Radiametre DOM 410

Begonnen von SAL-87, 16. April 2020, 12:54

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SAL-87

Das Radiametre DOM 410 ist ein Strahlungsmessgerät welches von der französischen, der belgischen, der niederländischen und der luxemburgischen Armee in den 70er und 80er Jahren Verwendung fand.
Das Gerät ist verhältnismäßig schwer und sehr robust. So gut wie alles ist aus Metall und hervorragend verarbeitet.
Der Messbereich reicht bis 1000 R/h. Alternativ kann man auch eine Beta- und Gammasonde anschließen, welche sich nur im Modus c/s, also Impulse pro Sekunde betreiben lässt.



Ausgegeben wurde es in einer Metallbox als Satz bestehend aus:
- DOM 410
- extern anzuschließendes Warnlicht
- universelles Verlängerungskabel (verwendbar für Warnlicht , Kopfhörer und die externe Beta- und Gammasonde)
- Tragegurt
- Aufnahme und Verlängerungskabel um die interne Gammasonde außerhalb des Gerätes verwenden zu können
- Bedienungsanleitung
- Hüllen für 4 Ersatzbatterien
- externe Beta- und Gammasonde
- Teleskophalterung für die Beta- und Gammasonde, sowie die interne Gammasonde betrieben am Adapter

Kopfhörer gehören leider nicht zu dem Satz. Diese wurden separat ausgegeben.









Betrieben wird das DOM 410 mit 2 D Batterien, welche im Tragegriff eingelegt werden.









Im vorderen Bereich des DOM 410 sitzt die interne Gammasonde. Mit ihr lassen sich Dosisleistungen bis 1000 R/h messen. In eingebauten Zustand ist das DOM 410 mit dieser Sonde erwartungsgemäß recht unempfindlich. Sie sitzt tief und gut abgeschirmt im Gerät.





Jedoch lässt sie sich durch den Adapter auch extern betreiben, was die Empfindlichkeit durchaus verbessert.
Der Adapter besteht an einem Ende aus einem Einsatz der die gleichen Abmessungen wie die Sonde hat. Dieser wird anstatt der Gammasonde in das Gerät gesteckt und arretiert.
Am anderen Ende befindet sich eine Aufnahme für die interne Gammasonde.
Somit kann man die Sonde auch extern und mit dem Teleskophalter betreiben. Verbunden mit einem ca 2,5 Meter langen Kabel.





Auf dem beleuchteten Display wird der aktuell gewählte Messbereich und die dafür gewählte Einheit angezeigt. Beides lässt sich separat voneinander einstellen.
Somit stehen sechs verschiedene Messbereiche für die Dosisleistung zur Verfügung.

- 0 bis 10 mr/h
- 0 bis 100 mr/h
- 0 bis 1000 mr/h
- 0 bis 10 R/h
- 0 bis 100 R/h
- 0 bis 1000 R/h

Eine Skala zur Kontrolle der Batteriespannung ist ebenfalls vorhanden.





Mittels der externen und durchaus sensiblen Beta- und Gammasonde lässt sich auch eine sehr schwache Kontamination detektieren.
Betreiben lässt sie sich nur im Modus c/s. Zur Auswahl stehen die Bereiche:
- 0 bis 10 c/s
- 0 bis 100 c/s
- 0 bis 1000 c/s

Ist die Hülle zur Abschirmung aufgesteckt, ist die Sonde nur sensibel für Gammastrahlung.
Ohne die Hülle kommt das Zählrohr zum Vorschein und es lässt sich auch Betastrahlung nachweisen.









Was dieses Teil betrifft, bin ich mir noch ein wenig unschlüssig. In der Bedienungsanleitung wird es schlicht als Warnlicht bezeichnet.
Es wird mit dem DOM 410 und der Anschlussdose eines Fahrzeuges verbunden.





Zum Ende noch ein paar Fotos von dem Teleskopadapter, dem Tragegurt, universellen Verlängerungskabel und einer handschriftlichen Notiz eines Soldaten in der Bedienungsanleitung.











Grüße
Marcel

DG0MG

"Bling!": Irgendjemand Egales hat irgendetwas Egales getan! Schnell hingucken!

NoLi

In der Tat, super Zustand. :good:
Letztes Bild (Notizen):  Bq (Becquerel) ist NICHT gleich c/s (counts per second)!!

Gruß
Norbert

SAL-87

ZitatWow, prima Zustand!  :o :yes3:


Auf jeden Fall :good2:
Der Zähler stammt aus luxemburgischem Militärbestand. Augenscheinlich hat er den größten Teil seines Daseins im Depot verbracht.

