Unsere Messgeräte, Mitnahme ins Ausland und Exportbeschränkungen

Begonnen von ALARA, Gestern um 20:50

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ALARA

Hallo zusammen,

hatte jemand von euch schonmal schlechte Erfahrungen bei der Mitnahme von Strahlenmessgeräten ins Ausland? Es gibt Ausfuhr- bzw. Exportbeschränkungen.

Ich habe mal drei Links dazu:
Automess
Zoll
DIHK.

NoLi

Ich denke nicht, dass Consumer-Geräte, welche ja schon äußerlich als solche erkennbar sind, davon betroffen sind...es sei denn, man möchte in eines der bei Automess gelisteten Länder reisen: "Für Strahlungsmessgeräte ist besonders § 9 (§ 5d in der Fassung der AWV vor dem 01.09.2013) interessant. Dort gibt es eine Liste von Ländern, die kerntechnische Anlagen betreiben, ohne sich der Kontrolle der internationalen Gemeinschaft (IAEA) zu unterwerfen, und somit als verdächtig gelten. Derzeit sind folgende Länder in dieser Liste erfasst (03/2020): Algerien, Irak, Iran, Israel, Jordanien, Libyen, Nordkorea, Pakistan und Syrien."
Weiter werden auch Angaben zum Messumfang der betroffenen Geräte gemacht: "Da eine explodierte Kernwaffe hohe Dosisleistungen erzeugt, gelten dem BAFA Messgeräte mit hohem Dosisleistungsmessbereich als verdächtig."..."Mündliche Begründung ist in allen Fällen der hohe Messbereich, der für die Messung der nach einer Kernwaffenexplosion verbleibenden Strahlung geeignet sei.". Auch dies ist bei Consumer-Geräten in der Regel nicht der Fall.

Wenn man allerdings z.B. militärische Surplus-Geräte oder auch Profi-Geräte, die im militärischen oder Zivilschutzbereich Verwendung finden, mitführen möchte, wäre ich da vorsichtig. Da könnte allein die Optik und Farbgebung schon ausschlaggebend für eine Konfizierung mit weiteren Folgen sein.

Auch bei den USA wäre ich (derzeit) bei der Einreise mit Mitnahme eines Strahlenmessgerätes vorsichtig, da ausländische Passagiere und deren Gepäck "besondere Aufmerksamkeit genießen". Habe schon gehört, dass von USA-Urlaubern im Gepäck mitgeführte Strahlenmessgeräte nach der Einreise-Zollkontrolle auf wundersame Weise verschwunden waren.

Norbert


ALARA

Bis auf den Gammascout habe ich nur Automess und Thermo. Schon der Gammascout wäre mir zu teuer, um es drauf ankommen zu lassen. An Automess oder Thermo kommt man privat neu auch nur über Händler, nicht direkt beim Hersteller.
Schade, wäre schon interessant, sowas z.B. auf Dienstreisen einfach mitnehmen zu können. Viele unserer Kunden betreiben radiometrische Füllstandsmessungen. Ich will da nicht groß den Strahlenschützer spielen, es würde mich einfach interessieren.

Lennart

Die Frage hat mich beschäftigt, als ich mein RadEye-Kit aus England gekauft habe. Besonders wegen der Fähigkeit, Neutronen zu detektieren. Die Idee hinter dem Gerät ist unter anderem, spaltbares Material aufzuspüren.

Der Zoll muss sich den Koffer gründlich angeschaut haben, der Karton war ziemlich ramponiert und notdürftig zugeklebt. Hat aber alles reibungslos funktioniert.

NoLi

Zitat von: ALARA am Gestern um 22:38...
Schade, wäre schon interessant, sowas z.B. auf Dienstreisen einfach mitnehmen zu können. Viele unserer Kunden betreiben radiometrische Füllstandsmessungen. Ich will da nicht groß den Strahlenschützer spielen, es würde mich einfach interessieren.
Wie wäre es mit den Chinesen "BOSEAN (bei Amazon.com "MOESAPU") FS-5000" für ca. € 70.- oder dem "AEGTEST Radar-5633" für ca. € 50.-, auf Amazon.de?

Norbert

miles_teg

Danke an alle für das Aufbringen der Frage und die Beteiligung am thread. In unseren Kreisen ist das doch eine relevante Frage, ich jedenfalls möchte keinem Zoll der Welt irgendwelche Geschenke machen müssen.
Das Problem ist ja wie immer eher: Recht haben und Recht bekommen sind zwei unterschiedliche Dinge. Und das Sicherheitspersonal an Flughäfen sind ja nicht nur rechtlich zumindest rudimentär geschulte Zollbeamte. Und selbst bei letzteren wäre ich mir nicht immer sicher ob deren situative Rechtsauslegung wirklich immer korrekt ist.
Und dann steht man an der Sicherheitskontrolle, egal ob im Start-, Transit- oder Zielland und muss sich irgendwelchen Fragen stellen oder bezüglich einer Beschlagnahmung diskutieren. Womöglich noch mit Sprachbarriere.

