Radioaktive Fossilien

Begonnen von Hannes, 05. Februar 2021, 22:48

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Hannes

Hallo,
auch Fossilien können durch erhöhten Uran- oder Thoriumgehalt radioaktiv sein. Die meisten sind aber nur sehr gering radioaktiv und es werden bei einigen Fossilienhändlern bestimmt auch Stichproben genommen. Bei einem Kumpel habe ich allerdings ein strahlendes Fossil gefunden. Es war versteinerter Dinosaurier Kot. Ich habe mit einem GQ GMC 300e Plus welcher Beta- und Gammastrahlung misst, Werte von 180-230 Clicks pro Minute bekommen.Die normalen Hintergrund werte waren dort ca. 20 Clicks pro Minute. Mit einem Metallblech dazwischen waren es nur noch wenige Clicks mehr. Es war also größtenteils nur Betastrahlung.

Hannes

Hier ein Foto von den Messwerten:

NoLi

Im Untergrundwasser gelöstes 6-wertiges Uran bindet sich sehr gut an organischem Material und ist deshalb in mehr oder weniger Konzentration (abhängig vom der Grundwasserchemie) in Fossilien, aber auch in Kohle, zu finden. Eine weitere Uranquelle sind sedimentäre, also aus organischem Material entstandene Phosphatlagerstätten (Apatit), wie z.B. die nordafrikanischen und arabischen Lagerstätten (war mal alles Meeresboden; versteinerte "orientalische" Haifischzähne mit Urangehalt gibt es z.B. aus dem Marokkanischen Abbaugebiet). Eigentlich gibt es weltweit nur zwei uranfreie geogene Phosphat-Lagerstätten, in Russland (Kola) und in Südafrika, deren Menge aber, weltweit an der Gesamtphosphatmenge betrachtet, verschwindend gering ist.

Uranreiche, also radioaktive Kohle ist auch ein strukturelles Problem von Kohlelagerstätten u.a. in Polen und Tschechien, weshalb diese Kohle bei uns nicht verfeuert/verstromt werden darf.

Gruß
Norbert

Peter-1

Hallo Norbert,

das Stichwort Apatit nehme ich gerne auf. Mein Brocken aus Brasilien zeigt die Thorium-Reihe und ist recht aktiv.

Peter
Gruß  Peter

Henri

Zitat von: NoLi am 06. Februar 2021, 16:39

Uranreiche, also radioaktive Kohle ist auch ein strukturelles Problem von Kohlelagerstätten u.a. in Polen und Tschechien, weshalb diese Kohle bei uns nicht verfeuert/verstromt werden darf.



Ja, man denkt gar nicht, wie viel Uran und Thorium aus Kohlekraftwerken freigesetzt wird!
Habe grade noch mal nachgeschaut:

http://dipbt.bundestag.de/dip21/btd/16/090/1609032.pdf

http://www.ssk.de/de/werke/1981/volltext/ssk8102.pdf

Im Mittel enthält deutsche Steinkohle 32 kBq U-238/t, 21 kBq Th-232/t und 225 kBq/t K-40.
Bei importierter Kohle schwankt der Gehalt zwischen 28 und 140 kBq/t U-238 und 20-110 KBq/t Th-232 Reihe.
Braunkohle enthält etwa 1/3.

In 2006 fielen in Deutschland  etwa 4 TBq U-238 und 3 TBq Th-232 in den Verbrennungsrückständen an. Durch einen Rückhalteanteil von 99,5% in der Rauchgasfilterung werden dennoch bei einem 600MWe Kohlekraftwerk pro Jahr 160 MBq U-238, 80 MBQ Th-228, 110 MBq Ra-288, 400 MBq Pb-210, und 800 MBq Po-210 in die Umwelt freigesetzt. Übrigens auch ca. 650 kg Quecksilber!

Da die Flüchtigkeit der Nuklide in den Zerfallsreihen bei hohen Temperaturen unterschiedlich ist, verbleibt ein Teil eher in den Rückständen (U-238, Th-232), während ein anderer Teil (Pb-210, Po-210) eher ins Verbrennungsgas übergeht.

Laut einer Studie der Oak Ridge Laboratories, die leider nicht mehr aufrufbar ist, werden zwischen 1940 und 2040 von sämtlichen Kohlekraftwerken weltweit ca. 800.000t Uran und 2.000.000t Thorium freigesetzt werden.  8)

http://www.ornl.gov/info/ornlreview/rev26-34/text/colmain.html

Viele Grüße,

Henri

NoLi

Zitat von: Peter-1 am 06. Februar 2021, 17:16
Hallo Norbert,

das Stichwort Apatit nehme ich gerne auf. Mein Brocken aus Brasilien zeigt die Thorium-Reihe und ist recht aktiv.

Peter

Gerade die Ostküste von Brasilien ist mit Thorium gesegnet...Stichwort Guarapari.

Gruß
Norbert

NoLi

Zitat von: Henri am 06. Februar 2021, 18:02
Ja, man denkt gar nicht, wie viel Uran und Thorium aus Kohlekraftwerken freigesetzt wird!
Habe grade noch mal nachgeschaut:
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Henri

Pb-210/Po-210 wird in der Flugasche um etwa den Faktor 100 angereichert.

