KIT Campus Nord (Karlsruhe)

Begonnen von Prospektor, 02. Mai 2021, 10:31

⏪ vorheriges - nächstes ⏩

Henri

Zitat von: Prospektor am 26. August 2022, 20:53Diesen etwas älteren TV-Beitrag kannte ich bisher noch nicht. Wilhelm Knobloch war seinerseits auch schon am Sandfang VI unterwegs. Er ist Ende letzten Jahres gestorben.


Die Geschichte mit dem Plutoniumfass, unglaublich!!  Das kann man sich gar nicht vorstellen, wie damals mit so was umgegangen wurde. Da hast Du ja was ausgegraben. Von 1998 ist die Sendung.

NoLi

Ach ja, die alten Zeiten mit dem uneinsichtigen und starrsinnigen Reaktor-Förster... :punish: :wacko2:

Norbert 

Peter-1

Hallo Norbert,

stimmt das alles nicht was der Förster im Film von sich gibt? Er war sicher unbequem und starr und hat Salz in die Wunde gestreut. Transparenz ist sicher auch heute bei AKWs nicht gewünscht.

Nur so meine Gedanken.
Peter
Gruß  Peter

NoLi

Manches stimmte, manches stimmte bedingt, manches Äußerungen waren aus dem Zusammenhang gerissen, manche von ihm gemachte Zusammenhänge stimmten so nicht. Das im Video gezeigte war ja nur ein Teil der kontroversen Auseinandersetzungen.
Man kann ja seine Meinung äußern, sollte aber für eindeutig nachweisbare Klarstellungen von Ursachen und Zusammenhängen auch offen sein. Wenn aber anschliessend wieder die gleiche eigene Meinung unverändert "als die einzige Wahrheit" weiterverbreitet wird, weil die Argumente der Gegenseite nicht ins eigene Weltbild passen...

Wie gesagt, manche Äußerungen im Video stimmen ja, aber seine Schlußfolgerungen und Darstellungen daraus waren zum Teil recht "übertrieben".

Norbert

Henri

Zitat von: NoLi am 27. August 2022, 16:11Manches stimmte, manches stimmte bedingt

An einer Stelle (bei 25:15) berichtet er, dass er am Zaun "1500 mrem" gemessen hätte. Gehört das zu den Dingen, die stimmen? Oder hat er Milli und Mikro verwechselt?

etalon

Zitat von: Peter-1 am 27. August 2022, 15:46...Transparenz ist sicher auch heute bei AKWs nicht gewünscht.

Nur so meine Gedanken.
Peter

Belege, Referenzen, Beweise für diese pauschale Verunglimpfung und Beschuldigung?  :-\

Grüße Markus

NoLi

Zitat von: Henri am 27. August 2022, 19:03An einer Stelle (bei 25:15) berichtet er, dass er am Zaun "1500 mrem" gemessen hätte. Gehört das zu den Dingen, die stimmen? Oder hat er Milli und Mikro verwechselt?
Es stimmte.
Damals befand sich der Zaun etwa 100m neben dem Lager für radioaktive Abfälle, in dem konditionierte Abfallfässer zum Versand zur ASSE bereitgestellt waren.
Daher musste die Zaunanlage deutlich weiter in den Wald verlegt werden, um anschliessend das "30-mrem-Konzept" (also Jahresdosis max. 30 mrem = 300 µSv am Zaun für die allgemeine Bevölkerung), welches mittlerweile durch Änderung der Strahlenschutzverordnung 1978 eingeführt worden war, einhalten zu können.

