Gamma-ODL Referenzstrecke „Königstraße in Stuttgart"

Begonnen von opengeiger.de, 12. Oktober 2023, 16:09

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opengeiger.de

So, für die Freunde, die radioaktive pdfs sammeln wie Gartenzwerge, hab ich nun auch mal eine Doku zu der Gamma-ODL Referenzstrecke ,,Königstraße in Stuttgart" geschrieben und darin nochmal zum Anlegen einer vergleichbaren Referenzstrecke auf Schlackesteinpflaster in anderen Städten der Republik animiert. Hoffen wir mal, dass da noch was kommt! :good2:  Wohnt denn niemand in der Nähe von Weimar?  ;)   

Das pdf siehe Anhang.

Henri

Zitat von: opengeiger.de am 15. Oktober 2023, 07:21So, für die Freunde, die radioaktive pdfs sammeln wie Gartenzwerge

Na, da fühle ich mich auf jeden Fall angesprochen  :D

1000 Dank dafür!  :good2:

Harald der Strahler

... wer noch einen kleinen Hotspot auf der Königstraße finden möchte...

Es ist eine einzelne Granitplatte mit stolzen 29 cps. Die umgebenden Granitplatten haben lediglich 16 cps. Der von mir eingestellte Alarm-Wert von 0,4uSv/h wird bei dieser Platte locker erreicht => ca. 0,44uSv/h. Der Radiacode 102 lag zum Messen auf der Granitplatte. Da ich keine Zeit hatte, war es eine Quick and Dirty - Messung, aber ich denke, dass der Wert noch konservativ angegeben ist. Mein Radiacode zeigt tendentiell zu niedere Messwerte an. Das nächste Mal nehme ich meinen GS mit und mache eine längere, gemittelte Messung.
Wer auch messen möchte findet im Anhang ein Foto mit den Koordinaten.
Viel Spass
Harald-der-Strahler

ALARA

Interessant, da lege ich auch mal ein Gerätle drauf.

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Schöner Fund! Aber als Radiacode-Nutzer dran denken, in so einem Fall ist es besser ein Spektrum mit der App über längere Zeit zu akkumulieren und aus der Spektrumansicht den uSv/h bzw den cps Wert abzulesen. Das ist dann ein Mittelwert über die Akkumulationszeit und das ist dann deutlich genauer. Ich werd mir die Platte demnächst auch mal anschauen. Gut beschrieben wo sie liegt! Danke!

Harald der Strahler

Zitat von: opengeiger.de am 11. Juni 2024, 21:12Schöner Fund! Aber als Radiacode-Nutzer dran denken, in so einem Fall ist es besser ein Spektrum mit der App über längere Zeit zu akkumulieren und aus der Spektrumansicht den uSv/h bzw den cps Wert abzulesen. Das ist dann ein Mittelwert über die Akkumulationszeit und das ist dann deutlich genauer. Ich werd mir die Platte demnächst auch mal anschauen. Gut beschrieben wo sie liegt! Danke!

Das mit dem Spektrum ist eine gute Idee. Wenn man auf der "Hauptseite" des Radiacodes eine Mittlung versucht wird es sehr unübersichtlich und auch nicht richtig nachvollziehbar...

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So, jetzt hatte ich mal die Gelegenheit, die Hotspot-Pflasterplatte aus Flossenbürger Granit auf der Königstraße in Augenschein zu nehmen, die Harald der Strahler ausfindig gemacht hat. Und ja, ich muss bestätigen, das ist ein Prachtsexemplar! Um die Homogenität des Strahlungsfelds über der Fliese zu prüfen, hatte ich den Inspektor mit Pancake Zählrohr auch dabei. Als ich ihn anschaltete, stand er noch auf Anzeige der Dosisleistung und zeigte im direkten Kontakt stolze 1.16uSv/h an. Aber das ist natürlich völlig wertfrei, da das Pancake Zählrohr natürlich nicht nur auf Gamma-Strahlung sondern auch auf Beta- und Alphastrahlung reagiert. Und insbesondere der Beta-Anteil ist beim im Granit verteilten Unat durch die Zerfallsprodukte in der Zerfallskette sehr deutlich. Von einer Gamma-Ortsdosisleistung ist das natürlich beliebig weit entfernt und eignet sich in keiner Weise für einen Vergleich. Das sei vorab hiermit klargestellt. Man sollte also schnell auf cps umschalten, damit niemand auf die Idee kommt diese Zahl als Dosisleistung zu interpretieren, sie dient hier nur der Belustigung.

