DRGB-01 EKO-1 (ДРГБ-01 ЭКО-1) EKORAD

Begonnen von DG0MG, 19. Februar 2021, 17:15

⏪ vorheriges - nächstes ⏩

DG0MG



Das Gerät DRGB-01 EKO-1 von der Firma EKORAD ist ein empfindliches Messgerät für Beta- und Gamma-Strahlung und zur Detektion von Alphastrahlung.

Link zum Hersteller:

Das Besondere: Als Detektor ist ein Pancake-Zählrohr SBT-10A verbaut. Das macht das Gerät so empfindlich, dass bereits beim Auflegen auf ein Tütchen "Müllers Pottasche" der Alarm losgeht!
Das Gerät gibt es in verschiedenen Ausführungen und es scheint weit verbreitet und auch vielfach noch im Einsatz zu sein.

Es besitzt ein 4stelliges LCD-Display (unbeleuchtet) und 3 Bedienknöpfe:


  • "ВКЛ/ОТКЛ": Ein/Aus
  • "РЕЖИМ": Regime, Betriebsarten F/E/A/B
  • "GLOCKE": Ticker und Alarm Ein/Aus

Die Stromversorgung erfolgte ursprünglich wohl durch einen Akkupack, bestehend aus 3 NiMH-AA-Zellen. Das hat jemand umgebaut und es war ein  ungeschützter Li-Ion-Akku drin, der aber "tot" war. Über eine 2.5mm-DC-Hohlbuchse kann man den Akku laden, mit dem mitgelieferten 12V-Netzteil scheint mir aber der Ladestrom etwas sehr hoch zu sein. Eventuell ist da eine Konstantstromquelle drin, die auf die NiMH-Zellen ausgelegt ist.

Im Inneren macht die Platine einen recht modernen Eindruck, mein Gerät ist Baujahr 2010. Die Platine ist mit 4 "SPAX"-Schrauben in das Plastikgehäuse geschraubt, das sieht extrem rustikal aus, aber das hab ich auch auf anderen Bildern im Netz so gesehen - mglw. ist das also wirklich der Originalzustand. Als Prozessor findet sich ein ATMEGA64L.

Die 4 Modi (mittels Taster "РЕЖИМ" umschaltbar) sind folgende:


  • "F" Messung der Äquivalentdosisleistung in µSv/h, Aktualisierung der Anzeige alle 20 sec., dabei jeweils kurzes akustisches Signal
  • "E" Messung der Äquivalentdosisleistung in µSv/h, einmalige Messung (20 sec.); Signal, wenn beendet.
  • "A" Messung der spezifischen Aktivität in kBq/kg (Cs-137, Gamma)
  • "A" Messung der spezifischen Aktivität in kBq/kg (Sr-90, Beta)
  • "B" Messung der Beta-Teilchenflußdichte in 1/s*cm²

Überschreitet die Dosisleistung bei F und E 0,6 µSv/h, startet ein Alarm, der durch Drücken der "GLOCKE" abgestellt werden kann.

"Bling!": Irgendjemand Egales hat irgendetwas Egales getan! Schnell hingucken!

DG0MG

#1
Die Anoden des SBT-10A sind jeweils mit einem 5,6-MOhm-Widerstand versehen.

Ein alter Handyakku passt ins Batteriefach.

Ein Beutel "Müllers Pottasche" bringt mit abgenommenem Filterschieber im Modus "F" mehr als 1 "µSv/h". Da das weit über der Grenze von 0,6 µSv/h ist, geht frühzeitig (noch vor Ablauf der 20sekündigen Messung) der Alarm los.

Eine Übersicht aus der russischen Betriebsanleitung gibt eine Übersicht über die Betriebsmodi.

Schade ist, dass es keinen reinen Impulszählmodus gibt. Aber das ist wohl der geforderten  "leichten Bedienung" geschuldet.


