Urlaub / Kurztrip in das Erzgebirge

Begonnen von DL4LNX, 28. Juni 2023, 17:57

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DL4LNX

Moin zusammen,

ich hatte mir vorgenommen aus Neugier und ein wenig Geigercaching? mal mit einem Bekannten zusammen eine Woche in die Ecke Erzgebirge zu reisen.
Ein bisschen in der Natur wander, vielleicht ein paar interessante Stellen finden und das ein oder andere Museum zu besuchen. Vielleicht auch einen Abstecher in Richtung Grube Einigkeit.

Daher wollte ich mal Fragen, ob es dort sehenswertes gibt, das Ihr aus eigener Erfahrung weiterempfehlen könnt. Besucherbergwerke, besonders schöne und oder aktive Ecken, damit man mal etwas messen und ein Spektrum machen kann, gerne auch technisch interessantes.

Gruß
Arne

Lennart

Ich kann das Museum für Uranbergbau in Aue-Bad Schlema empfehlen: http://www.museum-uranbergbau.de

Dort kann man viel über die Geschichte der Wismut erfahren und auch radioaktive Mineralien bewundern, inklusive einer Reicherzstufe von Schacht 371.

DG0MG

+1 für das Uranmuseum in Bad Schlema von mir auch. Das ist so viel Information, dass man sich das bei einem Besuch unmöglich alles anschauen kann.

Auch empfehlenswert: Besucherbergwerk Zinnkammern in Pöhla: https://zinnkammern.de/
und "Glöckl" in Johanngeorgenstadt, wo man noch viele Spuren des Uranbergbaus findet:

https://www.frisch-glueck.de

In beiden bin ich schon mehrmals gewesen.
"Bling!": Irgendjemand Egales hat irgendetwas Egales getan! Schnell hingucken!

JoergK

Ein Abstecher ins Vogtland ist da auch zu empfehlen.Zumindest wenn es um wandern und um "aktive Ecken" geht. Gehört ja zum Erzgebirgsvorland.

Vor allem Schacht 277 (Zobes) und Schacht 254 (Streuberghalde) ist gut zu erreichen.Alles in 5 min. von der Autobahnabfahrt A72 Plauen Ost entfernt.

In Mechelgrün (Schacht 362)sind die letzten zwei Spitzkegelhalden des Uranbergbaus übriggeblieben.(glaube das es die einzigen sind). :unknw:

Einfach hier im Forum mal unter Rubrik radioaktive Orte nachschauen.Da ist schon viel drüber berichtet worden.

Grüße Jörg
Es gibt mehr Wasserstoffatome in einem einzigen Wassermolekül als Sterne im gesamten Sonnensystem.

Manuela

... und sehr interessant ist auch die Lagerstättensammlung am Schacht 371  :o

Leider gibt es hier nur wenige Besuchstage. Für das zweite Halbjahr 2023 habe ich im Netz (auf die Schnelle) keine gefunden.
dafür Kontaktdaten:
037605-80 oder -124, -130, -666
a.hiller@wismut.de
08118 Hartenstein, Talstraße 7

Ich wünsche euch einen schönen Urlaub - wird bestimmt nicht der einzige in dieser Ecke bleiben  ;) :yahoo:
Manuela

Flipflop

Hallo, war noch nie dort, aber vielleicht interessiert es dich?

Kälberbrunnen im Rathaus Schneeberg

https://m.youtube.com/watch?v=p0h1uMGK9LY

Janni

Zitat von: Manuela am 30. Juni 2023, 06:46... und sehr interessant ist auch die Lagerstättensammlung am Schacht 371  :o

Leider gibt es hier nur wenige Besuchstage. Für das zweite Halbjahr 2023 habe ich im Netz (auf die Schnelle) keine gefunden.
dafür Kontaktdaten:
037605-80 oder -124, -130, -666
a.hiller@wismut.de
08118 Hartenstein, Talstraße 7

Ich wünsche euch einen schönen Urlaub - wird bestimmt nicht der einzige in dieser Ecke bleiben  ;) :yahoo:

Da beim Schacht 371 war ich auch mal vor einigen Jahren. Kann es auch sehr empfehlen. Die Lagerstättensammlung da ist riesig groß und die haben da auch so dicke Uranerzbrocken in einer Bleikiste, die sind richtig schön stark radioaktiv und man sieht da auch dieses Blasenerz.  ;D  :))

Ich hatte da damals auch angerufen, weil die nicht so richtig regelmäßige Öffnungszeiten haben. Der Mann der mir das gezeigt hat war ein ehemaliger Bergarbeiter, wir hatten ein sehr nettes interessantes Gespräch.

