Angebliche radioaktive „Uranwolke“ über Europa und Deutschland

Begonnen von freakyguy, 22. Mai 2023, 14:47

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freakyguy

Moin, aktuell geht ja das Gerücht rum, dass am 13.05.2023 ein Munitionsdepot in der ukrainischen Region Chmelnizki explosionsartig zerstört worden ist. Angeblich soll dort auch DU-Munition aus Großbritannien gelagert haben. Die ,,Uranwolke" sei laut russischen Medien längst u.a. über Deutschland angekommen.

Mich würde jetzt tatsächlich mal interessieren: Hat jemand von euch in den letzten Tagen irgendwelche Bemerkungen gemacht, in Bezug auf den Anstieg von Alpha/Beta und evtl. auch Gammastrahlung?
Laut ODL gibt es ja keine Auffälligkeiten.

LG

PeterXPan

Hier bei mir im Münsterland war gestern Abend mit einsetzendem Regen ein Anstieg der ODL zu erkennen.
Hier mal Screenshots vom Multigeiger und der ODL-Sonde des BFS in der Nähe.

Leider funktioniert die Multigeigerkarte zur Zeit nicht, sodass ich nicht an die Langzeitdaten komme.

Gruß Max

freakyguy

Interessant, bei uns in der Region gab es am Dienstag vergangene Woche heftigen Regen. Die Werte sind auch hier angestiegen.

Henri

Hallo,

Uran ist sehr schwer. Selbst wenn es verbrennt, findet man es nur in unmittelbarem Umkreis. So was wie "Uranwolken" gibt es schlicht nicht.

Die Franzosen haben vor einigen Jahrzehnten Verteilungsversuche mit Plutonium (ebenfalls sehr schwer) in der algerischen Wüste gemacht. Das weht da mit dem Sand zwar auch ein ganzes Stück weit, aber bleibt dennoch regional.

Uran ist in der Erdkruste ein sehr häufiges Metall und ist überall mit im Durchschnitt etwa 2,5 g pro Tonne zu finden. Oder auch mehr, z.B. im Granit, mit dem man die Strassen pflastert. In der lockeren Erde sorgt es dann für Radon-Belastung. Da würde eine "Wolke" gar nicht mehr nennenswert was zu beitragen.


Die US-amerikanische Agency for Toxic Substances and Disease Registry (ATSDR) schätzt, dass sich in den obersten 33 cm Erdboden einer Fläche von einer Quadratmeile Land im Mittel ca. 4 Tonnen Uran befinden, also etwa 1,5 Tonnen pro Quadratkilometer.  (Quelle: https://de.wikipedia.org/wiki/Uran)


Man kann also getrost davon ausgehen, dass die "Uran-Wolke, die Europa erreicht", eine Zeitungsente ist.
Damit wird die Angst von Tschernobyl bedient. Hier war es das leicht flüchtige Cäsium, das durch die enorme Brandhitze des Reaktors zudem noch bis in den Jetstream hochkatapultiert wurde und dann natürlich überall auf der Welt wieder runterregnete.

Eine bei Regen ansteigende ODL wird durch Folgeprodukte des Radon-Gases verursacht, die der Regen aus der Atmosphäre auswäscht. Das Radon kommt aber aus dem Uran, das sowieso schon immer da war. Der Beweis: der Aktivitätsanstieg fällt schnell wieder ab, da die Radonfolgeprodukte nur eine kurze Halbwertszeit haben.

Viele Grüße!

Henri

PeterXPan

Danke für die Erklärung. Bisher ist mir das bei Regenfällen nicht in der Intensität aufgefallen.
Gruß Max

Cancer

Zitat von: Henri am 22. Mai 2023, 15:53Eine bei Regen ansteigende ODL wird durch Folgeprodukte des Radon-Gases verursacht, die der Regen aus der Atmosphäre auswäscht. Das Radon kommt aber aus dem Uran, das sowieso schon immer da war. Der Beweis: der Aktivitätsanstieg fällt schnell wieder ab, da die Radonfolgeprodukte nur eine kurze Halbwertszeit haben

Stand früher auch extra immer auf der Seite des jeweiligen ODL-Messnetz Standortes. HIER werden die Gründe für mögliche Schwankungen auch nochmal beschrieben.

NoLi

Dieser Artikel von "tagesschau.de Faktenfinder" beschreibt im letzten Absatz den Sinn der russischen Fake-Meldung treffend:

Zitat
"Russische Desinformation?

Dass von russischer Seite aus die Gefahr einer radioaktiven Wolke verbreitet wurde, kann nach Ansicht von Steindl in die breite Palette russischer Desinformationsoperationen und Informationskriegsführung eingeordnet werden: "Bereits vor der zweiten Invasion der Ukraine 2022, aber umso intensiver danach, werden Aussagen mit Bezug zu nuklearen Gefahren durch die russische Führung und andere russische Quellen betätigt." Denn Meldungen über einen Nuklearwaffeneinsatz oder nukleare Unfälle hätten eine erhöhte Auswirkung auf die westliche Öffentlichkeit und lösten oft irrationale Reaktionen aus.

Ein Problem ist nach Angaben von Kütt, dass in der Bevölkerung oftmals falsche Vorstellungen von Radioaktivität und den Mechanismen vorherrsche. Das führe zu Angst. "Und Angst ist kein guter Ratgeber.
"
https://www.tagesschau.de/faktenfinder/nukleare-wolke-ukraine-100.html

Norbert