Neu-Isenburg: Dose mit Iridium-192 gefunden

Begonnen von DL3HRT, 27. April 2021, 07:41

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DL3HRT

Wurde heute auf ntv.de gemeldet: https://www.n-tv.de/der_tag/Mann-findet-radioaktive-Dose-beim-Aufraeumen-article22516378.html

Laut Wikipedia wird Ir-192 bei der Bauteileprüfung genutzt. Dementsprechend hoch ist die Aktivität der Strahler. Ich denke mal, dass im Artikel 16 mSv/h gemeint sind. Das wäre schon recht ordentlich.

DG0MG

Da müssen die Einsatzkräfte ja ein mobiles Spektrometer gehabt haben.

Aber irgendwas stimmt bei der Sache noch nicht, die Verwirrung geht schon mit der falschen Maßeinheit und dem Zusammenwürfeln mit der Dosis bei einem CT los. Und ob die Dosisleistung außerhalb der bleiummantelten Dose oder über der Öffnung gemessen wurde, wäre ja auch mal wichtig.

Ein Artikel vermeldet auch etwas völlig anderes:
https://www.ffh.de/nachrichten/hessen/rhein-main/268153-grosseinsatz-anwohner-entdeckt-mysterioese-dose-in-seiner-garage.html
"Erste Messungen ergaben aber keine Gefahr, keine gefährliche Strahlung. In der Dose befand sich wohl nur harmloses Edelmetall. Gegen 23 Uhr war der Spuk vorüber und der Großeinsatz beendet."
"Bling!": Irgendjemand Egales hat irgendetwas Egales getan! Schnell hingucken!

DL3HRT

Tja, was stimmt denn nun? Zumindest steht im zweiten Link etwas von Edelmetall, womit Iridium plausibel ist.
Einigen wir uns auf eine Dosisleistung von (16 mSv/h + 0 mSv/h) / 2 = 8 mSv/h?  ;) ;) ;)


DG0MG

Dieser Artikel kopiert nicht den Text aller anderen:

https://kinzig.news/11619/radioaktiver-behaelter-in-garage-strahlenunfall-in-neu-isenburg

"fiel aus bislang ungeklärter Ursache ein Behälter mit einem radioaktiven Inhalt aus einem Regal. Ein Bewohner bemerkte den herausgefallenen Behälter und verständigte aufgrund von diversen angebrachten Warnhinweisen den Notruf. " [..] "Den Inhalt des heruntergefallenen Behälters kontrollierte die Feuerwehr mit diversen Messgeräten und konnte eine vorhandene Strahlung feststellen."
"Bling!": Irgendjemand Egales hat irgendetwas Egales getan! Schnell hingucken!

DG0MG

Die Freiwillige Feuerwehr Neu-Isenburg berichtet über ihren Einsatz mit der Nummer 142/2021:

http://ffni.org/einsatzberichte/einsatzbericht/2021/142

".. wurden durch die Feuerwehr Messungen auf radioaktive Strahlung durchgeführt. Dabei konnten leicht erhöhte Messwerte festgestellt werden, die jedoch weit unter jeglicher Warn- und Alarmschwelle lagen." [..] "Mit einem Spezialmessgerät der Feuerwehr Frankfurt konnte der Stoff schließlich identifiziert werden."

Daraus würde ich schließen, dass die überall in -zig Presseartikeln verbreiteten "16 mSv" (ohne Zeitangabe!) falsch sind. Vielleicht waren es 16 µSv/h?

Achtung, Mutmaßung!:
Ich bin ja immer für Ockhams Rasiermesser und glaube, dass die einfachste Erklärung die richtige ist. Wenn nun schon jemand auf die Blei-Dose "Uran-Erz" draufgeschrieben hat - kann das nicht auch dringewesen sein? Frage an die Spektroskopie-Experten: Wie weit liegen die Spektren von Ir-192 und U-nat auseinander? Ist das ganz deutlich verschieden oder irgendwie ähnlich? Gibts eigentlich bei mobilen Spektrometern (Identifinder, Exploranium, Mirion ..) Fehlidentifikationen?
"Bling!": Irgendjemand Egales hat irgendetwas Egales getan! Schnell hingucken!

NoLi

Aus dem Bericht der Fwhr Neu-Isenburg:

"Dabei konnten leicht erhöhte Messwerte festgestellt werden, die jedoch weit unter jeglicher Warn- und Alarmschwelle lagen."

Die Gefahrengrenze (Absperrgrenze) nach Fwhr-DV500 liegt bei 25 µSv/h. Daher sind die benannten 16 µSv/h am wahrscheinlichsten. Dies würde auch zu Uranerz passen.

Auch die professionellen RIDs sind nicht 100% fehlerfrei. Es kommt darauf an, welches Szinti-Material eingesetzt wird (z.B. der Identifinder: NaJ hat deutlich breitere Peaks als LaBr3, dementsprechend ist die Fehleinschätzung der Software bei der Nuklididentifikation mit NaJ größer als beim LaBr3. Bei CsJ sieht diese Bilanz noch schlechter aus, deswegen wird dieses Szintillatormaterial bei den Profi-Geräteherstellern nicht verwendet.
Die Software des Identifinders gibt bis zu drei mögliche Radionuklide mit einer Wahrscheinlichkeitsangabe in % aus. Daher sind die Gerätedaten nicht einfach unbesehen zu übernehmen, sondern auch Plausibilitätsüberlegungen durchzuführen.

Und wenn es tatsächlich eine Kapsel mit Ir-192 war, dann kommt es auf das Alter an: die Halbwertszeit beträgt 74 Tage.

