verrückter Geigerzähler im Jonastal

Begonnen von miles_teg, 11. Oktober 2021, 23:14

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SAL-87

Falls jemand einen Ausflug ins Jonastal plant, ein kleiner Tipp von meiner Seite.

Im Frühling oder Sommer ist es dort landschaftlich am schönsten.

Und wenn man schon mal in der Gegend ist  ;)
Fast direkt um die Ecke in Frauenwald gibt es einen noch komplett eingerichteten Bunker aus DDR Zeiten zu besichtigen. Er wurde unter dem Deckmantel es würde sich um einen Wasserspeicher handeln gebaut und sollte der Bezirkseinsatzleitung Suhl im Kriegsfall als Ausweichstelle dienen.
Falls man sich dafür interessiert ist der Bunker inklusive sehr informativer Führung ein absoluter Tipp.  ;)


Viele Grüße
Marcel


miles_teg

Also können wir festhalten, wenig überraschend, das der FS2011 kein wirklich zuverlässiges Gerät ist um eine Dosisleistung zu messen.
Aber: das erklärt m.E. die Situation im ersten Video nicht wirklich gut.
Nehmen wir an das das Gerät nicht offensichtlich defekt ist (nach meinem laienhaften Verständnis wäre Kondensfeuchtigkeit, welche die Hochspannung zusammenbrechen lässt und damit völlig unsinnige Werte verursacht, wohl eine mögliche Theorie). Das Gerät hat vorher ja halbwegs plausible Werte angezeigt.
Selbst wenn wir dann annehmen, dass die angezeigten Messwerte zwischen 50 und 75% schwanken und sich bei gleichbleibender, aber erhöhter Dosisleistung nicht stabilisiert, so müsste m.E. doch eine deutlich erhöhte Dosisleistung vorhanden gewesen sein.
Was wiederum die Frage aufwirft: wieso, weshalb, warum? :-D

DG0MG

Ich gehe von folgendem aus:
Der Alarm ist nicht gefaket.
Der Alarm kommt nicht von Radioaktivität.

Schau Dir die Stelle nochmal an, wo der GZ anfängt zu piepen. Man hat ja durchaus den Eindruck, dass sich das Piepen in Abhängigkeit der "Dosisleistung" ändert.
Es fängt an mit piepen, er bleibt stehen und schaut aufs Display. Das Display zeigt steigende/springende Werte, obwohl er sich kaum bewegt. Die "kontaminierte" Stelle scheint aber gleichzeitig eine Ausdehnung von mehreren Metern zu haben, wäre also keine Punktquelle, bei der man das Abstandsquadratgesetz deutlichst bemerken würde.

@NoLi:
Fragen an Dich als Besitzer so eines FS2011:

  • Ist das, was man im Video hört, ein Dosisleistungsalarm oder der "Ticker"?
  • Ändert sich der Klang des Alarms tatsächlich mit der Dosisleistung?
  • Wie hoch ist die Dosisleistungsalarmschwelle von Werkseinstellungen aus und ist dieser Dosisleistungsalarm standardmäßig überhaupt aktiv?
  • Ist der Ticker aktiv und und ist er abschaltbar?
  • Fängt die DL-Anzeige beim Einschalten wirklich längere Zeit (einige Sekunden?) mit 0,00 µSv/h an? (siehe CuaCs Vermutung in Antwort #7)
  • Wenn man schnell ein Pechblendestück danebenlegt, das z.B. eine Anzeige von fetten 250 µSv/h bewirkt: Wächst dann die Anzeige tatsächlich nur in kleinen Schritten (20 .. 25 .. 30 .. 35 ..  µSv/h) innerhalb vieler Sekunden, bis irgendwann das Endergebnis erreicht ist?

Für den hypothetischen Fall einer tatsächlichen Kontamination (und der HWZ des Isotops) beachten, dass zwischen den Videos nicht nur 6 Wochen oder so liegen, sondern mehr. Unter dem ersten Video mokieren einige Kommentatoren, dass sie den Film doch schon einmal gesehen hätten - er wurde also erneut hochgeladen.
"Bling!": Irgendjemand Egales hat irgendetwas Egales getan! Schnell hingucken!