Ein neueres, modernes Steinkohlekraftwerk mit ca. 900 MW elektrisch setzt (genehmigt!) ca. 15 kg lungengängige Flugasche/Stunde (Partikelgröße < 10 µm) frei...man kann sich jetzt ausrechnen, wieviel u.a. Pb-210/Po-210 als Alpha-Strahler da drin sind.

Gemäß dem ersten benannten Bericht der Bundesregierung sind in der Flugasche
  Rückstand Flugasche ; Spezifische Aktivität [Bq/kg]:  U-238-Reihe = 90 bis 180 ; Th-232-Reihe = 70 bis 115

Bei 15 kg/Stunde werden 1350 bis 2700 Bq Uran-FP und 1050 - 1725 Bq Thorium-FP, zusammen also etwa 2400 - 4425 Bq/Stunde Alpha- und Betastrahler durch den Kamin geblasen.
             
Jedes Atomkraftwerk mit diesem Aktivitäts-Ausstoß würde sofort stillgelegt werden!

Gruß
Norbert

wrdmstr inc.

Zitat von: NoLi am 06. Februar 2021, 16:39Im Untergrundwasser gelöstes 6-wertiges Uran bindet sich sehr gut an organischem Material und ist deshalb in mehr oder weniger Konzentration (abhängig vom der Grundwasserchemie) in Fossilien, aber auch in Kohle, zu finden. Eine weitere Uranquelle sind sedimentäre, also aus organischem Material entstandene Phosphatlagerstätten (Apatit), wie z.B. die nordafrikanischen und arabischen Lagerstätten (war mal alles Meeresboden; versteinerte "orientalische" Haifischzähne mit Urangehalt gibt es z.B. aus dem Marokkanischen Abbaugebiet).

Gruß
Norbert


das konnte ich letzte Woche auf der Mineralienmesse in St. Marie aux Mines gut feststellen- die marokanischen Händler hatten kistenweise fossile Zähne auf Sandstein wo mein Raysid schon im vorbeigehen anschlug

NoLi

Zitat von: wrdmstr inc. am 04. Juli 2022, 08:13...
das konnte ich letzte Woche auf der Mineralienmesse in St. Marie aux Mines gut feststellen- die marokanischen Händler hatten kistenweise fossile Zähne auf Sandstein wo mein Raysid schon im vorbeigehen anschlug
Hast Du auch konkrete Messdaten?

Solche Zähne findet man auch in deutschen Fossilienparks mit Sandkästen für Kinder...diese Zähne werden dem Sand zugesetzt, um den Kindern Fossilienfunde zu ermöglichen.
Also Geigerzähler gewetzt und ab in die Sandkästen... ;D

Norbert

wrdmstr inc.

messwerte hab ich keine, bin piepsend die reihen abgeschritten und hab meinem kollegen rübergerufen das es radioaktiv sei  :D da stand dem marokaner die panik im gesicht und er konnte auf einmal kein englisch nix versteh  ;D

Spalter

Hallo,

die marokkanischen Haizähne habe ich diesmal in St. Marie nicht gemessen, es gab aber so einige "gut messbare" Mineralien auf und unter den Tischen, die sich dann als rote bis tiefrote Punkte in meiner RAYSID-Karte abzeichneten.

Ich habe vor vielen Jahren in der niederbayerischen Molasse bei Neustift, Ortenburg Hai- und Rochenfossilien gesammelt, die sich, obwohl aus den selben Schichten unterschiedlich zeigen. Die poröseren Rochenkauplatten sind deutlich besser messbar.
Ein PET-Flaschenrohling (15cm x 2,6cm) mit Haizähnen bringt mit dem RAYSID eine Erhöhung um nur 0,01 ɥSv/h (+1,4 CPS) und die Rochenkauplatten dagegen 0,05 ɥSv/h (+10,0 CPS). Auch die Kohlekompretten die sich seit ca. 10 Jahren in den Röhren befinden zeigen, gemessen mit lose auf dem Gitter vom SE Inspector liegend, einen deutlichen Unterschied:
Kohlekomprette Haizähle ca. 83 IPM netto
Kohlekomprette Rochenkauplatten ca. 430 IPM netto   
(43 Untergrund bei nur einer Minute Messzeit)

PS. die Händler in St. Marie nehmen es mit dem Strahlenschutz sehr ernst. Die Preise auf den schönen Uranmineralien wirkten auf mich sehr abschirmend. ;D

Viele Grüße, Spalter

miles_teg

Hier hatte ich versteinertes Holz im Botanischen Garten von Wroclaw gefunden. Nicht wirklich heiß aber über dem Hintergrund.

NoLi

#12
Zitat von: miles_teg am 05. Juli 2022, 09:50Hier hatte ich versteinertes Holz im Botanischen Garten von Wroclaw gefunden. Nicht wirklich heiß aber über dem Hintergrund.
Immerhin rund 1 Bq/g oder 0,08 mg/g U-238 .

Norbert