Eigenbau mit SBT-10A und Ortsauflösung (wenn's denn funktioniert...)

Begonnen von Turbo-Tom, 23. August 2020, 21:30

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Henri

Zitat von: Peter-1 am 07. Januar 2021, 17:16
Hallo,

nun ist mein als "neu , ungebraucht" Zählrohr SBT10A aus der Ukraine angekommen. Gut verpackt und mit Sockel und den tech. Daten. Jedoch bin ich vom Zustand etwas enttäuscht. Ich muß nun langsam die Anschlüsse vorbereiten und hoffe dass es kein Reinfall war. Sehen die alle so aus ? Mit welcher Spannung soll ich das betreiben ?

Hallo Peter,

ehrlich gesagt, das sieht wirklich nicht so gut aus...  :-\ Ich habe inzwischen mehrere dieser Zählrohre, aber keines davon hat diesen "Krümelkram" drin. Und bei mir ist das Mica teilweise zwar auch etwas unregelmäßig, aber es sieht wirklich aus wie "new old stock". Und war auch so eingepackt gewesen. Ohne Kratzer drauf.

Probier es doch mal aus und teste es in aller Ruhe. Sonst schick es zurück, bzw. lass Dir das Geld erstatten oder ein besseres schicken.

Plateaubeginn ist laut Datenblatt bei 260-320V, empfohlene Betriebsspannung liegt bei 390-400V, beim Theremino-Modul also 400V. Wenn Du "Ortsauflösung" haben willst, wie dieser Thread verspricht,  müßtest Du Dich in den Proportionalbereich runtertasten.

Viel Erfolg!

Henri

Turbo-Tom

Hi Peter,

ich hatte mein erstes SBT-10A im Dezember 2019 gekauft, und dann nochmals drei Stück im September letzten Jahres. Bei meinem ersten Exemplar war das Fenster relativ sauber, und vor allem waren keine der auf Deinem Foto sichtbaren rötlichen Ablagerungen vorhanden. Der "Datecode" dieses Exemplars ist "0310". Das abgebildete neuere hat den D.c. "1611". Ich vermute mal, dass das Hestellungsjahr und -monat bezeichnet, Fotos im Web lassen teilweise aber auch die umgekehrte Reihenfolge möglich erschienen. Wobei das bei meinem neueren keinen Sinn ergäbe. Vielleicht bedeutet diese Nummer aber auch etwas ganz anderes wie z.b. Fertigungsstandort o.ä.

Jedenfalls sehen die drei neueren Exemplare auch ziemlich "gammelig" vom Fenster her aus. Es scheint einiges vom Glaslot auf die Innenseite des Fensters gelangt zu sein, das sich dann beim "Backen" dort schön aufgeschmolzen hat (die schwarzen Spritzer). Keine Ahnung, was das rote Zeugs aus Deinem Foto ist, bei meinen ist das nicht, oder zumindest nicht so sehr vorhanden. Vielleicht liegt das aber auch an der Beleuchtung in Deinem Foto, dass das so sehr rot erscheint. Bräunliche Ablagerungen sind bei allen meinen Zählrohren jedenfalls auch vorhanden, aber eher ganz am Rand des Fensters.

Die Messungen, die ich auf der vorigen Seite gezeigt habe, sind mit dem fotografierten neueren (gammeligen) Zählrohr entstanden, die Funktion und auch die Charakteristik scheinen durch die Ablagerungen zumindest nicht beeinträchtigt zu werden.

Als Betriebsspannung für einen empfindlichen Detektorbetrieb würde ich die herstellerseitig empfohlenen 390V einstellen. Wenn Du Ortsauflösung brauchst, liegt die optimale Spannung zwischen 310V und 320V. Dabei musst Du etwas mit der Diskriminatorschwelle und der Spannung "spielen", um eine einigermaßen gleiche Empfindlichkeit aller zehn Segmente zu erreichen bei minimalem Übersprechen benachbarter Kanäle. Das funktioniert auch (leider) nicht bei allen Röhren gleich gut.

Ich würde mir jedenfalls erst mal keinen "Kopf" machen und das Zählrohr einfach testen. Wenn es geht -- gut -- sieht halt nicht so schön aus; wenn nicht, Reklamation. Meine Erfahrung mit den Verkäufern in der UA ist, dass man, wenn man freundlich anfragt, eigentlich jedes Problem gelöst bekommt...

LG,
Thomas

Peter-1

Hallo,

nun habe ich den ersten Test gemacht. Ja das Zählrohr sieht verboten aus, aber es funktioniert nach meiner bescheidenen Meinung noch.
Hier in der Umgebung haben wir ~ 0,1 µSv/h an verschiedenen ODL Sonden. Im Haus sind es etwas mehr, aber sicher unter 0,12 µSv/h.

Das SBT10A mit +400 Volt betrieben, an jeder Anode einen Widerstand von 4,7 Meg (leider z.Zt. keine höheren Werte vorhanden) und an das Thereminoplättchen angeschlossen. Allerdings den R1 5,6Meg überbrück, da dieser Widerstand nun am Sockel des SBT10A vorhanden ist.

