KIT Campus Nord (Karlsruhe)

Begonnen von Prospektor, 02. Mai 2021, 10:31

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Samarskit

Ganz herzlichen Dank für dein letztes Video, Prospektor! Die Messdaten kann ich zumindest qualitativ
für Sandfang 6 Einleitung und Sandfang 5 bestätigen, was die Aktivitätsverhältnisse für Cs137 und Am241 betrifft. Mir wurden von Opengeiger dankenswerterweise leihweise 2 Proben zur Messung überlassen, darunter auch die Referenzprobe von SF5. Quantitative Auswertung ist mit meiner NaI-Sondenelektronik leider nicht möglich, dennoch spiegeln die Spektren die Messdaten sehr gut wider. Insbesondere beim Am-Peak sieht man deutlich die geringere Intensität, aber auch bei der Zählrate relativ zur Masse der Proben. Den Niederenergiepeak bei ca. 29 keV will ich nicht eindeutig zuordnen. Vermutlich ist er dem Cs-Kalpha zuzuschreiben, aber auch Am241 26keV und Iod-Kalpha (Kristall!) sind Mitbewerber in sehr schmalem Energiebereich. Klar ist auch das Kalium zu erkennen, wenn auch nur schwach.

Ja, und dann habe ich mich nach der unbedarften Nennung von Horrorzahlen, was die angebliche Freisetzung von Pu-Mengen betrifft, dazu entschlossen, hier in Zukunft auf das Ansprechen von sensiblen Nukliddaten zu verzichten. Ich war der Meinung, dass alle Mitglieder des Forums ausreichende Kenntnisse in Mathematik besitzen, um bei Rechnungen relative Zahlenangaben von absoluten unterscheiden zu können. Man muss sich nur vorstellen, was passieren kann, wenn eine derartige Zahl von sachfremden Lesern unkontrolliert nach außen getragen wird! Genau aus diesem Grunde war ich bisher sehr zögerlich, mich überhaupt in die Diskussion einzubringen - jetzt weiß ich, warum.


DL3HRT

ZitatJa, und dann habe ich mich nach der unbedarften Nennung von Horrorzahlen, was die angebliche Freisetzung von Pu-Mengen betrifft, dazu entschlossen, hier in Zukunft auf das Ansprechen von sensiblen Nukliddaten zu verzichten. Ich war der Meinung, dass alle Mitglieder des Forums ausreichende Kenntnisse in Mathematik besitzen, um bei Rechnungen relative Zahlenangaben von absoluten unterscheiden zu können. Man muss sich nur vorstellen, was passieren kann, wenn eine derartige Zahl von sachfremden Lesern unkontrolliert nach außen getragen wird! Genau aus diesem Grunde war ich bisher sehr zögerlich, mich überhaupt in die Diskussion einzubringen - jetzt weiß ich, warum.
Ich finde, dass gerade das der Grund sein sollte, hier im Forum zu posten. Weil eben nicht jeder Nutzer über das (mathematische) Hintergrundwissen verfügt ist es wichtig, solche Irrtümer aufzuklären und damit Wissen zu vermitteln. Man kann damit mehr Schaden vermeiden, als man Schaden anrichten kann.

Henri

Zitat von: Samarskit am 02. Juni 2021, 14:10
Ja, und dann habe ich mich nach der unbedarften Nennung von Horrorzahlen, was die angebliche Freisetzung von Pu-Mengen betrifft, dazu entschlossen, hier in Zukunft auf das Ansprechen von sensiblen Nukliddaten zu verzichten. Ich war der Meinung, dass alle Mitglieder des Forums ausreichende Kenntnisse in Mathematik besitzen, um bei Rechnungen relative Zahlenangaben von absoluten unterscheiden zu können. Man muss sich nur vorstellen, was passieren kann, wenn eine derartige Zahl von sachfremden Lesern unkontrolliert nach außen getragen wird! Genau aus diesem Grunde war ich bisher sehr zögerlich, mich überhaupt in die Diskussion einzubringen - jetzt weiß ich, warum.

