Das ODL-Messnetz des BfS

Begonnen von DG0MG, 31. März 2019, 12:52

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Hmmm, in Deinem Graphen wäre Deine Annahme ein lineares Modell über alle Stationen. Gut die Approximation in die Messdaten passt ganz gut für diese 40 Stationen. Aber kann man denn von der Theorie her von einem linearen Zusammenhang Werte vor vs. Werte nach der Umstellung ausgehen, wenn das Verhältnis kosmisch/terrestrisch teilweise stark streut und damit auch der spektrale Schwerpunkt?

Gigabecquerel

An der lokalen Messstelle hier sieht man ganz gut den kleinen Sprung am 01.07... der Regen gerade eben hat die ODL auch bedeutend mehr hoch gedrückt als der vor einer Woche, obwohl es vor einer Woche bedeutend mehr geregnet hat! Natürlich können das auch Umwelteinflüsse sein, ich bin kein Meteorologe. Ich muss sagen, den Anstieg gerade fand ich doch beeindruckend, unabhängig davon, ob er nun durch die neue Berechnung oder durch tatsächlich "mehr Strahlung" verursacht wurde.
Mein Bosean FS5000 hat jedenfalls nichts von dem Wetter mitbekommen.
Gammaspektroskopie, Proportional- und Halbleiterzähler!

Flipflop

Bei uns sieht man manchmal eine Radonspitze obwohl nur wenig Regen gefallen ist, scheinbar braucht es nicht viel Regen, aber es ist vermutlich auch ein bisschen eine Lotterie. :unknw:

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https://www.naz.ch/aktuell/zeitverlauf#PIO

Radiohörer

#858
...letztes Jahr gabs auch schon mal einen Post zu dem mir (E: damals) unbekannten Phänomen:
damals bin ich dann auf die Suche nach solchen Ereignissen gegangen und konnte ein paar dokumentieren...

Peter-1

Zum Anteil der kosmischen Strahlung habe ich unterschiedliche Meßstellen untersucht. Gibt es ein Abhängigkeit der Höhe zum kosmischen Anteil?
Es wird also nicht gemessen, sondern nur gerechnet.  ;D
Ist aber auch unter #829 schon beschrieben.
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Jetzt kann jeder an seinem Standort den kosmischen Anteil berechnen.
Gruß  Peter

DL8BCN

Eine Abhängigkeit zur Meereshöhe wird es sicher geben.
Nicht umsonst bekommt man auf einem Transatlatikflug so einiges an Strahlung ab in ca. 10000m Höhe.
https://www.bfs.de/DE/themen/ion/umwelt/luft-boden/flug/flug.html
Frankfurt>NY und zurück bedeutet ca. 100 Mikrosievert (µSv).
Und die Astronauten auf der ISS haben ebenfalls ein großes Problem mit der Strahlung:
Durchschnittlich 0,8 Millisievert am Tag beträgt die Strahlendosis im Forschungsmodul Columbus auf der ISS.
Quelle: https://www.dlr.de/de/aktuelles/nachrichten/2016/20161214_kosmische-strahlung-auf-der-iss-in-3d_20443

Peter-1

Die Umstellung des BfS auf die neue Meßgröße hat mir einen Knoten ins Hirn gemacht.
Bisher habe ich an über 40 Stellen in Deutschland meine kleine 70031A Sonde an den unterschiedlichsten Orten und Werten kalibriert. Gute Übereinstimmung mit einer Korrelation von 0,992 ! Alles verständlich bis zum 1.7.2025

Jetzt mein Modellbeispiel:
Angenommen eine Cs137 Quelle hat 1 GBq. In 1 Meter nach bisherigem Stand würde ich 92,7 µSv/h messen.
Da ich aber nun bei erneutem Kalibrieren von ODL-Sonden des BfS zu meiner Sonde einen anderen Umrechnungsfaktor nehmen muß, würde ich dann die Cs137 Quelle auch mit einem um ca. 17% höheren Wert messen. Ich könnte also keine kontinuierliche Konstanzprüfung der Quelle durchführen.

Es muß doch wenigstens für Cs137 einen exakten Wert der Umrechnung geben, denn nur so kann mit Cs137 auch weiter kalibriert werden. Oder ändern sich nun auch alle DL-Konstanten? Oder sind 17% in diesem Fachgebiet total uninteressant :(

Schönes Wochenende
Peter
Gruß  Peter

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Ich hab ja 7 Tage vor dem 1.7.25 jeden morgen einen Messwert jeder ODL Station genommen und den Mittelwert für jede Station über die 7 Tage berechnet und nun genauso 7 Tage nach dem 1.7.25 . Nun habe ich wie Peter die Werte nach der Umstellung (y-Achse)  über den Werten vor der Umstellung (x-achse) geplottet. Das Ergebnis ist niederschmetternd. Man kann eigentlich den Wert davor gut für jede Station mit 1.1858 multiplizieren und man bekommt den Wert danach. Das heißt für die natürliche Strahlung ohne besonderem Fallout ist H*(10) so gut wie Hx*1.1858.

