Dosisleistung beim Kibotu

Begonnen von Knoobelix, 28. April 2024, 23:30

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Knoobelix

Hallo,
am Mittwoch hatte ich zufällig meinen Radiacode 102 mit beim Kinderbodenturnen. Als ich mit meiner kleinen Tochter anstand an der Schaukel und wartete, sprach unerwartet der Dosisleistungsalarm an. Einstellt hab ich ihn auf 2fachen Hintergrund 140 nSv/h. Da hatte ich schon unsere Trainerin gefragt, warum sie eine Handgelenkbandage trägt. Sie erzählte mir, dass sie immer eine Entzündung im Gelenk hat und diese nicht mit Antibiotika weg geht. Ihr wurde vor einer Woche eine radioaktive Flüssigkeit ins Handgelenk gespritzt. Ich dürfte gleich mit den Radiacode 102 messen: DL Kontakt 73.4 µSv/h und in 1 Meter 200 nSv/h :o . Nach dem Sport hab ich schnell noch ein Spektrum aufgenommen. Da war ein Peak bei 141 kev zu sehen.  Das Nuklid was die App sagt ist TC99m. Also Tc99m mit 6 h HWZ. Da ging mir nur die Frage durch den Kopf wie hoch war die Dosisleistung letzte Woche nach der Spritze, da ja 28 HWZ schon durch sind? Am nächsten Tag (24 Std. später) machten wir noch eine DL-Messung auf Kontakt. Einmal 53,9 µSv/h mit Radiacode 102 und mit meinem 6150 AD6/E 26,2 µSv/h. Glaube das AD 6 zeigt weniger an, da das Zählrohr zu groß für den Punktstrahler ist.

So jetzt stellt sich die Frage, wie hoch war die Dosisleistung am Mittwoch eine Woche davor(zum Glück Ferien und kein Kinderbodenturnen) wo ihr das injiziert wurde? Spielt die  Biologische HWZ mit rein? Und warum passt es nicht mit der HWZ von TC99m, ist da was anderes gespritzt worden?

Mein Ergebnis wären 0,8 mSv/h vor einer Woche.

Achso, die Ärzte haben ihr keine Anweisungen zum Strahlenschutz gegeben.

Viele Grüße Torsten

NoLi

In der RSO (Radiosynoviorthese) werden zur Behandlung entzündlicher Gelenke ausschliesslich Betastrahler eingesetzt. Im Fall des Handgelenks wird dies vermutlich Erbium-169 (Er-169) mit einer Halbwertszeit von 226 Stunden sein. Eventuell käme auch Rhenium-186 (Halbwertszeit 89 Stunden) in Betracht.
Seltener kann ich mir Yttrium-90 vorstellen (Halbwertszeit 64 Stunden), weil dieses Radionuklid eigentlich nur für große Gelenke wie das Knie verwendet wird.
Die injizierten Aktivitäten liegen in der Regel zwischen 400 MBq und 700 MBq, im Falle des Knies werden 1 GBq gespritzt.
Technetium-99m kann man völlig ausschliessen, weil dieses Radionuklid ein reiner Gammastrahler mit diskreter Linie ist. Der Radiacode-102 wird auf die vom Handgelenk ausgehende Bremsstrahlung angesprochen haben; da diese aber kein Spektrum, sondern ein Kontinuum aufweist, hat sich das Gerät ein mutmaßlich passendes Radionuklid ausgesucht.

Norbert

Knoobelix

#2
Viele Dank, für die ausführliche Antwort Nobert.

Mit Yttrium-90 HWZ gerechnet liege ich bei 56,6 µSV/h, also sehr nahe an meinem 2. Messwert von 53,9 µSv/h.

Kermit

Zitat von: NoLi am 29. April 2024, 09:59Im Fall des Handgelenks wird dies vermutlich Erbium-169 (Er-169) mit einer Halbwertszeit von 226 Stunden sein.

Wie NoLi schon geschrieben hat, wird dafür Er-169 eingesetzt. Y-90 kommt dafür nicht in Frage.

Beim Patientengespräch wird auch ausführlich auf die Verhaltensweisen nach der Behandlung sowie den Strahlenschutz eingegangen. Allerdings kommt es eben  auch vor, das die Patienten auf Grund ihrer Fokussierung auf die Therapie ihrer Erkrankung und naturgemäß ihren Wunsch auf Linderung, die weiteren Informationen des Gesprächs in den Hintergrund treten.

Hier die Leitline der DGN, in der die Informationen zusammengefasst sind:

https://www.nuklearmedizin.de/leistungen/leitlinien/docs/031-023_9-2019.pdf

Grüße Kermit