"Unbedarfte Nennung von Horrorzahlen" trifft es nicht ganz. Was hier genannt wurde, war ja argumentativ gesichert. Wir haben zumindest eine Probe professionell quantitativ bestimmen lassen, dann versucht, das auslösende Ereignis einzugrenzen, und anhand des zu erwartenden Nuklidgemisches, das damals freigesetzt wurde, rückgerechnet.

Und wenn so eine "Horrorzahl" unkontrolliert nach außen getragen wird, dann werden vielleicht dadurch mal repräsentative Untersuchungen angestoßen, um realistisches Zahlenmaterial dagegenzuhalten.  Man muss das alles vor dem Hintergrund sehen, dass seit Jahrzehnten um das Gelände herum regelmäßig von offiziellen Stellen Proben analysiert wurden und diese ganz offensichtlichen Kontaminationen, die ohne großen Aufwand von "interessierten Laien" mit uraltem Equipment festgestellt werden konnten, ebenso regelmäßig übersehen wurden! Das erweckt dann natürlich wenig Vertrauen in die Zuverlässigkeit solcher Untersuchungen generell.


Wenn man sich mal Anlage 4 von https://fragdenstaat.de/anfrage/auffallige-konzentrationen-von-cs-137-und-am-241-am-hirschgraben-bei-umgebungsmessung-des-kit/#nachricht-601733 durchliest (Danke an den Antragsteller!!), dann steht da, dass aufgrund der Dosisleistung vor Ort keine akute Gefährdung bestehe sowie kein sofortiger Handlungsbedarf. Es steht dort ebenfalls, dass eine einzige der entnommenen Proben noch auf Pu-Isotope und Sr-90 untersucht werden soll.

Wie kann man ohne die Ergebnisse aus der Alphaspektrometrie, nur anhand der gammaspektrometrischen Daten, bereits jetzt behaupten, dass keine akute Gefährdung und kein Handlungsbedarf besteht? Es wird immer wieder auf die nur geringe Erhöhung der Gamma-ODL hingewiesen, dabei ist aber Inkorporation von Radionukliden, die die Gammaspektrometrie möglicherweise gar nicht erfasst, das eigentliche Problem. Im übrigen wird diese Behauptung in der Meldung auch nicht argumentativ unterbaut, denn wir hatten ja bereits festgestellt, dass je nach Auslegung der Strahlenschutzverordnung die Freigrenzen bei unserer professionell quantitativ vermessenen Probe deutlich überschritten werden. Und wie das neueste Video gezeigt hat, ist es ebenfalls nicht ein lokal sehr umgrenztes Problem, sondern betrifft größere Uferbereiche. Die Behauptung, dass die ODL-Erhöhung durch den Granit verursacht wird, hat das neueste Video ja ebenfalls anschaulich widerlegt.


Gut, eine akute Gefährdung, bei der man den betroffenen Bereich komplett absperren müsste, besteht vermutlich tatsächlich nicht, da es nicht einfach sein wird, bei zu erwartendem Verhalten der Spaziergänger das mSv/a vollzubekommen. Das hatten wir ja ebenfalls schon abgeschätzt. Aber wie das neueste Video auch gezeigt hat, sind die Kontaminationen extrem inhomogen. Warum werden nur bei einer einzigen Probe die Pu-Isotope bestimmt? Warum macht man da keine großangelegte Messreihe?

Hoffentlich werden die Ergebnisse der Pu-Bestimmung dann auch zugänglich gemacht.

Viele Grüße!

