Seltsame Beobachtung mit dem Radiacode 103

Begonnen von drkk, 12. September 2025, 10:54

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drkk

Hallo,

da ich neu hier bin eine kurze Vorstellung meinerseits: Ich bin (Hadronen/Teilchen-)Physiker und in der Forschung tätig und habe mir aus Spass vor kurzem den Radiacode 103 zugelegt.

Den habe ich auch fleissig mitschreiben lassen (leider nicht per Google Maps) und habe vor einigen Tagen eine überraschende Messung festgehalten. Und zwar gab es am 10.9.25 gegen kurz vor 17h drei Ereignisse, die jeweils nur ein paar Sekunden gedauert haben, aber mit Zählraten bis zu 28 kCPS einhergingen, verglichen mit den üblichen 3-4 CPS. Ich habe dazu mal drei Bilder angehängt.

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drkk

Ach, jetzt habe ich aus versehen schon gepostet, ich wollte doch noch was schreiben...

- Im ersten Bild sieht man das Energiespektrum, überlagert mit dem einen Tag zuvor aufgenommenen Untergrund (in grün). Es stechen 6 Peaks hervor bei den Energien von ca.  12, 37, 48 , 78, 91, 103 keV.

- Diese Peaks wurden im Prinzip in ein paar Sekunden akkumuliert, wie man am Log-Screen ganz unten für einen der Peaks sieht. Dort wurden zwischen 16:56:37 und 16:56:41 Zählraten von bis zu 29 kCPS gemessen.

- Der mittlere Plot zeigt den zeitlichen Verlauf der Ereignisse.

Was könnte das wohl sein?

Gigabecquerel

Hallo drkk und Willkommen im Forum!
Wenn ich raten müsste sind diese Peaks Elektromagnetische Interferenz, oder vielleicht ein Lichtleck.
Sieht dein gehäuse irgendwie beschädigt aus, oder warst du zu den Messungen irgendwo, wo viel Elektromagnetische Strahlung sein könnte?
Unter einer Oberspannungsleitung, einem Umspannwerk oder neben einem Teilchenbeschleuniger vielleicht?

Viele Grüße,
Lukas
Gammaspektroskopie, Proportional- und Halbleiterzähler!

drkk

Hallo Lukas,

danke für die schnelle Antwort!

Das Gerät scheint mir ok zu sein, da ich bei Messungen danach wieder das ganz normale Untergrundspektrum bekomme. Ich bin zwar in der Nähe sowohl von einem Teilchenbeschleuniger und dem dazugehörigen Umspannwerk, aber gestern bin ich daran vorbeigelaufen und hatte da keine erhöhte Rate. Eine Kollegin meinte, es könnte tatsächlich ein astronomischer Gamma-Burst sein, aber sowas sollte doch auch woanders registriert werden.

Interessanterweise habe ich gestern für ein paar Stunden das Dosimeter auf ein paar Uranglasperlen gelegt und bekomme da (neben einigen erwarteten aus der Uran-Zerfallsreihe) auch zwei Peaks bei 18 und 35 keV, die auch zu nix passen. Vielleicht sind das Gammas oder Betas mit starkem Schauer-Leakage?

Viele Grüße,
Klaus

Gigabecquerel

Ein GRB hätte nicht so definierte Linien, sondern er wär eher ein Kontinuum. Vorallem nicht im Niederenergetischen Bereich. Da die Peaks auch zeitlich sehr Begrenzt sind ist es unwahrscheinlich, dass du an einer Quelle vorbei gelaufen bist... ich sage das ist irgendeine Störung, die du dir eingefangen hast ;)

Was du beim U siehst kann ich nicht sicher sagen, aber bei dem Energiebreich würde ich drauf tippen, dass irgendwas im Röntgenbereich Fluoresziert, sei es etwas im Glas oder im Radiacode selber.
Denk dran, dass das teil kein Präzisionsgerät ist, sondern mehr ein Schätzeisen...
Wenn du da bist, wo ich denke, dann wirst du sicher irgendwo einen HPGe finden, auf den du deine sachen für ein paar stunden legen und dann spektren vergleichen kannst.

Viele Grüße,
Lukas
Gammaspektroskopie, Proportional- und Halbleiterzähler!

DL8BCN

Ich hatte etwas ähnliches, als mein Handy ganz dicht neben dem RadiaCode lag und plötzlich der Alarm am RC losging.
Das waren ganz klar HF Einstrahlungen durch das Smartphone.
Das war aber der RC101.
Ob der neuere RadiaCode eine bessere EMV Verträglichkeit hat, weiß ich nicht.

drkk

Das mit dem Smartphone als "Störsender" hatte ich auch schon als Hypothese. Das müsste dann aber doch reproduzierbar sein. Ich habe schon seit einiger Zeit die Teile nahe beeinander, und trotzdem ist das Phänomen noch nicht wieder aufgetreten. Das müsste man doch irgendwie auslösen können...

DL8BCN

Tatsächlich lässt sich das schlecht simulieren.
Das Handy sendet ja nicht permanent, sondern baut mit der Relaisstation (Handymast) eine Verbindung auf. Dazu gibt es eine Art Handshake bei der u.a. die Sendeleistung des Mobilgerätes ausgehandelt wird.
Ist der Mast dicht dran, sendet das Handy mit kleiner Leistung.
Ist man weit entfernt vom nächsten Funkmast dreht das Handy voll auf.
Daher hält der Akku bei mir auf dem Dorfe nicht so lang, wie in der Stadt.
Das ist jedenfalls mein Kenntnisstand.
Wenn man die Einstrahlfestigkeit von elektronischen Geräten testen will benötigt man daher eine EMV Messkabine, in der man eine definierte Feldstärke bei einer bestimmten Frequenz erzeugen kann.
Ich hatte den komischen Messfehler in Zusammenhang mit Smartphone tatsächlich auch nur ein Mal.


drkk

Ja, danke für Deine Erklärungen! Schade, ein astrophysikalisches Gamma-Ray-Burst-Ereignis wäre natürlich deutlich spektakulärer gewesen ...

Kermit

Zitat von: drkk am 12. September 2025, 17:04ein astrophysikalisches Gamma-Ray-Burst-Ereignis wäre natürlich deutlich spektakulärer gewesen ...

Das ist trotzdem nicht ganz ausgeschlossen :). Es kann auch ein "hot spot" gewesen sein, das nachzuweisen ist allerdings echt schwierig.

Lustig ist übrigens die KI von G...die schreibt zum HOT Spot Gammastrahlung:

Zitat:
"Ein Hotspot für Gammastrahlung bezieht sich in der Regel auf eine Quelle kosmischer Gammastrahlung, wie zum Beispiel ein Gammastrahlenausbruch (GRB) oder das "Gammaglühen" in Gewittern, das kurzzeitig eine hohe Intensität aufweist. Seltener kann der Begriff auch in der Medizin für eine stark verstrahlte Stelle in einem Patienten bei einer Strahlentherapie stehen"

Der Teil über die Medizin ist ein typisches Bsp für eine halluzinierende KI.