Bleiburg bauen?

Begonnen von Floppyk, 11. Oktober 2019, 12:01

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DG0MG

Wo gibts das?

Beim Dachdecker oder auch bei ebay?
"Bling!": Irgendjemand Egales hat irgendetwas Egales getan! Schnell hingucken!

Peter-1

Meine Frage : wie kommt man auf 3mm ? War das gerade im Angebot ?
Zur Absorption habe ich ein kleines Programm.
Gruß  Peter

SAL-87

Zitat von: DG0MG am 14. November 2021, 10:35
Wo gibts das?

Beim Dachdecker oder auch bei ebay?

Hier gibts Kupferfolie in verschiedenen Konfigurationen.

https://www.ebay.de/itm/194457566606

Einfach mal Kupferblech bei eBay eingeben. Dort gibt es einige entsprechende Angebote.


Zitat von: Peter-1 am 14. November 2021, 10:52
Meine Frage : wie kommt man auf 3mm ? War das gerade im Angebot ?
Zur Absorption habe ich ein kleines Programm.


Nö, aber das 3mm Blech lässt sich angenehm verarbeiten und die fertige Kammer ist schön stabil. Zum Abschirmen der Röntgenfluoreszenz sollten 3mm Kupfer auch ausreichend sein.
Es ging mir hauptsächlich darum, den sehr störenden Peak bei 84 keV wegzubekommen.

Auf den Fotos sieht man den Unterschied.
Der dominierende Peak bei 84 keV geht fast komplett unter. Der Rückstreu-Peak ist nun dominant, welcher ohne die Kupferkammer regelrecht winzig wirkte.
Zieht man den Hintergrund noch ab, ist der Peak bei 84 keV sogar komplett verschwunden, wie man auf dem Foto weiter oben erkennt.

Viele Grüße
Marcel

Curium

Wieso 94???? Kalpha Blei ist doch bei 72,8 und 74,9???

SAL-87

Zitat von: Curium am 14. November 2021, 11:26
Wieso 94???? Kalpha Blei ist doch bei 72,8 und 74,9???

Du hast natürlich Recht.
Er wird beim RadiaCode wohl wegen den nur 256 Kanälen bei 84 keV angezeigt. Nicht wie oben erwähnt bei 94 keV.
Ich habe das mal korrigiert. Danke  :i-m_so_happy:

DL3HRT

ZitatMeine Frage : wie kommt man auf 3mm ? War das gerade im Angebot ?
Ich habe mich an den Angaben zu professionellen Bleiburgen orientiert. Die hatten auch oft zusätzliche Cadmiumbleche drin. Aufgrund der Probleme mit Cadmium muss man darauf verzichten. Die Röntgenfluoreszenz von Kupfer liegt bei 8 keV. Das ist für unsere Zwecke (NaI-Detektor) vernachlässigbar. Bei meiner RAP-40 Sonde könnte ich das beispielsweise nicht verwenden, die Kupfer ein starkes Signal produzieren würde.

Henri

Bei meiner Bleiburg besteht der "Kern" aus einem möglichst dickwandigen Plexi-Rohr. Danach kommt eine Schicht Kupfer. Das mit Abstand günstigste hierfür  war, Kupfer-Regenrohr zu kaufen, der Länge nach aufzuschlitzen und dann mehrere Lagen um das Plexi-Rohr zu legen. Darüber kommen dann 25mm Walzblei gewickelt und ganz außen Gewebeband, damit man sich beim Handhaben nicht schleichend vergiftet.

Für den Deckel habe ich ein paar Bleibarren in einem passenden alten Emaille-Topf geschmolzen und dort hart werden lassen. Dadurch war kein gefährliches Umgießen nötig, und durch die beiden Griffe ist die Handhabung sehr komfortabel.

Viele Grüße!

Henri

DL1YA

Hallo aus München,

ich bin gerade dabei, mir eine Bleiburg zu basteln und wollte mir eventuell Tipps von erfahrenen Benutzern einholen.

Ich habe dazu einen 40cm hohen, zylindrischen 30cm-Innendurchmesser-Weissblechkübel als "Behältnis" besorgt, in den ich 33cm hohes Walzblei (abgewickelt so ca. 15m lang, 1,25mm stark, 75kg schwer) in drei Teilen eingerollt habe, das in etwa eine Wandstärke von 2,7 cm ergibt.