Ein gravierendes Problem ist mir aufgefallen: Wie schon geschrieben, war der bei Lieferung eingebaute 18650er Akku tot. Ich hab also einen anderen Li-Ionen-Akku eingebaut der wissentlich vollgeladen war. Als ich das Gerät ein paar Tage später dann mal wieder ausprobieren wollte, ging es wieder nicht. Akku gemessen: leer. Wieder aufgeladen (extern) und mal den Ruhestrom gemessen: 3,3 mA im AUSgeschalteten Zustand! Das ist etwas sehr viel. Ob das normal ist, oder etwas kaputt, weiß ich nicht.
Beim Einschalten wird übrigens die Batteriespannung in einer Art Balkenanzeige angezeigt: 4,3,2 oder 1 kleines Quadrat.
Die Stromaufnahme im Betrieb liegt bei knapp 20 mA.
"Bling!": Irgendjemand Egales hat irgendetwas Egales getan! Schnell hingucken!

NoLi

Hier ein Video von dem Gerät:



Das Design ist gewöhnungsbedürftig und wohl dem Vodka geschuldet... ;D

Hier noch etwas mehr Informationen (Sprache "Deutsch" anwählen):

https://promieniowanie.blogspot.com/2020/07/dozymetr-radiometr-drgb-01-eko-1-firmy.html

Und noch ein Video:



Gruß
Norbert

Henri

Ich hatte auch schon mal drüber nachgedacht, ob man bei den SBT10A irgendwie diesen riesigen Plastesockel abmachen kann. Denn so toll das Zählrohr auch ist, es ist ziemlich schwer, dafür ein gutes Gehäuse zu finden. Theoretisch ist der "Kern" des Zählrohrs ja komplett aus Metall und Glas, man könnte also mal den Versuch wagen, das Teil für ein paar Tage in ein dicht schließendes Gefäß mit etwas Aceton zu geben und zu hoffen, dass durch die Dämpfe der Kleber weich wird. Aber getraut habe ich mich noch nicht...

Was sollen denn die ganzen Kondensatoren auf der kleinen länglichen Platine direkt am Zählrohr, für jeden Anodendraht einer?? Die sind anscheinend parallel zu den Widerständen geschaltet.

Vom Design her ziemlich gewöhnungsbedürftig, das Gerät. Über die Senkkopfschrauben reden wir lieber nicht...

DG0MG

Zitat von: Henri am 19. Februar 2021, 20:40
man könnte also mal den Versuch wagen, das Teil für ein paar Tage in ein dicht schließendes Gefäß mit etwas Aceton zu geben und zu hoffen, dass durch die Dämpfe der Kleber weich wird.

Das macht man so:


"Bling!": Irgendjemand Egales hat irgendetwas Egales getan! Schnell hingucken!

Henri

Zitat von: DG0MG am 19. Februar 2021, 20:48
Zitat von: Henri am 19. Februar 2021, 20:40
man könnte also mal den Versuch wagen, das Teil für ein paar Tage in ein dicht schließendes Gefäß mit etwas Aceton zu geben und zu hoffen, dass durch die Dämpfe der Kleber weich wird.

Das macht man so:



Ah, mit roher Gewalt! Auch nicht schlecht :)

DG0MG

 Der Modus "B" (Beta-Teilchenflussdichte in 1/s * cm2) funktioniert so:


  • Blende abziehen
  • "ВКЛ/ОТКЛ": Einschalten
  • "РЕЖИМ" 4x drücken (Display zeigt "b80.0")
  • ohne Probe messen, die "80.0" zählen im Sekundentakt herunter, bis "0.00", danach akustisches Signal und "b" blinkt.
  • Messgerät auf die Probe legen
  • "РЕЖИМ" 1x drücken, nach einer kurzen Wartezeit zählt die "80.0" erneut bis "0" herunter.
  • ==> Messergebnis wird angezeigt.

Eine Messung dauert also mindestens 2 x 80 = 160 Sekunden. Die Leermessung für eine zweite Probe benutzen zu können, scheint nicht vorgesehen zu sein. Es werden auch keine Zwischenergebnise (z.B. Impulszahlen) angezeigt.

