suche allerdings etwas generelleres, sozusagen einen Grundlehrgang.
...
Guckst Du mal hier:
https://www.fortbildung.kit.edu/strahlenschutz.php

https://www.fortbildung.kit.edu/Strahlenschutz-Forschung-Technik.php
Ich würde dir den Kurs "ST110  Grundkurs im Strahlenschutz zum Erwerb der Fachkunde für den Umgang mit radioaktiven Stoffen (5Tage)" oder den Kurs "ST120  Ausführlicher Grundkurs im Strahlenschutz zum Erwerb der Fachkunde für den Umgang mit radioaktiven Stoffen (9 Tage)" empfehlen. Diese Kurse sind keine reinen "Laberkurse", sondern auch mit jeder Menge Praktika gespickt.
Und wir könnten uns dort treffen... :whistle3:  ;D

Norbert

Zugpferd

Ich habe da auch Erfahrungen. Klar ich mache das beruflich also kann ich mir nicht aussuchen welchen Kurs ich besuchen möchte sondern muss den machen den die Behörde vorschreibt.

Ich habe meinen Fachkunde in Berlin gemacht (LPS), die Aktualisierungskurse dann an verschiedenen Standorten. Darüber hinaus bin ich SSB eines Bereiches und schicke daher meine Leute auf Kurse.

So und unter Radiophilen jetzt mal meine Meinung dazu...

Ich hatte einen Teil der Truppe gerade in Kiel - Ich war dort noch nicht, die Teilnehmer haben mir durchweg positives berichtet, netter Prof der wohl auch anschaulich erzählt hat.

Aber meine Leute sind halt auch nur da um die Aktualisierung in der Tasche zu haben, ein wirkliches Interesse besteht da selten!

Daher mein Rat: das ganze ist schwer theorielastig, daher suche dir eine zertifizierte Stelle die für Praktiker geeignet ist oder einen ganz anderen Bereich also Schwerpunkt hat als du machen MUSST, in deinem Fall entfällt das müssen. Ich habe zumindest die Erfahrung gemacht mich wohler zu fühlen wenn in den Kursen sonst Praktiker ausgebildet werden, also z.B. zerstörungsfreie Werkstoff Jungs, oder auch Sachverständige, oder Kernkraft usw.
Da ich nur Röntgen machen muss ist oder kann sowas langweilig sein, da erfrischt mich ein Dozent der nen Dummy Therapie Quelle in die Hand nimmt, oder den Kofferdurchleuchter der was von spannenden Funden berichtet. Oder verlorene Quellen beim Strassenbau, die Kontamination im Labor usw. Das wirst du weniger im Höhrsaal erleben. In Berlin war ein Raum für die Werkstoffprüfer, dort standen Vitrinen mit allen möglichen Dummy Quellen, das fand ich spannender als das Röntgengerät als Schulgerät auf dem Schreibtisch.

Klar kannst du den Schein selber machen, ist halt Geld, aber ich bin mir sicher wenn du in einen Betrieb gehst und strahlenschutz Interesse zeigst bekommst du den Kurs auch gezahlt, So viele wollen das nicht machen.

Für übernächstes Jahr plane ich das KIT ein, dort wollte ich schon immer mal hin...

Suche dir sonst interessante Standorte wie Forschungszentren, Jülich, Karlsruhe und und und. Landessammelstellen, und verflixt ich komme gerade nicht auf den Begriff, Strahlenunfall Anlaufstützpunkte? Es gibt ich glaub Arbeitsmedizinische Unfallkrankenhäuser bei strahlenunfällen, die haben gut ausgebildetes Personal. 

Kiel ist momentan für uns die günstigste Wahl gewesen, auch wenn wir sonst Dozenten Inhouse bevorzugt haben die gleich an unseren Geräten gearbeitet haben und wir nur eine Person zahlen mussten anstatt 20 Leute reisen zu lassen.

Essen im Haus der Technik fand ich das leider nicht so spannend, auch in Hamburg damals nicht so sehr. Ich brauch noch einen Grund nach Karlsruhe zu müssen... sonst zahle ich die Reise selbst.

Zugpferd

Zitat von: NoLi am Gestern um 22:17Und wir könnten uns dort treffen... :whistle3:  ;D
Norbert

oh das wäre ja doppelt spannend...
Bist Du da Dozent oder einfach wegen der Lage?


