Telefunken Strahlungsmonitor MS Str 558 / 2 - Steampunk at its best

Begonnen von pangeiger, 21. Oktober 2020, 14:32

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pangeiger

Moin,

heute ist das gute Stück bei mir eingetroffen. Vermutlich Anfang der sechziger Jahre des letzten Jahrhunderts. Nur für stationären Betrieb geeignet, aber noch voll funktionstüchtig. Easy zu bedienen und universell (250-950V) für viele Außensonden zu benutzen. Das Ticken ist selbst aus fünf Meter Abstand noch zu hören; der Alarm (einstellbar) ist ohrenbetäubend. Ich frage mich, in welchem Labor er wohl zuletzt stand.
Weitere Infos dürfen gern hier mitgeteilt werden.
Gruß
Peter

NoLi

Ist nicht SIEMENS, ist TELEFUNKEN... :P

Aber im Ernst: diese Monitore wurden gerne in den 1960er Jahren in Hochschulen und Forschungstätten eingesetzt, weil sie bei bestimmungsgemäßem Umgang nicht kaputt zu kriegen sind.

Gruß
Norbert

pangeiger

Hallo Norbert,

ich habe die Überschrift schon korrigiert. Danke
Gruß
Peter

lukas909090


lukas909090

Hallo, ist die MS GM 592/1 Sonde von Telefunken in der Lage Alphastrahlung zu messen?

NoLi

Zitat von: lukas909090 am 20. April 2024, 12:21Ist das Ding in der Lage Alphastrahlung zu messen?
Ja. Besser noch, wenn man die "obere" Schlitzschutzkappe der Sonde abschraubt.

Norbert

NoLi

Zitat von: lukas909090 am 20. April 2024, 14:35Hallo, ist die MS GM 592/1 Sonde von Telefunken in der Lage Alphastrahlung zu messen?
Foto?

Norbert

pangeiger

Ich habe es eben mal kurz getestet - mit einem kleinen Uraninit und einem Blatt Papier. Die Zählrate nimmt ab, sobald sich zwischen Uraninit und dem Zählrohr das Papier befindet. Zur Sicherheit habe ich das noch mal mit einem anderen alphaempfindlichen GZ getestet: vergleichbarer Effekt.

DL3HRT

So, jetzt habe ich auch so ein Teil. Das ist übrigens das gleiche Baujahr wie ich: 1966  :D

Das Gerät ist äußerst servicefreundlich aufgebaut. Nach dem Lösen der vier Schrauben auf der Frontplatte, kann man das gesamte Chassis aus dem Gehäuse herausziehen. Das Gerät gliedert sich in zwei Teile, das Chassis mit der Spannungsaufbereitung und den Schaltern, sowie eine Platine mit der Signalauswertung. Die Platine kann man ganz einfach nach außen klappen. Im nachfolgenden Foto kann man das sehr gut sehen.
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Das Gerät ist volltransitorisiert mit Ausnahme der beiden Stabilisatorröhren in der Hochspannungserzeugung. Diese sind vom Typ ZZ1030. Es handelt sich um eine Stabilisatorröhre mit vier Strecken. Wenn man alle vier Strecken in Reihe schaltet, kommt man auf eine Spannung von 500 V. Als Regelbereich für den Strom gibt das Datenblatt 90 µA .. 500 µA an. Da man am Gerät einen Ausgangsspannung bis zu 950 V einstellen kann, wurden zwei dieser Röhren in Reihe verwendet.
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Der Lautsprecher ist riesig. Er reicht auch zur Beschallung größerer Hörsäle.  ;D
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Wie es sich gehört, ist innen im Gehäuse ein Lageplan der Bauteilpositionen eingeklebt. Leider kein Schaltplan, was damals auch oftmals üblich war.
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Das Zählrohr ist ein Fensterzählrohr. Es funktioniert noch einwandfrei. Das Gerät zeigt für die Hintergrundstrahlung ca. 25 .. 30 cpm an. Den Zählrohrtyp muss ich noch herausfinden.
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Wie ihr seht, sind auf der Platine reichlich Elkos verbaut worden. Es wird sich zeigen, inwieweit sie noch funktionieren. Pauschal tauschen würde echt wehtun, denn viele Elkos haben das schöne Siemens-Halske-Logo drauf.

