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#81
"Papa, wieviel uSv/h hat eigentlich die Sonnenstrahlung?"

Diese Frage könne ein schlaues Kind stellen, das an der seltenen Krankheit ,,Xeroderma pigmentosum" erkrankt ist. Ein genetischer Defekt bewirkt bei dieser Krankheit, dass ein für die Reparatur von strahlen-induzierten DNS-Schäden unerlässliches Enzym vom Körper nicht gebildet wird. Unbehandelt sterben diese Kinder meist an Krebserkrankungen bevor sie erwachsen werden. Sie werden auch Mondscheinkinder genannt, weil man sie besser nicht an die Sonne lässt. Der UV-Anteil an der Sonnenstrahlung induziert bei diesen Kindern vor allem in der Haut relativ schnell einen Hautkrebs. Man sieht also daran, dass es auch bei normalen Menschen durch die natürliche energiereiche Strahlung laufend DNS-Schäden gibt, aber wenn die richtigen Enzyme vorhanden sind und sonst nichts die eigentlich sehr effizient laufenden Reparaturen des Immunsystems schwächt, dass dann zumindest statistisch gesehen ein hohes Lebensalter erreicht werden kann. Dabei ist es zunächst einmal egal welcher Art die energiereiche Strahlung ist, UV-, Röntgen- oder radioaktive Strahlung.

Nun gibt es im Strahlenschutz ja den Begriff des Detriments. Das "Detriment" wurde von der internationalen Strahlenschutzkommission (ICRP 103) als Maß für das strahleninduzierte Zusatzrisiko für stochastische Strahlenwirkungen definiert, siehe auch BMUV: Untersuchung und Bewertung des Detrimentbegriffs im Strahlenschutz, https://www.bmuv.de/download/untersuchung-und-bewertung-des-detrimentbegriffs-im-strahlenschutz). Damit werden dann zum Beispiel die Gewebe-Wichtungsfaktoren ermittelt. Komischerweise kümmert sich die Strahlenschutzgesetzgebung für ionisierende Strahlung aber eher selten um die Energien < 100eV (ab da beginnt die elektromagnetische Strahlung, die ganz offiziell Röntgenstrahlung heißt). Unmittelbar darunter wird die Strahlung als extreme UV (EUV) bezeichnet. Und das ist scheinbar so ungefährlich, dass man keinen gesetzlichen Strahlenschutz mehr braucht. Daher endet hier auch die Einheit Sievert ganz abrupt. Das Detriment aber kann man anhand der Krebsinzidenzen bis zu wenigen eV herunter statistisch berechnen, solange eben wie die elektromagnetische Strahlung noch ionisierend wirkt und das können wenige Elektronenvolt sein. Im Jahr 2021 starben etwa 4100 Menschen in Deutschland an Hautkrebs wohingegen man für den Radon induzierten Lungenkrebs mit 1900 Todesfällen pro Jahr rechnet. Für die rasant steigende Zahl an Hautkrebsfällen macht man unter anderem das ,,geänderte Freizeit-Verhalten" verantwortlich. Schon interessant. Aber klar, wenn man der Sonnenstrahlung eine Äquivalentdosis auf der Basis des Hautkrebs-Detriments zuordnen würde, gäbe es wohl einen Aufschrei in der Gesellschaft, die dann sicherlich eine gesetzliche Sonnenstrahlen-Schutzverordnung befürchten würde.