Hintergrund = 160 CPM , mit einem Test KCl 10 x 10 cm und 6,9 Gramm belegt, direkt am Zählrohrfenster = 750 CPM. Kann das plausibel sein ?  :unknw:
Gruß  Peter

NoLi


JoergK



Hallo, Hatte das für den AS622 auch schon angefragt. Sollte halbwegs passen. Bei den Fenstern am SBT10A bin ich auch am verzweifeln.Habe letztens mal die etwas teureren in der Ukraine bestellt.Die haben ein schwarzes Gehäuse,zeigen aber die gleichen Alterserscheinungen. :o

Mein GammaScout zeigt 0.13µS/h und der RadiaScan 0.12µS/h ODL am Schreibtisch. Am AS622 liegt die Anzeige bei 0.03µS/h.
Als cpm Rate zeigt er mit beiden SBT 10A ca. 320 cpm mit je nur einem ca.160 cpm.
Es gibt mehr Wasserstoffatome in einem einzigen Wassermolekül als Sterne im gesamten Sonnensystem.

Henri

Zitat von: Peter-1 am 08. Januar 2021, 12:30
Hallo,

nun habe ich den ersten Test gemacht. Ja das Zählrohr sieht verboten aus, aber es funktioniert nach meiner bescheidenen Meinung noch.
Hier in der Umgebung haben wir ~ 0,1 µSv/h an verschiedenen ODL Sonden. Im Haus sind es etwas mehr, aber sicher unter 0,12 µSv/h.

Das SBT10A mit +400 Volt betrieben, an jeder Anode einen Widerstand von 4,7 Meg (leider z.Zt. keine höheren Werte vorhanden) und an das Thereminoplättchen angeschlossen. Allerdings den R1 5,6Meg überbrück, da dieser Widerstand nun am Sockel des SBT10A vorhanden ist.

Hintergrund = 160 CPM , mit einem Test KCl 10 x 10 cm und 6,9 Gramm belegt, direkt am Zählrohrfenster = 750 CPM. Kann das plausibel sein ?  :unknw:

Na, das ist doch super! :yahoo:

Vielleicht noch mal etwas schütteln, um sicherzustellen, dass die kleinen Kügelchen dann keine Fehlimpulse durch Spannungsüberschläge erzeugen.

Ich denke mal, dass der Verkäufer vor Versand auch gut getestet hat. Bei einer Reklamation wird er ja in der Regel von Ebay oder Paypal gezwungen, den Kaufbetrag zurückzuerstatten. Das heißt, er verliert nicht nur die Einnahme für das Zählrohr, sondern bleibt auch noch auf den Versandkosten sitzen. Defekten Kram zu verkaufen wird da schnell zum Eigentor.

Mit meinem SBT10 bekomme ich übrigens vergleichbare Messwerte.

Viele Grüße!

Henri

JoergK

Hier auf dem Bild sieht man auch das ungefähr das gleiche Ergebnis. Wäre interessant zu wissen ob das Verschleiß, Alterserscheinung oder schon bei bei Herstellung passiert.??
Links ist ein SBT10A mit braunem Gehäuse und 03/11 Beschriftung. Mitte und rechts sind mit schwarzem Gehäuse und 12/10 Beschriftung.
Es gibt mehr Wasserstoffatome in einem einzigen Wassermolekül als Sterne im gesamten Sonnensystem.

JoergK

Ist halt ärgerlich wenn die Dinger im Shop so aussehen. >:(
Es gibt mehr Wasserstoffatome in einem einzigen Wassermolekül als Sterne im gesamten Sonnensystem.

Peter-1

Rückseite bei mir.

Demnächst Bilder von meinem Eigenbau und falls gewünscht auch von der Schaltung.
Gruß  Peter

JoergK

Es gibt mehr Wasserstoffatome in einem einzigen Wassermolekül als Sterne im gesamten Sonnensystem.

Turbo-Tom

Klar sind technische Infos (Schaltpläne, Bilder, Messungen etc.) erwünscht -- das bringt uns schließlich alle weiter.

Ich bin doch ziemlich überrascht, dass Dein "gammeliges" ;) Zählrohr exakt den gleichen Datecode hat wie mein "sauberstes"... Demnach sind die Streuungen in der Ausführung der SBT-10A's nicht auf die Charge zurückzuführen, sondern tatsächlich individuell verschieden. Somit würde ich mal behaupten, die Montage erfogte mehr oder minder komplett von Hand. Wenn das Glaslot nicht als Suspension / Paste vorliegt, sondern in Pulverform, dann passiert es schnell, dass durch Elektrostatik etc. einige Partikel davon beim Aufsetzen des Glimmerfensters, darauf geraten.