Henri


Henri

Zitat von: Samarskit am 02. Juni 2021, 14:10
Ganz herzlichen Dank für dein letztes Video, Prospektor! Die Messdaten kann ich zumindest qualitativ
für Sandfang 6 Einleitung und Sandfang 5 bestätigen, was die Aktivitätsverhältnisse für Cs137 und Am241 betrifft. Mir wurden von Opengeiger dankenswerterweise leihweise 2 Proben zur Messung überlassen, darunter auch die Referenzprobe von SF5. Quantitative Auswertung ist mit meiner NaI-Sondenelektronik leider nicht möglich, dennoch spiegeln die Spektren die Messdaten sehr gut wider. Insbesondere beim Am-Peak sieht man deutlich die geringere Intensität, aber auch bei der Zählrate relativ zur Masse der Proben.

Noch eine kurze Nachfrage: wenn Du nicht quantitativ bestimmen kannst, wie kannst Du dann eine Aussage darüber treffen, dass Du (quantitative) Messdaten bestätigen kannst? Du kennst doch gar nicht die Empfindlichkeit Deines Detektors in gegebener Probengeometrie für eine bestimmte Gammalinie?

Nur weil ein Peak höher oder niedriger ist als ein anderer, heißt das ja noch nicht, dass auch die Aktivitätskonzentration dem folgt. Wenn ich z.B. eine sehr kleine FWHM habe, ist der Peak sehr schmal und sehr hoch. Ein anderer Detektor hat eine niedrigere FWHM, da ist der Peak niedrig und breit. Was zählt, ist also die Fläche unter dem Peak. Und die muss man erst mal haben, weil nicht alles davon zwingend zum gesuchten Nuklid gehört. Außerdem sind einige Kristalle im niedrigeren Energiebereich viel empfindlicher als andere. Usw...Das heißt, ohne eine ordentliche Aktivitätskalibrierung kannst Du lediglich aussagen: ich habe Cs-137 gefunden, und ich habe Am-241 gefunden. Und das war's dann...  genau wie Du auch geschrieben hast. Du kannst die Meßdaten qualitativ bestätigen: Du hast Cs-137 und Am-241 gefunden.

NoLi

Zitat von: Henri am 02. Juni 2021, 19:59
Hoffentlich werden die Ergebnisse der Pu-Bestimmung dann auch zugänglich gemacht.
Viele Grüße!
Henri

Pragmatisch betrachtet: nach etwa 3 Halbwertszeiten des Mutternuklides Pu-241, also 42 Jahren, haben Mutter und die Tochter Am-241 annähernd eine Aktivitätsgleichheit.

Gruß
Norbert

opengeiger.de

Zitat von: posaune am 02. Juni 2021, 12:59
Das Umweltministerium des Landes hat auf eine Anfrage zu den Messungen am Hirschgraben geantwortet: https://fragdenstaat.de/anfrage/auffallige-konzentrationen-von-cs-137-und-am-241-am-hirschgraben-bei-umgebungsmessung-des-kit/#nachricht-601733

Erste Messergebnisse:
https://fragdenstaat.de/anfrage/auffallige-konzentrationen-von-cs-137-und-am-241-am-hirschgraben-bei-umgebungsmessung-des-kit/601733/anhang/Anlage2-Gamma-Analyse_0-5cm-Bodenprobe_geschwrzt.pdf
https://fragdenstaat.de/anfrage/auffallige-konzentrationen-von-cs-137-und-am-241-am-hirschgraben-bei-umgebungsmessung-des-kit/601733/anhang/Anlage3-Gamma-Analyse_0-20cm-Bodenprobe_geschwrzt.pdf

Eine weitere Analyse der Bodenprobe auf Strontium und Plutonium läuft, weitere Bodenproben sind geplant: https://fragdenstaat.de/anfrage/auffallige-konzentrationen-von-cs-137-und-am-241-am-hirschgraben-bei-umgebungsmessung-des-kit/601733/anhang/Anlage4_Meldung_KIT-02-2021_geschwrzt.pdf