Norbert

Prospektor

Hier gibt's drei weitere Filme zum Forschungszentrum aus unterschiedlichen Jahrzehnten mit durchaus sehr sehenswerten Bildern/Szenen.
Der Optimismus der Erzähler/Protagonisten ist teilweise regelrecht greifbar  ;)

https://www.zak.kit.edu/kfk.php

NoLi

#188
Genau, und es erinnert mich an meine Anfangszeiten im Strahlenschutz... ;)  :dance3:
Viele der gezeigten kerntechnischen Anlagen kannte ich persönlich. Im Rückblick und mit vielen Jahren Erfahrung  ist es immer wieder erstaunlich, wie damals betriebssicher mit manchen Experimentieranlagen umgegangen wurde (Beispiel im Film 1 bei 05:40 min bis 06:50 min die Pulskolonnenanlage aus Glas zur Trennung von Uran und Plutonium; sie enthielt ca. 2 kg Plutonium, grünlich, und mehrere kg Uran, gelblich, in Mischlösungen zur Entwicklung von optimalen Trennverfahren).

Auch in dem im Film 2 gezeigten Kernkraftwerk Niederaichbach (09:35 - 11:00 min), ein graphitmoderierter CO2-gasgekühlter Reaktor, hatten wir eine Woche lang Kontaminationsmessungen (Direktmessungen und Wischprobenahmen) zur Dokumentation des Ist-Zustandes zwecks Übernahme durch das Kernforschungszentrum Karlsruhe durchgeführt.

Mein erster Hauptstandort war 20 Jahre lang der Forschungsreaktor FR-2 (im Film 1 ab 22:25 min) im 3-Schicht-Betrieb; außerhalb der normalen Arbeitszeit war unsere Reaktorstrahlenschutzgruppe strahlenschutzmäßig auch für das gesamte Forschungsgelände (mit Ausnahme der großen Wiederaufarbeitungsanlage WAK, des Mehrzweckforschungsreaktors MZFR, des Schnellen Brüters KNK und dem Europäischen Institut für Transurane ITU jetzt JRC) zuständig.

Norbert

Prospektor

Zitat von: Prospektor am 11. September 2021, 17:03Und ich will doch stark hoffen, dass die LUBW die Thematik in ihren Jahresbericht "Umgebungsüberwachung kerntechnischer Anlagen" aufnehmen wird. Nicht nur weil es per se ja wirklich zwingend dort hinein gehört, sondern auch, weil es diesbezüglich in den vergangenen Jahren eigentlich immer nur ruhiges Fahrwasser war (alles ist wie immer i.O.) und der Großteil der Berichte vom Wording her von Jahr zu Jahr einfach so übernommen werden konnte. Jetzt gibt's endlich mal was Spannendes zu berichten  ;D


Habe nun besagten Bericht der LUBW von 2021 vorliegen. Das Thema wird hier mit keinem Wort erwähnt. Die Berichte werden seit 2019 zwar nur noch als "Arbeitsversionen" erstellt und nicht mehr standardmäßig veröffentlicht (nur noch via Anfrage per Mail), finde ich trotzdem schade.

Die 2021 offiziell im Sediment des Hirschgrabens (am Sedimentsammler) gemessenen Werte betragen demnach:

Cs-137: 38 / 43 / 27 / 64 Bq/kg
Am-241: 2,7 / 2,6 / 2,1 / 6,0 Bq/kg

NoLi

Das KIT ist die falsche Adresse für eine derartige Meßberichtsveröffentlichung, das gehört in den Bereich der LUBW und des UM.

Norbert

Henri

Zitat von: Prospektor am 04. Januar 2023, 17:16Habe nun besagten Bericht der LUBW von 2021 vorliegen. Das Thema wird hier mit keinem Wort erwähnt. Die Berichte werden seit 2019 zwar nur noch als "Arbeitsversionen" erstellt und nicht mehr standardmäßig veröffentlicht (nur noch via Anfrage per Mail), finde ich trotzdem schade.

Die 2021 offiziell im Sediment des Hirschgrabens (am Sedimentsammler) gemessenen Werte betragen demnach:

Cs-137: 38 / 43 / 27 / 64 Bq/kg
Am-241: 2,7 / 2,6 / 2,1 / 6,0 Bq/kg


Tja, das spricht leider für sich :unknw:

Noch mal nachhaken, warum das jetzt unter den Tisch zu fallen scheint?

Hat sich eigentlich an den offiziellen Probennahmestellen mittlerweile was geändert? Wenn ich mich recht erinnere, waren die ja auch eher "suboptimal" gelegen (je nach Sichtweise)...

