Uranmunition

Begonnen von katze, 11. September 2019, 07:49

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katze

Ein sehr trauriges Thema ist ja der Einsatz von Uranmunition:



Der Film ist schon von 2003. Bei Minute 5 etwa sieht man das Messgerät, das der Arzt verwendet.

DG0MG

Zitat von: katze am 11. September 2019, 07:49
Bei Minute 5 etwa sieht man das Messgerät, das der Arzt verwendet.

.. einen GENITRON mini monitor.

Der gezeigte Arzt Prof. Siegwart-Horst Günther war der erste, der den Zusammenhang zwischen Uranmunition und Erkrankungen der Bevölkerung und Soldaten öffentlich thematisierte.

[1] https://de.wikipedia.org/wiki/Siegwart-Horst_G%C3%BCnther
[2] https://de.wikipedia.org/wiki/Uranmunition
"Bling!": Irgendjemand Egales hat irgendetwas Egales getan! Schnell hingucken!

Flipflop

Überall zu Lesen:

Uranmunition für die Ukraine
Die Lieferung panzerbrechender Munition für die ukrainische Armee sorgt für Kritik – nicht nur aus dem Kreml. Über die Eigenschaften, Vorteile und Probleme von Urangeschossen.

https://www.tagesanzeiger.ch/us-ruestungspaket-uranmunition-fuer-die-ukraine-darum-ist-das-geschoss-so-umstritten-115786545002

Lennart

Schön medienwirksames Thema, im Kontext des Krieges aber absolut irrelevant. Diese romantische Vorstellung von großen Panzerschlachten wie in Kursk finde ich sehr amüsant. In Wirklichkeit zeigt sich, dass die meisten Panzer durch Artillerie, Infanterie mit Panzerabwehrwaffen, Minen, usw. ausgeschaltet werden. Ob jetzt irgendwo ein Pfeil aus abgereichertem Uran oder Wolframcarbid durch die Luft fliegt, spielt wohl eher eine untergeordnete Rolle. Das Wort "Uran" erzeugt aber mehr Klicks.

Wenn die Abrams-Kampfpanzer irgendwann mal geliefert werden, wird über kurz oder lang auch einer zerstört. Die Verbundpanzerung besteht nebenbei bemerkt auch teilweise aus abgereichertem Uran, siehe:
https://en.wikipedia.org/wiki/Chobham_armour

Einen britischen Challenger 2 hat es kürzlich auch erwischt, wobei natürlich nicht bekannt ist, ob dieser bereits mit DU-Geschossen bestückt war.

Was man natürlich auch sagen muss: Die Masse an Uran ist nicht ganz unerheblich, besonders wenn ein mit entsprechender Munition ausgerüsteter Panzer zerstört wird. Pro Pfeilwuchtgeschoss kann man mit 4,5 kg Uran rechnen, bezogen auf 120 mm Munition, siehe: https://en.wikipedia.org/wiki/Depleted_uranium

Bei einem Kampfsatz von 40 bzw. 47 Schuss kommt man dann auf insgesamt 180 (!) kg Uran pro Abrams Panzer, oder 211 kg Uran beim Challenger 2.



Lutathera-177

Ist nur eine Frage der Zeit, bis die Überreste auf eBay auftauchen 

wrdmstr inc.

Im Wikipediaartikel Uranmunition gibt es den Einzelnachweis #22 -ein link zu einer Publikation des HZDR, ergänzend dazu gibt es ein Foto:

https://www.hzdr.de/db/Cms?pOid=26451&pNid=0

Kiloweise Alphastrahler im Boden die verotten und sehr gut wasserloesliche Carbonatverbindungen ins Grundwasser abgeben..und das in einem Agrarexportweltmeisterland... >:(

NuclearPhoenix

Zitat von: wrdmstr inc. am 08. September 2023, 00:48Kiloweise Alphastrahler im Boden die verotten und sehr gut wasserloesliche Carbonatverbindungen ins Grundwasser abgeben..und das in einem Agrarexportweltmeisterland... >:(
Nehmt es mir nicht übel, aber glaubt ihr echt, dass es dort wie früher weitergeht sollte der Krieg morgen enden? Alleine schon die tausenden Minen die jetzt überall herumliegen. Das sind so ein paar rumliegende Munitionsreste echt mal egal, die haben grade wirklich größere Probleme.