Gruß
Norbert

Peter-1

Hallo,

was wird denn mit dem Bewohner in einem Krankenhaus gemacht? Der wird doch eher mit Covid19 angesteckt, so wie es hier schon mehrmals in einer Klinik geschehen ist.
Gruß  Peter

Olaf-C

Die in verschiedenen Presse Berichten angeführte "16" wurde von einem unbekannten Presse Mitglied im Laufweg der Presse Meldung mit einer falschen Einheit versehen.
Gemeint sind 16 IPS. Seriöse Redaktionen haben den unglaublichen Wert in mSv lieber ganz weg gelassen.
Diese bewegen sich im Bereich der in der Gegend gesichert üblichen 7-18 IPS Hintergrund Strahlung und sind somit unbedenklich.

Der Patient wurde selbstverständlich in eine Radiologie gebracht, dort ist das COVID Risiko auch nicht höher als an jeder anderen Arbeitsstätte, im Gegenteil, dürften dort doch die hygiene und Überwachungs Möglichkeiten weitaus besser sein als bei der Investmentbank oder im Supermarkt. Welche Untersuchungen dann aus radiologischer Sicht dort durchgeführt wurden kann sicherlich ein Facharzt beantworten, nicht ich und auch nicht der Onkel Doktor um die Ecke

Peter-1

Das Zerfallsschema von Ir192 zeigt zwar eine Reihe von Linien, aber nur 2 davon heben sich hervor. 316,5 keV und 468,1 keV.
Läßt sich das in freier Natur so eindeutig bestimmen?
Gruß  Peter

DG0MG

Zitat von: Olaf-C am 27. April 2021, 15:46
Die in verschiedenen Presse Berichten angeführte "16" wurde von einem unbekannten Presse Mitglied im Laufweg der Presse Meldung mit einer falschen Einheit versehen.
Gemeint sind 16 IPS.

Hallo Olaf,
danke für Deine Mühe der Anmeldung und der Aufklärung. Vielleicht auch für die weitere Zukunft: Willkommen hier!

16 IPS! Und fast auf Hintergrundniveau!   :o   ;D

Da steht eine Isotopen-Identifikation in freier Wildbahn aber auch auf tönernen Füßen ..
"Bling!": Irgendjemand Egales hat irgendetwas Egales getan! Schnell hingucken!

NoLi

Zitat von: DG0MG am 27. April 2021, 15:57

16 IPS! Und fast auf Hintergrundniveau!   :o   ;D

Da steht eine Isotopen-Identifikation in freier Wildbahn aber auch auf tönernen Füßen ..

Das Gerät versucht, auch mit den wenigen Impulsen ein mögliches Ergebnis "zusammen zu basteln"...und dabei passieren (Interpretations)Fehler, wenn sich das "Ergebnis" nicht signifikant vom Strahlungsbackground abhebt. Daher immer hinterfragen.


https://www.hessenschau.de/panorama/dann-ging-die-panik-los---mann-findet-in-garage-dose-mit-radioaktivem-inhalt,radioaktiv-102.html

Hmm: Kaffeedose, handgemaltes Trifoil, herausgefallene Steine, Wort "Uranerz", drei Materialbrocken, "festgestelltes" Iridium-192, geringe radioaktive Strahlung...da lief bei der Analyse so manches suboptimal.

Gruß
Norbert

Butterfly

Absolut falsche Berichterstattung! Im Fernsehen haben sie das angebliche "Iridium" gezeigt, es waren 2 oder 3 Brocken Uranerz! Braucht man keine aufwendige Laboranalyse, war rein fernoptisch zu erkennen!

DG0MG

Hier sieht man die "Iridium-Steine":



"Iridium ist seltener als Gold oder Platin."

Die Kripo ermittelt, wo das "medizinische Iridium" herkommt, ob es vllt. gestohlen wurde und was damit angestellt werden sollte.




"Bling!": Irgendjemand Egales hat irgendetwas Egales getan! Schnell hingucken!

Peter-1

Wird das nicht langsam peinlich ?
Wie ist denn die Ausbildung der Strahlenspezialisten?
Brauchen wir solche Sensationen um noch einen Bericht zu lesen?

Ratlos und nur Fragen
Peter
Gruß  Peter

Henri

Tja, was soll man dazu noch sagen. Wo ist denn der "Fremdschäm-"Smiley?  Der hier? :blush:

Vielleicht ist das Problem auch ein bißchen, dass in den Schulen kaum noch was zu Radioaktivität gemacht wird, wegen der absurden Auflagen. Sonst hätte der Garagenbesitzer oder jemand in seinem sozialen Umfeld vielleicht schon früher mal Uranminerale gesehen und nicht gleich Panik geschoben. Stand ja auch auf der Dose. Das hatte schon seinen Grund. Panik schränkt das Denkvermögen ein...

Wieso es die Einsatzkräfte nicht schaffen, mal kurz den Wikipedia-Artikel zu Iridium aufzurufen, kann ich aber nicht nachvollziehen. Mich erinnert das ein wenig an die spektakulären Fälle, wo Leute ihrem Auto-Navi mehr trauen als ihren Augen (ist ja Technik, muss ja stimmen!) und sich selber ins Hafenbecken chauffieren.

Aber wenn das jetzt offiziell beglaubigt ist, dass es sich um "Iridium" (in Steinform :o ) handelt  - kann der Besitzer das ja auch an die Degussa verkaufen. Mal schaun, wie viele 1000 Euro sie ihm dafür geben  :D