Darf es etwas Radon sein? Der Radon-Mess-Thread

Begonnen von katze, 03. Januar 2020, 00:35

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Spalter

Hallo,

ich habe heute Morgen noch etwas wesentliches vergessen. Ich würde das Messergebnis mit einem Kurzzeit-Exposimeter überprüfen bei normalem Stoßlüften wie es auch im Winter möglich wäre.
Die Radonaktivitätskonzentrationen schwanken nicht nur über Tag verteilt, sondern auch jahreszeitlich zum Teil recht stark und manche aktiven Messgeräte können auch Fehlfunktionen z.B. wegen statischer Aufladung haben. Messungen die nur über ein paar Tage gehen, können das Jahresmittel sowohl unterschätzen als auch überschätzen und daran ändert auch ein noch so genaues Messgerät nichts. Die amtlich anerkannten Erstmessungen in Radonvorsorgebieten gehen über ein ganzes Jahr mit einem entsprechenden Exposimeter, eben um diese Schwankungen auszugleichen.
Der Aufstellort ist auch entscheidend, er sollte nicht in der Nähe der möglichen Eintrittsbereiche liegen, nicht über der Heizung und nicht zu nahe an den Wänden, zum Beispiel an der Vorderseite eines Schranks oder an einer Lampe. Ich würde hier, da ein Messwert von 600 Bq/m³ Rn222 vorhanden ist, mit einem Kurzzeit-Exposimeter Typ RSX Fa. ALTRAC die Messzeit von 30 Tagen empfehlen. Damit hat man eine gute Statistik der Kernspuren durch die große Messfläche und mittelt auch etwas die natürlichen Schwankungen.

Viele Grüße
Spalter

NoLi

#61
Für Online-Kurzzeitmessungen an verschiedenen Stellen hat sich bei unseren Tests in der Uni (Proberaum mit "Radon-Miefern", und eine professionelle Radon-Kalibriermesskammer für diverse Radon-Dosimeter/-Exposimeter) das RadonEye als sehr gutes Gerät (Schnelligkeit und Genauigkeit) herausgestellt. Die Messergebnisse werden alle 10 min aktualisisiert und können, in der Grundaustattung, per Bluetooth über zwei Stockwerke (gebäudeabhängig) auf dem Smartphone verfolgt werden. Oder man liest die Messwerte direkt auf dem Gerätedisplay ab:
https://www.radonshop.com/ftlab-radoneye-rd200-radon-gas-monitor-r222-messgeraet

Mittlerweile gibt es auch eine "aufgemotzte" Version, u.a. mit WiFi:
https://www.radonshop.com/ftlab-radon-eye-plus-2

Auch der Kundenservice der Koreaner ist sehr vorbildlich; bei Fragen einfach anrufen, "da werden Sie geholfen" ;D
Was den Preis angeht: auch der ist für ein Gerät mit dieser Genauigkeit (steht dem professionellen AlphaGuard - früher SAPHYMO, jetzt BERTIN - nicht nach) super.

Und bei Bezug über die angegebenen Links hat man einen deutschen Vertragspartner mit allen Rechten und Garantien (dies soll aber jetzt KEINE Werbung sein!!! Es gibt auch andere, auch internationale, Anbieter!)

Gruß
Norbert


Spalter

Hallo,

die elektronischen Messgeräte eigenen sich sehr gut für Übersichtsmessungen. Bei Messzeiten von wenigen Tagen ist es aber nicht so wichtig, ob die Kalibrierung um z.B. 20% falsch wäre, weil die Schwankungsbreite in Innenräumen hier wahrscheinlich höher ist. Interessant finde ich hingegen die Möglichkeiten zum Eingrenzen der Radonquelle mit diesen Messgeräten. Wenn man zum Beispiel eines über die Rand-Fuge des Estrichs legt und so abdeckt, dass es ablesbar aber möglichst keine statisch aufgeladenen Flächen das Messgerät berühren kann man so die Radonquellen weiter eingrenzen und wahrscheinlich die Vermutung bestätigen, dass sie im Bereich der Bodenplatte liegen.

Aber - eine neue Radondichte Abdichtung und noch mal ein neuer Bodenaufbau sind sicher viel teurer als eine selbst eine aktive Bodenluftabsaugung und die Wirksamkeit der Abdichtung hängt sehr von der Sorgfalt beim verlegen ab.