Mit dieser Methode bekommt man mit "Müllers Pottasche" wiederholbar ein Ergebnis von 0,72 s-1 x cm2. Das ist ja von den wirklichen etwas über 1 Bq/cm2 immerhin nicht Welten entfernt. Müsste man da jetzt noch einen Korrekturfaktor ansetzen, um zu Bq/cm2 zu kommen?

"Bling!": Irgendjemand Egales hat irgendetwas Egales getan! Schnell hingucken!

NoLi

Zitat von: DG0MG am 19. Februar 2021, 21:54
Mit dieser Methode bekommt man mit "Müllers Pottasche" wiederholbar ein Ergebnis von 0,72 s-1 x cm2. Das ist ja von den wirklichen etwas über 1 Bq/cm2 immerhin nicht Welten entfernt. Müsste man da jetzt noch einen Korrekturfaktor ansetzen, um zu Bq/cm2 zu kommen?

Das Gerät zeigt den Teilchenfluß, also die in Richtung Zählrohr emittierten Teilchen, in "Partikel/Sek cm²" an; Bq bedeutet aber die Anzahl der Zerfälle/Sek in alle Raumwinkel. Somit kann ein Zählrohr bei direktem Kontakt mit dem Messobjekt im günstigsten Fall 50% der emittierten Teilchen aus den Zerfällen sehen (wenn man Absorptions- und Rückstreueffekte außer Betracht lässt).
Somit müsste man einen Korrekturfaktor ~2 ansetzen, um auf Bq/cm² zu kommen.

Gruß
Norbert

TimLUV

Mein bedenken bei diesen russischen teilen ist immer der Messbereich. Bis zu welcher Dosisleistung kann das Teil denn messen? Zeigt es auch schon bei über 10 uSV/h Overflow oder der gleichen an?

DG0MG

Zitat von: NoLi am 19. Februar 2021, 22:05
Das Gerät zeigt den Teilchenfluß, also die in Richtung Zählrohr emittierten Teilchen, in "Partikel/Sek cm²" an; Bq bedeutet aber die Anzahl der Zerfälle/Sek in alle Raumwinkel. Somit kann ein Zählrohr bei direktem Kontakt mit dem Messobjekt im günstigsten Fall 50% der emittierten Teilchen aus den Zerfällen sehen (wenn man Absorptions- und Rückstreueffekte außer Betracht lässt).
Somit müsste man einen Korrekturfaktor ~2 ansetzen, um auf Bq/cm² zu kommen.
Ah, okay, das klingt logisch.

Machen wir mal weiter:
Dazu müssen wir erstmal klären, ob denn nun die Blende offen oder geschlossen sein muss. In der obigen Übersicht scheint es zwei Modi für die spezifische Aktivität zu geben: Einmal für Cs-137 (Gamma) mit geschlossener Blende und 520 Sek. Messzeit und zum anderen für Sr-90 (Beta) mit geöffneter Blende und 400 Sek. Messzeit. Diesen Beta-Modus scheints bei meinem Gerät nicht zu geben. Dass die Übersicht zu meinem Gerät nicht ganz passt, sieht man auch am Einschalter, hier ist ein Schiebeschalter gezeichnet, während ich einen Taster habe. Anhand der Zeit gehe ich davon aus, dass die Blende geschlossen sein muss und man auf Cs-137 misst.

"A" Messung der spezifischen Aktivität in kBq/kg:

  • Blendenschieber aufsetzen
  • "ВКЛ/ОТКЛ": Einschalten
  • "РЕЖИМ" 2x drücken (Display zeigt "A520")
  • ohne Probe messen, die "520" zählen im Sekundentakt herunter, bis "000", danach akustisches Signal und "A" blinkt.
  • Messgerät auf die Probe legen
  • "РЕЖИМ" 1x drücken, nach einer kurzen Wartezeit zählt die "520" erneut bis "0" herunter.
  • ==> Messergebnis wird angezeigt.
Eine Messung dauert also mindestens 1040 Sekunden, resp. 17,3 Minuten.
Mit dieser Methode bekommt man mit "Müllers Pottasche" ein Ergebnis von 3,46 kBq/kg.

Lässt man die Blende offen, dann werden bei sonst gleichem Ablauf 77,3 kBq/kg gemessen.