Ich möchte an dieser Stelle auch noch mal einen Dank aussprechen an Posaune! Die Anfrage an das UM über "Frag den Staat" war eine sehr gute Idee und hat nun doch einigermaßen zügig zu einer Reaktion geführt. Die Anfrage war wirklich recht professionell formuliert! Gute Arbeit!  :good2: Die Antwort vom UM zeigt zumindest, dass man dort den Sachverhalt "vollumfänglich" wahrgenommen hat und man im "regem" Austausch mit dem KIT ist. Die Veröffentlichung der beiden Messprotokolle ist schon mal ein guter Schritt. Sie zeigen eine etwas geringere Aktivitskonzentration von Am241 und Cs137 als in unserer Probe, man muss allerdings ja auch von einer sehr inhomogenen Verteilung vor Ort ausgehen, was ja auch in dem zweiten Video von Prospektor sehr deutlich wird. Man kann der Antwort auch entnehmen, dass noch deutlich mehr untersucht wird und man muss jetzt eben dranbleiben, dass auch die Messergebnisse der Pu-Isotope und des Sr-90 noch veröffentlicht werden um sich ein vollständiges Bild machen zu können. An der Bewertung des Ministeriums merkt man allerdings auch, dass man "den Ball eher flach halten will" vermutlich um eben in der Öffentlichkeit keine unkontrollierbaren Ängste aufkommen zu lassen. Ich denke aber, dass man daraus noch lange nicht auf eine strahlenschutzrechliche Beurteilung schließen kann. Das wird sicher auch noch von den noch ausstehenden Ergebnissen abhängen. Ob wir die dann erfahren, lässt sich schlecht sagen. Warten wir es mal ab. Und man muss es ja auch mal so rum sehen: In Russland oder China säßen wir nun vermutlich im Knast und das Forum wäre längst geschlossen worden. Auf jeden Fall großes Lob an Posaune! :clapping:

Prospektor

Zitat von: posaune am 02. Juni 2021, 12:59
Das Umweltministerium des Landes hat auf eine Anfrage zu den Messungen am Hirschgraben geantwortet: https://fragdenstaat.de/anfrage/auffallige-konzentrationen-von-cs-137-und-am-241-am-hirschgraben-bei-umgebungsmessung-des-kit/#nachricht-601733


Vielen Dank auch von meiner Seite für die Anfrage an das UM!  :good2:

Nun kann man sich auch mal noch die aktuellsten Messdaten (Quartalsbericht von 2020) des Sediments  im Hirschgraben von der offiziellen Messstelle anschauen [Bq/kg]:
o   Be-7:      500
o   K-40:      460
o   Cs-137      69
o   Am-241   1,5
o   Alpha ges.   550
o   ß ges.      1600

Leider kennen wir die Aktivitäten der anderen gefundenen NORM nicht, sofern überhaupt vorhanden...  aber sowohl Alpha ges. und ß-ges. sind ja nicht ganz ohne, oder? 
Interessant in diesem Zusammenhang ist übrigens auch noch, dass die Beschlagnahmung der Fläche ggü. Sandfang 5, angeordnet durch das UM, nicht erwähnt wird.


Zitat von: Henri am 02. Juni 2021, 19:59
Man muss das alles vor dem Hintergrund sehen, dass seit Jahrzehnten um das Gelände herum regelmäßig von offiziellen Stellen Proben analysiert wurden und diese ganz offensichtlichen Kontaminationen, die ohne großen Aufwand von "interessierten Laien" mit uraltem Equipment festgestellt werden konnten, ebenso regelmäßig übersehen wurden! Das erweckt dann natürlich wenig Vertrauen in die Zuverlässigkeit solcher Untersuchungen generell.

Guter Punkt... An mich wurde jetzt schon mehrfach die Frage herangetragen, was das in diesem Zusammengang denn insgesamt für die Aussagekraft der vielen anderen publizierten Werte bedeutet. Selbst wenn man dann natürlich relativieren muss weil vermutlich schon größtenteils ein guter Job gemacht wird, so ist das definitiv für den ein oder anderen ein gefühlter Vertrauensverlust, der hier stattfindet.

