PSA für den Ernstfall

Begonnen von freakyguy, 14. März 2022, 13:26

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freakyguy

Hallo Leute!

Aufgrund der aktuellen Situation habe ich mich nun doch entschlossen, meine Prepper-Ausrüstung um den CBRN Bereich zu erweitern.
Insbesondere geht es mir um den Schutz vor radioaktiven Gefahrenquellen.
Diese möchte ich hier für Interessierte kurz vorstellen.

Atemschutz
Als Atemschutzvollmaske kommt bei mir die Dräger FPS 7000 mit dem Rd40 Rundgewinde zum Einsatz.
Diese punktet durch eine dreifache Dichtung und dem Panorama-Sichtfeld.
(https://www.draeger.com/de_de/Products/FPS-7000)

Mit der Maske verwende ich die Reaktorfilter von Dräger (1140 A2P3 R D, Reaktor/Nuklear P3) um auch radioaktives Jod abzuhalten.
Davon habe ich persönlich 4 Stück auf Lager.
(https://kleinschmidtgmbh.com/filter-1140-a2p3-r-d-reaktor/nuklear-p3)

Schutzanzug
Mein Overgarment stammt von der Firma Blücher.
Es handelt sich um das System Saratoga.
Dieser Schutzanzug mit Aktivkohle-Filterschicht ist auf dem freien Markt nicht erhältlich.
Ich habe ihn über einen Bekannten bei der Feuerwehr bestellen können.
(https://bluecher.com/)

Das Overgarment wird ergänzt durch den wasserdichten Chemikalienschutzanzug Tychem 6000 F von DuPont.
Dieser schützt auch insbesondere vor radioaktiven Partikeln.
Meine Überziehstiefel, Tychem F, sind auch von der Firma DuPont.
(https://www.dupont.de/products/tychem-6000-f-tf0611tgyug.html)

Meine Gummistiefel und Schutzhandschuhe der Reihe Fuel Star aus PVC stammen von Engelbert Strauss.

Abgedichtet wird alles mit Panzerband.
Mein Radiation Alert Ranger von S.E. International ist mein Aufklärer.

——

Ich hoffe euch hat meine kleine Vorstellung gefallen!
Habt ihr noch Vorschläge für besseren Schutz?

Lg

Jule

Hallo,
ich glaube es gibt für nukleare Angriffe keinen dauerhaften Schutz. Im schlechtesten Fall verbrennst du durch die heiße Druckwelle. Damit sich deine Investition irgendwann mal auszahlt, muss du ja unweigerlich hoffen, dass sowas eintritt. Und wenn du es doch überlebst, wie lange willst du in dem Zeug rumlaufen und von was willst du dich ernähren? https://www.sueddeutsche.de/politik/krieg-in-der-ukraine-zivilschutz-in-deutschland-luftschutzbunker-sirenen-lebensmittellager-1.5541932

Gruß

NuclearPhoenix

Über welche Art von Gefahrenquelle sprechen wir hier denn? Nukleare Angriffe? Reaktorunfälle? Oder ein Allround-Equipment? ;D



NoLi

Zitat von: NuclearPhoenix am 14. März 2022, 15:31
...
Über 400 EUR für den Spaß? :o
Na ja: haben und nicht brauchen ist besser als brauchen und nicht haben.
Und wenn`s halt beruhigt...

Norbert

DG6NFG

Zitat von: Jule am 14. März 2022, 13:53
Im schlechtesten Fall verbrennst du durch die heiße Druckwelle.

Mal ganz ehrlich: In einem solchen Ernstfall bin ich nicht sicher ob das WIRKLICH der schlechteste Fall wäre .....

DG0MG

Von Atomkrieg hat der TO nichts geschrieben, also bei den Fakten bleiben:

Zitat von: freakyguy am 14. März 2022, 13:26
Insbesondere geht es mir um den Schutz vor radioaktiven Gefahrenquellen.
"Bling!": Irgendjemand Egales hat irgendetwas Egales getan! Schnell hingucken!

NoLi

Für das hiesige Thema eignet sich besonders dieses Hand-Gerät:  A-Spürgerät RA73

https://www.e-periodica.ch/cntmng?pid=pin-001:1984:57::484

http://www.civildefensemuseum.com/southrad/swiss-model73.html

Die gab es bis vor nicht allzu langer Zeit für ein "Appel und ein Ei".

Norbert

Henri

Hmmm also blöde frage, aber... hast Du mit Deiner Schutzausrüstung mal geübt? Vor allem mal im Sommer?

Meine Erfahrungen mit ähnlichem Equipment ist, dass man nach ziemlich kurzer Zeit schlapp macht. Gerade wenn man sich noch irgendwie körperlich betätigen muss. Man klebt im eigenen Saft, kann aber auch nichts essen oder trinken (dafür muss man ja alles wieder abtüdeln und kontaminiert sich). Lange hält man das nicht durch. Und in der kurzen Zeit, in der man das ertragen kann, kommt man bei einem "überregionalen" nuklearen Ereignis auch nirgendwo hin.