Beim Uranbergbaumuseum in Bad Schlema war ich auch, das fand ich auch ganz toll.  :yahoo:

Lennart

Eigentlich muss man an dieser Stelle auch Jáchymov nennen, das Erzgebirge endet ja nicht an der Tschechischen Grenze   :)

Der Ort wurde hier ja schon ausgiebig behandelt, daher bedarf es wohl keiner weiteren Erklärung. Eine Woche wird jedoch niemals ausreichen, um sich alle genannten Orte anzuschauen. Trotzdem würde ich am Ende der Reise kurz nach Jáchymov fahren.
Ein kurzer Spaziergang durch den Ort und abschließend dort tanken fahren.

Wenn du die Preise siehst wirst du verstehen, warum ich das vorschlage  ;)

DL4LNX

Hui, da ist ja schon einiges zusammen gekommen, vielen Dank für eure Vorschläge!

Da ist einiges bei, das mich reizt und vielleicht passt das auch gut gepackt in eine einzige Tour. Halden und Abraum verleiten natürlich auch immer mal der mit der UV-Lampe zu schauen  ;D

@Janni : Klingt sehr spannend insbesondere das Uraninit - ich kenne die Form bisher nur von Bildern.

@Lennart : Hier hatte ich mir Grube Einigkeit irgendwo schon einmal notiert - soll da irgendwo sein

DL4LNX

So, nachdem ich nun wieder daheim bin (Sonntag und Montag war da noch mehr Regen angekündigt und ich hatte keine Lust durchnässt durch die Gegeng zu wandern) nun mal ein kleines Resume.

Erster Stop war eine Runde im Jonastal beginnend am Parkplatz bei den Fundamenten der Kompressoren. Rein optisch hat mir die Gegend sehr gut gefallen, für mein Empfinden war es erstaunlich still, so dass man das durchaus genießen konnte.
Den richtigen Weg zu finden und nicht in den militärischen Sperrbereich zu gelangen fand ich nicht ganz so einfach und habe mich des öfteren gefragt, ist das wirklich der Weg oder nur ein Steinrutsch.
Nach langer Runde im Nieselregen war das einzig radilogisch interessante das Mahnmal, das an der Straße weiter in Richtung Arnstadt liegt. Hier würde ich vermuten, dass der rot/rosa farbige granitartige Stein wahrscheinlich geringe einschlüsse von strahlenden Elementen beinhaltet. Ich hatte versucht ein schnelles Spektrum anzulegen, konnte allerdings nichts spezifisches sehen.

Zweiter Stop war die von Jörg empfohlende Streuberghalde (Schacht 254), allerdings von weiter südwestlich durch den Wald, so dass ich vermutlich am Fuß der Halde und nicht am Kopf angekommen bin. Hier hat der Radiacode schon beim Ausstieg aus dem Auto einen etwas höheren Wert gehabt, der mit der Wanderung durch den Wald immer weiter angestiegen ist.
Am Ziel angekommen habe ich relativ schnell und einfach ein paar schöne Steine mit flureszierenden Glimmer gefunden. Ich war jetzt auch nicht auf der Suche nach dem heißesten Stein oder dergleichen, ich war ziehmlich froh etwas gefunden zu haben und die Suche an sich hat mir unglaublich viel Spaß bereitet.
Ich hatte auch eine UV-Lampe bei der Suche dabei und kann nur sagen, dass ich ganz froh war, dass die Erde gut feucht war. Die Erde selbst ist großflächig mit Glimmerpartikeln durchsetzt (überall leuchtend grüne Pünktchen) ein zugleich wunderschönes und doch auch mahnendes Bild.

Der dritte Stop war dann das ehemalige KZ Buchenwald / Sonderlager 2. Da es im vorherigen Stop ja schon eine Ausbeute gab, hatten wir spontan entschieden, dass wir, wenn wir eh in der Gegend sind, auch das Mahnmal und die Gedächtnisstätte mitnehmen.
Durch zufall der einzige Tag mit Sonnenschein... Die ehemaligen Baracken der Häftlinge sind als Grundrisse durch Kantensteine dargestellt, die Flächen mit einem dunkleren Gestein gefüllt. Dieses dunklere Gestein enthält viele Blasen und glasartige Oberflächen, so das ich hier mal mutmaße, dass es sich um etwas mit vulkanischem Ursprung handelt. Dieses scheint auch kleinere Hotspots zu enthalten, die mein Radiacode mir aufgezeigt hat.
An dieser Stelle möchte ich nochmal erwähnen, dass ich da natürlich nicht pietätlos angefangen habe drin herum zu wühlen. Ich habe lediglich zufälligerweise festgestellt und das Gerät mal drüber gehalten um meine Vermutung zu bestätigen.