So und in der Anzeige der Zählrate zeigt der Inspector nun 6.23cps auf dieser einen Pflasterplatte an. Im Schlossgarten auf der Wiese etwa 1cps. Diese Zählrate variiert nun nicht gross über die spezielle Pflasterplatte. Aber in der Tat, die Nachbar-Pflasterplatten zeigen sichtlich weniger. Es scheint also ein besonders "gutes" Stück Flossenbürger Granit zu sein, aus dem diese eine Pflasterplatte geschnitten ist. Das zeigt zum einen, das der Pflasterbelag der Königstraße also doch einige Inhomogenitäten hat, zumindest bei Messung im direkten Kontakt. Und es zeigt auch, wie hoch die Aktivität eines Granits doch liegen kann. 

Diese spezielle Pflasterplatte eignet sich damit durchaus auch als Referenzpunkt, wenn man sagt, die Mitte der Platte soll im Kontakt gemessen werden. Allerdings eignet sich dieser Kontakt-Referenzpunkt auch erstmal nur für Messgeräte, welche keine nennenswerte Empfindlichkeit für Beta- und Alphastrahlung bei einer derartigen Quelle aufweisen, so wie der Radiacode.

Ich habe daher meinen Radiacode RC-101 flach mit dem Kristall etwa in Plattenmitte aufgelegt und mir angeschaut, was das Display auf dem Gerät anzeigt. Und mit der Refreshrate schwankt das Ergebnis immer noch gewaltig, das sieht man auch in der Chart-Anzeige. Ich habe auf diese Art Werte zwischen 0.38uSv/h und 0.47uSv/h beobachtet. Daher sollte man wirklich gezielt mitteln und das geht eben beim Radiacode am besten im Spectrum Modus, wenn man die Spektrum Akkumulation neu startet und eine vorgegebene Mindestzeit abwartet. Ich habe 16Minuten gemittelt und kam so auf den Mittelwert von 429nSv/h. Das könnte man nun mal als ersten vorläufigen Gamma-Kontakt-Dosisleistungs-Referenzwert für diese spezielle Pflasterplatte nehmen, wenn man annimmt, dass mein Gerät "bauart-bedingt" und werkseitig kalibriert ist und die Energiekompensation für die wesentlichen Energien von Unat korrekt funktioniert.

Die Lage der Fliese ist auch durchaus günstig für den Zweck, sie ist etwas abseits aber dennoch gut zu finden und man kann dort einigermaßen ungestört längere Zeit messen. Das ging in meinem Fall trotz Samstag-Vormittag und Fußball-EM Rummel in Stuttgart mit vielen Fans auf der Königstrasse, welche vor allem eher die Sonnenstrahlung nach dem Regen am morgen genossen haben nach einem fulminanten Auftaktsieg der deutschen Nationalelf gestern abend.

Für die Beschreibung dieses Hotspot-Funds geht also an besonderer Dank an Harald-der-Strahler. :hi:

NoLi

Zitat von: opengeiger.de am Gestern um 14:18...
Um die Homogenität des Strahlungsfelds über der Fliese zu prüfen, hatte ich den Inspektor mit Pancake Zählrohr auch dabei. Als ich ihn anschaltete, stand er noch auf Anzeige der Dosisleistung und zeigte im direkten Kontakt stolze 1.16uSv/h an. Aber das ist natürlich völlig wertfrei, da das Pancake Zählrohr natürlich nicht nur auf Gamma-Strahlung sondern auch auf Beta- und Alphastrahlung reagiert. Und insbesondere der Beta-Anteil ist beim im Granit verteilten Unat durch die Zerfallsprodukte in der Zerfallskette sehr deutlich. Von einer Gamma-Ortsdosisleistung ist das natürlich beliebig weit entfernt und eignet sich in keiner Weise für einen Vergleich. Das sei vorab hiermit klargestellt. Man sollte also schnell auf cps umschalten, damit niemand auf die Idee kommt diese Zahl als Dosisleistung zu interpretieren, sie dient hier nur der Belustigung.
...
Hallo Bernd.
Der INSPECTOR besitzt den gleichen Zählrohrtyp LND7317 wie der THERMO RADEYE B20 sowie das gleiche Zählrohr-Schutzgitter.