NoLi

Zitat von: Zugpferd am Gestern um 23:57...
oh das wäre ja doppelt spannend...
Bist Du da Dozent oder einfach wegen der Lage?
Bin dort Dozent und betreue auch Praktika.

Norbert

Zugpferd

Zitat von: Zugpferd am Gestern um 23:24und verflixt ich komme gerade nicht auf den Begriff, Strahlenunfall Anlaufstützpunkte? Es gibt ich glaub Arbeitsmedizinische Unfallkrankenhäuser bei strahlenunfällen, die haben gut ausgebildetes Personal.

Strahlenschutzzentren... allerdings finde ich da mein altes Krankenhaus nicht wieder... das war Hamburg St. Georg.
Evtl. wurde das geändert?

Das war sehr sehr interessant dort in den Akten zu lesen welche Arten von Zwischenfällen und Unfällen dort eingeliefert wurden.

DL8BCN

Hallo und danke für die rege Diskussion ;D
Ich bin etwas auf Kiel fixiert, weil meine Tochter da studiert und ich während des Kurses bei ihr wohnen könnte und noch einen kleinen Urlaub nebenbei machen könnte.
Karlsruhe ist bisserl weit weg, wäre aber natürlich auch eine Überlegung wert.
Ich denke für mich ist eher der technische Bereich interessant, nicht so sehr die Medizin.
Es werden doch gerade jede Menge AKW´s zurückgebaut.
Da werden doch sicherlich auch gute Leute gebraucht...
Arbeit für viele Jahrzehnte!
Und ich werde selber zahlen müssen, beruflich wird das vermutlich nicht klappen.
Ich versuche aber noch über die Firma was zu organisieren ich bin hier auch SB.

Kermit

Zitat von: Zugpferd am Heute um 00:21Strahlenschutzzentren... allerdings finde ich da mein altes Krankenhaus nicht wieder... das war Hamburg St. Georg.
Evtl. wurde das geändert?

Falls Du die Regionalen Strahlenschutzzentren  der Berufsgenossenschaft meinst, die findest Du zum Beispiel hier:

https://www.bgetem.de/arbeitssicherheit-gesundheitsschutz/institute/institut-fuer-strahlenschutz-1/regionale-strahlenschutzzentren

Die Zentren leisten aber nur medizinische Hilfe und schätzen die Strahlengefährdung und die mögliche Dosis ab. Leider ist die Ausstattung häufig modernisierungsbedürftig.


Zitat von: DL8BCN am Heute um 09:56Karlsruhe ist bisserl weit weg,

Karlsruhe ist aber auf jeden Fall eine Reise wert  :) , das KIT macht sehr gute Kurse und die Praktika sind auch sehr gut didaktisch und technisch organisiert.
Das kann man ja dann später mit einer Aktualisierung oder einem Spezialkurs verbinden  ;)

NoLi

#9
Zitat von: DL8BCN am Heute um 09:56...
Karlsruhe ist bisserl weit weg, wäre aber natürlich auch eine Überlegung wert.
Ich denke für mich ist eher der technische Bereich interessant, nicht so sehr die Medizin.
...
Komm ins "Kalifornien Deutschlands" ;D

Die von mir benannten zwei Kurse ST110 und ST120 befassen sich ausschliesslich mit allen Facetten des Strahlenschutzes, unabhängig von der Fachrichtung. Nachmittags finden immer die Praktika zu den behandelten theoretischen Themen statt. 
Ich würde Dir den ST120 empfehlen, der beinhaltet mehr theoretische und praktische Inhalte als der ST110. Und es wird nichts simuliert... ;)

Nobert

Lennart

Zitat von: NoLi am Heute um 12:11Komm ins "Kalifornien Deutschlands" ;D

Kleiner OT Hinweis: Kalifornien ist einer der restriktivsten US-Bundesstaaten, das ist also nicht zwangsläufig eine gute Werbung... auch wenn es aus mehreren Gründen ein passender Vergleich ist  ;)

NoLi

Zitat von: Lennart am Heute um 12:21Kleiner OT Hinweis: Kalifornien ist einer der restriktivsten US-Bundesstaaten, das ist also nicht zwangsläufig eine gute Werbung... auch wenn es aus mehreren Gründen ein passender Vergleich ist  ;)
War auch nur klimatologisch gemeint...manche sagen auch, es wäre die Toskana Deutschlands.

Norbert