Vierter Stop war dann Plauen - hier gibts eigentlich nichts besonderes zu berichten. Mein persönlicher Eindruck war etwas sureal, auf den ersten Blick sieht vieles schön aus, aber spätestens Abends auf dem Rückweg fragt man sich, wo sind denn alle Menschen hin?
Versteht mich nicht falsch, aber hier auf dem Dorf ist Abends mehr los, als dort zur Hauptzeit - Man hat das Gefühl, dass vieles leer steht und das wurde Abends, wenn man noch einmal etwas essen möchte so richtig bewusst.

Fünfter Stop war dann Schneeberg - zum einem für das hier empfohlene Museum, zum anderen um uns ein wenig umzuschauen.
Als wir dann gerade auf der Hauptstraße durch den Ort gefahren sind stand auf der rechten Seite eine Lore die auf das Besucherbergwerk Markus Semmler hinwies. Das war so 09:50 Uhr... kurzerhand herausgefunden, dass theoretisch um 10 eine Führung statt finden könnte (leider ist deren Webseite nicht so ganz eindeutig, ob man vorher eine Gruppe anmelden muss oder nicht), also spontan umgedreht, richtig Glück gehabt, es war da eine Gruppe, die gerade im Einlass stand.
Wir haben uns dann spontan dazu gestellt und eine Führung mit Gerd gemacht. Radiacode und UV-Lampe dabei war es für mich sehr spannend und leider auch (gefühlt) viel zu kurz. Ich hatte unten im Schacht immer mal wieder geschaut, ob ich etwas interessantes sehe, an den Kreuzungen von Alt- und Neubergbau hatte ich 2500 Zerfälle pro Minute, der Rest war eher normal.
Da diese Bergwerke anscheinend nicht für größere Stadtmenschen gebaut worden sind war ich auch eher damit beschäftigt mich durch relativ schmale stellen mit 1,20m Deckenhöhe zu zwängen.
Das Erlebnis kann ich jedem durchaus empfehlen, auch, wenn es für meinen Geschmack ruhig noch ein paar Stunden mehr sein dürfte.
Zum Schluss durfte ich nochmal einen Blick in den Stahlschrank mit dem guten Erz werfen und hier ein wenig messen - war auf jeden Fall spannend.

Im Anschluss ging es dann gleich weiter zum Museum Uranbergbau, wo wir viele Dinge von unserer kurzen Tour unter Tage wieder gefunden haben. Hier gabs zwei Interessante Proben, eine in den Vitrinen mit großen dunkel glänzenden Blasen und im Anbau einen sehr heißen Stein, von dem ich mal ein kurzes Video und ein Spektrum angelegt hatte (ich muss hier noch schauen, wie ich das und Bilder ggf. noch anhängen kann).

Die Umluftatemgeräte der Grubenwehr haben mich gleich an die Selbstretter aus dem Uboot bzw die Umluftatemgeräte für den Tauchsport erinnert.

Das Wetter wurde allerdings durchweg schlechter, so dass wir uns entschieden haben nicht weiter zu machen und uns weitere Ziele für eine weitere kleine Reise aufzusparen.

Das wären dann aus meiner Sicht die Sammlung bei Schacht 371, Das Besucherbergwerg "Glöckl" in Johanngeorgenstadt und Jachymov auf der anderen Seite. Vielleicht auch noch ein weiterer Besuch bei einer der Halden und oder Schächte, sollten Sie bis dahin noch dort existieren.

Was ich ein wenig schade Fand, ist das diese Bergwerke nicht mehr in Stand gehalten werden, weil sie nicht finanziell bezuschusst werden, somit immer weiter verfallen, bis sie Besuchern nicht mehr zugänglich sind, weil zu gefährlich.

Alles in allem aber eine wirklich schöne Reise, wieder viele nette Menschen kennen gelernt.

DL4LNX


Butterfly

Zitat von: DG0MG am 28. Juni 2023, 18:18und "Glöckl" in Johanngeorgenstadt, wo man noch viele Spuren des Uranbergbaus findet:

Alles die bisher genannten Sehenswürdigkeiten haben ihre Berechtigung...
In den meisten war ich auch schon, zum Teil mehrmals.

