"Achtung Kontrolle" (auf Kabel1 oder so) ist nicht ganz so Scripted Reality, sondern es werden echte Einsatzkräfte (Polizei, Ordnungsamt, Zoll usw.) im wahren Leben mit der Kamera begleitet.

Hier eine Folge, die die Kontrolle eines mit radioaktiven Stoffen beladenen Gefahrguttransportes verspricht:
(ab 4:42 min)


Der überprüfende Polizist ist fachlich nicht gänzlich unbeleckt, hat einen GRAETZ X5DE mit externer Endfenstersonde als Messgerät (schon das ist ein Unterschied zu den gestellten Geschichten oben), erzählt von einem Beta-Strahler und Bremsstrahlung und von möglicherweise im Transportcontainer in Richtung Fahrerhaus zusätzlich verbauten Plexiglasscheiben, um die Strahlung abzuschirmen. Alles noch prima. Ob jetzt in dem Container wirklich 1 kg Uran war, sei mal dahingestellt - zumal gleichzeitig von Medizin die Rede ist.

Aber trotzdem:
O-Ton: "Die Strahlung wird in Sievert gemessen." Die Kamera zeigt gleichzeitig das Display des X5DE mit der Anzeige in Imp/s. 

Und dann schwimmen alle bisher gesammelten Pluspunkte auf einen Schlag komplett dahin:
Sachkundiger Polizist zum Kollege: "Der Grenzwert für die Ortsdosis liegt bei .. 25 Millisievert .. pro Stunde."
Der Kollege nickt: "Hmm."
"Die erreichen wir hier überhaupt nicht."  Na zum Glück!
O-Ton: "Trotzdem ist die Dosis mit 0,06 Mikro-Sievert doppelt so hoch, wie bei der natürlichen Strahlung." 

Dieser Transport hat mit "Medizin drin" überhaupt nichts gemein, auch nicht eventuell mit einer 1 kg schweren Uranabschirmung für z.B. Mo-99/Tc-99m-Generatoren (diese bestehen aus abgereichertem, nicht spaltbarem Uran-238).

Die UN-Nr. 3331 weist aber auf einen Sondertransport mit spaltbarem Material hin (dies würde zu den angegebenen 1 kg Uran passen); es müsste sich dann aber um mit Uran-235 angereichertem Uran oder einer Uran/Plutonium-239 Mischung handeln, also um Kernbrennstoff.

https://sync.einsatzleiterwiki.de/doku.php?id=cbrn:ericards:klasse_7:33312118

Diese Szene zeigt, dass bei den Gefahrgutkontrolltrupps der Polizei zwar Grundkenntnisse vorhanden sind, es bei der Umsetzung aber offensichtlich zum Teil an Erfahrung im Umgang mit der Gefahrgutklasse 7, insbesondere bei der Messtechnik und Maßeinheiten und deren Bewertung, mangelt. Hier wären regelmäßige Wiederholungstrainings, insbesondere mit Praxisübungen, angebracht.

Gruß
Norbert

Hier mal ein positives Beispiel der Polizei:

https://www.kabeleins.de/tv/achtung-kontrolle/videos/radioaktive-lkw-fracht-clip

Hier liegen die fachlichen Mängel allerdings beim Kommentator, der Stimme aus dem "OFF"!

Gruß
Norbert

Ah, siehste, da hast Du besser aufgepasst als ich. Eigentlich hatte ich auch auf die orange Tafel geachtet, ob man die mal erkennt, aber den kurzen Moment am Ende hab ich übersehen.

Sofort stellte sich die nächste Frage: Was bedeutet denn eigentlich die obere Zahl (70) ?

Gefunden: https://de.wikipedia.org/wiki/Nummer_zur_Kennzeichnung_der_Gefahr#Radioaktive_Stoffe

7 = Radioaktivität.
70 =  radioaktiver Stoff

Gelernt: oben Gefahr-Nummer, unten Stoffnummer.