Hier der Plot:
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Ein bisschen Korrelations-Rauschen gibts um den linearen Faktor rum, aber eigentlich unbedeutend, genauso der Offset. Das wundert mich schon. Die spektrale Verteilung der Strahlung des Urangehalts im Boden (+ Kalium und Th) im Vergleich zur spektralen Verteilung der kosmischen Strahlung scheint sich also durch die andere Bewertung von H*(10) nicht groß auszuwirken. Merkwürdig. Ich hoffe, ich habe richtig gerechnet.  :unknw:

Der Plot ist über die 1595 Stationen gemacht, die alle 7 Tage vor und nach dem 1.7. voll funktionsfähig waren. 

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Zu Peters Thema: Eigentlich ist die Abbildungsfunktion Hx / H*(10) eine Funktion der Energie. Nur waren die Zählrohre der ODL-Sonden aber schon geraume Zeit auf H*(10) kompensierte Rohre. Man hat dennoch so getan als würde man Hx messen. Da die Rohre aber nicht energieauflösend sind, konnte man das ja nur mit einer rudimentären Funktion so hinbiegen. Nach meiner Untersuchung (im vorigen Post) denke ich nun, man hat dazu die Werte nur durch 1.1858 geteilt um Hx zu bekommen und diesen Faktor experimentell bestimmt.

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Noch ein Sanity-Check:
Am Ende der ODL-Liste über alle Stationen steht doch eine Messstellenstatistik in der ein durchschnittlicher Tagesmittelwert angegeben wird:
 
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Davon habe ich auch Screenshots vor und nach der Umstellung gemacht und habe die Tage vor und nach der Umstellung jeweils separat gemittelt. Mal angenommen, die haben bisher nur den bisherigen H*(10)-Wert durch einen Faktor geteilt, damit sie sowas wie einen Hx-Wert für ihre ODLinfo Webseite bekommen, dann war das der gleiche Faktor für alle Standorte, weil ja alle die gleiche Rohre haben (Vacutec 70031A), die für H*(10) energiekompensiert sind und auch so kalibriert wurden. Dann aber kann ich den durchschnittlichen Tagesmittelwert über alle Stationen vor der Umstellung doch auch mit  diesem Faktor multiplizieren und bekomme das richtige H*(10) nach der Umstellung. Wenn ich das nun genauso mache, sieht die Rechnung so aus:
durchschnittlicher Tagesmittelwert vor der Umstellung: 0.0882
durchschnittlicher Tagesmittelwert nach der Umstellung: 1.05
Verhältnis nachher zu vorher: 1.19


Also das passt doch verdammt gut zu dem oben aus dem Korrelatiosplot extrahierten Faktor von 1.1858 !

Ehrlich gesagt, das finde ich jetzt schon einen dreisten Fake des BfS, Hx so aus H*(10) auszurechnen und 2024 noch zu sagen das sei die ODL. H*(10) wurde im August 2001 als neue Messgröße eingeführt. Mal angenommen ein Fallout hätte ein Nuklid enthalten, das genau dort eine starke Gammalinie hat, wo H*(10) deutlich anders ist als Hx, dann wäre da doch was rausgekommen, was weder H*(10) noch Hx ist, mit diesem billigen Fake. Und nirgendwo auf der Webseite stand, was da jahrelang als ODL-verkauft wurde. Also das schafft jetzt nicht wirklich Vertrauen ins BfS, oder seh ich da was falsch?  :-\ 
 

NoLi

Ich hatte vor 3 Wochen eine Anfrage an das BfS gestellt: 
"...die Sonden benutzen das VacuTec Zählrohr 70031A; dieses Zählrohr ist, im Gegensatz zum Zählrohr 70031E (Hx), für H*(10) geeignet. Sind die Zählrohre 70031A bisher auf den Kalibrierfaktor für Hx kalibriert worden, und wenn ja, weil vielleicht noch ältere 70031E im Einsatz waren und eine Umrüstung durch den turnusmäßigen Sondentausch erst jetzt abgeschlossen ist? "

