Intensimeter nach Dr. Fürstenau

[Peter-1]

Liebe Intensimeterfreunde,

hier mal das richtige Gerät    Nicht unbedingt für outdoor geeignet, aber sehr schön anzusehen. War mal ein günstiger Flohmarktfund.
Sie dürfen in diesem Board keine Dateianhänge sehen.
ich schalte nach Gebrauch auch immer schön ab 

[Radium]

Wie funktioniert das genau? Und geht das noch? Sehr interessant,das gute Stück!

[opengeiger.de]

Und oben ein Münzeinwurfschlitz? 

[Radium]

Was ist denn das für eine Einheit, F pro Minute?

[NoLi]

Was ist denn das für eine Einheit, F pro Minute?

Fürstenau pro Minute

Norbert

https://link.springer.com/chapter/10.1007/978-3-7091-5369-7_15
Zitat:
"Zusammenfassung

Das Intensimeter von Fürstenau beruht auf dem Wechsel des elektrischen Widerstandes einer Selenzelle unter dem Einfluß der Röntgenstrahlung. Der Wechsel des Widerstandes oder die Variation des elektrischen Stromes durch eine solche Zelle hängt von der Intensität der Strahlung ab. Das Intensimeter besteht aus einem Galvanometer, einer Trockenbatterie von sechs Zellen, einer Reihe von fixen Widerständen und einer Selenzelle, die am Ende eines flexiblen Kabels angebracht ist; ein Schalter dient dazu, den Batteriestrom einzuschalten und eine Adjustierungsschraube dazu, der Galvanometernadel eine Nullstellung zu geben. Bevor man zur Messung schreitet, wird die Selenzelle sorgfältig vom Deckel des Kästchens, in dem die Apparatur eingeschlossen ist, abgehoben, wobei Erschütterungen zu vermeiden sind. Weder die Selenzelle noch das Kabel sollen sich der Hochspannung allzu nahe befinden, da sie durch Funken Schaden leiden und die Messungen gefälscht werden können. Um störende Effekte, die durch statische Ladungen von Seiten der Hochspannung hervorgerufen werden könnten, zu vermeiden, wird die Apparatur geerdet."

[DG0MG]

Wie funktioniert das genau?

Quelle: https://www.drg.de/de-DE/7479/medizinische-radiologie-3/

"Für das später nach Fürstenau benannte Intensimeter wurde die Änderung der elektrischen Leitfähigkeit von Selen bei Einstrahlung von Röntgenstrahlung ausgenutzt. Der Widerstand einer Selenzelle verringerte sich während Röntgenbestrahlung."

[Peter-1]

Das Instrument funktioniert noch, aber leider habe ich die Selenzelle nicht. Ist ein schönes Stück Zeitgeschichte.

[Radium]

Wie viel Fürstenau ist denn ungefähr ein Sv? Weiß man das?

[Radiohörer]

Das Instrument funktioniert noch, aber leider habe ich die Selenzelle nicht.

Hallo Peter,

event. könnte man aus einem Selengleichrichter eine Zelle ausbauen und damit versuchen, das fehlende Teil ersetzen: https://www.radiomuseum.org/forum/selen_gleichrichter_1.html
Leider habe ich beim vorletzten Umzug alle "alten" Präziosen aus den Anfängen meiner Bastelzeit entsorgt. Und wie´s halt so is, kaum ist das verstaubte Zeug weg, braucht man´s wieder. Gug mal in der Bucht...

[NoLi]

Wie viel Fürstenau ist denn ungefähr ein Sv? Weiß man das?

Leider nein, weil diese "Maßeinheit" in den frühesten Anfängen der Röntgentechnik verwendet wurde und noch keine genormte Maßeinheit für die Dosis existierte.
Sie sollte für den Anwender nur einen Hinweis geben, bei welchem Anzeigewert die Belichtung der Aufnahme zufriedenstellend war (die frühen Röntgenröhren ohne Kathodenheizung waren ja notwendiger Weise für einzelne Aufnahmen bis zu mehreren Minuten eingeschaltet).