Mein persönlicher Plan ist (falls ich die Wohnung verlassen müsste) gewöhnliche vorhandene Regenkleidung + FFP3-Maske. Die Regenkleidung würde ich danach nicht mehr mit ins Haus nehmen. Und natürlich alles, was man behalten möchte, in Plastiktüten stopfen.


Aber wenn der Grund für die Anschaffung die "aktuellen Ereignisse sind": es lohnt sich, in die Zeit des Kalten Krieges zurückzudenken. Die Kontrahenten sind ja immer noch die gleichen, deren Schlachtfeld auch, das wird Europa sein. Die NATO-Osterweiterung hat das ja noch mal betoniert. Realistischerweise lohnt es sich meiner Meinung nach nicht, sich in irgend einer Weise auf diesen Ernstfall vorzubereiten. Höchstens vielleicht mit einer Tafel der Lieblingsschokolade, ständig griffbereit.

Viele Grüße!

Henri

freakyguy

Vielen Dank schonmal für die vielen Antworten!

Tatsächlich geht es mir überwiegen um die Überbrückung der ersten 6 Tage nach einem möglichen Reaktorunfall der aufgrund des Konflikts ja nicht gerade unwahrscheinlicher geworden ist...

Für den Fall dass sich die Fronten verhärten habe ich ein Neuseeländisches Visum und ein jederzeit umbuchbares Flugticket griffbereit.

Das hatte ich aber auch schon 2017 als die Sache mit der Krim war, eben eine reine Vorsichtsmaßnahme.

Dass diese Schutzkleidung bei einem Atomaren Krieg nicht viel nutzen würde ist mir so klar wie hoffentlich jedem anderen auch.
Dann gilt nur noch so schnell und so weit weg wie möglich - bevor die Bombe fällt.

Jule

Es sagt doch keiner vorher bescheid, dass er eine Bombe abwirft. Und dann musst du erstmal bis zum Flughafen kommen, bei den vielen Menschenmassen und dem Stau auf der Straße.
Mir ist das alles zu theoretisch, wie die Prepper die mit ner Holzlanze (öhm Saufeder) aufm Ast sitzen um einen Keiler erstechen zu wollen. Die Praxis sieht oft schlimmer aus.
Ich will aber auch nicht zu denen gehören, die hilflos wie Falschgeld in der Stadt rumrennen, wenn was passiert ist. Ich hab schon meine Ecke gefunden, wo ich geschützt wäre.
Da komme ich auch hin, wenn eine Massenpanik schon im Gange ist und der gesamte Verkehr lahm gelegt ist.

CuaC

Wenn das Schlimmste eintreten sollte (totaler Atomkrieg), haben Sie nur folgende Möglichkeiten zu überleben:

-Gehen Sie in den Keller oder in die Garage, in einen möglichst geschlossenen Raum, ohne Fenster.
-Packen Sie so viel Wasser ein, wie Sie können.
-Packen Sie Essensrationen ein

Gehen Sie dorthin, sobald Sie wissen, dass die Raketen auf Sie zukommen. Wenn Sie das Glück haben, die Explosion zu überleben, müssen Sie jetzt ein paar Tage warten, bis sich der Fallout etwas gelegt hat. Die Strahlungswerte werden in den nächsten Tagen stark abnehmen.

Sobald die Strahlung "akzeptabel" ist, machen Sie sich auf den Weg nach Süden. Es ist unklar, ob es wirklich einen nuklearen Winter geben wird, aber wenn es dazu kommen sollte, ist es am besten, so nah wie möglich am Äquator zu bleiben. Die Ziele der Explosionen wären die EU, die USA und Russland, so dass Sie, wenn Sie nach Süden gehen, auch an den weniger schädlichen Ort gelangen.

Abgesehen davon sind Ihre Überlebenschancen immer noch gering.

Haka Lupi

Hallo zusammen,

für einen Atomkrieg kann man sich nicht rüsten. Meine Meinung. :unknw:

ABER:
Ich lebe in der Nähe einer Atomanlage und dort gab es schon Störfälle. Wie kann ich denn (ganz praktisch für Nichtexperten erklärt) messen, ob in der Umwelt gefährliche Strahlung vorhanden ist? Und womit am Besten? Momentan habe ich einen RD1008 und z.B. strahlende Steine im Gartengefunden, dass ist aber sicher normal.
Ab wann wäre denn Essen noch essbar? Wie sollte ich messen? Könnte ich überhaupt etwas feststellen mit meinen begrenzten Mitteln? Denn je mehr ich hier lese, desto mehr Unstimmigkeiten und Schwierigkeiten kommen wohl in die Messergebnisse?