Und außerdem ist es ja nicht so, dass der Krieg sonst irgendwie "sauber" wäre. Da gelangen mit Sicherheit täglich unzählige Schadstoffe in die Luft und die Erde durch reguläre Munition, Brände, zerstörte Gebäude, Treibstoffe, usw....

Oliver

Die Minen sind ein sehr großes Problem. Viele lassen sich nur mit enormen Aufwand beseitigen. Dies hat man ja in der Vergangenheit auch schon in anderen Ländern gesehen. Es sollen sich auch sehr viele in der Tschernobyl Sperrzone befinden. Uranmunition ist natürlich trotzdem sehr unschön, im Ziel entsteht auch viel Staub, welcher sich dann entzündet, einen Brand verursacht und eingeatmet wird. Im Boden geht metallisches Uran sehr schnell verschiedene chemische Verbindungen ein, manche sind wasserlöslich. Insbesondere wenn die Munition viel eingesetzt wird entsteht dadurch also noch ein weiteres Problem.


Lennart

Zitat von: Oliver am 08. September 2023, 21:04Insbesondere wenn die Munition viel eingesetzt wird entsteht dadurch also noch ein weiteres Problem.

Die ganzen Artikel zum zweiten Golfkrieg, zu Bosnien oder dem Kosovo kann man mit der Situation in der Ukraine nicht vergleichen. Stand jetzt werden 31 Panzer vom Typ Abrams geliefert, 14 Challenger 2 wurden von Großbritannien zur Verfügung gestellt und die zukünftige Anzahl von Leopard 2 könnte auf 81 Exemplare anwachsen. Von diesen Zahlen müssen bereits zerstörte Fahrzeuge noch abgerechnet werden. In der Summe also <126 Kampfpanzer, die überhaupt in der Lage sind, die entsprechende Munition zu nutzen.

In der Praxis können die Pfeilwuchtgeschosse effektiv nur gegen schwer gepanzerte Ziele genutzt werden, also Panzer oder Befestigungen. Durch einen Schützenpanzer, LKW oder Truppentransporter fliegt so ein Pfeil einfach hindurch. Durch die nicht existente Sprengwirkung ist die Munition gegen Infanterie ebenfalls wirkungslos.

Es zeigt sich also, dass der Umfang und auch das Einsatzgebiet der Uranmunition im Konflikt stark begrenzt sind.

Als Vergleich kann man sich z.B. den zweiten Golfkrieg anschauen. Dort wurden durch Koalitionstruppen ca. 3300 Panzer, 2100 Mannschaftstransportwagen und 2200 Artilleriesysteme zerstört. Natürlich wurde nicht jedes dieser Fahrzeuge durch Uranmunition zerstört, man muss aber auch bedenken, dass sich der Einsatz von DU-Geschossen bei Weitem nicht auf Panzer beschränkt hat.

Als Beispiel sei das Flugzeug A-10 Thunderbolt II genannt. Im Konflikt waren 148 A-10 in Saudi Arabien stationiert, die insgesamt 8.077 CAS-Missionen (Close Air Support) geflogen sind. Der Kampfsatz besteht aus 1174 Schuss 30 mm Munition. Zwei Munitionsarten werden im Verhältnis 5:1 gegurtet: API (panzerbrechende Brandmunition mit Urankern) und HEI (hochexplosive Brandmunition). Die Bordkanone kann 3.900 Schuss pro Minute abfeuern, ist also nach weniger als 20 Sekunden leergeschossen. Ein Geschoss enthält ca. 280 g abgereichertes Uran.

Es werden also ca. 263 kg DU in weniger als 20 Sekunden "in die Heide gejagt". Durch die Fluggeschwindigkeit werden viele Geschosse in einem größeren Streukreis um das Ziel herum verteilt.

Im gesamten zweiten Golfkrieg wurden ca. 783.514 API Geschosse mit Urankern allein durch die Air Force verschossen.

Das war jetzt nur ein einziges Beispiel. Dazu kommt der Einsatz durch Panzer, Schützenpanzer, als Bestandteil von Bomben, usw.