Henri

Zitat von: DG0MG am 12. Oktober 2021, 08:13
Der Herr Struckmann wandert also im ersten Video eine Schneise im Jonastal entlang und während er so über einen im Boden vergrabenen Reaktor erzählt, fängt plötzlich sein Geigerzähler an, piepend zu nerven, siehe 1. Video 1:35:40 min .

So, jetzt habe ich auch mal den Ausschnitt geschaut. Hatte den Direktlink auf die Stelle überlesen.

Innerhalb von 2 Schritten von 0,00 auf beängstigende Werte. Das kann keine Quelle sein, das Gerät ist zweifelsohne defekt. Das Piepen ist das Einzelimpuls-Signal, es ist unregelmäßig und wird ja immer schneller und geht dann langsam in einen Dauerton über, während es am Boden liegt. Und das, obwohl das Gerät nicht mehr bewegt wird. So was wäre nur möglich, wenn sich die Quelle bewegen würde. Man sollte es aufschrauben, um die Ursache einzugrenzen. Er hatte die ganze Zeit den Pieper an und hat über Minuten nicht einen Impuls registriert!

Aus solchen Gründen ist es auch ratsam, immer ein zweites Gerät dabeizuhaben, idealerweise von einem anderen Hersteller.


CuaC

Zitat von: DG0MG am 14. Oktober 2021, 09:49
Ich gehe von folgendem aus:
Der Alarm ist nicht gefaket.
Der Alarm kommt nicht von Radioaktivität.

Schau Dir die Stelle nochmal an, wo der GZ anfängt zu piepen. Man hat ja durchaus den Eindruck, dass sich das Piepen in Abhängigkeit der "Dosisleistung" ändert.
Es fängt an mit piepen, er bleibt stehen und schaut aufs Display. Das Display zeigt steigende/springende Werte, obwohl er sich kaum bewegt. Die "kontaminierte" Stelle scheint aber gleichzeitig eine Ausdehnung von mehreren Metern zu haben, wäre also keine Punktquelle, bei der man das Abstandsquadratgesetz deutlichst bemerken würde.

@NoLi:
Fragen an Dich als Besitzer so eines FS2011:

  • Ist das, was man im Video hört, ein Dosisleistungsalarm oder der "Ticker"?
  • Ändert sich der Klang des Alarms tatsächlich mit der Dosisleistung?
  • Wie hoch ist die Dosisleistungsalarmschwelle von Werkseinstellungen aus und ist dieser Dosisleistungsalarm standardmäßig überhaupt aktiv?
  • Ist der Ticker aktiv und und ist er abschaltbar?
  • Fängt die DL-Anzeige beim Einschalten wirklich längere Zeit (einige Sekunden?) mit 0,00 µSv/h an? (siehe CuaCs Vermutung in Antwort #7)
  • Wenn man schnell ein Pechblendestück danebenlegt, das z.B. eine Anzeige von fetten 250 µSv/h bewirkt: Wächst dann die Anzeige tatsächlich nur in kleinen Schritten (20 .. 25 .. 30 .. 35 ..  µSv/h) innerhalb vieler Sekunden, bis irgendwann das Endergebnis erreicht ist?

Für den hypothetischen Fall einer tatsächlichen Kontamination (und der HWZ des Isotops) beachten, dass zwischen den Videos nicht nur 6 Wochen oder so liegen, sondern mehr. Unter dem ersten Video mokieren einige Kommentatoren, dass sie den Film doch schon einmal gesehen hätten - er wurde also erneut hochgeladen.

Schauen Sie sich dieses Video (ein Rückblick) bei der 1:41-Marke an. Der Kerl schaltet es ein, und es bleibt für ein paar Sekunden auf 0. Ich glaube, so funktioniert es einfach.



Nach den Bildern in einem früheren Beitrag zu urteilen, verwenden sie die gleiche Röhre wie der GMC320. Sie ist nicht besonders gut und hat eine gewisse Lichtempfindlichkeit, aber sie ist nicht so schlecht. Sie hat eine ähnliche Leistung wie die SBM-20.



DG0MG

Zitat von: CuaC am 14. Oktober 2021, 14:04
Schauen Sie sich dieses Video (ein Rückblick) bei der 1:41-Marke an. Der Kerl schaltet es ein, und es bleibt für ein paar Sekunden auf 0. Ich glaube, so funktioniert es einfach.