Aber um die zu Beginn gestellte Frage wenigstens grob qualitativ beantworten zu können, habe ich nun mal einen Test mit meiner ,,RikamIno"-Ionisationskammer gemacht, und zwar in der Form eines Vergleichs einer UVC-LED gegen Uranglas-Murmel (siehe Fotos). Um das Ergebnis vorwegzunehmen: Die UVC LED mit 30mW Strahlungsleistung und einer Peakwellenlänge von 275nm (4.5eV) hat klar gewonnen.  Oder in anderen Worten, strahlt man mit der UVC-LED in die Ionisationskammer, dann erzeugt man offensichtlich doch etwas mehr Ionenpaare pro Zeiteinheit als mit einer Murmel aus Uranglas. So gesehen ist die von der UVC-LED erzeugte Ionendosisleistung offensichtlich höher. Die zugehörige Energiedosisleistung lässt sich mit der Strahlungsenergie sicher leicht berechnen und wir dürfen unterstellen, dass bei der UV-LED nur Photonen im Spiel sind, das heißt man könnte nach der alten Denkweise einen Strahlungswichtungs-Faktor von 1 annehmen. Das bedeutet auch, man könnte die Energiedosisleistung des UVC-Lichts genauso gut als Äquivalentdosisleistung in uSv/h angeben. Sinnvoll wäre das aber vermutlich nur bis etwa 10eV (124nm), denn bei niedrigeren Energien ist dann eigentlich keine Photoionisation mehr möglich, weder bei Atomen noch bei Molekülen.

Wie dem auch sei, wovon ich dennoch völlig fasziniert bin, ist die untere Energiegrenze bis zu der man mit so einer Ionisationskammer eine ionisierende Strahlung noch nachweisen kann. Wenn ich den Test mit einer 365nm UV-Diode mache, passiert gar nichts und wenn ich den Test mit einer alten Höhensonne mit Quarz-Hg-Lampe mache, dann dauert eine Sägezahn-Periode nur wenige Sekunden. So gesehen scheint die UVC-LED wirklich auch Ionen zu generieren. Allerdings, durch welchen Prozess des UVC-Lichts mit etwa 4.5eV tatsächlich Ionen erzeugt werden, ist mir noch nicht ganz klar.  Aber hier das Ergebnis der Messung:

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Edited, 2.5.24 16:17h
#82
Zählrohre / Aw: Titanfolie für Zählrohr z....
Letzter Beitrag von DL8BCN - 01. Mai 2024, 21:54
Sah deine Folie denn besser aus?
Hast du mal mit einer starken Taschenlampe nach Löchern gesucht?
Meine Folie geht Morgen zurück.
Dann muss ich schauen, ob der Händler wirklich gasdichte Titanfolie in der gewünschten Dicke liefern kann.
#83
Zitat von: silfox am 01. Mai 2024, 19:02Im FTLab RadonEye RD200-Thread hat Dsl71 am 26. Februar 2024, 18:43 das Datenblatt des RD200 zu Verfügung gestellt.

Man könnte demzufolge davon ausgehen, dass RD200 und RikamIno ähnlich aufgebaut sind.

Interessant ist in dem Zusammenhang auch die Feststellung von Samarskit im RD200-Thread, dass das RD200 für Rn220 empfindlich ist.

RikamIno ist ein schönes DYI-Produkt und ich bin gespannt, wie es mit der Entwicklung weitergeht.

Vielleicht sollte man später einmal einen Vergleich zwischen RD200 und RikamIno durchführen.

In Bezug auf ein Radonorm Citizen Science Projekt bin ich etwas skeptisch.

Ich sehe mich explizit nicht als Experte für Radon-Fragen.
Meine Erfahrung ist aber, dass es die unterschiedlichsten Radon-Messgeräte gibt, direkt oder indirekt messend etc.
Und am Ende messen sie alles etwas "leicht anderes"...

Siehe z.B.: https://amt.copernicus.org/articles/3/723/2010/amt-3-723-2010.pdf

Aber es gibt noch eine ganze Reihe weiterer Messvergleiche.

Vielen Dank für die Einschätzung! Ja, und ich denke auch der RD200 liegt preislich auch immer noch so günstig, dass das Gerät zusammen mit der App als fertige Lösung sehr bequem ist. So ein Gerät selbst basteln wird daher nur derjenige, der auch Sapß am Basteln hat, oder der etwas was messen möchte, das er anderweitig nicht gemessen bekommt. Aber dazu gleich noch ein Post.
#84
Sonstige Strahlungsmessgeräte / Aw: FTLab RadonEye RD200
Letzter Beitrag von Dsl71 - 01. Mai 2024, 21:17
versteh, coole Lösung
#85
Strahlenschutz / Aw: Bürgermessstelle Remlingen
Letzter Beitrag von NoLi - 01. Mai 2024, 21:16
Hier Vortragsfolien mit Bildern der Messaustattung der Bürgermessstelle (Seiten 55 + 56):

https://www.bge.de/fileadmin/user_upload/Asse/Vortraege/2022/20220505_ASSE_Praesentation_Betrifft_gesamt.pdf

Das Reinstgermanium-Spektrometer ist kryostatgekühlt, es entfallen also die Flüssigstickstoffbehälter.

Zitat aus dem Artikel: https://www.bge.de/de/aktuelles/meldungen-und-pressemitteilungen/meldung/news/2022/5/722-asse/
" Aktuell begleiten und initiieren Mitarbeiter*innen vom Institut für Radioökologie und Strahlenschutz der Leibniz Universität Hannover die Messungen im Rahmen des transdisziplinären Forschungsprojektes TRANSENS. Die Universität Hannover unterstützt bei den Messungen und interpretiert die Ergebnisse. ,,Messung von Radioaktivität ist einfach. Aber die korrekte Interpretation der Daten ist sehr kompliziert", so Dr. Schulz. Die Ergebnisse werden individuell mit den Probengeber*innen ausgewertet und besprochen. Die Messdaten werden zusätzlich auf der Internetseite des Projektes veröffentlicht. Aktuell beschäftigt sich Dr. Schulz damit, wie die Berichte aufgebaut sein müssen, damit auch Laien diese verstehen und Fehlinterpretationen der Ergebnisse vermieden werden können. Ziel des transdisziplinär angelegten Forschungsprojektes ist es, dass langfristig die Bürger*innen der Region Messungen selbst vornehmen und mit geeigneter Unterstützung interpretieren können. Die Begleitung durch die Universität Hannover ist durch das Forschungsprojekt TRANSENS bis 2024 gesichert".


Norbert
#86
Natürlich  ;) ,

ich will hier jetzt keine "Erbsen" zählen, aber die Schilddrüse ist auch nicht da, wo gemessen wird ;), zumindest wenn sie normal gross ist.

(in dem von bionerd23 gemachten Video ist das erheblich besser dargestellt)

Und prima das der Text überarbeitet wird  :good3:
#87
Presse/TV/Rundfunk/Youtube/Internet / Aw: Unglaublich: Computertomog...
Letzter Beitrag von NoLi - 01. Mai 2024, 20:50
Zitat von: Kermit am 01. Mai 2024, 18:40...
Meiner Meinung nach ein sehr unglücklich gemachtes Video.
Nicht das Video ist "unglücklich", sondern der Text. Aber wie schon erwähnt, er wird überarbeitet.

Norbert
#88
Sonstige Strahlungsmessgeräte / Aw: FTLab RadonEye RD200
Letzter Beitrag von silfox - 01. Mai 2024, 20:48
Der Output sieht so aus:

Time 2024-04-20T08:01:17
50 0a 0a 00 06 00 07 00 01 00 00 00 ^M

Time 2024-04-20T08:06:11
50 0a 08 00 07 00 07 00 01 00 01 00 ^M

Ich schreibe diesen Text in eine Datei und kopiere sie dann auf den Rechner, auf dem die Datenbank liegt.
Dort wandle ich die Datei mit einem C-Programm wie folgt um
(wichtig ist nur die Zeile mit der Hex-Umwandlung):

#include <assert.h>
#include <stdio.h>
#include <stdlib.h>
#include <unistd.h>
#include <string.h>
#include <time.h>

/* * * * * * * * * * * * * * * * * * * * * * * * * * * * * * * * * * * * * * */
/* main  * * * * * * * * * * * * * * * * * * * * * * * * * * * * * * * * * * */
/* * * * * * * * * * * * * * * * * * * * * * * * * * * * * * * * * * * * * * */
int main(int argc, char *argv[])
{
  int      n;
  FILE    *ifp;
  char     cstop[30];
  char     its [256];

  char     s1 [80],s2[80],s3[80];
  int      x0,x1,x2,x3,x4,x5,x6,x7,x8,x9,x10,x11;


  /* * * * * * * * * * * * * * * * * * * * * * * * * * * * * * * * * * * * * */
  char ifn[256];

  if (argc>1)
    strcpy(ifn,argv[1]);
  else
    sprintf(ifn,"rd200.log"); // so heisst die Datei mit dem Log-Output

  if ((ifp=fopen(ifn,"r"))==NULL)
  {
    fprintf(stderr,"unable to open %s\n",ifn);
    exit(1);
  }

  while (fgets(its,sizeof(its),ifp)) // read all lines
  {
    n=sscanf(its,"%s%s%s",s1,s2,s3);

    if (n<2) continue;

    if (strncasecmp(s1,"Time",4)==0) // read line with time
    {
      strncpy(cstop,s2,20);          // and remember date
    }
    else                             // read the hex data
    {
      n=sscanf(its,
              "%02x %02x %02x %02x %02x %02x %02x %02x %02x %02x %02x %02x",
                         &x0,&x1,&x2,&x3,&x4,&x5,&x6,&x7,&x8,&x9,&x10,&x11);

      double v1     = x1 *256 + x0;
      double rn_val = x3 *256 + x2;
      double v2     = x5 *256 + x4;
      double v3     = x7 *256 + x6;
      double v4     = x9 *256 + x8;
      double v5     = x11*256 + x10;

      // insup(cstop,rn_val); // insert in database at server

      fprintf(stderr,"n=%d date=%s rn=%7.0lf %.0lf %.0lf %.0lf %.0lf %.0lf\n",
                                               n,cstop,rn_val,v1,v2,v3,v4,v5);
    }
  }
  fclose(ifp);

  exit(0);
}
#89
Sonstige Strahlungsmessgeräte / Aw: FTLab RadonEye RD200
Letzter Beitrag von Dsl71 - 01. Mai 2024, 20:26
wow, sooo einfach geht das? Was ist da der output?

Ich kämpf ja mit meim esp32 ordentlich rum... SD Interface war nicht stabil, jetzt asynchroner Webserver schwächelt manchmal, JTAG debugger ist bestellt. Aber gut, ich will ja auch was lernen.
#90
Sonstige Strahlungsmessgeräte / Aw: FTLab RadonEye RD200
Letzter Beitrag von silfox - 01. Mai 2024, 19:15
Ich besitze mehrere RD200.
Ein Gerät habe ich umgebaut, den Mikrokontroller entfernt und lese den eigentlichen Detektor über die serielle Schnittstelle aus.
Die anderen lesen ich via Bluetooth über die crontab alle 10min mit Hilfe eines expect-Skripts auf einem RaspberryPi aus.

Man muss in dem unten stehenden Skript "1C:9D:C2:51:7F:5A" durch die Kennung des eigenen RD200 ersetzen.
Diese kann man erfragen mittels: sudo hcitool -i hci0 lescan


Das expect-Skript:
#!/usr/bin/expect -f
#
## remove output from STDOUT, except for puts
log_user 0
#
set timeout 4
#
spawn gatttool -b 1C:9D:C2:51:7F:5A -I
#
match_max 100000
#
expect "> "
#
while (1) {
  send -- "connect\r"
  expect "Connection successful"  break
  sleep 1
# puts "next attempt\n"
}
#
send -- "mtu 507\r"
expect "MTU was exchanged successfully" {

    sleep 1
    send -- "char-write-cmd 0x002a 50\r"

    set systemTime [clock seconds]
    puts "Time [clock format $systemTime -format %Y-%m-%dT%H:%M:%S]"
    set message1 ""

    expect {
            -re "Notification handle = 0x002c value: (.+\n)" {
              set message1 ${message1}$expect_out(1,string)
              exp_continue
        }
      }
      puts "$message1"
  }

send -- "exit\r"
#
expect eof