Was mir zum Schacht "Frisch Glück" (Glöckl) einfällt es gab in den 1990-er Jahren dort einen sehr rührigen
Bergwerksdirektor Herr Geißler, der machte außerhalb der regulären Führungen auch noch Sonderführungen zu den Themen "Radioaktivität und Bergbau" bzw. "Radioaktivität und Umwelt". Leider habe ich es nie hinbekommen eine dieser Führungen mitzumachen.

Als besonderes Highlight konnte man auch zu dieser Zeit große Pechblenden/Uranmineralien direkt dort am Museumseingang kaufen.

Als ich ab 2000 nochmal in der Gegend war war ein völlig anderes, eher demotiviertes Team am Start; als ich nach Herrn Geißler fragte wurde mir nur kurz und knapp mitgeteilt daß dieser nicht mehr dort arbeiten würde!

LG Peter

DL8BCN

Leider ist das Thema Radioaktivität in der Öffentlichkeit und Politik total negativ besetzt☹️
Siehe Ausstieg aus der Nutzung der Nuklearenergie.
Das nächste Problem ist, daß wegen immer schärfer werdender Auflagen in Sachen Sicherheit etc. auch immer mehr früher frei zugängliche Bereiche wie Steinbrüche etc. für den privaten Interessierten bzw. Sammler geschlossen wurden.
Eine insgesamt sehr unschöne Entwicklung in DL.

DL4LNX

Ja, das wird es so Heute nicht mehr geben... Wenn man nett fragt wird einem die Erzstufe auch mal aus dem Giftschrank geholt und man darf mal ein wenig messen.

Das gute Wismut Gerät hatte zu dem Zeitpunkt keine vollen Baterien mehr und zufälliger Weise hat man ja alles am Mann  ;D
Das knistert ganz gut kann ich sagen, ich habe auch ein kurzes Video zu dem Stück aus der Uran Bergbau Museum gemacht, das konnte ich hier aber nicht anhängen.
Ob ich das in Youtube hochladen möchte, muss ich mir dann nochmal überlegen. Hinter der Plexiglasscheibe war der höchste Wert den ich gesehen habe waren circa 90700 Zerfälle pro Minute, am anderen Ende des Raums, bei der Tür waren es knapp 850 Zerfälle pro Minute. Auch wenn die Gegeng da generell mehr Aktivität hatte als ich hier (ich meine 500 cpm ist da der Hintergrund gewesen) bin ich doch immer wieder überrascht, was das kleine Teil so alles mitbekommt und vor allem wie schnell - das begeistert mich total.
Ich glaube das schreit zumindest mal nach einem Eigenbau mit einem großen Kristall, um zu schauen, was da noch geht  :D

Butterfly

Zitat von: DL8BCN am 11. August 2023, 21:07Leider ist das Thema Radioaktivität in der Öffentlichkeit und Politik total negativ besetzt☹️
Siehe Ausstieg aus der Nutzung der Nuklearenergie.
Das nächste Problem ist, daß wegen immer schärfer werdender Auflagen in Sachen Sicherheit etc. auch immer mehr früher frei zugängliche Bereiche wie Steinbrüche etc. für den privaten Interessierten bzw. Sammler geschlossen wurden.
Eine insgesamt sehr unschöne Entwicklung in DL.

Ja, und dazu kommt noch die völlig restriktive Gesetzgebung die jedes Naturwissenschaftliche Interesse im Keim erstickt...
Wenn ich sehe was US-Bürger z.B. bei United Nuclear legal an Strahlern und anderen Sachen kaufen können und hier liegt man schon mit einem Glühstrumpf oder einem Americium-Rauchmelder über der Freigrenze...
Das ist genau so wie die alten, inzwischen verbotenen Chemiebaukästen. Mit den aktuellen Backpulver- und Rote-Beeten-Baukästen kann man kaum einen Jugendlichen mehr für Chemie begeistern.
Im Gegenzug erlaubt der Gesetzgeber aber jedem mit 250 km/h ohne Tempolimit über die Autobahnen zu brettern, sich und andere zu gefährden, meint aber die Gesellschaft vor der Strahlung eines Glühstrumpfes schützen zu müssen...Ich finde das schon sehr schizophren!
Das mit dem Atomausstieg ist wieder eine andere Sache. Solange auch die Endlagerfrage nicht geklärt ist halte ich es, zwar auch mit einem weinenden Auge, für Vernünftig.