Exkursion nach Jachymov

Begonnen von DL3HRT, 25. November 2018, 19:02

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NoLi

Zitat von: Luca1509 am 09. Oktober 2023, 20:44...
Dieses Mal haben wir auch einen echten "tickenden Chinaböller" ausfindig gemacht :D Bilder sind im Anhang. Man kann gut eine große Fläche mit Uraninit-Überzug erkennen, sowas hab ich in der Größe auch noch nicht gesehen. Zudem ist der Stein an einer Seite sehr auffällig, da er vermutlich ein Stück eines Bohrloches war. (Wahrscheinlich von einem der Löcher, die in's Gestein getrieben wurden, um den Geigerzähler reinzustecken und dann den Sprengstoff) Die am Stein gemessene Dosisleistung ist jedenfalls echt Wahnsinn  :o
...
Mach mal bitte Bild 1 nochmal mit einem Beta-Blocker (1 mm Cu oder Edelstahl; 4 mm Alu; 8 mm Plexi), weil vermutlich die Beta-Strahlung die Dosisleistungsanzeige des RC-102 in die Höhe treibt und damit zur "Hausnummeranzeige" bringt.
Danke.

Norbert

Lennart

Zitat von: Luca1509 am 09. Oktober 2023, 20:44Hallo zusammen,
auch uns hat es spontan wieder mal nach Jachymov verschlagen. Dieses Mal am Wochenende, um richtig auf der Barborahalde suchen zu können. (...)

Alter Schwede, welche Firmware hast Du auf dem RC installiert? Die neue oder die alte? Wenn Du noch die alte hast sind die Werte zum Automess AD6 nahezu identisch... Bei der neuen Software zeigt das Gerät locker ~ 100 μSv/h zu viel an, vielleicht sogar etwas mehr.

In jedem Fall ist der Urangehalt Deines Brockens nicht zu verachten...

Das Blasenerz sieht auch super aus  :good2: 

Da fällt mir dieses Zitat von Henri ein:

Zitat von: Henri am 09. Oktober 2023, 01:42Man muss sich ja auch fragen, wofür man das Gerät einsetzen möchte (mehr als 200 µSv/h braucht es selbst für den ambitionierten Mineraliensammler nicht zu können)(...)

Die Aussage wurde wohl ad absurdum geführt  :D  Es gibt auch Reicherzbrocken mit ~ 1 mSv/h Gamme-DL (z.B. Museum in Prag)
Ich würde schon gerne wissen, ob meine Stufe "nur" 201 μSv/h oder 1000 μSv/h liefert...


Luca1509

Jaja, nehmt mir nur alle meine Freude  :'(  :D
Zu @NoLi : Einen Betablocker habe ich tatsächlich noch gar nicht, ich werde mir da mal was besorgen.
Zu @Lennart : Ist die neue Software. Warum genau zeigt diese jetzt nochmal zu viel an? Im oberen Bereich sind die Messwerte wohl ungenauer geworden?

Als Vergleichsgerät habe ich ja noch den GMC-300EPlus, welcher rund 366 µSv/h angezeigt. Hier sind ja einige der Meinung, dass dieser die Betastrahlung recht gut abschirmt. Wie auch immer, ich werde mal was adäquates besorgen und nochmal messen. Die Betaempflindlichkeit kommt wohl erst in höheren Messbereichen zum tragen? Viele hier messen ja ohne Betablocker. Meine Physiklehrerin hat immer gesagt: "Wer misst, misst Mist." Gott, wie oft ich an den Spruch denken muss und ihn für gut befinde. Gerade im Physikstudium, wo man mit Fehlerrechnung gequält wird  :D
Wir sind jedenfalls froh, dass wir den Stein vom Schotterarbeiter geklaut haben, nicht dass der noch in irgendeinem Vorgarten gelandet wäre ;D
Über das Blasenerz haben wir uns auch sehr gefreut, ist ja schon was besonderes für Jachymov.