Ja, so funktioniert es. Er schaltet bei 1:44 ein, bei 1:49 wechselt die Anzeige auf 0,01 und gleich darauf auf 0,03 µSv/h. Ich denke, die Anzeige wird sekündlich aktualisert. Wenn sie länger auf 0,00 bleibt, kam halt länger kein Impuls.
"Bling!": Irgendjemand Egales hat irgendetwas Egales getan! Schnell hingucken!

NoLi

Zitat von: DG0MG am 14. Oktober 2021, 09:49
@NoLi:
Fragen an Dich als Besitzer so eines FS2011:

  • Ist das, was man im Video hört, ein Dosisleistungsalarm oder der "Ticker"?
Ja, beides. Der gleichbleibend intermittierende Dosisleistungsalarm wird mit dem unregelmäßigen Ticker vermischt.

Zitat von: DG0MG am 14. Oktober 2021, 09:49

  • Ändert sich der Klang des Alarms tatsächlich mit der Dosisleistung?
Die Tonfrequenz ändert sich nicht, nur die Impulsfrequenz durch die Tickerüberlagerung.

Zitat von: DG0MG am 14. Oktober 2021, 09:49

  • Wie hoch ist die Dosisleistungsalarmschwelle von Werkseinstellungen aus und ist dieser Dosisleistungsalarm standardmäßig überhaupt aktiv?
Werksmäßig 0,5 µSv/h. Die einstellbaren Schwellen betragen 0,5  ;  1,0  ;  1,5  ;  2,0  ;  2,5  ;  5,0  ;  10  ;  50  ;  100 µSv/h. Die letzte eingestellte Schwelle bleibt auch nach dem Ausschalten gespeichert.

Zitat von: DG0MG am 14. Oktober 2021, 09:49

  • Ist der Ticker aktiv und und ist er abschaltbar?
Der Ticker ist immer aktiv und nicht abschaltbar.

Zitat von: DG0MG am 14. Oktober 2021, 09:49

  • Fängt die DL-Anzeige beim Einschalten wirklich längere Zeit (einige Sekunden?) mit 0,00 µSv/h an? (siehe CuaCs Vermutung in Antwort #7)
Sie fängt bei jedem Neustart bei "Null" an und baut sich impulsratenabhängig mehr oder weniger schnell in Sekundenschritten auf.

Zitat von: DG0MG am 14. Oktober 2021, 09:49

  • Wenn man schnell ein Pechblendestück danebenlegt, das z.B. eine Anzeige von fetten 250 µSv/h bewirkt: Wächst dann die Anzeige tatsächlich nur in kleinen Schritten (20 .. 25 .. 30 .. 35 ..  µSv/h) innerhalb vieler Sekunden, bis irgendwann das Endergebnis erreicht ist?
Bei einem Soll-Wert von 50 µSv/h (Automess-6150AD/6) baute sich der Anzeigewert des FS2011 in kleinen Schritten nach ca. 100 Sekunden zur eingependelten Maximalanzeige von ~ 17 µSv/h (!!) auf. Wohlgemerkt, bei ziemlich gleicher Messgeometrie!

Gruß
Norbert

DG0MG

Okay, danke - dann ist es quasi nicht möglich, nur anhand der Anzeige einen Hotspot zu suchen. Oder zu sagen: "hier ist mehr" und "hier ist weniger", wenn der Ortswechsel recht schnell erfolgt, wie im Video gezeigt.
"Bling!": Irgendjemand Egales hat irgendetwas Egales getan! Schnell hingucken!

NoLi

Den Effekt ohne Strahlung plötzlich unvermutet ansteigender Dosisleistungsanzeigen nach einer nicht vorhersehbaren Zeitphase bei Background-Messungen (kann wenige Minuten bis fast eine Stunde dauern) hatte ich auch schon bei den alten analogen DL-Messer Total/Automess-6150, häufig "Backstein" genannt, beobachtet. Ursachen waren jedesmal verbrauchte, also defekte Zählrohre, die auf Grund der Zählgasalterungen/Zählgasveränderungen (durch Mikro-Lecks) irgendwann nach dem Einschalten vom Plateaubereich in den Gasentladungsbereich gerieten.

Das FS2011 enthält als Detektor das chinesische Glas-Zählrohr M4011.