Beste Grüße und Danke für das coole Forum! :yahoo:
Haka 

Henri

Hallo Haka,

wie Du schon geschrieben  hast, ist der Nachweis "gefährlicher Strahlung" nicht so einfach. Das Problem ist ja nicht, dass Strahlung von außen auf Deinen Körper einwirkt, sondern dass Du im Störfall die Radionuklide inkorporierst. Es gibt radioaktive Edelgase, die dann zwar erst mal im Körper zerfallen, aber sehr schnell wieder ausgeschieden werden. Es gibt das Iod, das sich in der Schilddrüse anreichert und dort zerfällt. Davon reichen Spuren, die man nur über Ansaugung großer Luftmengen und Abscheidung an einem speziellen Filter so weit aufkonzentrieren kann, das man sie nachweisen kann. Dann ist da das Cs-137, das sich zwar in den Muskeln anreichert, aber recht schnell vom Körper wieder ausgeschieden wird. Und das Sr-90, das in die Knochen eingebaut wird und diese zeitlebens nicht mehr verlässt, dafür dann aber sehr dicht am empfindlichen Knochenmark strahlt. Und noch manches mehr.

Und dann ist da natürlich die Frage: wie viel ist "gefährlich"? Die Strahlenschäden treten ja nicht klar vorhersagbar, sondern nur mit einer statistischen Wahrscheinlichkeit auf.

Als Orientierung gibt es die Grenzwerte der Strahlenschutzverordnung und die 1 mSv/a Regel. Dies wird in vielen Bereichen labortechnisch überwacht. Wenn Du den dortigen apparativen Aufwand betrachtest, ist das also genau das, was Du auch selber machen müßtest, um persönlich die Einhaltung der Grenzwerte zu überwachen.
Über die Höhe der Grenzwerte kann man außerdem noch streiten...

Auf der anderen Seite gibt es aber die natürlichen Radon-Folgeprodukte. Wenn Du Dir jetzt einen einfachen Filtersammler baust, müsstest Du meßtechnisch sicherstellen, die Radonprodukte nicht mit zu berücksichtigen. Also ist da schon Spektroskopie vonnöten. Wenn man diese quantitativ betreiben möchte (geht ja um Grenzwerte...) braucht man Kalibrierquellen, Effizienzabschätzungen... und vieles lässt sich so dennoch nicht nachweisen. Also noch ein Flüssigszintillator-Messplatz, eine Alphaspektroskopie mit entsprechender Probenaufbereitung (kauf mal als Privatperson Plutonium-Tracer für quantitative Messungen oder konzentrierte Salpetersäure für den Probenaufschluss... :-\ )

Das alles bezieht sich jetzt auf Regelfreisetzungen oder kleine Störfälle. Bei einer Kernschmelze mit massiver Freisetzung, oder zumindest größerer Freisetzung, würdest Du davon durch einen simplen Geigerzähler erfahren. Allerdings hast Du in einer solchen Situation einen erhöhten Strahlungshintergrund, mit dem es kaum möglich ist, festzustellen, ob der Salatkopf nun kontaminiert ist oder nicht. Das ist dann aber auch nicht das akute Problem. Sondern die Entscheidung "abhauen oder bleiben". Und das ist gar nicht trivial abzuschätzen, weil das Außerhausgehen eine hohe Gefahr birgt, sich erhöhten Strahlungsdosen auszusetzen. Und das Risiko, wenn alle in Panik abhauen, überfahren zu werden oder im Chaos steckenzubleiben, immens ist. Deshalb wird bei den Behörden in so einem Fall mit ziemlich komplexer Abwägung, Rechenmodellen, Datenauswertungen und Simulationen das optimale Vorgehen bestimmt und dann angeordnet. Und man ist gut beraten, sich daran zu halten, auch wenn das erst mal vielleicht schwer auszuhalten scheint.

Also, in Summe: geringe Freisetzungen, die trotzdem zu einer Inkorporation führen können, wirst Du nur mit sehr hohem Aufwand nachweisen und richtig einordnen können. Das dadurch entstehende Risiko hängt vom Einzelfall ab. Im echten Katastrophenfall ist es fast egal, weil Du Dich dann unabhängig von der Stärke der Strahlung eh angemessen verhalten musst, also nur Konserven und Flaschenwasser konsumieren, Straßenkleidung und Schuhe nicht mit ins Haus nehmen, etc., und den Ansagen der Behörden Vertrauen schenken; und alles "dazwischen", da kommt es auf den Einzelfall drauf an.
Deshalb lohnt es sich auch, einen Geigerzähler zu haben und sich damit auszukennen, aber der hilft halt nur fürs Grobe (habe ich die kontaminierten Schuhe ausreichend gereinigt bekommen? In welchem Raum ist der Strahlungspegel am niedrigsten?). Alles weitere hängt schon sehr von der konkreten Situation ab.

Wenn Du trotzdem in die Richtung gehen möchtest, solltest Du einen Filtersammler bauen (Abscheidung an einem Standard Reaktor-Gasmaskenfilter), der permanent mit einem großen NaI(Tl)-Szintillator gammaspektrometrisch ausgewertet wird, idealerweise in einer Bleiburg. So was ist aber fertig sehr teuer und im Selbstbau recht aufwändig. Und die Betriebskosten (Wechselfilter, Stromverbrauch) sind auch nicht zu unterschätzen 8)

Viele Grüße!

Henri