Lennart

Zitat von: Luca1509 am 09. Oktober 2023, 23:56Einen Betablocker habe ich tatsächlich noch gar nicht, ich werde mir da mal was besorgen.

Du kannst einfach eine stabile Edelstahlschüssel nehmen, die sollte ~ 1 mm stark sein. Norbert hatte auch mal einen Tortenheber vorgeschlagen, glaube ich. "Betablocker" ist eine Art Insider-Scherz im Forum, nur um das klarzustellen. Es geht einfach nur um irgendein Material, welches Betastrahlung möglichst vollständig abschirmt und Gammastrahlung nur unwesentlich schwächt. Die hier brauchst Du nicht:
https://de.wikipedia.org/wiki/Betablocker
;)

Zitat von: Luca1509 am 09. Oktober 2023, 23:56Ist die neue Software. Warum genau zeigt diese jetzt nochmal zu viel an? Im oberen Bereich sind die Messwerte wohl ungenauer geworden?

Ich hab einige Vergleichsmessungen mit der alten und neuen Software gemacht, siehe z.B.
https://www.geigerzaehlerforum.de/index.php/topic,647.1740.html Beitrag #1745

Ich zitiere mich mal selbst: (Zitat ausklappen nicht vergessen)

Zitat von: Lennart am 25. September 2023, 16:19Vor dem neuen Update war der Messwert des RadiaCode direkt an der Oberfläche von Pechblende bei DL < 100 μSv/h ohne Beta-Absorber im Vergleich zum Automess AD6 klar erhöht, was aufgrund der Beta-Empfindlichkeit den Erwartungen entspricht.

Bei DL von 200-300 μSv/h waren die Werte unter gleichen Bedingungen jedoch nahezu identisch zum AD6, die Erwartung wäre auch in diesem Fall ein zu hoher (und natürlich falscher) Messwert gewesen.

Als Test habe ich beide Versionen direkt an ein potentes Stück Pechblende gehalten und den Höchstwert gesucht.

Messwerte:

RadiaCode 102 (Firmware 04.07) : 330-370 μSv/h (Spanne der Anzeigewerte)
RadiaCode 101 (Firmware 04.06) : 210-250 μSv/h (Spanne der Anzeigewerte)
Automess 6150AD6/E (geeicht bis 2022) : ~ 210-260 μSv/h (Spanne der Anzeigewerte)

Die DL mit der neuen FW 04.07 ist ohne Beta-Absorber erwartungsgemäß falsch hoch bei Werten > 200 μSv/h, natürlich nur bei Anwesenheit von Betastrahlung.

Als zusätzliche Erklärung:

Der Messwert des RadiaCode muss ohne Beta-Absorber zu hoch sein, da Uraninit auch einen ordentlichen Anteil an Betastrahlung aussendet, der teilweise noch vom Szintillationskristall erfasst wird. Dieser Anteil an Betastrahlung verfälscht die angezeigte Dosisleistung, die eigentlich nur für Gammastrahlung gedacht ist.

Vor dem neuen Update waren die Werte bei > 200 μSv/h ohne Beta-Absorber zu gering, jetzt sind sie erwartungsgemäß zu hoch. Mit einem Beta-Absorber sind sie sehr nah am Automess AD6, dem glaubwürdigsten Referenzgerät in meinem Besitz. Das AD6 erfasst konstruktionsbedingt (Energiefilter) nur Gammastrahlung. 



Luca1509

An richtige Betablocker musste ich auch die ganze Zeit schon denken :D aber der Begriff passt doch ganz gut und hier im Kontext dieses Forums gar nicht soo missverständlich, finde zumindest ich  :))

Die Diskussion über das neue Update habe ich grob mitgelesen, aber hatte sie tatsächlich nicht mehr auf dem Schirm, daher Danke für den Hinweis und deine zusätzlichen Erklärungen. Morgen schaue ich mal, was sich in meiner Küche so findet :D , ich bin ja schon an nüchtern gemessenen Werten interessiert.