Gruß
Norbert

miles_teg

Zitat von: NoLi am 14. Oktober 2021, 21:10
Den Effekt ohne Strahlung plötzlich unvermutet ansteigender Dosisleistungsanzeigen nach einer nicht vorhersehbaren Zeitphase bei Background-Messungen (kann wenige Minuten bis fast eine Stunde dauern) hatte ich auch schon bei den alten analogen DL-Messer Total/Automess-6150, häufig "Backstein" genannt, beobachtet. Ursachen waren jedesmal verbrauchte, also defekte Zählrohre, die auf Grund der Zählgasalterungen/Zählgasveränderungen (durch Mikro-Lecks) irgendwann nach dem Einschalten vom Plateaubereich in den Gasentladungsbereich gerieten.

Ahh, danke für die Info, das wäre dann natürlich eine Erklärung.

Henri

Zitat von: NoLi am 14. Oktober 2021, 19:00

Bei einem Soll-Wert von 50 µSv/h (Automess-6150AD/6) baute sich der Anzeigewert des FS2011 in kleinen Schritten nach ca. 100 Sekunden zur eingependelten Maximalanzeige von ~ 17 µSv/h (!!) auf. Wohlgemerkt, bei ziemlich gleicher Messgeometrie!


Dann misst es wohl mit einem gleitenden Mittelwert über etliche n 1-sekunden lange Zählintervalle, deren Anzahl nicht zählratenabhängig angepasst wird und der nicht mit dem ersten Messwert initialisiert wird, sondern mit Null. Hat also der Praktikant die Firmware geschrieben.  Dann kann es natürlich doch sein, dass er das Gerät auf den Boden legt und nicht mehr bewegt, und der Wert steigt langsam immer weiter an. Aber es kann nicht sein, dass das Einzelimpuls-Piepen immer weiter ansteigt. Dafür bleibt nur Elektronik-Defekt oder Schummelei.

Irgendwo im zweiten Video zeigt er eine farblich markierte Karte, bei der die DL aus verschiedenen Richtungen heraus zu einem bestimmten Punkt hin ansteigt. Im ersten Video hatte er doch gar nicht gezeigt, dass er das messtechnisch so erfasst hat, oder? Womit soll er es auch erfasst haben? Ich habe nur kurz durchgespult, ich ertrage nicht, sowas längere Zeit zu sehen...   8)

DG0MG

Zitat von: DG0MG am 12. Oktober 2021, 12:25
Und da im Video eine BLAUE Säule zu sehen ist, mutmaße ich, dass dort eine wichtige Fernwasserleitung entlang geht.

Das ist scheinbar tatsächlich so, auf einer älteren topographischen Karte 1:50.000 ist eine Wasserleitung eingezeichnet, die wirklich auch direkt über die betreffende "Struckmann-Kreuzung" (ich nenn die jetzt mal so) läuft.
Möglicherweise handelt es sich um eine Fernwasserleitung von der Ohra-Talsperre nach Norden Richtung Erfurt, siehe hier: https://diercke.westermann.de/content/th%C3%BCringen-wasser-%C2%A0und%C2%A0energiewirtschaft-978-3-14-100385-7-25-3-1

Ob das natürlich irgendetwas mit dem "Effekt" an einem sonst ansich funktionierenden GZ zu tun hat, ist fraglich, es widerlegt aber immerhin den Video-Blick nach oben und in die Bäume, dass da nichts wäre, was irgendwie beeinflussen könnte. Andererseits ist eine dicke Wasserleitung ein elektrischer Leiter (auch, wenn das Rohr aus Plastik ist). Durch einen Leiter fließt Strom und Strom bewirkt ein Magnetfeld um den Leiter. Wenn es den GZ beeinflussen soll, muss es ein Wechselfeld sein. Nehmen wir an, Netzwechselstrom mit 50 oder 100 Hz.

Frage: Wenn ein FUNKTIONIERENDER FS2011 eine Impulsrate von 50 ips oder 100 ips (resp. 3000/6000 ipm) liefert, was zeigt er da für eine Dosisleistung an? Oder einfacher: Wie ist der Kalibrierfaktor des M4011 ? Gefühlt braucht man für mehrere 100 µSv/h aber schon einige kHz an Impulsen.
Könnte denn ein Magnetfeld das Zählrohr so beeinflussen, dass es mit solchen hohen Impulsraten zündet?
"Bling!": Irgendjemand Egales hat irgendetwas Egales getan! Schnell hingucken!