Die zweite Ziffer der Gefahrenklasse gibt eine Zusatzgefahr/Nebengefahr an.

71: radioaktiv und explosiv (falls man mal ne Atombombe spazieren fährt... )
73: radioaktiv und brennbar.
76: radioaktiv und giftig.
78: radioaktiv und ätzend.
70: radioaktiv und nichts weiter relevant Gefährdendes.

Eine Verdoppelung der Gefahrenklassenkennzahl weist auf ein erhöhtes Risiko hin; 30=brennbar (z.B. Diesel), 33= erhöht brennbar (z.B. Benzin).


Gruß
Norbert

Sorry, steht ja auch so im Wikipedia-Link (habe ich gerade erst gesehen...).

In diesem Video ist die orange Tafel sehr schön erklärt:


Gelernt habe ich:

• Die obere Zahl heisst "Kemler-Zahl"
• Ein "X" vor der Kemler-Zahl bedeutet: Nicht mit Wasser löschen!
• Die Tafel muss 15 Minuten feuerfest angebracht sein (kein Kabelbinder o.ä.)

Notiz an mich selbst: Mal demnächst stärker aufpassen .. 

Für Android Smartphone gibt es zum Thema z.B. die kostenlose App "Gefahrenstoffe". Da kann man als Beifahrer unterwegs immer mal nachlesen.

Zitat von: DG0JN am 06. Februar 2023, 21:47Für Android Smartphone gibt es zum Thema z.B. die kostenlose App "Gefahrenstoffe". Da kann man als Beifahrer unterwegs immer mal nachlesen.

So was gibt's auch "von offiziell":

https://www.umweltbundesamt.de/themen/gsaapp-gibt-infos-fuer-einsatzkraefte-bei-unfaellen

Aus Steuergeldern erstellt und gepflegt, kostenlos herunterladbar in den AppStores, jedoch muss man sich registrieren, und das geht nur, wenn man im öffentlichen Dienst einen Posten im entsprechenden Bereich hat.

Ich frage mich immer, was so was soll?    Statt dessen muss man sich nun eine "freie Alternative" suchen, von der man nicht weiß, wie gut sie gepflegt wird, ob die Datenbank fehlerfrei ist, und was für ein Geschäftsmodell dahinter steckt...

Hier auch interessante Kurzvideos wie PKW aussehen mit 10x10cm 7D Schild 

https://www.aktiv-trans.de/transport/

Sie dürfen in diesem Board keine Dateianhänge sehen.

Hmmmm.... 


(den Teil von 1:00 bis 4:44 darf man getrost überspringen)

Zitat von: Henri am 24. August 2023, 00:36Hmmmm.... 

Highlights:

"Hier ist jetzt...äh...Medizin drin. Uran. Ein Kilo."

"Die Strahlung wird in der Einheit Sievert gemessen"   *Kamera zeigt Anzeige für Impulse pro Sekunde*

"Der Grenzwert für die Ortsdosis liegt bei... 25 Millisievert pro Stunde. Die erreichen wir hier aber überhaupt nicht."

"Trotzdem ist die Dosis mit 0,06 Mikrosievert fast doppelt so hoch wie bei der natürlichen Strahlung"

Danke für dieses witzige Video 

Zitat von: Lennart am 24. August 2023, 14:16Highlights:

"Hier ist jetzt...äh...Medizin drin. Uran. Ein Kilo."

Nun, für einige von uns ist das ja durchaus zutreffend. 

Zitat von: miles_teg am 24. August 2023, 14:50Nun, für einige von uns ist das ja durchaus zutreffend. 

So kann man das natürlich auch betrachten 

Wenn man mal kontrolliert werden sollte, dann hoffentlich von den beiden "Ordnungshütern" aus dem Video. Bis 25 mSv/h hat man etwas Spielraum.

Oh das hatten wir alles schon... @Henri hat uns in eine Falle gelockt     

Sogar die erste Beurteilung des Videos ist fast identisch