Auf ein 3mm starkes Plexiglasrohr mit 20cm Innendurchmesser habe ich vor, noch ca 3mm Kupfer zu "umwickeln", das auch oben und unten
mit Kupfer abgeschlossen wird. Das Ganze kommt dann in die Bleiwicklung innen hinein.

Der Boden des Kübels ist mit einer 3cm Bleiplatte ausgelegt. Für den Abschluss oben ist ebenfalls eine 3cm dicke, runde Bleiplatte
angedacht.


Die Frage: genügt es, wenn ich drei Bleiwände à 25 kg ineinander schiebe wie bei einer Teleskopantenne, um "handliche" 25kg Röhren
einzeln ein- und ausbauen zu können, oder wäre es besser, die Bleiwand als EINE Einheit zu wickeln? Dann wäre sie aber absolut
immobil. Macht es von der Röntgenabstrahlung innen etwas aus, dass die Bleiwand also etwas "Luft" zwischen den einzelnen "Lamellen" hat?
Ebenso ist dann auch etwas Luft zum Kupferrohr und zum Plexiglasrohr. Gut? Schlecht? Egal?

Gibt es da irgendwelche negativen Effekte?

Auch frage ich mich, ob die 3cm Wand aus Blei plus 3mm dickes Kupfer plus 3mm Plexiglasrohr mit 20cm freiem Innendurchmesser der Kammer so in dieser Abfolge ordentlich dimensioniert sind oder ich innen einen anderen Kunststoff nehmen sollte?

Für Meinungen bin ich dankbar! :-)

vg,

Alf


opengeiger.de

Wow, das hört sich sehr solide an! :good2: Wenn Du allerdings noch etwas mehr Platz (und Geld) fürs Kupfer hast, würd ich vielleicht auf 5mm erhöhen unter der Annahme, dass Du nachher auch mal die eine odere andere Mineralprobe messen willst, mit etwas mehr Aktivität. Und für den Boden brauchst Du natürlich die gleiche Schichtung Kupfer-Plexiglas. Ich denke die Luft zwischen den Wicklungen stört von der Strahlungsphysik her nicht. Aber vielleicht ein Tipp noch: Blei oxidiert leicht und bildet über Zeit ein voluminöseres, weißes Oxid. Wenn Du Dein Teleskopaufbau beweglich halten möchtest, ist es vielleicht keine schlechte Idee die Blei-Flächen, die ineinander gleiten sollen, mit 3 Schichten PU-Lack anzustreichen, damit sich über Zeit kein Oxid bilden kann und das Teleskop dann auch nach nem Jahr noch gut gleitet.

Henri

Hallo Alf,

das klingt wirklich nicht schlecht :-)

Ein paar Sachen kann ich noch hinzufügen:

erstens solltest Du es vermeiden, dass "Lücken" entstehen, durch die die Strahlung durch kann. Das Material sollte sich immer überlappen. Das ist im Bereich von Boden und Deckel wichtig. Aber das braucht man natürlich auch nicht zu übertreiben.

Zweitens macht Luft zwischen den Schichten nur in sofern was, als dass Du mehr Material benötigst, das aber nicht zur Abschirmung Deines Nutzvolumens beiträgt. Wenn Deine Detektorkammer z.B. 1 Liter Volumen hat, brauchst Du mit viel Luft zwischen den Lagen deutlich mehr Blei, um auf Deine 2,7 cm Stärke zu kommen. Oder anders gesagt, wenn Du eng wickelst, wird Deine Abschirmung dicker ;D

Bei meiner Bleiburg habe ich deshalb konsequent von innen nach außen gewickelt. Das kannst Du ja auch machen, und wenn dann außen eine Lücke zum Blechfaß bleibt, diese dann mit Papier o.ä. ausstopfen. Wenn dann das "Teleskop" noch funktioniert.

Viele Grüße!

Henri

DL1YA

Hallo,

vielen Dank für die Hinweise! Ich werde dann tatsächlich 5mm Kupfer einplanen. Die Bleidicke kann ich nachträglich auch noch locker auf 5cm erhöhen, Platz genug wäre noch in dem Zylinder. Allerdings habe ich gerade einen Kostenvoranschlag
eingeholt, um einen Kupferyzlinder mit 5mm Wandstärke mit "Deckel" oben und unten zu bekommen. Allein dieses bischen Kupfer
kostet um die 700.- Euro, ich wusste gar nicht, dass Kupfer Gold ersetzt hat??   >:(

Da werde ich tatsächlich zusehen, dass ich mir die 5mm aus 1mm-Kupferblech ausm Restemarkt wickle. Wenn ich euch richtig verstanden habe, hat es also, bis auf die geometrischen Nachteile (die mir natürlich bewusst waren), keinen strahlungstechnischen Nachteil, es so zu machen - gut :-) .

Zum nächsten Hinweis mit den "Lücken": Ich hatte nicht vor, die runden Deckel aus Plexiglas, Kupfer und ganz aussen das Blei
irgendwie zu "verschweissen", sondern ganz lose aufzulegen, mit möglichst kleinem Spalt dazwischen. Den Plexiglasdeckel und
auch den Kupferdeckel kann ich noch an der Drehbank so bearbeiten, dass er schmatzend aufgesteckt werden kann. Aber beim Blei
habe ich eigentlich nur vor, die schwere Platte oben aufliegen zu lassen, bzw. die Bleizylinder einfach auf die untere Bleiplatte draufzustellen, alles andere wäre ein Riesenaufwand.

In wieweit kommt da noch die Hintergrundstrahlung durch? Ich gehe von einem geradlinigen Verlauf dieser Strahlung ins Innere der
Bleiburg aus, ist das richtig? Schadet da ein Spalt von sagen wir zwei Zehntel Millimeter? Hat da jemand vielleicht schon ein Spektrogramm-Vergleich gemacht?

Was die "Teleskopbierbarkeit" angeht: das mit dem PU-Lack hört sich sehr sinnvoll an, werde ich ebenfalls so machen!
Nicht, dass die Bleiburg mit dann über 200kg zu einem "mit dem Bauwerk" untrennbaren Objekt wird, weil die Einzelteile
sich nicht mehr lösen lassen. ;D

Zur Stärke des Plexiglases: Habe jetzt nur diese 3mm Wandstärke, denkt ihr, das ist ausreichend?

Vielen Dank!

Alf :-)




etalon

Hallo,

nimm lieber 3mm Kupfer und 7-10mm Plexiglas. Das ist billiger und einfacher zu verarbeiten und erfüllt den selben Zweck. Das reicht für den Hobbygebrauch völlig aus...

Auch deine Annahme mit der geradlinigen Strahlungsausbreitung ist korrekt. Die Spaltmaße sollten klein sein, aber mit Blei würde ich nicht in den 1/10mm Bereich gehen. Eine Macke, und nichts passt mehr oder geht nicht mehr auseinander. Schau lieber, dass Spalten von Blei überlappt werden, so dass kein geradliniger Durchgang in die Messkammer vorhanden ist, das macht mehr Sinn (wie bei einer Tresortüre).

Grüße Markus

Henri

Zitat von: DL1YA am 12. Februar 2022, 12:52
Hallo,

vielen Dank für die Hinweise! Ich werde dann tatsächlich 5mm Kupfer einplanen. Die Bleidicke kann ich nachträglich auch noch locker auf 5cm erhöhen, Platz genug wäre noch in dem Zylinder. Allerdings habe ich gerade einen Kostenvoranschlag
eingeholt, um einen Kupferyzlinder mit 5mm Wandstärke mit "Deckel" oben und unten zu bekommen. Allein dieses bischen Kupfer
kostet um die 700.- Euro, ich wusste gar nicht, dass Kupfer Gold ersetzt hat??   >:(

Da werde ich tatsächlich zusehen, dass ich mir die 5mm aus 1mm-Kupferblech ausm Restemarkt wickle. Wenn ich euch richtig verstanden habe, hat es also, bis auf die geometrischen Nachteile (die mir natürlich bewusst waren), keinen strahlungstechnischen Nachteil, es so zu machen - gut :-) .