Hier die Antwort:
"Ein idealer Detektor für die Messung von Strahlenfeldern in der Messgröße H*(10) hätte den gleichen Output für Strahlenfelder gleicher Äquivalentdosisleistung, auch wenn sich diese in ihrer Energieverteilung unterscheiden. Etwas technischer ausgedrückt heißt das, dass ein idealer Detektor ein Ansprechvermögen hat, das über den gesamten, für die Messung relevanten Energiebereich dem Wichtungsfaktor für H*(10) folgt. Das ist für die von uns eingesetzten Zählrohre vom Typ 70031A grob gegeben. Daher sind sie, wie von Ihnen korrekt angegeben, ja auch für die Messung in H*(10)  geeignet. Allerdings sind die Zählrohre nicht 100%ig von der Energie der gemessenen Strahlung unabhängig. Im für uns interessanten Energiebereiche kann die gemessene Dosisleistung um von der tatsächlichen Äquivalentdosisleistung abweichen. Wie stark die Abweichung ist, hängt dann davon ab, wie stark sich die Energieverteilung der gemessenen Strahlung von der Energie unterscheidet, auf die sich die Kalibrierung der Sonden bezieht. Dabei wird die ODL für niedrige Energien eher überschätzt und im höheren Energiebereich eher unterschätzt.

Der Unterschied ist nun, dass die alte Kalibrierung eher für einen Energiebereich geeignet war, der repräsentativ für natürlich vorkommende Strahlung ist. Mit der neuen Kalibrierung wird die von Cs-137 emittierte Strahlung am genauesten wiedergegeben. Unserer Einschätzung nach ist das auch für andere, Nuklide, die künstlich in die Umwelt gelangen könnten die geeignetere Kalibrierung. Zudem haben wir den Vorteil, dass wir die Kalibrierung leichter auf PTB-Standards beziehen können. Der Nachteil ist, dass nun die ODL-natürlicher Strahlenfelder aus dem oben genannten Grund etwas überschätzt wird. Die Abwägung ist hier, dass das dennoch besser ist, als die ODL künstlicher Strahlenfelder zu unterschätzen.
"

Norbert

DL3HRT

Da ist doch eine fundierte Antwort, die ich nachvollziehen kann. Genauso hätte man die Veränderung gleich bei ihrer Bekanntgabe begründen sollen und nicht erst auf Nachfrage.

Peter-1

Hallo Bernd,

eine tolle Arbeit. Wie hast Du nur die 1600 Meßstellen alle gefiltert, bzw. die Daten gewonnen? Ich habe nur die wirklich sauberen, also klar erkennbaren Werte mit einem Sprung in meine Auswertung genommen. Aber egal, Hauptsache es ist nun klar wie gemessen und gerechnet wird.

Grüße
Peter
Gruß  Peter

opengeiger.de

Zitat von: Peter-1 am 08. Juli 2025, 22:42Wie hast Du nur die 1600 Meßstellen alle gefiltert, bzw. die Daten gewonnen?

Grobe Skizze: In der Listenansicht der Stationen kann man alle "+" für alle Bundesländer expandieren und das HTML geschlossen kopieren und direkt in Excel einfügen. Das macht man für mehrere Tage um einen Mittelwert pro Station zu bekommen. Das Problem dabei, nicht jeden Tag stehen die gleichen Stationen in den selben Zeilen, denn es sind nicht alle Stationen immer in Betrieb. Daher definiert man sich einen Referenztag. Dann sucht man dann die Stationen des Referenztags per SVERWEIS (VLOOKUP) in den Listen für die anderen Tage und schaut dann in der gefundenen Zeile nach den Messwerten. Ein weiteres Problem ist dann noch, dass in den Listen für manche Stationen kein Wert sondern nur ein Strich angegeben ist. Das kann man mit ISTFEHLER (ISERROR) abfangen und leere Zeilen ausgeben. So erhält man die Stationen, die alle 14 Tage sinnvolle Daten geliefert haben. Die leeren Zeilen enthalten aber immer noch Formeln, die man für einen schönen Korrelationsplot zum Schluss doch noch händisch rauslöschen muss. Glücklicherweise sind das nicht allzuviele. Wenn man das Konzept mal hat, bedeutet diese Prozessierung von 14 "Messtagen" in MS Excel dann immer noch ein paar Stunden mit allen Checks, wenn man sich sonst mit Excel gut auskennt. Aber damit kann man dann in der Tat schöne Statistiken machen.  :)

DG0MG

#869
Zitat von: opengeiger.de am Gestern um 08:03In der Listenansicht der Stationen kann man alle "+" für alle Bundesländer expandieren und das HTML geschlossen kopieren

Es gibt eine Datenschnittstelle, an der man die Messdaten strukturiert abfragen kann:


Hier z.B. die komplette 1h-Liste als leicht weiterzuverarbeitendes CSV:


==> aktuell 1696 Messstellen.

"Bling!": Irgendjemand Egales hat irgendetwas Egales getan! Schnell hingucken!