Norbert

[Peter-1]

Ich werde die Bastelei nicht beginnen, denn ich vermute dass ich reichlich Strahlung bräuchte um einen Ausschlag zu sehen. Diese Selenungehäuer nennt man auch
"Gleich riecht Er" , und das stinkt gewaltig 

[opengeiger.de]

Das Prinzip des Geräts beruht ja wohl auf eine Leitfähigkeitsänderung eines Selenelements unter dem Einfluss von Röntgenstrahlen. Die Frage ist nun was genau ist dieses Selenelement. Der Dr. Robert Fürstenau wurde laut Internet 1887 geboren und hat sich wohl in seinem Berufsleben intensiv mit der Herstellung von Röntgenröhren befasst. Der Selengleichrichter wurde so etwa 1930 erfunden, da war der Herr dann 43. Das war also in den Anfängen der Halbleiterei. Siemens war wohl intensiv befasst mit der Entwicklung der Selengleichrichter, nur wusste man wohl anfangs nicht recht, warum sich bei Aufdampfen einer Selenschicht auf ein vernickeltes Eisen eine halbleitende Wirkung ergab. Aus heutiger Sicht ist das ein Metall-Halbleiter-Übergang oder in anderen Worten eine Schottky-Diode. Später hat man aber wohl auch noch Cadmium in irgendeiner Form ausprobiert, so dass auch ein echter pn-Halbleiter aus Cadmium-Selenid entstanden sein könnte. Während Selen ja selbst eine hohe Ionisierungsenergie aufweist, wäre dann ja bei einer Dotierung mit Cadmium der Bandabstand deutlich kleiner und auch vielleicht schon im Bereich von 1eV, so dass man mit den Röntgenstrahlen durchaus Ladungsträger kräftig erzeugen kann, die in der in Sperrrichtung gepolten Selenzelle dann einen Strom erzeugen, wie in einer Solarzelle. Allerdings hat der Herr Fürstenau sicher nur die Leitfähigkeitsänderung durch einen kontinuierlichen Strom genutzt und nicht auf einzelne Quanten geschaut, also so etwa wie beim Ionisationsrauchmelder. Nur hatte so eine Selenzelle aus dem Jahr 1930 sicher keinen Leckstrom im pA Bereich, sondern ,,ein wenig" höher. Daher würde ich mal schätzen, seine Röntgenemission lag sicher im mGray-Bereich oder höher.
Ich habe eine Literaturquelle gefunden, wo das Ding beschrieben ist, nur muss man das leider bezahlen:

Thieme, Das Fürstenausche Intensimeter
https://www.thieme-connect.com/products/ejournals/abstract/10.1055/s-0029-1192309

[NoLi]

...
Ich habe eine Literaturquelle gefunden, wo das Ding beschrieben ist, nur muss man das leider bezahlen:

Thieme, Das Fürstenausche Intensimeter
https://www.thieme-connect.com/products/ejournals/abstract/10.1055/s-0029-1192309

Die Veröffentlichung des Originaltextes ist vom 02. Dezember 1915...

Norbert

[opengeiger.de]

Das Gerät ist aber vermutlich eine "advanced version" aus späteren Jahren, oder?

[DG0MG]

Der Selengleichrichter wurde so etwa 1930 erfunden, da war der Herr dann 43.

Die Erfindung scheint schon erheblich älter zu sein:
https://ediss.sub.uni-hamburg.de/bitstream/ediss/6348/1/Dissertation.pdf Seite 109 f.

"Ein erstes Messinstrument von Robert Fürstenau, das die Widerstandsänderung
von Selen verwendete, wurde 1909 patentiert, es finden sich allerdings keine Spuren
dieses Instruments in der einschlägigen Literatur. Das später so genannte Fürstenausche
Intensimeter wurde 1913 patentiert. Konkret handelte es sich um ein
Meßgerät für Röntgenstrahlen, bei welchem die Röntgenstrahlen auf eine
Zelle aus Selen oder ähnlichem, den elektrischen Widerstand unter Einfluss von
Belichtung änderndem Material einwirken, wobei die Zelle als der eine Zweig
einer Wheatstoneschen Brücke angeordnet ist, dadurch gekenntzeichnet, dass
die übrigen Brückenzweige so verbunden und bemessen sind, dass bei unbelichteter
Zelle ein elektrischer Strom das Brückenmessinstrument durchfliesst, dessen
Richtung derjenigen des bei belichteter Zelle durch das Messinstrument fliessenden
Stromes entgegengesetzt ist."

"Die Funktionsweise des Fürstenauschen Intensimeters beruht auf dem Effekt, dass
sich das Verhältnis der Widerstände in der Wheatstoneschen Brücke ändert, wenn die
Selenzelle von Strahlung getroffen wird. So entsteht eine Potentialdifferenz und ein
Stromfluss durch das Deprez d'Arsonval-System hindurch, der Zeiger schlägt
aus, und die Größe des Ausschlages ist ein Maß für die Größe der Widerstands-
änderung des Selens und damit gleichzeitig ein Maß für die auf die Selenzelle
treffende Strahlenintensität."