Zitat von: Henri am 02. Juni 2021, 19:59
Wenn man sich mal Anlage 4 von https://fragdenstaat.de/anfrage/auffallige-konzentrationen-von-cs-137-und-am-241-am-hirschgraben-bei-umgebungsmessung-des-kit/#nachricht-601733 durchliest (Danke an den Antragsteller!!), dann steht da, dass aufgrund der Dosisleistung vor Ort keine akute Gefährdung bestehe sowie kein sofortiger Handlungsbedarf. Es steht dort ebenfalls, dass eine einzige der entnommenen Proben noch auf Pu-Isotope und Sr-90 untersucht werden soll.

Wie kann man ohne die Ergebnisse aus der Alphaspektrometrie, nur anhand der gammaspektrometrischen Daten, bereits jetzt behaupten, dass keine akute Gefährdung und kein Handlungsbedarf besteht? Es wird immer wieder auf die nur geringe Erhöhung der Gamma-ODL hingewiesen, dabei ist aber Inkorporation von Radionukliden, die die Gammaspektrometrie möglicherweise gar nicht erfasst, das eigentliche Problem. Im übrigen wird diese Behauptung in der Meldung auch nicht argumentativ unterbaut, denn wir hatten ja bereits festgestellt, dass je nach Auslegung der Strahlenschutzverordnung die Freigrenzen bei unserer professionell quantitativ vermessenen Probe deutlich überschritten werden. Und wie das neueste Video gezeigt hat, ist es ebenfalls nicht ein lokal sehr umgrenztes Problem, sondern betrifft größere Uferbereiche. Die Behauptung, dass die ODL-Erhöhung durch den Granit verursacht wird, hat das neueste Video ja ebenfalls anschaulich widerlegt.


Gut, eine akute Gefährdung, bei der man den betroffenen Bereich komplett absperren müsste, besteht vermutlich tatsächlich nicht, da es nicht einfach sein wird, bei zu erwartendem Verhalten der Spaziergänger das mSv/a vollzubekommen. Das hatten wir ja ebenfalls schon abgeschätzt. Aber wie das neueste Video auch gezeigt hat, sind die Kontaminationen extrem inhomogen. Warum werden nur bei einer einzigen Probe die Pu-Isotope bestimmt? Warum macht man da keine großangelegte Messreihe?

Auch hier bin ich bei Dir. Natürlich reden wir nicht von einer unmittelbaren Gefahr durch die ODL und die deponierten Mengen sind sicher nicht akut gefährlich, aber ohne Kenntnis des Transuran-Gehalts zu sagen, alles sei i.O., ist schon etwas seltsam. Weiß man denn, wie weit sich die Isotope schon verteilt haben und ggf. nicht mit Unterstützung der Flora etc. mindestens teilweise schon die paar Meter zum stark frequentierten Weg neben dem Hirschkanal überwunden haben? Americium ist ja angeblich deutlich mobiler als Plutonium. Ob man auch so entspannt wäre, wenn das Areal an einem Hang in Stuttgart liegen würde?  :D


Zitat von: NoLi am 02. Juni 2021, 23:39

Pragmatisch betrachtet: nach etwa 3 Halbwertszeiten des Mutternuklides Pu-241, also 42 Jahren, haben Mutter und die Tochter Am-241 annähernd eine Aktivitätsgleichheit.

Gruß
Norbert
Kannst Du das genauer erklären? Ich komme da beim Paar Pu-241 / Am-241 nach 40 a auf andere Verhältnisse (also keine Gleichheit der Aktivitäten).  :scratch_one-s_head:
Unabhängig davon: interessant wären neben Pu-241 aber speziell auch die anderen Pu-Isotope und die Isotopen-Verhältnisse.