Lennart

Zitat von: Luca1509 am 10. Oktober 2023, 00:36An richtige Betablocker musste ich auch die ganze Zeit schon denken :D aber der Begriff passt doch ganz gut und hier im Kontext dieses Forums gar nicht soo missverständlich, finde zumindest ich  :))

Klar, die meisten hier wissen genau was gemeint ist. Trotzdem ist die Bezeichnung etwas verwirrend, besonders wenn jemand hier zum ersten Mal mitliest. Physikalisch korrekt ist "Blocker" auch eher nicht  :)

opengeiger.de

Bei der Jagd nach dem geilsten "Chinaböller" ist Euch aber doch schon klar, dass ihr "Eure Eier ganz schön röstet", wenn ihr auf so ner Pechblenden-Halde in Jachymov tagelang rumbuddelt, oder? Bei uns im Kaff gibts lustigerweise eine Filiale einer Bio-Markt Kette, die nennt sich euphemistisch "Natur-Gut". Also nochmal für die ungeübten Foren-Gäste vorab, Unat oder ausgeschrieben ,,Natur-Uran" bedeutet nicht, dass das Uran gesund wäre und ein Bio-Label hätte, nur weil es aus der schön anmutenden Natur in der Umgebung der Stadt Jachymov stammt. Und es muss auch klar sein, dass wenn ein Strahlungsquantum im CsI-Kristall des Radiacode steckenbleibt und seine Energie dort in einen UV-Lichtblitz umgewandelt wird, der am Ende nur nen kurzen Click im Piezo auslöst, symbolisch dafür steht, dass ein Strahlungs-Quantum und ein paar seiner nicht detektierte Kollegen ihre Energie genauso im heiligsten Gewebe abgeben können und dort zwar keinen Blitz erzeugen, aber dafür die Substanz einer Zelle, auf die man so stolz ist, in Schutt und Asche legen können, so dass das Immunsystem zum Wiederaufbau anrücken oder sich vielleicht gleich für den Zelltod entscheiden muss. Dabei ist dann auch per se kein Unterschied, ob die gemessenen uSv aus dem ,,gesunden" Natur-Uran stammen oder aus dem ,,bösen" Cäsium einer Kernspaltung.

Wenn also so ein ,,Blasenerz" den RC-10x förmlich zum ,,Schreien" bringt (falls der Ton im Gerät überhaupt noch aktiviert ist), dann steht das eigentlich dafür, dass das Immunsystem der meisten Leute jetzt mit dem Aufräumen des Scherbenhaufens nicht mehr nachkommen wird. Es gibt zwar die Annahme, dass man ein wenig Trainieren kann, so haben Forscher gezeigt, dass Laborratten bei zuvor erfolgter fraktaler Bestrahlung mit hohen Dosen als Training, die normalerweise letale Dosis nach dem Training locker wegstecken können. Aber ob nun regelmäßiges ,,Training" auf sanierten Halden der Wismut den ,,schlimmsten Sonnenbrand" auf ner Halde in Jachymov verhindern kann, ähnlich wie im Falle der Rausch-Resistenz beim Kampftrinker, ich weiß nicht so recht.