Auf der anderen Seite ist vielleicht auch ein kleines Lüftungsgerät mit Wärmetauscher ausreichend. Es ist ja so, dass die Radonfolgeprodukte die hier eigentlich Schädlichen Radionuklide sind und hier vor allem die an Aerosolen angelagerten Radonfolgeprodukte, da diese länger in der Lunge bleiben. Eine Erhöhung der Luftwechselrate wirkt sich ja stärker auf den Gleichgewichtsfaktor zwischen Rn222 und seinen Töchtern aus, da sich diese erst abhängig von deren Halbwertszeiten nachbilden. Mit der besseren Lüftung reduziert man auch noch die Aerosole, was zusammen bedeutet, dass ein gemessener Wert von den vielleicht so erreichbaren 300 Bq/m³ Rn222 nicht dieselbe schädliche Qualität hat, wie in einem vergleichbaren Raum mit schlechter Lüftung.

Im Abschlussbericht Radonrecherche KIT von 2017 steht:
,,Diese Exposition ist neben dem Rauchen der zweitgrößte Risikofaktor für Lungenkrebs in Deutschland. Weiter zu beachten ist, dass Radon und Rauchen kein additives Risiko für eine Lungenkrebserkrankung ergibt. Bei ähnlicher Radonbelastung multipliziert sich das Risiko von Rauchern. Rund 5% aller Lungenkrebstote sind auf das radioaktive Edelgas zurückzuführen. Etwa 96% dieser Fälle sind Raucher [DAR]"
https://www.lubw.baden-wuerttemberg.de/documents/10184/701474/Abschlussbericht+Radonrecherche+KIT/641d5884-49a2-4669-8b20-301abf22785e/ Abschlussbericht Radonrecherche KIT.pdf

Ich meine, die Aerosole die beim Rauchen entstehen, sind ein effektives Transportmedium, um die Alphastrahler auf das Lungengewebe zu bringen und dort lange genug zu halten.

In diesem Sinne: Lüften und falls es den unbedingt sein muss, zum Rauchen raus gehen!

Viele Grüße
Spalter

nukulus

hm... spannend!

die radonshop leute mögen ja gute geräte anbieten - aber in sachen WLAN, resp. korrekte angaben auf der webseite, naja...


ZitatDie RadonEye Plus²-App benötigt eine 2.4G-Web-Umgebung (nicht 5G))
hm, brauchts denn noch eine SIM-karte dass 2.4G funktioniert oder fehlt hier noch "Hz" nach dem G?

vermutlich einfach copy paste, aber für den preis ?

und das set-up kabel, na, da äussere ich mich jetzt nicht!!  :(
erklärung: gemäss datenblatt RD200 ist es ein step-up kabel welches 12V als output liefert. gemäss selbem datenblatt frisst das auge +/- 65mA - ja, das kommt hin das ding mit dem kabel so zu betreiben - 1A? 12W? der stecker würde vermutlich schön weich werden...

http://radonftlab.com/wp-content/uploads/2016/download/(20160706)_OPERATION_MANUAL_%EC%98%81%EB%AC%B8(web).pdf

(allerdings wäre eine 5.5/2.1 buchse besser gewesen da standard...)

my 2 cents




NoLi

Zitat von: nukulus am 15. August 2021, 08:40
und das set-up kabel, na, da äussere ich mich jetzt nicht!!  :(
erklärung: gemäss datenblatt RD200 ist es ein step-up kabel welches 12V als output liefert. gemäss selbem datenblatt frisst das auge +/- 65mA - ja, das kommt hin das ding mit dem kabel so zu betreiben - 1A? 12W? der stecker würde vermutlich schön weich werden...

http://radonftlab.com/wp-content/uploads/2016/download/(20160706)_OPERATION_MANUAL_%EC%98%81%EB%AC%B8(web).pdf

(allerdings wäre eine 5.5/2.1 buchse besser gewesen da standard...)

Auf Seite 3 "Specifications" steht ein Strombedarf von 65 mA...

Gruß
Norbert

nukulus

sag ich ja  :)

oke, das + eher nicht, aber ich denke der frisst nicht durchgehend 65, wird wie üblich die peak/max aufnahme sein...