Ich denke die Größenordnungen werden deutlich. Mit dem 2. Golfkrieg ist der Einsatz von Uranmunition in der Ukraine nicht vergleichbar. Ich sehe das ähnlich wie @NuclearPhoenix und denke auch, dass die DU-Thematik in Relation gesehen keine wirkliche Relevanz besitzt. Die ukrainische Zivilbevölkerung wird nach dem Krieg ganz andere Probleme haben.

Zitat von: NoLi am 08. September 2023, 21:59Och, wenn die Waffen dann mal zum Schweigen gebracht werden, kommt die Bundeswehr und hilft bei Einsammeln der Urangeschoßreste (wie seinerzeit in Bosnien 1995 und im Kosovo 1999).

In diesen Ländern stellen Landminen noch heute eine weitaus größere Gefahr dar, als Uranmunition. Dieses Schicksal wird die Ukraine auch ereilen.


Quellen:

https://en.wikipedia.org/wiki/Gulf_War
https://en.wikipedia.org/wiki/Fairchild_Republic_A-10_Thunderbolt_II
https://en.wikipedia.org/wiki/GAU-8_Avenger
https://en.wikipedia.org/wiki/Depleted_uranium
https://gulflink.health.mil/du_ii/du_ii_tabf.htm
https://www.spiegel.de/ausland/pentagon-setzt-auf-aelteres-modell-usa-wollen-abrams-panzer-bis-zum-herbst-an-ukraine-liefern-a-f83dc0ce-b8a9-4573-b05e-62e8d0d799a2
https://www.tagesspiegel.de/internationales/der-erste-verlust-london-bestatigt-zerstorung-eines-britischen-challenger-2-panzers-in-der-ukraine-10427506.html


Radiohörer

Zitat von: katze link=msg=965 date=1568180950}
youtube]YwrFRqZKqUw[/youtube]
Behördlich veranlasste "Entsorgungen" der Prüfstrahlersammlung sind nicht billig: siehe Strafbefehl ab 15:30 min :o
Da kann man nur hoffen, das gut ausgebildete Spezialisten vorbei kommen, und nicht Leute, die 1x im Jahr ne Strahlenschutzfortbildung machen müssen und alles was tickert in die Tonne treten.

Kennt jemand hier so einen Fall oder kann berichten, wie das abläuft?

NoLi

Zitat von: Radiohörer am 10. September 2023, 21:12Behördlich veranlasste "Entsorgungen" der Prüfstrahlersammlung sind nicht billig: siehe Strafbefehl ab 15:30 min :o
...
Urangeschoss als Prüfstrahler??? :unknw:
Wo gibts denn sowas?! :o

Norbert

NoLi

Ok, bei CRIIRAD... ;D

Hier ein neues Video von CRIIRAD mit einem Geschoss aus abgereichertem Uran:

Wo auch immer DAS herkommen mag... :umnik2:

Norbert

Lennart

Zitat von: NoLi am 11. September 2023, 11:59Ok, bei CRIIRAD... ;D

Hier ein neues Video von CRIIRAD mit einem Geschoss aus abgereichertem Uran:

Das ist die besagte 30 mm Munition. Er redet von insgesamt 300 g Uran. Der Treibspiegel ist auch noch dran.

@NoLi was ist das für ein sonderbares Messgerät in dem Video? Sieht aus wie Marke Eigenbau. Hätte er ein Automess an den Penetrator gehalten, wäre das wohl weniger "beeindruckend" gewesen...

Hier sieht man eine Simulation eines Treffers der Seitenpanzerung eines T-80:


Ein Großteil des Materials wird in der Panzerung "aufgeschmolzen", wobei natürlich auch Uranstaub entsteht, der sich durch die pyrophoren Eigenschaften des Urans entzündet.



DG0MG

Zitat von: Lennart am 11. September 2023, 12:17was ist das für ein sonderbares Messgerät in dem Video? Sieht aus wie Marke Eigenbau.

Genau mein Gedanke!  :)
Siehe @Flipflop s Beitrag: https://www.geigerzaehlerforum.de/index.php?msg=23923
Das ist ein SAPHYMO DG5.
"Bling!": Irgendjemand Egales hat irgendetwas Egales getan! Schnell hingucken!