Ich habe zwar keine Spezifikation zum SBT-10A gefunden, aber andere Zählrohre russischer Herkunft und mit identischen Betriebsparametern haben als Füllgas ein Neon-Argon-Gemisch mit einem Zusatz von Brom als Löschgas. Die Edelgase sollten sich im Betrieb nicht nennenswert "verbrauchen", aber das reaktive Brom könnte nach und nach an die Elektroden gebunden werden. Könnte es sich bei den rotbraunen Ablagerungen also um kondensiertes Brom oder evtl. in einem Lösungsmittel gebundenes Brom handeln (im Gleichgewicht mit dem gasförmigen Anteil), als Vorrat für die "Lebensdauer" des Zählrohres? In diesem Fall wäre die Situation genau entgegengesetzt -- ein SBT-10A im "Gammellook" wäre technisch gesehen sogar besser als eines, das "gut aussieht"...

Hat dazu vielleicht jemand weitere Informationen? Ist das üblich, Zählrohre so mit den "Verbrauchsgasen" zu bevorraten? Ich kenne Ähnliches von Wasserstoff- oder Deuterium-Thyratrons -- hier verwendet man einen beheizten Metallhydridspeicher, um den Gasdruck über die Lebensdauer des Bauteils konstant zu halten.

LG,
Thomas

NoLi

In den 46 Jahren, in denen ich im Strahlenschutz tätig bin, sind schon viele unterschiedlichste Geiger-Müller-Zählrohre durch meine Finger gegangen, aber so was habe ich bisher noch nicht gesehen, auch nichts von einem "Bromvorrat" o.ä. gehört!

Ich denke, die Verunreinigungen sind bei der Produktion entstanden, haben aber wohl keinen Einfluß auf die Funktionsfähgkeit und sind eher ein kosmetisches Problem. Und hoffe nicht, dass nur der vorgegebene Stückzahldurchsatz stimmen musste :rtfm:

Gruß
Norbert

Peter-1

Guter Rat ist nun ... ?
Ich habe das Bild dem Verkäufer geschickt, aber mit dem Zusatz dass ich keine Lust habe Zollformalitäten auszufüllen um es wieder in die Ukraine zu schicken.
Jetzt warte ich mal ab.
Gruß  Peter

Turbo-Tom

#58
Ich könnte mir vorstellen, dass die Ablagerungen die Alpha-Empfindlichkeit des Zählrohrs beeinträchtigen, denn hier kommt es auf jedes Milligramm Flächengewicht des Fensters an. Jetzt ist das SBT-10A vom Hersteller aber als Flächenzählrohr für Beta- und Gammastrahlung gelistet, und da würde ich beim besten Willen keinen funktionellen Nachteil durch die Ablagerungen erwarten.

Und ich denke, der Hersteller hat die hergestellten Exemplare getestet, und, sofern sie innerhalb der Spezifikationen lagen, auch ausgeliefert -- unabhängig davon, ob sie ein "schönes" Fenster hatten oder eben eines mit Ablagerungen. Ein Test zur Alpha-Empfindlichkeit gehörte hier sicher nicht dazu.

Dass ich (...also, nicht ich  ;)...) als Anbieter ein Foto eines "schönen" Exemplars in meine Verkaufsanzeige stelle, ist nachvollziehbar, sollte der Fairness halber dann aber auch dazuschreiben, dass es sich um ein Beispielfoto handelt und die tatsächlich verkauften Exemplare abweichen können.

Dass es sich bei den verkauften SBT-10A um Gebrauchtware handelt, halte ich für ausgeschlossen. Die Art der Verpackung und das "Etiketka", das jedem Zählrohr beiliegt, sind authentisch für "altneue" Ware.

Von daher würde ich, nach gründlicher Funktionsprüfung, das Zählrohr behalten und nutzen, und mir keinen weiteren "Kopf" machen. Das Leben ist zu kurz, um sich über solche Nebensächlichkeiten aufzuregen...  :)

In diesem Sinne LG,
Thomas


PS: Im Anhang findet Ihr übrigens das Schaltbild der revidierten Version meines SBT-10A-Zählers mit Ortsauflösung (CPU-Teil -- die Komparatorplatine blieb unverändert).

NoLi

Ich denke auch, dass diese Zählrohre mit den Ablagerungen erstmal als "Ausschuss" nicht an Messgerätehersteller anbietbar waren und irgendwo (vermutlich beim Hersteller) eingelagert wurden, um dann als B-Ware an einen Verwerter verkauft/versteigert zu werden, der diese jetzt im Netz anbietet.
Aber solange die Zählrohre einwandfrei funktionieren, würde ich persönlich nicht den Aufwand auf mich nehmen, um sie zu reklamieren; es sei denn, man steht auch auf die Optik.
Was das Alpha-Empfindlichkeitsverhalten angeht, kann nur ein Vergleichstest mit einem "einwandfreien" Zählrohr und einer Kalibrier-Strahlenquelle Klarheit bringen (z.B. mit EINER Am-241-Testquelle im roten Normkoffer der ehemals vom Bund beschafften MINICONT).

Gruß
Norbert