NoLi

Zitat von: nukulus am 15. August 2021, 11:07
sag ich ja  :)

oke, das + eher nicht, aber ich denke der frisst nicht durchgehend 65, wird wie üblich die peak/max aufnahme sein...

Ja eben...damit wäre die Leistungsaufnahme bei max. 780 mW...ich glaube kaum, das damit der Stecker weich wird.

Gruß
Norbert

DG0MG

Dieser youtuber sucht Radon mit dem bekannten Staubsaugerversuch und stellt dabei fest, dass im Filter mehr zu messende Radonfolgeprodukte verbleiben, wenn der Luftstrom nicht so hoch ist. Er löst das, indem er nach dem Filter ein zusätzliches Luftloch schafft, wo der Staubsauger "Fremdluft" ziehen kann.

"Bling!": Irgendjemand Egales hat irgendetwas Egales getan! Schnell hingucken!

radonbuster

Vielen Dank an Alle für die zahlreichen Anregungen und wertvollen Tipps!

Auch der Verweis auf die Website der KORA e. V. von Spalter ist sehr aufschlussreich.

Auf Grundlage weiterer Untersuchungen gehe ich aktuell davon aus, dass Radon aus dem Erdreich durch eine Undichtigkeit ins Gebäude eindringt. In einem Hohlraum unter dem Fliesenbelag wurde ein Wert von über 8.000 Bq/m³ gemessen. Da erscheinen die max. 600 Bq/m³ welche in der Raumluft über der Fliese ankommen absolut tolerierbar.

Bei Raumnutzung müssten diese eben regelmäßig manuell abgelüftet werden (ggfs. auch durch eine automatische dezentrale Lüftung mit Wärmetauscher).

Ansonsten steht die weitaus aufwendigere und kostenintensivere Abdichtung als Lösung im Raum.

Auch ein Radonbrunnen neben dem Haus könnte ich mir vorstellen wenn ich jemanden finde der sowas kann und macht.

Etwas Sorge bereitet mir nun der Umstand, dass wir seit fast 20 Jahren in dem Haus leben und durch die bislang unbekannte Belastung aus dem Keller ohne entsprechende Maßnahmen sicher auch höheren Radonkonzentrationen ausgesetzt waren.

Hierzu fehlt mir jegliches Gespür das Risiko zu einzuordnen.

Wie wäre beispielsweise eine dauerhafte Radonexposition in Höhe von 500 Bq/m³ über 20 Jahre zu bewerten?
Mit welcher Wahrscheinlichkeit führt dies zu ernsthaften gesundheitlichen Folgen?
Gibt es Vergleichsmaßstäbe zur besseren Bewertung bzw. Beurteilung - z. B. vgl. mit Nikotinkonsum etc.?
Muss ich mir Sorgen machen?





Curium

Hallo Radonbuster,
dazu gibt es Richtwerte aus einem Artikel im British Med Journal von 2004

Die Wahrscheinlichkeit für einen Nichtraucher bis zum 75. Lebensjahr tödlich an Lunkenkrebs zu erkranken ist bei 0Bq/m3 4/1000, bei 100Bq 5/1000 und bei 400Bq 7 von 1000.
Für den Raucher schauts ganz anders aus.Bei 0Bq/m3 100/1000, bei 100Bq 116/1000 und bei 400Bq 160/1000.

Zwar steigt auch das Relative Risiko auch beim Nichtraucher bei 400Bq/m3 fast aufs doppelte an, ist aber aufgrund der niedrigen Wahrscheinlichkeit für Lungenkrebs beim NR nicht so relevant.
Was zählt hierfür ist weiterhin der Mittelwert übers Jahr, das man normalerweise nicht im Keller verbringt (verbringen sollte).
Man geht davon aus, dass ein Großteil aller Lungenkarzinome bei Nichtraucher durch Radonexposition entstehen.

DL3HRT

Ich habe gestern Abend das RadonEye in meinem Arbeitszimmer angeworfen und lade die Daten in Echtzeit zu Thingspeak:https://thingspeak.com/channels/728645

Die Daten der Wetterstation werden momentan nicht hochgeladen. Radon ist das letzte Diagramm weit unten.