Prospektor

Zitat von: NoLi am 04. Januar 2023, 17:51Das KIT ist die falsche Adresse für eine derartige Meßberichtsveröffentlichung, das gehört in den Bereich der LUBW und des UM.

Norbert

Ja, das habe ich daher auch genau so geschrieben  :unknw:  Es geht es um den Bericht der LUBW ("Überwachung der baden-württembergischen Umgebung kerntechnischer Anlagen auf Radioaktivität").

Btw: Ich weiß auch, dass das KIT intern Aufwand in Messungen/Berichte gesteckt hat. Aber die sind für die Öffentlichkeit eben so nicht zugänglich.


Zitat von: Henri am 04. Januar 2023, 17:52Tja, das spricht leider für sich :unknw:

Noch mal nachhaken, warum das jetzt unter den Tisch zu fallen scheint?

Hat sich eigentlich an den offiziellen Probennahmestellen mittlerweile was geändert? Wenn ich mich recht erinnere, waren die ja auch eher "suboptimal" gelegen (je nach Sichtweise)...

Die Probennahme findet nach wie vor am Sedimentsammler ganz im Norden, also nach der Einmündung aller Sandfänge, statt. Das ist ja auch gut so, wenn man den aktuellen Eintrag abbilden will. Hier geht's ja aber um eine Altlast. Und genau diese Altlast sorgt dafür, dass auch im frischen Sediment immer eine leicht erhöhte AK von Cs-137 und Am-241 gefunden wird: die wird ja einfach langsam wegerodiert. In den Berichten findet man seit vielen Jahren die immer gleiche Formulierung:

"Die im Hirschkanal beim KIT Campus Nord festgestellten deutlich höheren Gehalte an Cäsium-137 bis maximal 64 Bq/kg TM sind überwiegend auf Ableitungen aus den dortigen kerntechnischen Anlagen in früheren Jahren zurückzuführen.
[...]
Americium-241 wurde nur beim KIT Campus Nord im Sediment des Hirschkanals (Gemeinde Linkenheim-
Hochstetten) festgestellt. Obwohl seit mehr als zehn Jahren keine Abwässer mehr in den Hirschkanal eingeleitet
werden, ist Americium weiterhin nachweisbar, da Sedimente Radionuklide langfristig binden. Americium-
241 stammt vor allem aus der früheren Aufarbeitung abgebrannter Brennelemente und deren Abwasserbehandlung.
Dieses Radionuklid entsteht aus dem Mutternuklid Plutonium-241, das mit einer Halbwertszeit
von 14 Jahren relativ rasch zerfällt. Die deutlich längere Halbwertszeit des Americium-241 von 432 Jahren
sorgt jedoch dafür, dass dessen Aktivität langfristig nachweisbar ist. Sein Konzentrationsmaximum wird erst
in einigen Jahrzehnten erreicht werden."

Ich dachte nun eben, dass der kleine Wirbel auch dafür sorgen würde, dass man seitens LUBW hier ein paar Sätze mehr dazu schreiben würde.

Übrigens ist die obige Formulierung sowieso nicht korrekt: In den Hirschkanal wurden - mindestens offiziell - nie Abwässer eingeleitet, sondern nur Regenwasser!  :-\

NoLi

Zitat von: Prospektor am 04. Januar 2023, 18:23...
Ja, das habe ich daher auch genau so geschrieben  :unknw:  Es geht es um den Bericht der LUBW ("Überwachung der baden-württembergischen Umgebung kerntechnischer Anlagen auf Radioaktivität").
...
Ups, habe es verwechselt... :sorry2:

Norbert

NoLi

Die Kerntechnische Entsorgung Karlsruhe GmbH (KTE) baut alle stillgelegten Forschungs- und Prototypanlagen auf dem Gelände des KIT Campus Nord bei Karlsruhe sicher zurück.

Detaillierte Informationen über die Ursachen, Variationen und einzelnen Verarbeitungsschritte bis zum Endlagerprodukt.




Norbert