Was mir übrigens noch so eingefallen ist: Sollte das Ganze aus einem Störfall im Auflöser stammen, so müsste ja auch viel U-238 und U-235 freigesetzt worden sein, die U-Isotope machen ja immer noch den Hauptanteil der Masse aus und gehen in HNO3 schnell in Lösung bzw. werden unter reduzierenden Bedingungen im Sediment schnell als U(IV) gefällt. Hätte man das U-235 aber nicht in den HPGe-Spektren sehen müssen? Für das Th-234 ist es 40 a später vermutlich noch ein wenig früh. Aber insgesamt wundert es mich schon ein wenig. :unknw:

NoLi

Zitat von: Prospektor am 03. Juni 2021, 12:37
Zitat von: NoLi am 02. Juni 2021, 23:39

Pragmatisch betrachtet: nach etwa 3 Halbwertszeiten des Mutternuklides Pu-241, also 42 Jahren, haben Mutter und die Tochter Am-241 annähernd eine Aktivitätsgleichheit.

Gruß
Norbert
Kannst Du das genauer erklären? Ich komme da beim Paar Pu-241 / Am-241 nach 40 a auf andere Verhältnisse (also keine Gleichheit der Aktivitäten).  :scratch_one-s_head:
Unabhängig davon: interessant wären neben Pu-241 aber speziell auch die anderen Pu-Isotope und die Isotopen-Verhältnisse.

Guckst du hier:   
file:///C:/Users/PC/AppData/Local/Temp/KFK0117-2-1.pdf  (Seite 30, Abb. 8 )
Bericht "KFK 117" ; "Juli 1965 KFK 117 Institut für Radiochemie Die mathematische Behandlung der Zerfalls- und Bildungsgesetze der Radioaktivität mit grafisch gelösten Beispielen  Zweite Auflage  W. Seelmann-Eggebert, J. Flegenheimer, G. Pfennig".

Gruß
Norbert


Henri



Samarskit

#85
Zitat von: DL3HRT am 02. Juni 2021, 19:24
Ich finde, dass gerade das der Grund sein sollte, hier im Forum zu posten. Weil eben nicht jeder Nutzer über das (mathematische) Hintergrundwissen verfügt ist es wichtig, solche Irrtümer aufzuklären und damit Wissen zu vermitteln. Man kann damit mehr Schaden vermeiden, als man Schaden anrichten kann.

;) Naja, wollen wir hoffen, dass es tatsächlich so ist. Opengeiger hat das Missverständnis ja sehr schnell und gut aufgeklärt. Bei Pu schrillen die öffentlichen Alarmglocken halt schon unheimlich früh, da reicht das Wort "Freisetzung" allein, ganz ohne Mengenangabe. Aber ist ok jetzt. Ich bin wie die anderen ebenfalls gespannt darauf, ob die Messwerte je herausgegeben werden.

Samarskit

Hallo Henri,

sorry, ich hab die Technik mit dem Einbinden von Zitaten noch nicht so richtig raus, deswegen hier eine Direktantwort auf deine zwei Posts.

1. Das mit der "Horrorzahl" dürfte sich ja inzwischen geklärt haben!? Ich meinte damit überhaupt nicht eure eigene Arbeit mit den Messungen und den Spektren, die ist aller Ehren wert! Es ging allein um das Missverständnis im Zusammenhang mit Pu - aber das hat Opengeiger ja bereits abgeklärt mit dir, insofern ist da
nichts mehr zu ergänzen.