Das Fenster ist nachts geklappt und wird morgens ca. 6 Uhr geschlossen. Man kann schön sehen, wie die Messwerte danach steigen. Es gibt natürlich auch bei nichtbelüftetem Raum Schwankungen (Tür zum Nachbarraum, Temperatur, Luftdruck etc.)

Henri

Zitat von: DL3HRT am 03. September 2021, 09:48
Ich habe gestern Abend das RadonEye in meinem Arbeitszimmer angeworfen und lade die Daten in Echtzeit zu Thingspeak:https://thingspeak.com/channels/728645

Die Daten der Wetterstation werden momentan nicht hochgeladen. Radon ist das letzte Diagramm weit unten.


Das Fenster ist nachts geklappt und wird morgens ca. 6 Uhr geschlossen. Man kann schön sehen, wie die Messwerte danach steigen. Es gibt natürlich auch bei nichtbelüftetem Raum Schwankungen (Tür zum Nachbarraum, Temperatur, Luftdruck etc.)


Wie liest Du denn Dein RadonEye über BT/ESP32 aus? War das schwierig? Normalerweise sendet der ja an die App. Bin davon ausgegangen, dass da irgend ein nicht offengelegtes Binärformat genommen wird, wie so häufig...

Ich hatte schon mal damit geliebäugelt, mir auch eines zuzulegen, hätte das dann aber auch gern am Datenlogger meiner Wetterstation. Und um das Gehäuse zu öffnen, muss man ja den Aufkleber abziehen oder bohren, dann ist 5 Minuten nach dem Auspacken schon die Garantie futsch...

Viele Grüße!

Henri

DL3HRT

ZitatWie liest Du denn Dein RadonEye über BT/ESP32 aus? War das schwierig? Normalerweise sendet der ja an die App. Bin davon ausgegangen, dass da irgend ein nicht offengelegtes Binärformat genommen wird, wie so häufig...
Natürlich wird ein nicht offengelegtes Binärformat verwendet  ;) . Es war schon ein ziemliches Stück Arbeit, die notwendigen Sachen herauszufinden. Der Entwicklermodus des Android-Smartphones hat dabei eine wichtige Rolle gespielt. Danach war alles verhältnismäßig einfach. Man kann verschiedene Datenpakete vom RadonEye anfordern, die man entsprechend auswertet. Man kann dann sogar sehen, wenn ein neuer Impuls registriert wurde und dementsprechend auch eigene Auswertungen durchführen. Das RadonEye zeigt im Display den gemittelten Wert über sechs 10-Minuten-Intervalle an, also faktisch den gleitenden Mittelwert über die letzte Stunde. Wenn man die Rohdaten ausliest, so hat man einfach mehr Möglichkeiten und kann vor allem beim Lüften die Veränderungen schneller sehen, wenn auch statistisch unsicherer.

Ich muss am Programm für den ESP32 noch ein paar Änderungen machen, danach kannst du es selbst einmal ausprobieren. Bitte noch ein wenig Geduld.


Henri

Zitat von: DL3HRT am 03. September 2021, 19:18

Es war schon ein ziemliches Stück Arbeit, die notwendigen Sachen herauszufinden. Der Entwicklermodus des Android-Smartphones hat dabei eine wichtige Rolle gespielt. Danach war alles verhältnismäßig einfach. Man kann verschiedene Datenpakete vom RadonEye anfordern, die man entsprechend auswertet. Man kann dann sogar sehen, wenn ein neuer Impuls registriert wurde und dementsprechend auch eigene Auswertungen durchführen. Das RadonEye zeigt im Display den gemittelten Wert über sechs 10-Minuten-Intervalle an, also faktisch den gleitenden Mittelwert über die letzte Stunde. Wenn man die Rohdaten ausliest, so hat man einfach mehr Möglichkeiten und kann vor allem beim Lüften die Veränderungen schneller sehen, wenn auch statistisch unsicherer.

Ich muss am Programm für den ESP32 noch ein paar Änderungen machen, danach kannst du es selbst einmal ausprobieren. Bitte noch ein wenig Geduld.

Du machst ja Sachen! :yahoo:

Ja, ich probiere es gerne mal aus! Schon mal Danke dafür!

DG0MG

"Bling!": Irgendjemand Egales hat irgendetwas Egales getan! Schnell hingucken!