Ich war ihn gestern auch erst abholen. Eine recht lustige Geschichte.
Ursprünglich war mit dem sehr netten luxemburgischen Verkäufer ausgemacht, dass er das Paket versendet, da man momentan nicht über die Grenze kommt.
Also gab er das fertige Paket seinem Arbeitskollegen mit, der seinen Wohnsitz in Deutschland hat. Das wäre wegen den Versandkosten anscheinend günstiger gewesen.
Jedoch hatten alle Hermes Filialen in seiner Umgebung geschlossen.
Da das Paket nun aber schon knapp hinter der Grenze und im Saarland war, war auch die Abholung kein Problem mehr.
Sein Arbeitskollege, ebenfalls ein super freundlicher Typ, meinte dann, dass er noch einen Geigerzähler von Siemens hier liegen hätte. Und ob ich denn daran auch interessiert wäre.
Als er dann den Koffer mit dem Gerät brachte, kam mir die Form des Gerätes irgendwie bekannt vor. Aber ich wusste es erstmal absolut nirgends einzuordnen.
Lag wohl daran, dass es oliv ist, mit Siemens beschriftet ist und eine externe Sonde sowie einen externen Tongeber hat.
Nach dem Einschalten und dem Selbsttest blieb die Anzeige auf .0000 stehen. Normal, da ja cGy/h. Durch den Tongeber waren die Impulse aber zu hören und die Anzeige für eine fortlaufende Messung lief auch durch. Vom Aussehen her musste dieses Gerät auch noch keinen Dienst verrichten. Alles bestens, also mitnehmen  ;D
Über den Preis darf man gar nicht erst reden. Hätte ich da schon geahnt, was für ein seltenes Exemplar da vor mir liegt, hätte ich definitiv wesentlich mehr gezahlt.

Was es denn nun aber genau für ein Gerät ist, habe ich auch erst zuhause in Erfahrung bringen können. Und als bei der google Suche nach PDRM82 lauter orangefarbene Geräte auftauchten wusste ich auch, woher mir die Form bekannt vorkam.
Interessant ist, dass das Gerät mit "Siemens PDRM82" und der Tongeber mit "Siemens Plessey" gelabelt ist.
Im Gegensatz zu der orangefarbenen Version mit dem internen Zählrohr ist dieses Gerät auch recht empfindlich. Zwar zeigt es erst ab einer Dosisleistung von 1 µSv/h und dann jeweils in 1 µSv/h Schritten an, das aber durchaus sehr brauchbar. ( natürlich umgerechnet. Die Anzeige ist ja in cGy/h )

Das Ende vom Lied waren dann also ein top erhaltenes DOM 410 und eine anscheinend unbenutzte und sehr seltene Version des PDRM82. Genauer das Siemens PDRM82D.


Grüße
Marcel

SAL-87

ZitatIn der Tat, super Zustand. :good:
Letztes Bild (Notizen):  Bq (Becquerel) ist NICHT gleich c/s (counts per second)!!

Gruß
Norbert


Danke. Ich bin auch ziemlich erfreut über den Zustand des Gerätes. Definitiv eines der Exemplare, die nicht wieder hergegeben werden.

Da hast du natürlich vollkommen Recht.
Die Notizen stammen von einem Soldaten der anscheinend mal mit dem Gerät gearbeitet hat. Oder daran geschult wurde. In der Bedienungsanleitung sind noch mehrere Vermerke vorhanden und mancher Abschnitt wurde farblich markiert.


Grüße
Marcel

NoLi

Hallo Marcel.

Die Maßeinheit "cGy/h" ("Zenti-Gray pro Stunde") ist eine im militärischen Bereich kreierte Kunstmaßeinkeit. Offizielle SI-Einheit für die Energiedosis ist das "Gy" mit seinen Untereinheiten Milli-Gray "mGy", Mikro-Gray "µGy", Nano-Gray "nGy".

Vor etwa 1978 (Einführung der SI-Einheiten) zeigten Dosisleistungsmessgeräte in "rad/h" (rad = radiation absorbed dose) an. Nach der Umstellung auf SI-Einheit (rad --> Gy) wechselte nicht nur die Benennung, sondern auch der Zahlenwert. Aus 100 rad wurden auf einmal 1 Gy (warum auch immer...wurde halt so mal festgelegt). Weil nun die bisher produzierten Militär-Dosisleistungsmessgeräte immer noch Skalen in den Maßeinheiten "rad/h" enthielten und ein Skalenaustausch nicht so einfach zu bewerkstelligen war (vor allem in dieser vorhandenen Menge), wurde für den militärischen Bereich die Einheit "cGy/h" (= ein hundertstel Gray pro Stunde) erschaffen, denn ein hundertstel Gray/h = 10 mGy/h = 1 cGy/h = 1 rad/h. Somit wurde flugs per Aufkleber (z.B. beim SV-500 der Bundeswehr) aus 1 rad/h = 1 cGy/h; und der "gemeine Soldat" konnte nun einfach weiterhin die "alten Messzahlen" ablesen und in der "neuen Einheit" cGy/h melden...und die Militärs sparten sich den Umbau der Dosisleistungsmeßgeräte mit neuen Messskalen, die Militärangehörigen, bisher jahrelang auf "rad/h" getrimmt, mussten nicht umlernen, alte Vorschriften und Grenzwerte nicht umgeschrieben werden.

Somit entsprechen auch beim PDRM82 ein Digit = 1 cGy/h = 10 mGy/h (oder etwa 10 mSv/h).

Gruß
Norbert

SAL-87

Hallo Norbert.

Danke für deine interessante Erklärung.
Die Einheit Gray ist mir natürlich geläufig. Wo das Centigray jedoch seinen Ursprung hat war mir neu. Eine schöne Geschichte zur Entstehung  :good2:
Falls du nichts dagegen hast, würde ich sie als Zitat gerne in dem neu eröffneten Thema zum PDRM82D einfügen.

Da das PDRM82D jedoch .0000 cGy/h anzeigt bleibt es dabei, dass der letzte Digit 1 µSv/h entspricht.

Grüße
Marcel

NoLi

Hallo Marcel.

Nichts dagegen! ;D

Du hast recht...sorry, ich habe auf dem Bild nicht die Digit-Position des Display vom PDRM82D beachtet, sondern nur die "hundsgemeine" Observer- und Militärausführung PDRM82 im Gedächtnis gehabt. Bei denen liegt die kleinste Meßwertauflösung bei 0,1 cGy/h = 100 mrad/h = 1 mGy/h  :heat:
Dein Gerät ist schon ein Exot, von der Geschichte und den Ausführungen dieses Gerätes ist kaum etwas bekannt. Ich kenne noch die Ausführung PDRM82F mit Dosisleistungsfernsonde, um vom sicheren Bunkerinneren DL-Messungen des Aussenbereichs durchführen zu können.
Ich vermute, dass es sich hier um so ne Art Prototyp oder Klein-/Spezialserienausführung handelt, denn die britischen PDRM82 waren nicht so lange in Gebrauch; innerhalb der NATO wurde Mitte/Ende der 1990er Jahre das SVG2 von BRUKER (mit Halbleiterdetektoren) eingeführt und beschafft und auch die PDRM82 in GB damit ersetzt. Weitere Opfer dieser Neueinführung waren u.a. von FAG das SV500 und das IM-7001 (= die neuere digitale Ausführung des SV500).

Gruß
Norbert

SAL-87

Super  :) Ich habe das Zitat dann mal eingefügt.


Um wieder zum DOM 410 zurückzukommen:
Da das Sondenkabel für die externe Beta- und Gammasonde ein normales Koaxialkabel ist, müsste sich theoretisch doch ein anderes Zählrohr relativ einfach anschließen lassen. Die gesamte Elektronik befindet sich somit ja vermutlich im Gerät und nicht im Sockel des originalen externen Zählrohres.

Würde man nun z.B. eine SBT-10A nehmen und zehn Widerstände mit jeweils 10 Megaohm parallel vorschalten, sollte es sich doch realisieren lassen diese mit dem universellen Verlängerungskabel anzuschließen.
An der Anschlussbuchse für die externe Sonde liegen 450 Volt an. Die Betriebsspannung für die SBT-10A ist mit 380 Volt angegeben. Sollte funktionieren.
Die Frage ist, ob die Elektronik des DOM410 in der sich vermutlich auch der Widerstand für die originale Sonde befindet, mit der SBT-10A dann zurechtkommt. Natürlich ohne dabei Schaden zu nehmen.

Meine Kenntnisse im Bereich Elektronik liegen, wie man bestimmt schon aus diesem Beitrag entnehmen kann, eher im Bereich der Grundkenntnisse.
Es ist schon eine ganze Weile her, dass ich damit mal zu tun hatte.
Vielleicht kann ja jemand etwas zu diesem Gedankenspiel sagen.

Grüße
Marcel