Ein weiteres Problem der gesammelten ,,Chinaböller" ist die Entsorgung, wenn man nach ein paar Jahren die Lust verloren hat, die Prachtstücke aber im Keller oder in der Garage rumliegen, weit weg von den ursprünglichen Halden, und der (Ehe-)Partner oder die Eltern so langsam anfangen rumzumeckern. In vielen Fällen muss dann halt meist der nahegelegene Waldparkplatz herhalten. Die dort entsorgten Steinchen sehen dann zwar nicht ganz so ekelhaft aus wie die Mac Donalds Tüten, Wodkaflaschen oder gebrauchte Präservative, aber ein Problem stellen die unauffälligen ,,Chinaböller" dann doch dar und der Rücktransport zur Fundstelle wird in den seltensten Fällen gemacht. Man kann das Entsorgungsproblem natürlich auch versuchen damit zu lösen, dass man den ,,Chinaböller" oder die meisten, die man davon so über die Zeit gesammelt hat, versucht, gewinnbringend bei Ebay zu verticken. Allerdings munkelt man, dass Ebay Angebote auf heikle Begriffe scannt und solche User, welche diese im Angebotstext haben, schnell sperrt. Wenn man es doch schafft, das Stück an den interessierten Mann (oder die Frau) zu bringen, dann freut sich bestimmt nicht nur der Paketdienst. Ich will hier nicht der mit dem ,,langen Zeigefinger" sein, ich freu mich ja auch über den einen oder anderen Hotspot und stelle Koordinaten dazu ins Netz oder gebe sie im Forum zusammen mit Messwerten weiter, aber vielleicht sollten wir doch alle mal drüber nachdenken, wozu solcher ,,Chinaböller"-Tourismus im Extremfall führen kann, wenn man die Leistungsfähigkeit des Internets und der sozialer Medien so richtig voll ausschöpft. – Ich hoff jetzt nicht, dass gleich ein Shitstorm losbricht.

NoLi

Noch ein Wort zur Messtechnik.

Es kommt darauf an, wo sich die Pechblende befindet. Ist sie überwiegend IM Gestein, dann stimmen die Messwerte beider Geräte (RC-102 und AUTOMESS 6150) einigermaßen überein (weil hauptsächlich nur Gammastrahlung austritt)...ist die Pechblande aber als Belag an der OBERFLÄCHE des Gesteins, dann wird der RC-102 deutlich zu viel Dosisleistung anzeigen, weil die Betastrahlungsintensität überwiegt und dieses Gerät im Gegensatz zum AUTOMESS auch eine Betastrahlenempfindlichkeit aufweist (liegt an der zu geringen Gehäusedicke).
Der Kalibrierfaktor ("Bewertung" der Detektor-Empfindlichkeit) für Betastrahlung ist völlig anders der derjenige für Gammastrahlung; für die Dosisleistungsmessung darf aber ausschliesslich der Faktor für reine Gammastrahlung herangezogen werden. Registriert nun der RC-102 im Dosisleistungsmodus auch Betastrahlung, bewertet er die Zählrate zur Verrechnung in Dosisleistung mit dem Faktor für Gammastrahlung (geringere Emfindlichkeit) und errechnet daraus einen viel zu hohen Dosisleistungsanzeigewert.

Gleiches gilt auch für den GMC-300Eplus.

Norbert

Lennart

Zitat von: NoLi am 10. Oktober 2023, 10:40Noch ein Wort zur Messtechnik.

Es kommt darauf an, wo sich die Pechblende befindet. Ist sie überwiegend IM Gestein, dann stimmen die Messwerte beider Geräte (RC-102 und AUTOMESS 6150) einigermaßen überein (weil hauptsächlich nur Gammastrahlung austritt)...ist die Pechblande aber als Belag an der OBERFLÄCHE des Gesteins, dann wird der RC-102 deutlich zu viel Dosisleistung anzeigen, weil die Betastrahlungsintensität überwiegt und dieses Gerät im Gegensatz zum AUTOMESS auch eine Betastrahlenempfindlichkeit aufweist (liegt an der zu geringen Gehäusedicke).
Der Kalibrierfaktor ("Bewertung" der Detektor-Empfindlichkeit) für Betastrahlung ist völlig anders der derjenige für Gammastrahlung; für die Dosisleistungsmessung darf aber ausschliesslich der Faktor für reine Gammastrahlung herangezogen werden. Registriert nun der RC-102 im Dosisleistungsmodus auch Betastrahlung, bewertet er die Zählrate zur Verrechnung in Dosisleistung mit dem Faktor für Gammastrahlung (geringere Emfindlichkeit) und errechnet daraus einen viel zu hohen Dosisleistungsanzeigewert.

Gleiches gilt auch für den GMC-300Eplus.

Norbert


Vor dem Update hat der RC auch bei Pechblende an der Oberfläche identische Werte zum AD6 angezeigt, also viel zu wenig. Sonst hast Du natürlich recht.

Lennart

Zitat von: opengeiger.de am 10. Oktober 2023, 10:10Bei der Jagd nach dem geilsten "Chinaböller" ist Euch aber doch schon klar, dass ihr "Eure Eier ganz schön röstet", wenn ihr auf so ner Pechblenden-Halde in Jachymov tagelang rumbuddelt, oder?

Das würde ich so nicht unterschreiben, die ODL auf den Halden in Jáchymov ist deutlich geringer als beispielsweise auf der Schmiedestollenhalde. Es sind schließlich Abraumhalden des Uranbergbaus, man wollte so wenig Uran wie möglich auf die Halde schmeißen. In Wittichen wurde Pechblende hunderte Jahre lang wie Abraum behandelt. Zumeist liegt die ODL auf der Eva- oder Barbora-Halde bei 0,2-0,5 μSv/h, also niedriger als in Teilen von Helbra...

Zitat von: opengeiger.de am 10. Oktober 2023, 10:10Und es muss auch klar sein, dass wenn ein Strahlungsquantum im CsI-Kristall des Radiacode steckenbleibt und seine Energie dort in einen UV-Lichtblitz umgewandelt wird, der am Ende nur nen kurzen Click im Piezo auslöst, symbolisch dafür steht, dass ein Strahlungs-Quantum und ein paar seiner nicht detektierte Kollegen ihre Energie genauso im heiligsten Gewebe abgeben können und dort zwar keinen Blitz erzeugen, aber dafür die Substanz einer Zelle, auf die man so stolz ist, in Schutt und Asche legen können, so dass das Immunsystem zum Wiederaufbau anrücken oder sich vielleicht gleich für den Zelltod entscheiden muss.

Das hört sich alles sehr gefährlich an, nur was würde passieren, wenn man einen großen Szintillationszähler mit Lautsprecher versieht und dann 1:1 die Impulse bei normaler Hintergrundstrahlung wiedergibt? Vermutlich würde man einen Dauerton hören. Die Zellen unseres Körpers werden täglich unzählige male von Gammaquanten getroffen, ohne Reparaturmechanismen würden wir in dieser Welt nicht sehr lange überleben.

Zitat von: opengeiger.de am 10. Oktober 2023, 10:10Wenn also so ein ,,Blasenerz" den RC-10x förmlich zum ,,Schreien" bringt (falls der Ton im Gerät überhaupt noch aktiviert ist), dann steht das eigentlich dafür, dass das Immunsystem der meisten Leute jetzt mit dem Aufräumen des Scherbenhaufens nicht mehr nachkommen wird.

Ich glaube Du überschätzt die erhaltene Dosis maßlos. Der Anzeigewert des Gerätes bildet die DL am Messpunkt ab, inklusive aller Messfehler. Wohlgemerkt pro Stunde! Bei meinetwegen 300 μSv/h würde also nur die Oberfläche des Fingers an der heißesten Stelle des Steins die besagte Dosis nach einer Stunde erhalten.

Der Rest des Körper erhält eine viel geringere Dosis. Durch das Abstandsgesetz nur einen Bruchteil. Liegt der Stein in einem Meter Entfernung sind es vielleicht noch einstellige μSv/h...

Die Grenzwerte im Strahlenschutz sind nicht ohne Grund 1 mSv pro Jahr Ganzkörperdosis und 50 (!) mSv pro Jahr Hautdosis, siehe: https://www.bfs.de/DE/themen/ion/strahlenschutz/grenzwerte/grenzwerte.html

Um diese Grenzwerte auch nur ansatzweise auszuschöpfen, müsste man schon äußerst sorglos mit Uranmineralien hantieren.

Zitat von: opengeiger.de am 10. Oktober 2023, 10:10Ein weiteres Problem der gesammelten ,,Chinaböller" ist die Entsorgung (...)

Natürliches Uran wird sicherlich kein Bio-Label bekommen, trotzdem sollte man es nicht wie abgebrannten Kernbrennstoff behandeln. Auch abseits vom Bergbau der Wismut findet man Uran in der Natur, man schaue sich nur die berühmte Stelle bei Wölsendorf an.

Darüber hinaus muss man Uranmineralien auch nicht bei Ebay verkaufen, es gibt schließlich auch noch richtige Mineralienhändler.

Zitat von: opengeiger.de am 10. Oktober 2023, 10:10Ich will hier nicht der mit dem ,,langen Zeigefinger" sein, ich freu mich ja auch über den einen oder anderen Hotspot und stelle Koordinaten dazu ins Netz oder gebe sie im Forum zusammen mit Messwerten weiter, aber vielleicht sollten wir doch alle mal drüber nachdenken, wozu solcher ,,Chinaböller"-Tourismus im Extremfall führen kann, wenn man die Leistungsfähigkeit des Internets und der sozialer Medien so richtig voll ausschöpft. – Ich hoff jetzt nicht, dass gleich ein Shitstorm losbricht.

Es soll doch jeder zu dem Thema eine eigene Meinung haben, das hat mit Shitstorm nichts zu tun. Ich finde nur, dass man nicht Dosisleistungen an der Oberfläche von irgendwelchen Mineralien mit einer Ganzkörperbestrahlung gleichsetzen sollte. Wo wir bei dem schönen Thema "Tourismus" sind:
Wenn ich in Tschernobyl durch die Landschaft wandere, mein Zähler dort in Körperhöhe munter tickt und dabei 20 μSv/h anzeigt, kann ich die erhaltene Dosis ganz gut abschätzen. Bei den gleichen Werten an der Oberfläche eines Steins sieht die Sache schon wieder anders aus...

Abschließend noch mal der Verweis auf die Kohortenstudie zu den Wismut-Mitarbeitern. Wenn jemand viel Kontakt zu Pechblende hatte, dann wohl diese Menschen. Die Folgen von Silikose und Inhalation von Radonfolgeprodukten zeigen sich deutlich, eine erhöhte Rate von strahleninduzierter Leukämie jedoch nicht.

https://www.aerzteblatt.de/archiv/217483/Mortalitaet-von-unter-Tage-Beschaeftigten-im-frueheren-Uranerzbergbau

Ich möchte an dieser Stelle auch noch mal darauf hinweisen, dass sich die Nuklearmedizin oder Radiologie nicht für die beschriebenen Grenzwerte interessiert. Bei CT-Untersuchungen kann man "mal eben" eine Dosis von bis zu 20.000 μSv erhalten. Was sollen sich diese Menschen bei unserer Diskussion hier denken? Man könnte jetzt von "medizinischer Notwendigkeit" reden, aber interessieren sich unsere Zellen für die Quelle der Strahlung und den Grund der Anwendung?


Luca1509

@opengeiger.de Natürlich hast du recht, aufpassen muss man.
Die meisten Menschen bekommen beim Gedanken an Radioaktivität erfahrungsgemäß einen halben Herzinfarkt und werden sich tunlichst hüten damit in Berührung zu kommen, geschweige denn einen radioaktiven Stein mit nach Hause nehmen. Solchen Menschen würde ich auch nicht einen solchen Stein in die Hände drücken. Wir, die Radioaktivität als physikalisches Phänomen verstehen, können die Risiken natürlich viel besser einschätzen und wissen, auf was es bei der Handhabung und Lagerung der Steine ankommt. Ein "normaler" Mensch kann das vielleicht weniger gut einschätzen, würde jedoch auch nicht einen solchen Stein mit nach Hause nehmen. Überhaupt einen stark radioaktiven Stein zu finden hat ja schon eine Vorgeschichte, man beschäftigt sich mich Messgeräten und ist gewillt mehrere Hundert Euro dafür auszugeben, er/sie informiert sich im Netz, wo sowas zu finden ist und und und. Ich bin der Meinung, dass man auf diesem Weg wenigstens einen Grundkurs Strahlenschutz mit aufschnappt, oder sich gezielt darüber informiert. Von daher glaube ich, dass Menschen mit radioaktiven Steinen in ihrem Besitz recht gut über Risiken Bescheid wissen.
Zu der Entsorgung oder der Vererbung stimme ich dir voll zu, das ist ein schwieriges Thema. Wenn die Familie darüber Bescheid weiß und der Stein auf dem Dachboden oder in einer Ecke der Garage rumsteht, Luftsicht verpackt ist, tut meiner Meinung nach das Abstandsgesetz seinen Rest. Aber ja, schwierig.
Um die Qualität meiner kleinen Schwimmer brauchst du dir auf jeden Fall keine Sorgen zu machen, mein (Such)partner und ich sind schwul ;D aber natürlich verstehe ich deinen Punkt. Klar setzt man sich einem gesundheitlichen Risiko aus, aber wo denn nicht? Alkohol, Smog, Rauchen, ... Man verbringt ja höchstens ein paar Stunden auf solchen Halden, die Strahlenbelastung kommt nicht in den Bereich der deterministischen Strahlenschäden. Laut BfS liegt die Schwelle bei ca. 500 mSv.
https://www.bfs.de/DE/themen/ion/wirkung/einfuehrung/einfuehrung.html
Der RC hat nach dem Besuch rund 35 µSv angezeigt, aber natürlich kommt man den Steinen nie so lange so nah, wie der RC.

Für alle Freunde des Beta-Absorbers (ich jetzt auch ;) )im Anhang ein Bild mit einer 1mm dicken Stahlplatte. Natürlich hattet ihr Recht :))  Danke auch für die vielen Erklärungen.

Dsl71

Als nun stolzer Besitzer eines RadonEye's möchte ich einwerfen: Man sollte die Radon Ausgasung im Auge behalten.

Bei mir liegen ein paar Kompasse und ein Flugzeuginstrument im Gang (Radiumfarbe). Im Schlafzimmer hatte ich heute morgen bis zu 236 Bq/m³. Nach ausgiebigen Lüften ging es runter auf  26 Bq/m³.

Fazit: Die Teile kommen in den Keller bei Nichtgebrauch. @opengeiger.de : hab Dir ne PM geschickt.

Henri

Zitat von: Lennart am 09. Oktober 2023, 22:50Da fällt mir dieses Zitat von Henri ein:

Zitat von: Henri am 09. Oktober 2023, 01:42Man muss sich ja auch fragen, wofür man das Gerät einsetzen möchte (mehr als 200 µSv/h braucht es selbst für den ambitionierten Mineraliensammler nicht zu können)(...)

Die Aussage wurde wohl ad absurdum geführt  :D  Es gibt auch Reicherzbrocken mit ~ 1 mSv/h Gamme-DL (z.B. Museum in Prag)
Ich würde schon gerne wissen, ob meine Stufe "nur" 201 μSv/h oder 1000 μSv/h liefert...

OK, ich gebe mich geschlagen  :D

Aber die Messungen, die hier "publiziert" werden, sind ja auch in den seltensten Fällen aussagekräftig. Da wird der Sensor in Direktkontakt mit dem Stein gebracht und die Stelle gesucht, an der die Dosisleistung am höchsten ist.

Ein paar cm weiter, oder an der Rückseite des Steins, sieht es vielleicht schon ganz anders aus.

Aussagekräftiger wäre es, wenn man z.B. einmal in 5 cm Abstand und dann noch einmal in 30 cm Abstand misst und dann noch angibt, wie hoch der Messwert einmal mit und einmal ohne Beta-Sperrfilter ist. Dann kann man sich einen realistischen Eindruck bilden, wie aktiv der Stein tatsächlich ist.