Was mich hier interessieren würde: wie soll man an Privatperson nachweisen das das Messen von "Strahlung" ein normales Hobby ist?
Und davon völlig abgesehen: wenn man Pech hat, erwischt man eine Person der einem das Gesicht/Auftreten nicht gefällt, mit schlechter Laune und/oder gering ausgeprägter Professionalität.  :(


Ich hatte bisher auf Reisen keine Probleme und bin in den letzten 10 Jahre doch etwas unterwegs gewesen. Das einzige Mal das ich diesbezüglich kurz gefragt wurde, bezog sich auf dem RAYSID beim Transit in Incheon/Südkorea. Ansonsten oft mit den Radeye B20 unterwegs gewesen, ohne er das jemals erwähnt wurde.
 

miles_teg

In einem anderen Kontext habe ich das "Personalproblem" vor einem Flug in die USA schon mal erlebt. Damals (~2016) gab es ja noch spezielle "Befragungen" vor dem Boarding und wenn da alles klar war, bekam man einen Sticker auf den Reisepass. Die Person (keine Ahnung ob sie zur Fluglinie, Flughafenpersonal o.ä. gehörte) hatte möglicherweise nicht die beste Laune und fragte mich nach meinem Grund der Reise. Daraus entspann sich dann ein, für mich merkwürdiger Dialog (sinngemäß), der viel länger dauerte als m.E. nötig.

Ich: Ich besuche eine wissenschaftliche Konferenz.
Personal: Was für eine Konferenz?
I: Für Neurowissenschaften.
P: Was machen sie dort?
I: >>Fragender Blick meinerseits<< Ich höre mir Vorträge an, besuche Poster, spreche mit Kollegen und halte einen Vortrag.
P: Was ist das für ein Vortrag?
I: >>Ich versuche es einfach zu formulieren<< Er bezieht sich auf mögliche Diagnostik von Hirnerkrankungen.
P: Was für eine Diagnostik?
I: Ich arbeite an radioaktiven Sonden.
P: Für welche Erkrankungen?
I: Verschiedene Erkrankungen, wie z.B. Alzheimer oder beginnende Demenzen, die bestimmte Neurotransmitter involvieren.
P: Was für Neurotransmitter?
I: Eas handelt sich um deren Rezeptoren, genauerer Nikotinische Acetylcholinerezeptoren.
Dann kamen noch weitere Fragen ähnlicher Art, an die ich mich aber nicht mehr genau erinnere. Meine Antworten beinhalteten dann zunehmend mehr Fachbegriffe, k.A. ob das half oder eher kontraproduktiv war. Ich hatte aber den Eindruck das es da nicht um das Verständnis ging, sondern nur um weiteres Bohren, warum auch immer. Ich kann mir nicht vorstellen, dass die Person meine Ausführungen wirklich verstanden oder überhaupt interessiert haben, aber ihre Aufgabe war nachzubohren oder vielleicht hat ihr auch meine Nase nicht gefallen...
Wenn man solche eine Person in unserem Kontext erwischt, ist das Risiko natürlich höher.

NoLi

Und wenn dann noch ein Trefoil auf dem Gerät angebracht ist wie beim Gamma-Scout, kommt man schnell in Erklärungsnot.

Norbert

ALARA

Hmm ich werde mich auch zukünftig eher vorsichtig verhalten oder im Zweifel zur Übung mal den Prozess anwenden. Also prüfen, ob ich aus Deutschland verbringen darf, wie es in Transitländern aussieht und ob ich ins Zielland einführen darf. Leider ist das alles andere als einfach, wenn man nicht schon viel Übung hat und das regelmäßig macht. Die Schulungen die wir dazu haben, dienen letztendlich nur dazu, rechtzeitig an einen Experten oder Legal zu übergeben, wenn man gewisse Warnzeichen meint erkannt zu haben. Wie etwa Leute, die herumdrucksen wer der Endanwender ist und in welchem Land der seinen Firmensitz hat. Oder wenn man Angebote erhält, dass man den Prozess auch beschleunigen könne, wenn man einen lokalen Agenten beauftragt. Oder man feststellt, dass das Gegenüber gar keine Ahnung von dem hat, was er einkaufen möchte. In den USA haben sie mich auch recht genau befragt, was ich da vorhabe. Aber höflich und nicht so penetrant wie bei @miles_teg . Auf dem Firmengelände gab es dann wenigstens ein paar Ludlums zu befingern  8)

Richtige Probleme mit dem Zoll auf meinen Dienstreisen hatte ich nicht. Nur zwei kleine Hakeleien. Ich hatte jeweils harmlose Ersatzteile dabei und wir hatten die Papiere gut vorbereitet.

Thailand: Reibungslos... Papiere vorgelegt, bezahlt, danke, Wiedersehen.

Russland (2014, war also noch ok): Kein Zollbeamter dort, wo ich den Zoll vermutet hatte. Nur ein grimmiges Stoppschild. Ich habe dann noch 15 Minuten gewartet und bin dann einfach raus aus dem Flughafen.
Später gab es noch ein mittlerweile eingestampftes Projekt in Russland, da musste ich mich FSB Notifications herumschlagen, weil es um den Export von Geräten mit Verschlüsselungstechnologie ging (PCs, Steuerungskomponenten). Geheimdienst war mir dann eine Stufe zu blöd, ich habe die Sache ausgesessen, bis endlich die Sanktionen stark genug waren :D

China: Ebenso alles vorbereitet, die Zollbeamtin fragte mich ob wir für die Handvoll Teile wirdklich 2 Tage Bürokratie verursachen wollen. Sie hat freundlich zum Ausgang gezeigt.