Wie sind die Messergebnisse zu bewerten, ich hab ja nun wissentlich Kalium statt Cs-137 gemessen?

Zitat von: TimLUV am 20. Februar 2021, 09:43
Mein bedenken bei diesen russischen teilen ist immer der Messbereich. Bis zu welcher Dosisleistung kann das Teil denn messen? Zeigt es auch schon bei über 10 uSV/h Overflow oder der gleichen an?

Auf der Herstellerseite steht 1 mSv/h. Aber das muss einem klar sein, wenn man ein SBT10 im Messgerät hat, dann ist das auf jeden Fall etwas, um im unteren Bereich zu messen, oder eine Kontamination festzustellen. Einen stärkeren Strahler damit ausmessen zu wollen, dafür ist es vielleicht auch nicht das richtige Gerät.
Ich stelle mir z.B. den Flohmarktgänger vor, der schon anhand des akustischen Tickers auf Uranglas prüfen kann oder den Uhrmacher, der auf seiner Arbeitsplatte nach Radiumfarbresten suchen will. Vielleicht so in der Richtung.
"Bling!": Irgendjemand Egales hat irgendetwas Egales getan! Schnell hingucken!

TimLUV

Das auf jeden Fall. Es ist baulich bedingt schon nichts, was man nach einem Brand im RBMK benutzt. Bei solchen alten Russenhämmer hatte ich aber schon oft Geräte gesehen (meist mit SBM-20 oder der sbm10), die auf 10 uSV/h-100 uSV/h gedrosselt sind. Und da kann keiner sagen, dass das Zählrohr nicht mehr kann.

NoLi

Zitat von: DG0MG am 20. Februar 2021, 10:58
Eine Messung dauert also mindestens 1040 Sekunden, resp. 17,3 Minuten.
Mit dieser Methode bekommt man mit "Müllers Pottasche" ein Ergebnis von 3,46 kBq/kg.

Lässt man die Blende offen, dann werden bei sonst gleichem Ablauf 77,3 kBq/kg gemessen.

Wie sind die Messergebnisse zu bewerten, ich hab ja nun wissentlich Kalium statt Cs-137 gemessen?

Der Unterschied liegt in der unterschiedlichen Strahlungsenergie der Betateilchen von Cs-137 und K-40:

- Cs-137: ß- max. 0,5 MeV
-   K-40: ß- max. 1,3 MeV

Somit ist der Wirkungsgrad/Effizienz beim Nachweis von K-40 Betateilchen höher als bei Cs-137. Das Gerät verwendet aber zur Verrechnung in Bq/kg einen Kalibrierfaktor von Cs-137 und bewertet alle Messungen so, als wenn die Betateilchen nur von Cs-137 kommen. Daher kann man die tatsächlichen spezifischen Aktivität von K-40 Proben nicht auf Cs-137 übertragen, weil auf Grund der höheren Teilchenenergie, bei gleicher spezifischer Aktivität (!), mit K-40 mehr Betateilchen registriert werden als bei Cs-137 ("Probenabsorptionsfaktor")...das Gerät errechnet somit eine höhere spezifische Aktivität.

Gruß
Norbert

Henri

Zitat von: Henri am 19. Februar 2021, 21:13
Zitat von: DG0MG am 19. Februar 2021, 20:48
Zitat von: Henri am 19. Februar 2021, 20:40
man könnte also mal den Versuch wagen, das Teil für ein paar Tage in ein dicht schließendes Gefäß mit etwas Aceton zu geben und zu hoffen, dass durch die Dämpfe der Kleber weich wird.

Das macht man so:



Ah, mit roher Gewalt! Auch nicht schlecht :)


Gewalt mag zwar manchmal eine brauchbare Lösung liefern, oft erreicht man aber auch mit dem sanften Weg sein Ziel   ;D

https://www.geigerzaehlerforum.de/index.php/topic,656.msg6312.html#msg6312

Allein schon ein kleines Löchlein in den Bakelit zu bohren hat so bestialisch gestunken, dass ich mir kaum ausmalen mag, wie es mit dem Dremel gewesen sein muss  :bad: