Wismutsee bei Steinach

Begonnen von DL3HRT, 16. September 2018, 17:37

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Curium

Das Grundproblem des postmodernen Menschen und insbesondere der Deutschen (german angst) liegt meiner Meinung darin, dass wir in der Risikoabschätzung ziemlich irrational und ungerecht agieren.
Da werden Risiken wie Luftverschmutzung (Feinstaub), resistente Keime (Tierhaltung, übrigens sind Antibiotika auch in der Biohaltung erlaubt!), onkogene Viren, kanzerogene Nahrungsmittel (Acrylamid, Grillfleisch etc) wie auch importierter Atomstrom, Holz und Kohleverfeuerungetc wortlos akzeptiert.
Medial und politisch gefördert,gibt es "böse" Risiken, die deutlich überschätzt werden, dazu gehören z.B. Radioaktivität und Glyphosat.
Das sieht man in Anfragen im Forum (die Gaslaterne ist zerbrochen und der Glühstrumpf ist zerbröselt; der Kompass mit Radiumzeiger lag monatelang auf meinem Schreibtisch).
Klar kann jedes Photon einen Chromosomenbruch mit Krebsfolge erzeugen, aber auch die Kartoffelchips mit einem Molekül Acrylamid. Auch wenn man Glyphosat verbietet, fragt keiner was anstelle dessen an Altsubstanzen mit unklarem Risiko verwendet wird.
Hier sind die Medien und mittlerweile auch die Politik nicht unschuldig, wir entfernen uns damit immer mehr von einer sachlichen, wissenschaftlichen Diskussion. Ziemlich sicher ist eine Stunde auf der Bank am See ungefährlicher als ein Tag in unserem Leben.(mit Chipstüte beim Fernsehabend und der Heizung mit Holzfeuer oder der Wärmepumpe mit Kohlestrom)

miles_teg

Zitat von: etalon am 23. April 2023, 11:58Wir waren damals (zurecht) Besatzungszone. Die Besatzer waren aufgrund des jahrelangen Mordens und Abschlachtens, ausgehend von DE im 2.Weltkrieg, nicht immer mit dem größten Wohlwollen gegenüber der hiesigen Bevölkerung eingestellt. Dass dann die Förderung von strategischen Rohstoffen als Reparationszahlung eben nicht mit der heutigen Erkenntnislage und Vorsicht von statten geht, dürfte einleuchtend sein.
Ohne hier in die Politik abgleiten zu wollen: ich bin mir nicht sicher ob das wirklich mit den Schrecken zu tun hat, die Nazi-Deutschland im Osten Europas verbreitet hat. Wenn man sich die Geschichte der Sowjetunion (und auch geraumer Zeit davor) ansieht, so zeichnet sich m.E. deutlich ab, das "dort" eher wenig Respekt vor der Umwelt, der Gesundheit und sogar vor dem Individuum zu finden war. Ich würde sogar spekulieren das die eigenen Landsleute in gleicher Position (also Bergbau) ähnlich, vielleicht sogar schlechter "behandelt" wurden als die der WISMUT. Vielleicht nicht gleich in den ersten Jahren, aber vermutlich ab der Mitte der 50iger Jahre schon. Und wenn man sich einige der Orte in der ehemaligen SU ansieht an denen Uran verarbeitet wurde, so sind die Umweltschäden dort oft deutlich krasser. Das nur als spekulativer Einwand, ansonsten würde ich mich Deiner generellen Aussage ("im Kontext der Zeit") anschließen.

Zitat von: etalon am 23. April 2023, 11:58Hast du dir mal die Beipackzettel von ein paar gängigen Schmerzmitteln, Blutdrucksenkern, etc. angesehen? Bei der Risikolage dürften die alle gar nicht mehr auf dem Markt und frei zugänglich sein, geschweige denn alle möglichen anderen Medikamente. Hat schon mal jemand von den Behörden gefordert, dass an jeder Apotheke ein großes Schild stehen muss, welches auf die Risiken aufmerksam macht?
Dafür gibt es ja die Beipackzettel. Und es ist eine Illusion, das Medikamente oder medizinische Eingriffe ohne Nebenwirkungen oder Komplikationen auskommen. Aber der Wunsch danach ist tief im Menschen verankert, für mich ergibt sich das z.B. aus der Popularität der Homöopathie, den diese bedient ja genau diesen Wunsch.


Zitat von: etalon am 23. April 2023, 11:58Warum verfängt nur das Thema Radioaktivität so? Und warum nur in diesem Land, denn mit unseren kranken Ansichten und Ängsten stehen wir weltweit ziemlich alleine da?
Ich denke das wir da nicht alleine dastehen. Das ist zumindest meine Erfahrung aus dem Leben in 3 verschiedenen Ländern außerhalb von Deutschland. Radioaktivität ist fast immer eher negativ konnotiert. Was in Deutschland m.E. ein wenig krasser ist: die Anti-Atomlobby. Diese hat (in Westdeutschland) eine viel längere Geschichte und einen kontinuierlich gewachsenen Einfluss auf die Politik.
Und bei Corona haben wir ähnliche Muster gesehen und das weltweit. Auch wenn das eine deutlich komplexere Gemengenlage ist.