Hier ein Auszug aus dem Handbuch des RadEye B20:
"The RadEye B20 and B20-ER is factory calibrated to the ambient
dose equivalent rate H*(10) in a depth 10 mm for Cs-137 gamma
radiation (662 keV).
Without any energy filter, the displayed dose rate is a good meas-
ure of the ambient dose equivalent rate H*(10) above 150 keV.
From 20 keV to 150 keV the dose rate is overestimated.
Furthermore the displayed dose rate is a good approximation for
the directional dose equivalent rate H'(0,07) in a depth 0.07 mm
for beta radiation
and for gamma radiation in the range from 5
keV to 12 keV.
By use of the gamma energy filter 425068582 a very flat response
in terms of the ambient dose equivalent rate H*(10) "deep dose"
in a depth 10 mm is achieved for gamma energies 17 keV to 1.3
MeV.
For details of the response curves see technical data section.
"

Dies gilt aber nur für diesen Zählrohrtyp.

Gruß
Norbert

opengeiger.de

@NoLi Vielen Dank für den Hinweis! Ich habe daraufhin das Inspector Manual nochmal durchgeschaut. Da gibt  keinen vergleichbaren Hinweis. Es gibt für das Gerät eine Kalibriersoftware, und da stehen Koeffizienten für verschiedene Nuklide drin, die kann man auch ändern und es gibt eine Kalibrieranleitung. Aber es gibt keinen Hinweis wie und auf was genau werkseitig kalibriert wurde. Aber werkseitige Cs137 Kalibrierdaten sind der Default. Wenn man die Aussagen beim Thermo Radeye B20 auf den Inspector übertragen wollte, dann müsste man das sicher auch mal nachprüfen. Denn zwischen Zählrohr und Anzeige könnte ja noch eine Prozessierung liegen, die unterschiedlich ist. Aber klar, prinzipiell wären bei gleichem Pancake und gleichem Gitter etwa gleiche Eigenschaften schon zu vermuten. Dann wäre eine uSv/h Anzeige doch nicht so ganz falsch, auch im Kontakt nicht. Man müsste dann eben sagen, es ist die ungefähre Äquivalentdosisleistung H'(0.07) für Beta- und für Gamma, was der Inspektor da bei einer Messung im Kontakt anzeigt. Verstehe ich das richtig? Aber ich glaube, Anwender im nicht-professionellen Bereich können mit einer Aquivalentdosisleistung H'(0.07) für Betastrahlung nicht allzuviel anfangen. Ich habe damit auch Null Erfahrung, ich weiß nur dass es das gibt. Aber das ist doch eigentlich eher was für Nuklearmediziner, oder?

NoLi

Zitat von: opengeiger.de am Gestern um 21:38...
Dann wäre eine uSv/h Anzeige doch nicht so ganz falsch, auch im Kontakt nicht. Man müsste dann eben sagen, es ist die ungefähre Äquivalentdosisleistung H'(0.07) für Beta- und für Gamma, was der Inspektor da bei einer Messung im Kontakt anzeigt. Verstehe ich das richtig?
...
Ja, so richtig. Und für reine Gamma-Dosisleistung nochmals an gleicher Position mit Betablocker messen und vom Beta- + Gamma-Wert abziehen.
Gilt aber, wie schon erwähnt, nur für das LND 7317!

Zitat von: opengeiger.de am Gestern um 21:38...
Aber ich glaube, Anwender im nicht-professionellen Bereich können mit einer Aquivalentdosisleistung H'(0.07) für Betastrahlung nicht allzuviel anfangen. Ich habe damit auch Null Erfahrung, ich weiß nur dass es das gibt. Aber das ist doch eigentlich eher was für Nuklearmediziner, oder?
Betastrahlung ist relevant zur Haut- und Augenlinsendosisermittlung, unabhängig von der Anwendung. Gewichtiger ist allerdings die Gammadosis, auch für die inneren Organe.
Die Betadosisleistung ist beispielsweise relevant im Nahbereich von Uranglasuren, vor allem durch das Tochternuklid Pa-234. Oder bei Uhren mit Ra-226 durch die Tochternuklide. Und vor allem bei Uranerzen mit den Uran- und Radiumtöchtern. Aber auch die Thoriumtöchter sind nicht zu verachten.
(Tja, immer diese Töchter... ;D )

Norbert