Der Knickschutz am Sondenkabel lösst sich allmählich auf, auch die Isolation des Sondenkabels sieht nicht mehr richtig gut aus. Das werde ich ersetzen. Ansonsten scheint alles zu funktionieren, auch die Einstellung der Alarmschwelle.

Der Gesamtaufbau des Geräts ist durchdacht und qualitativ hochwertig ausgeführt. Jetzt fehlt "nur" noch ein Schaltplan.



DL3HRT

Habe gerade gesehen, dass mein Gerät ein MS Str 558 / 3 ist, also offensichtlich eine Nachfolgeversion.

DL3HRT

Wenn die Stabilisatorröhren in Betrieb sind, so sieht man das Neon-Glimmen der einzelnen Stabilisatorstrecken. Das ist das erste Mal, dass mir eine Stabi-Röhre mit vier Strecken unterkommt.
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Der Platz unter dem Chassis ist auch gut genutzt. Bei den beiden langen Bauteilen handelt es sich um die Gleichrichter für die Hochspannung. Soweit ich das Konzept verstanden habe, wird die Hochspannung über einen Sperrwandler erzeugt. Dazu dient der Schalenkern auf der ausklappbaren Platine. Die erzeugte Wechselspannung muss dann gleichgerichtet werden.
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DL8BCN

Sehr schön, ich mag Röhrentechnik :)
Und noch lieber mag ich die Telefunken-Raute!
Die schönen schwarzen Germaniumdioden OA...
Die Elkos sehen auch noch gut aus, obwohl es ja heißt man soll bei so alten Geräten erstmal alle Elkos rauswerfen und ersetzen.
Ich denke die hatten früher auch eine gute Qualität.
Ich denke an WIMO, RoE, Siemens-Halske etc.

DL3HRT

Das Sondengehäuse ist sehr aufwändig gebaut. Es ist ein gutes Beispiel, wie solche Zählrohre montiert werden sollten.
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Der Anodenwiderstand (4,7 MOhm) befindet sich dort, wo er hingehört, nämlich im Sondengehäuse, kurz vor dem Zählrohr.
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Das Zählrohr selbst ist ein 18506 von Valvo. Die Angaben in den Datenblättern sind unterschiedlich. Mal steht Alpha drin, dann wiederum nicht...
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Das Zählrohr wird auf den Kontaktstift im Sondengehäuse gepresst. Die Masseverbindung erfolgt über die beiden Aluminium-Halbschalen, die um das Zählrohr herum gelegt werden.
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DL3HRT

Ich muss mich revidieren, was die Hochspannungserzeugung betrifft: Der Netztrafo hat nämlich eine HV-Wicklung!

Mit dem Multimeter messe ich 814 V AC am Trafo. Hinter dem Gleichrichter liegen ca. 1100 V an. Das reicht für 950 V Output aus.

DL3HRT

Die Genauigkeit der Ausgangsspannung ist gut. Ich habe eine entsprechende Messreihe durchgeführt (alle Spannungen in Volt):
Soll   Ist   dU
  0     0    0
250   262   12
275   287   12
300   312   12
325   337   12
350   362   12
375   387   12
400   412   12
425   437   12
450   462   12
475   488   13
500   513   13
525   538   13
550   563   13
575   589   14
600   613   13
625   639   14
650   665   15
675   690   15
700   716   16
725   742   17
750   768   18
775   794   19
800   819   19
825   845   20
850   871   21
875   897   22
900   924   24
925   950   25
950   976   26

Der Spannungsausgang ist nicht sehr belastbar. In 500 V Stellung bricht die Spannung auf 360 V zusammen, wenn man direkt mit einem Multimeter misst. Ich habe daher mit einem hochohmigen Spannungsteiler gemessen, den ich vorher an einem HV-Netzteil kalibriert habe. Die Messwerte sind daher als recht genau anzusehen. Die Abweichung der Spannung beträgt zwischen 12 V und 26 V, jeweils nach oben. Das ist für den Betrieb eines Zählrohrs kein Problem, zumal die Abweichung erst oberhalb 700 V etwas schneller anwächst.

Somit ist der Telefunken Strahlungsmonitor auch heute noch sehr brauchbar, um verschiedenste Zählrohrtypen zu überprüfen. Wichtig ist dabei, dass zwischen dem Spannungsausgang und dem Zählrohr noch ein Anodenwiderstand geschaltet werden muss. Im Gerät ist ein 2 MOhm Widerstand zwischen HV und PL-Buchse installiert. Das ist für die meisten Zählrohre zu wenig.