2. Zu dem Problem qualitativ/quantitativ bei Spektroskopie:
Ich habe die beiden Bilder eingestellt auf Anregung von Opengeiger. Notwendig wären sie nicht mehr gewesen, da Prospektor unmittelbar zuvor ja ebenfalls neue Messungen veröffentlicht hatte. Die Formulierung "Bestätigen" bezog ich lediglich auf den relativen Vergleich von Am(SF5):Am(SF6) und Cs(SF5):Cs(SF6),
und da bin ich schon der Meinung, dass die Spektren für beide Nuklide klar erkennen lassen, dass in SF5 eine höhere spezifische Aktivität vorliegt als in SF6. Ich meine nicht, dass ich irgendwo von "Peakhöhen" gesprochen hätte!? Bei Cs137 wäre das ohnehin sinnlos, da in beiden Spektren die Cs-Linie auf Maximum steht.
Aber im Vergleich mit den Nettozählraten relativ zur Masse der Erdproben bei praktisch identischer Geometrie
und identischen Einstellungen lässt sich der Schluss eindeutig ziehen. Mit mehrjähriger Erfahrung in der Arbeit mit einer Gammasonde lassen sich übrigens durchaus halbquantitative Aussagen machen, sofern man genügend Referenzmaterial zur Verfügung hat. Ein schönes Beispiel ist die Unterscheidung von Vorkriegsuran
und Nachkriegsuran am unterschiedlichen Gehalt von U235.






Samarskit

...noch zum Thema "Aktivitätsgleichheit" von Am241 und Pu241: Ganz ohne viel Rechenaufwand oder Nachschlagen
in Büchern lässt sich das folgendermaßen näherungsweise abschätzen:

Das Verhältnis der Halbwertzeiten HWZ(Am) : HWZ(Pu) ist ziemlich genau 30, das heisst, Pu hat eine dreißigfach so hohe Aktivität wie die gleiche Menge Am. Pu muss also so weit zerfallen, dass das Mengenverhältnis Am:Pu
30 ist (also 30 Teile Am und ein Teil Pu). Dann haben beide Nuklide die gleiche Aktivität. Das ist (näherungsweise!) dann der Fall, wenn Pu nur noch den 31. Teil seiner ursprünglichen Masse hat (30 Teile hat es ja an Am abgegeben) - und das ist nach fast exakt 5 HWZ(Pu) der Fall (1/2 hoch 5 ist 1/32), also nach
71,7 Jahren. Eine kleine Korrektur ist dann noch nötig, da ja inzwischen auch Am "aktiv" gewesen ist und wenige Prozent seiner Masse weitergegeben hat an Np237. Diese 3-4 Prozentpunkte muss Pu noch nachholen - aber das macht nur noch weniger als 2 Jahre aus. Also ist das Ergebnis ca. 73 Jahre!

Diese Überschlagsabschätzung funktioniert dann gut, wenn die Halbwertzeiten weit genug auseinander sind (bei Am241 und Pu241 klappt das noch recht gut), und wenn die Mutter schneller zerfällt als die Tochter (auch das stimmt in diesem Fall). Andernfalls muss man eben doch zu den bekannten Hilfsmitteln greifen.

Samarskit

...letzte Ergänzung: Geht man von ca. 1980 aus, was den vermuteten Störfall am KIT betrifft, dann fehlen also noch gut 2 Halbwertzeiten für Pu241 bis zum Aktivitätsgleichgewicht mit Am241, d.h. die heutige Aktivität von Pu241 beträgt noch gut das Vierfache derer von Am241, immer vorausgesetzt, dass in der Vergangenheit alles ruhig und "vor Ort" geblieben ist UND dass der Startwert von Am241  bei Eintritt des Störfalles NULL war (was überhaupt nicht sicher ist, da ja Am auch bereits in den Brennelementen zu einem kleinen Prozentsatz vorhanden gewesen sein konnte).

NoLi

Die Diagramme in Abb.8 des Berichtets KFK117 für das HEUTIGE Aktivitätsverhältnis von Mutter (A1) und Tochter (A2) nach 41 Jahren (~ 3 Halbwertszeiten Pu-241) sind eindeutig (Schnittpunkt von A1 und A2).
Wobei die Bezeichnung "Zeit" der Zeitachse die Halbwertszeit darstellt.

Norbert