Je nach Art des Erzes sind es ja häufig flache Beläge, also geht die Strahlung auch nur in 2 Raumrichtungen. Deshalb könnte man den Stein auch von mehreren Seiten aus messen und damit sozusagen sein dreidimensionales Strahlenfeld erfassen.

Und natürlich wird idealerweise der statistische Messfehler zusammen mit dem Messwert angegeben und nicht unterschlagen.

Und man verwendet ein energiekompensiertes Gerät.

Noch besser wäre es, wenn man versuchen würde, grob den Urangehalt zu bestimmen, z.B. nach dieser Methode hier (die hier allerdings auch bereits Kritik einstecken musste):



Und bevor das nicht so gemacht wird, braucht man auch keinen Geigerzähler, der auf 3 Nachkommastellen genau anzeigt  ;D

Lennart

Zitat von: Dsl71 am 10. Oktober 2023, 12:35Bei mir liegen ein paar Kompasse und ein Flugzeuginstrument im Gang (Radiumfarbe). Im Schlafzimmer hatte ich heute morgen bis zu 236 Bq/m³. Nach ausgiebigen Lüften ging es runter auf  26 Bq/m³.

Fazit: Die Teile kommen in den Keller bei Nichtgebrauch.

Spannend wäre gewesen, welchen Wert Du in der gleichen Zeitspanne ohne Lüften und ohne die Radiumquellen gehabt hättest. Wenn Du die Stücke in den Keller packst, sollte dort aber auch immer ein Fenster gekippt sein.

Zitat von: Henri am 10. Oktober 2023, 12:39Aber die Messungen, die hier "publiziert" werden, sind ja auch in den seltensten Fällen aussagekräftig. Da wird der Sensor in Direktkontakt mit dem Stein gebracht und die Stelle gesucht, an der die Dosisleistung am höchsten ist.

Klaro, deswegen auch mein Hinweis auf eine strikte Unterscheidung von realistischer Ortsdosisleistung und Oberflächendosisleistung.

Zitat von: Henri am 10. Oktober 2023, 12:39Je nach Art des Erzes sind es ja häufig flache Beläge, also geht die Strahlung auch nur in 2 Raumrichtungen. Deshalb könnte man den Stein auch von mehreren Seiten aus messen und damit sozusagen sein dreidimensionales Strahlenfeld erfassen.

Manche Erzgänge waren teilweise einen Meter mächtig (bzw. breit). Da können schon ordentliche Brocken abgebaut werden. Sowas findet man aber eher selten, würde ich mal behaupten. Die Selbstabschirmung nimmt dann auch zu.

Zitat von: Henri am 10. Oktober 2023, 12:39Noch besser wäre es, wenn man versuchen würde, grob den Urangehalt zu bestimmen, z.B. nach dieser Methode hier (die hier allerdings auch bereits Kritik einstecken musste):

Radiometrisch kann der Erzgehalt doch auch bestimmt werden, hat die Wismut auch nicht anders gehandhabt.

Henri

Zitat von: opengeiger.de am 10. Oktober 2023, 10:10Bei der Jagd nach dem geilsten "Chinaböller" ist Euch aber doch schon klar, dass ihr "Eure Eier ganz schön röstet", wenn ihr auf so ner Pechblenden-Halde in Jachymov tagelang rumbuddelt, oder?

Noch ungesunder dürfte der Uranglimmer sein, den man sich über die Schuhe und ggf. Kleidung ins Auto verschleppt und über ein paar Umwege mit Pech auf das heruntergefallene und dann doch noch gegessene Frühstücksbrot.

Von Bionerd gibt es ein schönes Video hierzu, nachdem sie Uranmineralien sammeln war und im Anschluss ihre Schuhe auf Kontamination überprüfte:

https://youtu.be/v9DsOyWsNp0?t=518

Nachteilig ist, wenn man Turnschuhe trägt, die sich nicht dekontaminieren lassen...