Zum nächsten Hinweis mit den "Lücken": Ich hatte nicht vor, die runden Deckel aus Plexiglas, Kupfer und ganz aussen das Blei
irgendwie zu "verschweissen", sondern ganz lose aufzulegen, mit möglichst kleinem Spalt dazwischen. Den Plexiglasdeckel und
auch den Kupferdeckel kann ich noch an der Drehbank so bearbeiten, dass er schmatzend aufgesteckt werden kann. Aber beim Blei
habe ich eigentlich nur vor, die schwere Platte oben aufliegen zu lassen, bzw. die Bleizylinder einfach auf die untere Bleiplatte draufzustellen, alles andere wäre ein Riesenaufwand.

In wieweit kommt da noch die Hintergrundstrahlung durch? Ich gehe von einem geradlinigen Verlauf dieser Strahlung ins Innere der
Bleiburg aus, ist das richtig? Schadet da ein Spalt von sagen wir zwei Zehntel Millimeter? Hat da jemand vielleicht schon ein Spektrogramm-Vergleich gemacht?

Was die "Teleskopbierbarkeit" angeht: das mit dem PU-Lack hört sich sehr sinnvoll an, werde ich ebenfalls so machen!
Nicht, dass die Bleiburg mit dann über 200kg zu einem "mit dem Bauwerk" untrennbaren Objekt wird, weil die Einzelteile
sich nicht mehr lösen lassen. ;D

Zur Stärke des Plexiglases: Habe jetzt nur diese 3mm Wandstärke, denkt ihr, das ist ausreichend?

Vielen Dank!

Alf :-)

Ich habe für meine Bleiburg Kupfer-Dachrinne in kurze Abschnitte geteilt, längs geschlitzt und dann übereinandergelegt. Das war damals die günstigste Lösung.

Das mit den kleinen Lücken ist kein Problem. Es gibt Leute, die einfach alte Bleiakkus aufstapeln. Das bringt aber dennoch auch schon einiges. Wichtiger wäre es, wenn man einen Behälter bauen würde, um eine darin befindliche Strahlenquelle sicher abzuschirmen. Da können auch kleine Lücken, je nach Inhalt, problematisch sein. Ansonsten kann man sich das analog zum Licht vorstellen: man will es halt innen möglichst dunkel haben.

3 mm Plexi ist schon recht wenig. 5mm wären sicherlich besser. Je weniger Betastrahlung auf die schwereren Atome des Abschirmmaterials trifft, desto weniger Bremsstrahlung gibt es. Aber so einem "Amateur-Aufbau" sind natürlich schon von der Reinheit der verwendeten Materialien her Grenzen gesetzt. Außerdem spielen geometrische Faktoren eine Rolle, weshalb professionelle Bleiburgen einen sehr viel größeren Innenraum haben als die zu vermessenden Proben. Das kann man ohne weiteres gar nicht nachbauen. Deshalb braucht man das alles auch nicht zu übertreiben.

Gut ist aber tatsächlich, wenn man alles wieder einfach demontieren kann. Dann kann man es später umbauen oder ggf. auch einfach wieder entsorgen. Ein 200 kg schweres, massiv mit Blei ausgegossenes Fass mit verklebtem Kopferkern muss man erst mal wieder loswerden (und transportieren...), und das sind ja immerhin 800,- Materialwert!

Viele Grüße!

Henri 

etalon

Zitat von: Henri am 12. Februar 2022, 13:36
...Ansonsten kann man sich das analog zum Licht vorstellen: man will es halt innen möglichst dunkel haben.

Naja, nur dass die Glanzwinkel bei den hier interessierenden Energien extrem klein sind, und daher tatsächlich von einer geradlinigen Ausbreitung der Strahlung ausgegangen werden kann. Da hinkt der Vergleich mit Licht etwas...  ;) ;D

Grüße Markus

DG0MG

Thermo Scientific hat für seine PRD-S (kleine, portable, persönliche Strahlungsmessgeräte mit Spektroskopiefunktion) auch ein Abschirmungs-Kit namens "FOOD MONITOR":


Die Bleiburg besteht aus 4 übereinanderzustapelnden Teilen, die passende Aussparungen für Messgutcontainer und Gerät selbst besitzen. Da auf Grund der Bauform keine Marinelli-Anordnung möglich ist, gibts 2(!) Probenbehälter: Einer unter und einer über dem Messgerät.

Hab ich so noch nicht gesehen, wäre auch eine Variante für den RadiaCode-101.
"Bling!": Irgendjemand Egales hat irgendetwas Egales getan! Schnell hingucken!